Zur Lage der Kirche – Frage 62

Meßorte mit geschärftem geistlichem Profil suchen


Don Michael Gurtner: Zur Lage der Kirche

Von Don Micha­el Gurtner*

Anzei­ge

Fra­ge: Was wäre eine Alter­na­ti­ve zur Pfarrei?

Ant­wort: Ursprüng­lich wur­den die Pfar­rei­en geschaf­fen, weil es auf einem rela­tiv klei­nen Gebiet vie­le Men­schen gab, die den­sel­ben Glau­ben teil­ten, die­sel­ben reli­giö­sen Bedürf­nis­se hat­ten und unter­ein­an­der in reli­giö­ser Hin­sicht recht ein­heit­lich waren. Dann macht es Sinn, ein grö­ße­res Gebiet in klei­ne­re pfarr­li­che Ein­hei­ten zu untergliedern.

Heu­te ist es jedoch anders: Die Men­schen sind mobi­ler, auch die Katho­li­ken unter­ein­an­der sind über­aus unter­schied­lich in ihren reli­giö­sen Ansich­ten sowie in ihren geist­li­chen Bedürf­nis­sen. Es besteht kaum noch eine Ein­heit­lich­keit unter ihnen. Folg­lich wird auch die Pfar­rei meist zu einem Gemisch aus pro­fil­lo­sen, fla­chen Kom­pro­mis­sen, zu einem behä­bi­gen Kon­glo­me­rat der klein­sten gemein­sa­men Nenner.

Für die Gläu­bi­gen, denen es tat­säch­lich an einem ernst­haf­ten geist­li­chen Leben gele­gen ist, emp­fiehlt es sich meist, nicht in die eher fla­chen Pfar­rei­en zu gehen, son­dern Orte mit einem geschärf­ten geist­li­chen Pro­fil auf­zu­su­chen, wo sie noch jene Nah­rung für die See­le fin­den, die sie suchen. Das kön­nen bei­spiels­wei­se auch klei­ne­re pri­vat betreu­te Kapel­len, klei­ne­re Wall­fahrts­or­te oder auch ein Prio­rat der Prie­ster­bru­der­schaft St. Pius X. sein.

Die­se Ent­wick­lun­gen sind, wie gesagt, all­ge­mein, d. h. bei­na­he über­all anzu­tref­fen, und das fällt auch den jun­gen und älte­ren Män­nern auf, die mit dem Gedan­ken spie­len, Prie­ster zu wer­den – und schreckt sie meist eher ab, beson­ders weil es so gut wie sicher ist, daß sie in einem Umfeld wir­ken sol­len, wo Geist­lich­keit nicht erwünscht ist. Sie kön­nen in einer Pfar­rei nicht jene Frucht brin­gen, die sie woan­ders brin­gen könn­ten. Sie ver­su­chen unter gro­ßer Mühe dort zu säen, wo die Saat nicht auf­ge­hen kann. Eine Erkennt­nis, wel­che für den Prie­ster­nach­wuchs gewiß nicht för­der­lich ist. Des­halb soll­te auch das Ver­hält­nis Pfar­rer – Pfar­rei von Grund neu gedacht und auch neu gere­gelt werden.

*Mag. Don Micha­el Gurt­ner ist ein aus Öster­reich stam­men­der Diö­ze­san­prie­ster, der in der Zeit des öffent­li­chen (Coro­na-) Meß­ver­bots die­sem wider­stan­den und sich gro­ße Ver­dien­ste um den Zugang der Gläu­bi­gen zu den Sakra­men­ten erwor­ben hat. Die aktu­el­le Kolum­ne erscheint jeden Samstag.


Das Buch zur Rei­he: Don Micha­el Gurt­ner: Zur Lage der Kir­che, Selbst­ver­lag, 2023, 216 Seiten.


Bis­her erschienen:

Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

2 Kommentare

Kommentare sind deaktiviert.