Zur Lage der Kirche – Frage 24

Wie steht es um die kirchliche Aus- und Weiterbildung?


Don Gurtner Zur Lage der Kirche

Von Don Micha­el Gurtner*

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Fra­ge: Woher kommt aber die­se Entwicklung?

Ant­wort: Zum einen Teil ist das sicher so gewollt. Es gibt nicht weni­ge Leu­te, die für die Kir­che arbei­ten im Sin­ne, daß sie direkt oder indi­rekt bei die­ser ange­stellt sind, aber mit dem, was die Kir­che eigent­lich aus­macht und was sie immer ver­trat und wei­ter­hin ver­tre­ten müß­te, nichts mehr anfan­gen kön­nen. Sie den­ken eben anders und glau­ben etwas ande­res. Das ist ein bedeu­ten­der Teil des Pro­blems und damit auch der gegen­wär­ti­gen Kir­chen­kri­se: das eige­ne Personal.

Dann muß man aber auch den zwei­ten Teil sehen, und das ist die heu­ti­ge theo­lo­gi­sche Aus­bil­dung. Man muß nur beden­ken, wie kirch­li­che Aus- und Wei­ter­bil­dun­gen aus­se­hen und auf wel­chem Niveau sie sich oft­mals bewe­gen. Das kann kein nor­mal den­ken­der Mensch mehr wirk­lich ernst neh­men. Oft­mals kommt man sich bei kirch­li­chen Tagun­gen und („Bildungs“-)Veranstaltungen wirk­lich wie in den Kin­der­gar­ten oder die Volks­schu­le zurück­ver­setzt vor, es wird vie­les sehr spie­le­risch dar­ge­bo­ten, was oft­mals aber mit einer sub­ti­len psy­cho­lo­gi­schen Mani­pu­la­ti­on ver­bun­den ist, so wie es eigent­lich für Sek­ten typisch ist. Sek­ten­tum ist auch inner­halb der Kir­che zu einem mas­si­ven, wenn auch meist tot­ge­schwie­ge­nen Pro­blem gewor­den. Das Gesamt­bild, das die „moder­ne Kir­che“ heu­te abgibt, ist ein­fach kein ratio­na­les und von Glau­bens­über­zeu­gun­gen getra­ge­nes mehr, son­dern wirkt meist sehr skur­ril, befremd­lich und nicht mehr ganz nor­mal. Das gilt übri­gens teil­wei­se auch für lit­ur­gi­sche Din­ge. Indem die Kir­che sich betont modern und ver­heu­tigt gibt, wird sie eigent­lich nur noch bizarr und lächerlich.

Kei­ne Fach­ta­gun­gen von Medi­zi­nern, Juri­sten, Wirt­schafts­leu­ten oder Natur­wis­sen­schaft­lern wür­den sich in einen Kreis set­zen, in des­sen Mit­te irgend­wel­che Stei­ne, Holz­stümp­fe, Ker­zen, Baum­rin­den, bun­te Tücher oder son­sti­ge Gegen­stän­de lie­gen, und mit selt­sam-bizar­ren Vor­stell­spie­len begin­nen, die aus der Kin­der­gar­ten­päd­ago­gik zu ent­stam­men schei­nen. So etwas ist ein­fach nicht nor­mal, nimmt den rei­fen Men­schen nicht ernst, und kann folg­lich auch durch die Men­schen selbst nicht mehr ernst genom­men wer­den, die das mit­ma­chen müs­sen (meist hat man ja kei­ne ande­re Wahl), oder die sonst davon Kennt­nis erhal­ten. Selbst die Lit­ur­gie wird mehr und mehr zu einer Akti­ons­lit­ur­gie, die als men­schen­zen­trier­ter Aus­druck eines per­sön­li­chen Befind­lich­keits­zu­stan­des, wie es oft der Fall ist, eigent­lich auch kei­ne Lit­ur­gie mehr ist. Ähn­li­ches lie­ße sich auch über die Pre­digt sagen – gera­de dort, wo sie beson­ders „aus­ge­ar­bei­tet“, „zeit­ge­mäß“ und „nah bei den Leu­ten“ sein möch­te. Das Gegen­teil ist dann meist der Fall. All das sind letzt­lich viel eher Zer­falls­er­schei­nun­gen als Auf­brü­che. Das Gan­ze beginnt im Kin­des­al­ter, wenn sie auf die Sakra­men­te vor­be­rei­tet wer­den, und zieht sich hin bis in die aka­de­mi­sche Ausbildung.

*Mag. Don Micha­el Gurt­ner ist ein aus Öster­reich stam­men­der Diö­ze­san­prie­ster, der in der Zeit des öffent­li­chen Meß­ver­bots die­sem wider­stan­den und sich gro­ße Ver­dien­ste um den Zugang der Gläu­bi­gen zu den Sakra­men­ten erwor­ben hat. Die aktu­el­le Kolum­ne erscheint jeden Samstag.


Das Buch zur Rei­he: Don Micha­el Gurt­ner: Zur Lage der Kir­che, Selbst­ver­lag, 2023, 216 Seiten.


Bis­her erschienen:

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