Zur Lage der Kirche – Frage 41

Wieviel Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils braucht es?


Don Michael Gurtner Zur Lage der Kirche

Von Don Micha­el Gurtner*

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Fra­ge: Ist eine posi­ti­ve Hal­tung zum Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil wirk­lich not­wen­dig, um katho­lisch zu sein, wie man­che betonen?

Ant­wort: Die „Annah­me des Zwei­ten Vati­ka­nums“ wird sehr betont, wenn­gleich nicht ganz klar ist, was dies genau bedeu­ten soll. Muß man es als for­mal gül­ti­ges Kon­zil aner­ken­nen? Oder in dem Rang, den es sich selbst zuschrieb? Oder muß man jedem ein­zel­nen Satz im Glau­ben zustim­men? Was genau damit gemeint ist, bleibt unklar.

Außer­dem ist es reich­lich befremd­lich, daß man aus­ge­rech­net das Vati­ka­num II zum Ent­schei­dungs­kri­te­ri­um erhe­ben will, ob jemand katho­lisch ist oder nicht, wäh­rend man sel­bi­ges für ande­re Kon­zi­li­en nicht ver­langt. War­um aus­ge­rech­net das Zwei­te Vati­ka­num? Ich habe nie gehört, daß man gefragt wur­de, ob man das Kon­zil von Kon­stanz oder das drit­te Kon­stan­ti­no­po­li­ta­num aner­ken­nen wür­de. Wenn jemand sagt, er hiel­te das Kon­zil von Tri­ent für über­holt und nicht jede sei­ner Aus­sa­gen für ver­bind­lich, so wür­de nie­man­dem dar­aus ein Pro­blem ent­ste­hen oder das Katho­lisch­sein abge­spro­chen, ganz im Gegen­teil: Es wäre Zustim­mung zu erwar­ten. War­um dann also aus­ge­rech­net das Zwei­te Vati­ka­num? Es las­sen sich in jedem ein­zel­nen der 21 öku­me­ni­schen Kon­zi­le Aus­sa­gen nach­wei­sen, die (zu Recht oder auch zu Unrecht) heu­te abge­lehnt wer­den. Das jüng­ste Kon­zil soll­te da eine Aus­nah­me sein?

Auch ist es de fac­to kein Pro­blem mehr in der katho­li­schen Kir­che, selbst die fun­da­men­tal­sten Dog­men und Glau­bens­sät­ze zu bezwei­feln und zu leug­nen: Die Jung­frau­en­geburt, die Leh­re über Höl­le und Teu­fel, die Wun­der­ta­ten Jesu, die Real­prä­senz und die Gott­heit Jesu Chri­sti und sei­ne leib­li­che Auf­er­ste­hung oder die hier­ar­chi­sche Ver­faßt­heit der katho­li­schen Kir­che sind nur eini­ge Bei­spie­le, die heu­te sogar in den höch­sten Rän­gen geleug­net oder bezwei­felt wer­den. Nur das jüng­ste Kon­zil scheint aus­schließ­lich aus unum­stöß­li­chen Glau­bens­wahr­hei­ten zu bestehen. Wes­halb gera­de dort so ein Eifer, wäh­rend alles ande­re egal gewor­den zu sein scheint? Oder besteht gar ein Zusam­men­hang in dem Sin­ne, daß durch das jüng­ste Kon­zil ein neu­er Glau­be und eine neue, ande­re Kir­che eta­bliert wer­den sollten?

Ehr­lich gestan­den muß ich sagen, daß für mich und mei­nen Glau­ben das Zwei­te Vati­ka­num kei­ne Rol­le spielt. Ich hof­fe, es hat mich in mei­nen Glau­bens­in­hal­ten nicht beein­flußt, und mein Glau­be ent­spricht noch dem von vor 100 oder 300 Jah­ren. Ich gehö­re also defi­ni­tiv nicht zu den­je­ni­gen, die dank­bar sind für das Zwei­te Vati­ka­num oder des­sen Inhal­ten zustim­men. Wenn man das­sel­be glaubt wie es 1950 oder 1750 ver­langt wur­de, um als katho­lisch zu gel­ten, dann ist man auch noch 2050 katho­lisch, wenn man das­sel­be glaubt.

Für mich sel­ber wür­de ich also sagen: Ich „neh­me das Kon­zil an“ a) als histo­ri­sches Fak­tum und b) in dem nied­ri­gen Rang eines Pasto­ral­kon­zils, den es sich selbst zuge­schrie­ben hat.

Ich wür­de aber nicht sagen daß ich es für ein gutes Kon­zil hal­te, auch tei­le ich nicht alle sei­ne Aus­sa­gen, und das, was oder wie ich glau­be, ist nicht im gering­sten vom Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil beein­flußt. Sehr vie­les an die­sem Kon­zil muß auch neu dis­ku­tiert und kor­ri­giert wer­den. Das zu sagen, und es auch offen zu sagen und nicht nur lei­se in die vor­ge­hal­te­ne Hand hin­ein­ge­flü­stert, muß end­lich eine kirch­li­che Akzep­tanz erfahren.

*Mag. Don Micha­el Gurt­ner ist ein aus Öster­reich stam­men­der Diö­ze­san­prie­ster, der in der Zeit des öffent­li­chen Meß­ver­bots die­sem wider­stan­den und sich gro­ße Ver­dien­ste um den Zugang der Gläu­bi­gen zu den Sakra­men­ten erwor­ben hat. Die aktu­el­le Kolum­ne erscheint jeden Samstag.


Das Buch zur Rei­he: Don Micha­el Gurt­ner: Zur Lage der Kir­che, Selbst­ver­lag, 2023, 216 Seiten.


Bis­her erschienen:

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1 Kommentar

  1. Mei­ner Ansicht nach müs­sen alle Tex­te zum Moham­me­da­nis­mus geän­dert wer­den. Ich glau­be nicht, daß der moham­me­da­ni­sche Allah der Schöp­fer der Welt und damit der Vater Jesu Chri­sti ist. Der moham­me­da­ni­sche Allah, Moham­med und der Koran haben mit dem drei­fal­ti­gen Gott Vater, Sohn und Hei­li­ger Geist und der Bibel nichts gemein­sam – und das sehen die Moham­me­da­ner genau­so. Das christ­li­che Abend­land hat­te noch das rich­ti­ge Ver­ständ­nis vom Moham­me­da­nis­mus, der woke „Wer­te-Westen“ hofiert den Moham­me­da­nis­mus, denn er ist Part­ner bei der Zer­stö­rung der ehe­mals christ­li­chen Länder.

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