
Von Don Michael Gurtner*
Frage: Das erfordert aber eine größere Eigenständigkeit der Gläubigen…
Antwort: Das auf jeden Fall, weil die Kirche momentan sozusagen aussetzt und nicht mehr überall ihrem Auftrag nachkommt, den sie von Christus erhalten hat, nämlich die Ausbreitung der Wahrheit, die immer und einzig seine Wahrheit ist. Wo nach und nach alle Glaubenssätze umgedeutet und verändert werden, dort bleiben die Gläubigen auf sich allein gestellt und müssen die mageren Zeiten sozusagen selbst überbrücken. Doch genau das will man eigentlich nicht in der Kirche: Einerseits spricht man immer von der „Mündigkeit der Laien“, jedoch nur dort, wo es darum geht, gewisse liberale Neuerungen durchzusetzen. Auf der anderen Seite beobachtet man, daß es gar nicht mehr so willkommen ist, wenn Gläubige selber denken und beispielsweise die heilige Kuh der Kirche, nämlich das Zweite Vatikanum, sowie ihr heiliges goldenes Kalb, nämlich die Liturgiereform, zu hinterfragen. In diesem Falle kann der synodale Klerus plötzlich sehr autoritär werden und beginnt mit selbstgefälliger klerikaler Präpotenz auf den Laien und deren katholischem Glauben rumzutrampeln, indem er sie wie Verrückte und religiös Wahnsinnige behandelt. Plötzlich werden strenge und rigide Regeln, Verbote und Verpflichtungen aufgestellt, wo man ansonsten doch die Bastionen schleifen wollte. Dagegen dürfen und müssen sich die Gläubigen wehren und sich eigenständig organisieren, notfalls auch ohne Priester, die letztlich nur Mittel zum Zweck sind. Doch wenn sie ihren Zweck nicht mehr erfüllen, so muß es auch ohne sie gehen. Obwohl ich selbst dem Klerikerstand angehöre, und das mit großer Freude und inniger Dankbarkeit, sage ich aus eigener Erfahrung (denn ich kenne ja meine Kollegen) den Gläubigen oft und eindringlich: Traue zunächst einmal keinem Kleriker! Prüfe! Aufgrund der Lage des Klerus müssen die Laien heute sehr selbständig sein und sich selbst darum sorgen, den rechten katholischen Glauben zu bewahren und weiterzutradieren, denn was heute vom Klerus kommt, ist nicht selten viel zu unsicher.
*Mag. Don Michael Gurtner ist ein aus Österreich stammender Diözesanpriester, der in der Zeit des öffentlichen Meßverbots diesem widerstanden und sich große Verdienste um den Zugang der Gläubigen zu den Sakramenten erworben hat. Die aktuelle Kolumne erscheint jeden Samstag.
Das Buch zur Reihe: Don Michael Gurtner: Zur Lage der Kirche, Selbstverlag, 2023, 216 Seiten.
Bisher erschienen:
- Zur Lage der Kirche – eine neue Kolumne
- Zur Lage der Kirche – Frage 1
- Zur Lage der Kirche – Frage 2
- Zur Lage der Kirche – Frage 3
- Zur Lage der Kirche – Frage 4
- Zur Lage der Kirche – Frage 5
- Zur Lage der Kirche – Frage 6
- Zur Lage der Kirche – Frage 7
- Zur Lage der Kirche – Frage 8
- Zur Lage der Kirche – Frage 9
- Zur Lage der Kirche – Frage 10
- Zur Lage der Kirche – Frage 11
- Zur Lage der Kirche – Frage 12
- Zur Lage der Kirche – Frage 13
- Zur Lage der Kirche – Frage 14
- Zur Lage der Kirche – Frage 15
- Zur Lage der Kirche – Frage 16
- Zur Lage der Kirche – Frage 17
- Zur Lage der Kirche – Frage 18
- Zur Lage der Kirche – Frage 19
- Zur Lage der Kirche – Frage 20
- Zur Lage der Kirche – Frage 21
- Zur Lage der Kirche – Frage 22
- Zur Lage der Kirche – Frage 23
- Zur Lage der Kirche – Frage 24
- Zur Lage der Kirche – Frage 25
- Zur Lage der Kirche – Frage 26
- Zur Lage der Kirche – Frage 27
- Zur Lage der Kirche – Frage 28
- Zur Lage der Kirche – Frage 29
- Zur Lage der Kirche – Frage 30
- Zur Lage der Kirche – Frage 31
- Zur Lage der Kirche – Frage 32
- Zur Lage der Kirche – Frage 33
- Zur Lage der Kirche – Frage 34
- Zur Lage der Kirche – Frage 35
- Zur Lage der Kirche – Frage 36
„Aufgrund der Lage des Klerus müssen die Laien heute sehr selbständig sein und sich selbst darum sorgen, den rechten katholischen Glauben zu bewahren und weiterzutradieren, denn was heute vom Klerus kommt, ist nicht selten viel zu unsicher.“
Alleine schafft das keiner. Aber mit Hilfe der Allerseligsten Jungfrau ist nichts unmöglich. In dieser Zeit sollten wir alle theologischen Schriften ( besonders von den modernen Theologen ) gegen den Rosenkranz austauschen. Der Triumph über die Verwirrung die sonst nicht aufzuhalten ist, wird kommen.
Per Mariam ad Christum.