Von Don Michael Gurtner*
Frage: Und wie sollten die Katholiken darauf reagieren?
Antwort: Die Katholiken müssen gut aufpassen, nicht ungewollt zu Mitschwimmern zu werden. Die Gefahr ist groß, sich von einem Sog nach unten mitreißen zu lassen. Heute ist es leider nicht mehr möglich, den Klerikern einen Vertrauensvorschuß entgegenzubringen und zu sagen: „Die werden es schon recht wissen und uns sagen, wie es ist“. Das war ein fataler Fehler der vergangenen Jahrzehnte, der schamlos ausgenutzt wurde und nach wie vor wird und durch den man vieles zerstört hat.
Während des Lockdowns wurden in manchen Gegenden den Gläubigen die konsekrierten Hostien in Kuverts oder Schächtelchen in den Briefkasten gelegt, oder hinten in der Kirche auf einem Tisch zur Mitnahme und Selbstkonsumation aufgelegt. Das ist nicht nur skandalös, sondern auch ein Alarmzeichen, wie schlimm es um die katholische Kirche mittlerweile bestellt ist. Bestimmt haben viele Gläubige auch gutmeinend gehandelt. Die Verantwortung liegt hier eben viel eher bei den Kirchenverantwortlichen und in der Ausbildung. Aber was hier vermittelt wird, ist, daß es bei der Hl. Messe nicht um die Darbringung des Opfers geht, sondern um das Essen einer Hostie, eben als gemeinschaftliches Mahl, das uns alle eint. Das aber ist bei weitem nicht mehr katholisch! Hier muß auch der Laie gegenüber der kirchlichen Autorität sagen: „Nein, das stimmt nicht, ich weiß es besser!“ Nicht alles, was ein Kleriker sagt, ist auch schon richtig!
Ein ganz ähnliches Beispiel ist mir von einem kanadischen Astronauten bekannt: Er ist ein Konvertit und praktizierender, frommer Katholik. Und als solchen störte es ihn natürlich, während seiner Weltraummissionen nicht an der heiligen Sonntagsmesse teilnehmen zu können. Also bat er seinen Pfarrer (und dieser dann seinen Bischof), sich ausreichend konsekrierte Hostien auf die ISS mitnehmen zu dürfen, um an Sonntagen sowie zu anderen besonderen Anlässen „eine Hostie essen“ zu können. Gerne wurde ihm die Erlaubnis erteilt.
Ohne Zweifel sind die Intentionen richtig und entstammen einer frommen Gesinnung sowie dem Wunsch, den Glauben auch zu praktizieren. Das ist als Grundgesinnung höchst löblich und vom Ansinnen her auch zu würdigen. Doch man hätte ihm sagen müssen, daß man sich das Sakrament nicht selbst spenden kann, daß es wichtig ist, dieses zu empfangen, und daß es nicht einfach darauf ankommt, wöchentlich „eine Hostie zu essen“ und es damit getan ist, sondern daß „Kommunizieren“ eben etwas ganz anderes ist, als „eine Hostie essen“. Es kommt auf die Heilige Messe an, nicht auf den Konsum einer Hostie!
Es kann mehr wert und geistlich fruchtbarer sein, aus Liebe und Ehrfurcht vor dem eucharistischen Heiland auf den realen Empfang zu verzichten, wenn die Umstände nicht dementsprechend sind.
*Mag. Don Michael Gurtner ist ein aus Österreich stammender Diözesanpriester, der in der Zeit des öffentlichen Meßverbots diesem widerstanden und sich große Verdienste um den Zugang der Gläubigen zu den Sakramenten erworben hat. Die aktuelle Kolumne erscheint jeden Samstag.
Das Buch zur Reihe: Don Michael Gurtner: Zur Lage der Kirche, Selbstverlag, 2023, 216 Seiten.
Bisher erschienen:
- Zur Lage der Kirche – eine neue Kolumne
- Zur Lage der Kirche – Frage 1
- Zur Lage der Kirche – Frage 2
- Zur Lage der Kirche – Frage 3
- Zur Lage der Kirche – Frage 4
- Zur Lage der Kirche – Frage 5
- Zur Lage der Kirche – Frage 6
- Zur Lage der Kirche – Frage 7
- Zur Lage der Kirche – Frage 8
- Zur Lage der Kirche – Frage 9
- Zur Lage der Kirche – Frage 10
- Zur Lage der Kirche – Frage 11
- Zur Lage der Kirche – Frage 12
- Zur Lage der Kirche – Frage 13
- Zur Lage der Kirche – Frage 14
- Zur Lage der Kirche – Frage 15
- Zur Lage der Kirche – Frage 16
- Zur Lage der Kirche – Frage 17
- Zur Lage der Kirche – Frage 18
- Zur Lage der Kirche – Frage 19
- Zur Lage der Kirche – Frage 20
- Zur Lage der Kirche – Frage 21
- Zur Lage der Kirche – Frage 22
- Zur Lage der Kirche – Frage 23
- Zur Lage der Kirche – Frage 24
- Zur Lage der Kirche – Frage 25
- Zur Lage der Kirche – Frage 26
- Zur Lage der Kirche – Frage 27