Zur Lage der Kirche – Frage 28


Don Michael Gurtner: Zur Lage der Kirche

Von Don Micha­el Gurtner*

Fra­ge: Und wie soll­ten die Katho­li­ken dar­auf reagieren?

Ant­wort: Die Katho­li­ken müs­sen gut auf­pas­sen, nicht unge­wollt zu Mit­schwim­mern zu wer­den. Die Gefahr ist groß, sich von einem Sog nach unten mit­rei­ßen zu las­sen. Heu­te ist es lei­der nicht mehr mög­lich, den Kle­ri­kern einen Ver­trau­ens­vor­schuß ent­ge­gen­zu­brin­gen und zu sagen: „Die wer­den es schon recht wis­sen und uns sagen, wie es ist“. Das war ein fata­ler Feh­ler der ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­te, der scham­los aus­ge­nutzt wur­de und nach wie vor wird und durch den man vie­les zer­stört hat.

Wäh­rend des Lock­downs wur­den in man­chen Gegen­den den Gläu­bi­gen die kon­se­krier­ten Hosti­en in Kuverts oder Schäch­tel­chen in den Brief­ka­sten gelegt, oder hin­ten in der Kir­che auf einem Tisch zur Mit­nah­me und Selbst­kon­su­ma­ti­on auf­ge­legt. Das ist nicht nur skan­da­lös, son­dern auch ein Alarm­zei­chen, wie schlimm es um die katho­li­sche Kir­che mitt­ler­wei­le bestellt ist. Bestimmt haben vie­le Gläu­bi­ge auch gut­mei­nend gehan­delt. Die Ver­ant­wor­tung liegt hier eben viel eher bei den Kir­chen­ver­ant­wort­li­chen und in der Aus­bil­dung. Aber was hier ver­mit­telt wird, ist, daß es bei der Hl. Mes­se nicht um die Dar­brin­gung des Opfers geht, son­dern um das Essen einer Hostie, eben als gemein­schaft­li­ches Mahl, das uns alle eint. Das aber ist bei wei­tem nicht mehr katho­lisch! Hier muß auch der Laie gegen­über der kirch­li­chen Auto­ri­tät sagen: „Nein, das stimmt nicht, ich weiß es bes­ser!“ Nicht alles, was ein Kle­ri­ker sagt, ist auch schon richtig!

Ein ganz ähn­li­ches Bei­spiel ist mir von einem kana­di­schen Astro­nau­ten bekannt: Er ist ein Kon­ver­tit und prak­ti­zie­ren­der, from­mer Katho­lik. Und als sol­chen stör­te es ihn natür­lich, wäh­rend sei­ner Welt­raum­mis­sio­nen nicht an der hei­li­gen Sonn­tags­mes­se teil­neh­men zu kön­nen. Also bat er sei­nen Pfar­rer (und die­ser dann sei­nen Bischof), sich aus­rei­chend kon­se­krier­te Hosti­en auf die ISS mit­neh­men zu dür­fen, um an Sonn­ta­gen sowie zu ande­ren beson­de­ren Anläs­sen „eine Hostie essen“ zu kön­nen. Ger­ne wur­de ihm die Erlaub­nis erteilt.

Ohne Zwei­fel sind die Inten­tio­nen rich­tig und ent­stam­men einer from­men Gesin­nung sowie dem Wunsch, den Glau­ben auch zu prak­ti­zie­ren. Das ist als Grund­ge­sin­nung höchst löb­lich und vom Ansin­nen her auch zu wür­di­gen. Doch man hät­te ihm sagen müs­sen, daß man sich das Sakra­ment nicht selbst spen­den kann, daß es wich­tig ist, die­ses zu emp­fan­gen, und daß es nicht ein­fach dar­auf ankommt, wöchent­lich „eine Hostie zu essen“ und es damit getan ist, son­dern daß „Kom­mu­ni­zie­ren“ eben etwas ganz ande­res ist, als „eine Hostie essen“. Es kommt auf die Hei­li­ge Mes­se an, nicht auf den Kon­sum einer Hostie!

Es kann mehr wert und geist­lich frucht­ba­rer sein, aus Lie­be und Ehr­furcht vor dem eucha­ri­sti­schen Hei­land auf den rea­len Emp­fang zu ver­zich­ten, wenn die Umstän­de nicht dem­entspre­chend sind.

*Mag. Don Micha­el Gurt­ner ist ein aus Öster­reich stam­men­der Diö­ze­san­prie­ster, der in der Zeit des öffent­li­chen Meß­ver­bots die­sem wider­stan­den und sich gro­ße Ver­dien­ste um den Zugang der Gläu­bi­gen zu den Sakra­men­ten erwor­ben hat. Die aktu­el­le Kolum­ne erscheint jeden Samstag.


Das Buch zur Rei­he: Don Micha­el Gurt­ner: Zur Lage der Kir­che, Selbst­ver­lag, 2023, 216 Seiten.


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