Zur Lage der Kirche – Frage 29


Don Michael Gurtner: Zur Lage der Kirche

Von Don Micha­el Gurtner*

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Fra­ge: Was ist in solch einer Situa­ti­on zu tun, um dem entgegenzuwirken?

Ant­wort: Ich wür­de den Katho­li­ken von heu­te drin­gendst raten, sich selbst emsig zu bil­den. Dabei soll­ten sie sich schwer­punkt­mä­ßig dar­um mühen, ganz beson­ders den eucha­ri­sti­schen Glau­ben in sich zu stär­ken (und zwar so, wie er stets von der Tra­di­ti­on der Kir­che gelehrt wur­de!). Denn hier ist das Zen­trum gele­gen, von dem aus sich alles ande­re dann wie­der recht ent­wickeln kann, was im argen liegt. Aber wenn es im Zen­trum hapert, dann kann auch alles ande­re nicht abheilen.

Des­halb müs­sen die Gläu­bi­gen in einem gewis­sen Sin­ne eine Eigen­stän­dig­keit gegen­über dem Kle­rus ent­wickeln, wo die­ser selbst sich vom tra­di­tio­nell Katho­li­schen abge­setzt hat. Wir glau­ben an Chri­stus, nicht an den Pfar­rer, Bischof oder Papst! Denn etwas ist ja nicht des­halb schon katho­lisch, weil es der Kaplan, der Pfarr­herr oder der Bischof so sagt, son­dern es ist umge­kehrt: Katho­lisch ist etwas dann, und nur des­halb, weil es von Chri­stus her kommt. Und das ist es, was der Kle­rus dann die Gläu­bi­gen in Pre­digt und Kate­che­se leh­ren, und die­se umge­kehrt im Glau­ben, d. h. in der wil­lent­li­chen Zustim­mung des Ver­stan­des zur geof­fen­bar­ten Wahr­heit Got­tes anneh­men müssen. 

Nicht also weil es vom Kle­rus kommt, son­dern weil es vom Vater durch den Sohn geof­fen­bart ist. Und nur was und weil es von Chri­stus kommt, muß es der Kle­rus auch pre­di­gen. Somit tref­fen sich der Kle­ri­ker und die Lai­en im Glau­ben Jesu Chri­sti, und nicht, wie es heu­te viel­leicht mehr denn je der Fall ist, die Lai­en im Glau­ben des Kle­rus und der Theo­lo­gen. Da ist eini­ges schwer durch­ein­an­der­ge­kom­men in den ver­gan­ge­nen Jahr­zehn­ten, und dem müs­sen sich die Lai­en ver­weh­ren. Sie müs­sen wirk­lich auf­pas­sen und Sor­ge tra­gen, katho­lisch zu blei­ben, und sich nicht von ihren Hir­ten unge­wollt in eine ande­re Kir­che füh­ren zu las­sen, die zwar sozu­sa­gen noch die alte Beschrif­tung hat, aber inner­lich eigent­lich gar nicht mehr die katho­li­sche Kir­che ist.

Die besorg­te Fra­ge nicht weni­ger gläu­bi­ger Katho­li­ken ist lei­der durch­aus berech­tigt: Ist die katho­li­sche Kir­che noch die­sel­be katho­li­sche Kir­che, oder hat man uns nicht still­schwei­gend in eine neue, ande­re Kir­che über­ge­führt, sozu­sa­gen still und heim­lich über Nacht umge­sie­delt? Die­se Zwei­fel müs­sen wir als Kle­rus ernst neh­men und ehr­lich ange­hen, und die Gläu­bi­gen müs­sen ange­sichts der aktu­el­len Sach­la­ge ler­nen, sozu­sa­gen „ent­wöhnt“ zu sein: Sie müs­sen sich not­falls, geist­lich gespro­chen, selbst ernäh­ren kön­nen, auf eige­nen Bei­nen ste­hen und vom Kle­rus unab­hän­gi­ge Ent­schei­dun­gen tref­fen, wenn der Kle­rus sozu­sa­gen ausläßt.

*Mag. Don Micha­el Gurt­ner ist ein aus Öster­reich stam­men­der Diö­ze­san­prie­ster, der in der Zeit des öffent­li­chen Meß­ver­bots die­sem wider­stan­den und sich gro­ße Ver­dien­ste um den Zugang der Gläu­bi­gen zu den Sakra­men­ten erwor­ben hat. Die aktu­el­le Kolum­ne erscheint jeden Samstag.


Das Buch zur Rei­he: Don Micha­el Gurt­ner: Zur Lage der Kir­che, Selbst­ver­lag, 2023, 216 Seiten.


Bis­her erschienen:

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