Von Don Michael Gurtner*
Frage: Wie sieht die Lage in den theologischen Fakultäten aus?
Antwort: Auch und gerade an den theologischen Fakultäten wird nicht mehr das nötige Rüstzeug vermittelt. Es gibt zwar noch einzelne gute Professoren, die den katholischen Glauben gediegen, gründlich und vollumfänglich vermitteln, aber das sind heute wirklich Einzelfälle und werden meist auch nicht mehr ebenbürtig nachbesetzt. Die guten Leute mit einer gesunden katholischen Sicht der Dinge, deren Theologie wirklich aus einer Übertragung des Glaubens in das Leben entstammt, haben heute einfach keine Chance mehr. Theologie ist eigentlich von ihrem Potential her ein sehr umfassendes Fachgebiet, das in viele andere Fächer hineinreicht: von der Juristerei begonnen über Kunst- und Profangeschichte, Altphilologie, Musik, Archäologie bis ganz besonders auch zum naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich, der viele Verbindungen aufweist, die leider oftmals zu wenig wahrgenommen werden. Theologie war in längst vergangenen Jahrzehnten einmal ein hochspannendes Studienfach, das eine ungemeine Allgemein- und Fachbildung vermittelte und das Denker hervorbrachte, welches die Welt und die Menschen wirklich weitergebracht haben. Denken wir nur an die vielen tiefen Einsichten, die wir den großen Theologen vergangener Jahrhunderte verdanken, oder die vielen Erfindungen und Entdeckungen aus dem profanen Bereich, die aus den Klöstern und dem Klerus hervorgingen. Das war möglich, weil damals noch ein wirkliches Interesse für Wahrheit in ihrem unverkürzten Umfang vorhanden war. Dieses Fundament ist heute weitestgehend weggebrochen, und es wird nicht einmal mehr nach der theologischen Wahrheit gestrebt und geforscht. Im Gegenteil, die Existenz einer absoluten, dem Menschen in der Erkenntnis zugänglichen Wahrheit wird mehrheitlich sogar als zu überheblich und eingebildet per se abgelehnt. Damit führt sich aber auch die Theologie selbst ad absurdum, wenn sie nicht mehr nach der Wahrheit Gottes forscht und diese vielleicht sogar von vorneherein ablehnt.
Und das macht sich auch im akademischen Milieu bemerkbar: Die Theologie als akademisches Studienfach ist mehrheitlich zu einem niveaubefreiten reinen Plauderfach verkommen, und die akademischen Abschlüsse sind nicht mehr viel wert. Es wird von vielen Professoren nichts Gehaltvolles mehr geboten, aber auch nichts mehr verlangt. Das Niveau der theologischen Fakultäten ist heute teilweise so dermaßen tief gesunken, daß man eigentlich ehrlich eingestehen muß, daß die Mitgliedschaft der Theologie im Kanon der akademischen Universitätsfächer vielerorts nicht mehr gerechtfertigt ist. Deshalb ist es wirklich nur verständlich, wenn andere Disziplinen die Theologen nicht mehr ernst nehmen und mit vollem Recht feststellen, daß die staatlichen Subventionen der theologischen Fakultäten anderen Forschungsprojekten die finanziellen Mittel wegnehmen. Vor dem Hintergrund der mangelnden akademischen Qualität ist dies wirklich nachvollziehbar und ein begründeter Vorwurf der profanen, aber ernsthafteren und seriöseren Studiengänge.
Wie es um das Niveau des Denkens der theologischen Akademiker heute zumeist bestellt ist, läßt sich leicht anhand der zahlreichen Wortmeldungen vieler Kleriker und Professoren nachprüfen, die man regelmäßig in den Medien lesen kann. Man redet zu viel über persönliche Befindlichkeiten und subjektive Wunschvorstellungen, anstatt die Sachfragen auf ihren objektiven Gehalt hin zu befragen. Viele theologische Akademiker, auch zahlreiche doctores theologiae, sind ganz offensichtlich dazu gar nicht mehr in der Lage. Daß die finanziellen Mittel, die für die theologischen Fakultäten aufgewendet werden, reine Geldverschwendung sind, erkennt man aus der Gegenüberstellung der Investitionen und dem Bildungsstand der Absolventen. Welchen Wert und Beitrag steuern sie bei? Den aufgewendeten Geldmitteln entspricht häufig kein Nutzen mehr. Was die Gesellschaft heute braucht, sind geistliche Menschen, Menschen, für die der rechte Glaube eine innere Überzeugung ist. Die eine gottorientierte Richtung weisen können. Wenn Theologie nicht damit gepaart ist, bleibt sie nur ein nutzloses scandalum.
Kern dieses Problems ist dabei: Die Kirche gibt zwar oft noch vor, Fragen aus dem Glauben heraus zu beantworten und eine Linie vorzugeben, die dem Gesetz Gottes entspricht, ohne dabei aber selbst noch von diesem Glauben überzeugt zu sein. Folglich wird versucht, der eigenen, rein menschlichen Idee mit der Autorität Gottes Gewicht zu verleihen. Doch daß das letztlich scheitern muß, ist klar, denn die Menschen merken sehr schnell, wenn man etwas rein Menschlichem einfach ein Etikett mit der Aufschrift „Gott“ anheftet und sich erwartet, daß das niemandem auffällt.
Es wäre sinnvoller, die aus den eben skizzierten Gründen überflüssig gewordenen theologischen Fakultäten zu schließen und die freiwerdenden Gelder anderen Fakultäten zukommen zu lassen, welche diese dringender brauchen und für sinnvollere Projekte ausgeben, die einen größeren Nutzen für die Allgemeinheit haben, etwa im Sektor der Quanten- oder Astrophysik oder auch der Chemie. Die Ausbildung des Klerus würde dabei, wie in anderen Ländern üblich, kirchenintern in den Priesterhäusern erfolgen.
*Mag. Don Michael Gurtner ist ein aus Österreich stammender Diözesanpriester, der in der Zeit des öffentlichen Meßverbots diesem widerstanden und sich große Verdienste um den Zugang der Gläubigen zu den Sakramenten erworben hat. Die aktuelle Kolumne erscheint jeden Samstag.
Das Buch zur Reihe: Don Michael Gurtner: Zur Lage der Kirche, Selbstverlag, 2023, 216 Seiten.
Bisher erschienen:
- Zur Lage der Kirche – eine neue Kolumne
- Zur Lage der Kirche – Frage 1
- Zur Lage der Kirche – Frage 2
- Zur Lage der Kirche – Frage 3
- Zur Lage der Kirche – Frage 4
- Zur Lage der Kirche – Frage 5
- Zur Lage der Kirche – Frage 6
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- Zur Lage der Kirche – Frage 24
Leider ist es genau so… mit Ausnahme der theologischen Fakultäten in Heiligenkreuz, Anápolis und Steubenville. Aber diet sollte auch wirkliche theologische Forschung betrieben werden .… Gott segne die Jünger der Wahrheit!
An den Universitäten wird mitnichten die wahre christliche Lehre der Apostel gelehrt. Erst wurde die Theologie seelenlos gemacht, als sie anfing, zu behaupten, Gott würde sich nicht in der heiligen Schrift an uns wenden. Das Übernatürliche wurde geleugnet. Dann kam die Kultur des Todes auf, dessen Repräsentant das fahle Pferd ist. Gen- und Nukleartechnik an den gleichen Lehranstalten, die Priestern das Rüstzeug geben sollen. Sollen Kinder Gottes doch solche Orte meiden. In jüngster Zeit brach dann die menschliche Kultur einfach weg. Idole flattern seitdem durch die Luft und die Venen. Der Mensch in seinem Wahnsinn machte sich wesensgleich mit den Idolen. Ich will, also bin ich. Zombie. Jetzt schritt Gott ein. Er zeigte sich jedem Menschen. Sogar jedem Reiter eines fahlen Pferdes wurde klar, dass er Idolatrie gegen den Schöpfer betrieb. Auch wenn niemand es zugab, Gott war jetzt der Lehrer aller. Sie revoltieren weiter, doch der Sieg Gottes war da.