
Von Don Michael Gurtner*
Frage: Ist die Priesterbruderschaft St. Pius X eine akzeptable Möglichkeit für einen gläubigen, kirchentreuen Katholiken?
Antwort: Absolut ja. Die FSSPX ist grundkatholisch und nicht schismatisch, auch wenn das einige immer wieder behaupten. Man sollte nicht so sehr unterscheiden, ob ein Priester zur FSSPX gehört oder nicht, sondern ob er ein guter und seeleneifriger Priester ist oder nicht, der die katholische Lehre unverkürzt vertritt. Priester der Priesterbruderschaft St. Pius X. sollten unterschiedslos als solche anerkannt und konsultiert werden, so wie man auch nicht unterscheidet, ob jemand der einen oder der anderen Diözese angehört, oder ob jemand Kapuziner, Benediktiner, Dominikaner oder Franziskaner ist.
Und wenn manche behaupten, daß es bei einzelnen Priestern Schieflagen oder persönliche Unzulänglichkeiten gäbe, so muß man sagen, daß das ganz normal ist bei einer Gemeinschaft dieser Größe. Unzulänglichkeiten gibt es in jedem einzelnen von uns, in jeder Familie, in jeder Pfarrei, an jedem Arbeitsplatz und in jedem Bistum. Es kann gar nicht anders sein, weil alle an den Folgen der Erbschuld leiden, von daher ist es statistisch nur normal, und man wird das fehlerlose Paradies auch dort nicht finden – weil es dies auf Erden nicht gibt. Deshalb ist es unlauter und unstatthaft, wirkliche oder vermeintliche Mängel innerhalb der FSSPX als Ausschlußkriterium anzuführen, wo es andernorts nicht besser, sondern eher schlimmer ist.
Ich würde sogar meinen, wir brauchten noch mindestens ein bis zwei weitere ähnliche Gruppen wie die Priesterbruderschaft St. Pius X., gleichermaßen traditionell katholisch, ebenso klar und kompromißlos in der Lehre und genauso unabhängig wie die Piusbruderschaft, aber mit jeweiligen eigenen Charakteristika. Etwa so, wie es auch verschiedene Orden mit unterschiedlichen Schwerpunkten gibt, die jeweils ihre eigene Berechtigung haben. Es wäre einfach auf lange Sicht gesehen gesund, wenn es da im Rahmen des Möglichen und auch des Nötigen eine gewisse Vielfalt gäbe und die gesamte Erhaltung der Katholizität nicht allein auf den Schultern weniger lasten würde. Dies wäre nicht im Sinne einer Konkurrenz zu sehen, sondern eher als Ergänzung und Entlastung. Es würde dem ohnedies schon berechtigten und notwendigen Anliegen noch mehr Kraft und Nachdruck verleihen, und auch den Gläubigen einen gewissen Spielraum bieten. Geeignete Kandidaten, mit denen man so etwas aufbauen könnte, gäbe es genug, denn viele wirklich brauchbare Leute suchen ein gutes Priesterseminar und finden keines, oder sind aus den Seminaren entlassen worden. Auf Dauer sollte die Piusbruderschaft in ihrer Position nicht allein bleiben, sondern sozusagen Gesellschaft von weiteren kräftigen Instituten bekommen, die mit derselben Unabhängigkeit Seite an Seite denselben guten Kampf kämpfen.
Von daher bin ich der festen Überzeugung: Die Gläubigen sollen ruhig ohne Skrupel zur FSSPX gehen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben, man steht deshalb nicht außerhalb der Kirche, auch wenn dies manche behaupten, weil die Piusbruderschaft selbst nicht außerhalb der Kirche steht, sondern fester und wertvoller Bestandteil derselbigen ist.
*Mag. Don Michael Gurtner ist ein aus Österreich stammender Diözesanpriester, der in der Zeit des öffentlichen Meßverbots diesem widerstanden und sich große Verdienste um den Zugang der Gläubigen zu den Sakramenten erworben hat. Die aktuelle Kolumne erscheint jeden Samstag.
Das Buch zur Reihe: Don Michael Gurtner: Zur Lage der Kirche, Selbstverlag, 2023, 216 Seiten.
Bisher erschienen:
- Zur Lage der Kirche – eine neue Kolumne
- Zur Lage der Kirche – Frage 1
- Zur Lage der Kirche – Frage 2
- Zur Lage der Kirche – Frage 3
- Zur Lage der Kirche – Frage 4
- Zur Lage der Kirche – Frage 5
- Zur Lage der Kirche – Frage 6
- Zur Lage der Kirche – Frage 7
- Zur Lage der Kirche – Frage 8
- Zur Lage der Kirche – Frage 9
- Zur Lage der Kirche – Frage 10
- Zur Lage der Kirche – Frage 11
- Zur Lage der Kirche – Frage 12
- Zur Lage der Kirche – Frage 13
- Zur Lage der Kirche – Frage 14
- Zur Lage der Kirche – Frage 15
- Zur Lage der Kirche – Frage 16
- Zur Lage der Kirche – Frage 17
- Zur Lage der Kirche – Frage 18
- Zur Lage der Kirche – Frage 19
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- Zur Lage der Kirche – Frage 21
- Zur Lage der Kirche – Frage 22
- Zur Lage der Kirche – Frage 23
- Zur Lage der Kirche – Frage 24
- Zur Lage der Kirche – Frage 25
- Zur Lage der Kirche – Frage 26
- Zur Lage der Kirche – Frage 27
- Zur Lage der Kirche – Frage 28
- Zur Lage der Kirche – Frage 29
- Zur Lage der Kirche – Frage 30
- Zur Lage der Kirche – Frage 31
- Zur Lage der Kirche – Frage 32
- Zur Lage der Kirche – Frage 33
- Zur Lage der Kirche – Frage 34
- Zur Lage der Kirche – Frage 35
- Zur Lage der Kirche – Frage 36
- Zur Lage der Kirche – Frage 37
- Zur Lage der Kirche – Frage 38
Leider stimmt hier der Autor nicht mit den Textes aus Rom überein. Papst Benedikt schreibt zur Aufhebung der Exkommunikation der 4 Bischöfe folgend: Dass die Bruderschaft Pius’ X. keine kanonische Stellung in der Kirche hat, beruht nicht eigentlich auf disziplinären, sondern auf doktrinellen Gründen. Solange die Bruderschaft keine kanonische Stellung in der Kirche hat, solange üben auch ihre Amtsträger keine rechtmäßigen Ämter in der Kirche aus. Es ist also zu unterscheiden zwischen der die Personen als Personen betreffenden disziplinären Ebene und der doktrinellen Ebene, bei der Amt und Institution in Frage stehen. Um es noch einmal zu sagen: Solange die doktrinellen Fragen nicht geklärt sind, hat die Bruderschaft keinen kanonischen Status in der Kirche und solange üben ihre Amtsträger, auch wenn sie von der Kirchenstrafe frei sind, keine Ämter rechtmäßig in der Kirche aus.