(Washington) Die regulierten Chorherren der Prämonstratenserabtei St. Michael in Kalifornien haben eine neue CD mit Gregorianischen Gesängen ihres gemeinschaftlichen Stundengebets veröffentlicht. Die Abtei von Silverado im Orange County ist birituell und pflegt sowohl die „Alte Messe“ als auch den Novus Ordo nach den Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils für die Liturgie. Eine Feststellung, auf die die Regularkanoniker bes0nderen Wert legen. Zudem bemühen sie sich um den lebendigen Erhalt ordenseigener Sonderformen. Gregorianik und Liturgie bescheren der Abtei seit Jahren eine Blüte der Berufungen.
In einem Gespräch mit Catholic News Agency (CNS) erklärten die Prämonstratenser, warum sie sich in besonderer Weise um die Verbreitung des Gregorianischen Chorals bemühen. Es sind nicht so sehr musikalische Gesichtspunkte, die sie antreiben, sondern ein bewußtes Apostolat der Neuevangelisierung und der Förderung von Berufungen.
Abtei führt Gnade zahlreicher Berufungen auf Pflege von Gregorianik und Liturgie zurück
„Die Schönheit ist geschaffen zur Erhebung der Gläubigen, um sie zu erbauen, so daß sie den Vater im Gottesdienst loben können“ sagt Herr Ambrose Criste, der Novizenmeister der Abtei.
Die 13 Gesänge der CD Gregorian Chant: Together on the Way (Greogorianische Gesänge: Gemeinsam auf dem Weg) umfassen liturgische Texte, Hymnen und Litaneien, die in der Klosterkirche von St. Michael in Silverado aufgenommen wurden.
Die Stücke seien gezielt unter den „katholischsten Werken ausgewählt worden, auf die ich Hand legen konnte“, so Herr Chrysostom Baer, der Kantor der Abtei . „Wir wollten den Menschen katholische Gebete schenken und hoffen, daß jene, die sie anhören, durch die Schönheit des Augenblicks ihre Herzen den unseren im Gotteslob anschließen können.“
Durch CD-Einspielungen sollen Hörer wirklich „Katholisches“ hören
Ziel der CD ist es, die Menschen zu erreichen, auch jene, die die Abtei noch nicht kennen. „Sie ist wirklich ein ausgezeichnetes Instrument der Evangelisierung“, so Herr Chrysostom. „Durch Zufall begegnete ich vor zwei Wochen einem Mann, der unser Ordenskleid wiedererkannte. Er hatte einige Fragen und schließlich den Wunsch, uns zu besuchen.“
Auf die Frage der Besonderheit ihrer Gesänge verwies Herr Ambrose auf die zentrale Rolle, die sie im Leben der Prämonstratenser von St. Michael spielen: „Weil sie etwas sind, was wir während des ganzen Tages tun und dies jeden Tag.“
Abtei setzt verstärkt auf feierliche und würdige Zelebration des heiligen Meßopfers
Die Abtei befindet sich in einer liturgischen Übergangsphase. Sie pflegt den überlieferten Römischen Ritus für die Seelsorge, den prämonstratenischen Ordensritus, in der Abteikirche jedoch den Novus Ordo in Latein und Englisch. Das Konventamt wird an vier Tagen der Wochen lateinisch gesungen, ebenso jeden Tag alle sieben kanonisch vorgesehenen Gebetszeiten des Stundengebets. Die Novizen und Seminaristen der Abtei haben an fünf Tagen der Woche Gesangsproben und werden im Studium des Gregorianischen Chorals unterwiesen. Die Prämonstratenser hatten deutlich vom Römischen Ritus abweichende liturgische Formen. Die Abtei St. Michael versucht dieses liturgische Erbe als Teil des Reichtums der überlieferten Tradition zu bewahren.
Herr Ambrose betont, daß es ein Irrtum sei, zu denken, der Gregorianische Choral sei nur etwas für Klöster. Auch in den Pfarreien „sollten sie im Idealfall eine tägliche Präsenz haben. Das Zweite Vatikanische Konzil war eindeutig darin, in der liturgischen Musik dem Gregorianischen Choral den Vorrang einzuräumen, und darin folgte es der Tradition des 20. Jahrhunderts, die bis auf den heiligen Papst Pius X. zurückgeht.“
„Alle Pfarreien können einige gregorianische Choräle singen“
Es sei einsichtig, daß nicht alle Pfarreien das umfangreiche und schwierige Repertoire einer Abtei pflegen können, „alle können aber einige gregorianische Choräle singen“, so Herr Ambrose.
Herr Chrysostom ergänzt, daß die Chorherren hoffen, daß die feierliche, gregorianische Liturgie, wie sie die Abtei pflegt, „für die Menschen eine Erfahrung dessen ist, was das Konzil für die öffentliche liturgische Zelebration gefordert hat“.
Die Abtei St. Michael war 1957 von einer Gruppe von ungarischen Prämonstratensern aus der 1180 gegründeten Propstei St. Michael in Csorna (deutsch Gschirnau) im Komitat Ödenburg nahe der Grenze zu Österreich gegründet worden. Nachdem 1948 von den Kommunisten die kirchlichen Schulen verstaatlicht und 1950 die Orden aufgehoben wurden, flüchteten sieben Chorherren in den Westen. Über Umwege gelangten sie in die USA, wo ihnen Francis James Kardinal McIntyre, der damalige Erzbischof von Los Angeles eine neue Heimstatt gewährte und sie im Schulwesen und in der Pfarrseelsorge einsetzte. 1961 konnte in Orange ein eigenes Kloster errichte werden, das 1984 zur eigenständigen Abtei erhoben wurde. Waren die Prämonstratenser zum Zeitpunkt der Gründung zu siebt, so besteht die Klostergemeinschaft heute aus 73 Mitgliedern, von denen etwa zwei Drittel Chorherren und ein Drittel Seminaristen sind.
1961 zählte der Konvent sieben Mitglieder, heute sind es 73
„Gott hat uns reich gesegnet mit immer neuen Berufungen“, sagt Herr Ambrose. „Jedes Jahr begrüßen wir einige junge Männer, die den Wunsch haben, sich unserer Lebensweise anzuschließen. Angesichts der heutigen Kultur und den Möglichkeiten jedwede andere ‚aufregende‘ Sache tun zu können, sagt dies viel über die Gnade Gottes aus.“
Kurse für Diözesanpriester zur Erlernung der Außerordentlichen Form des Römischen Ritus
Die Regularkanoniker leben in klösterlicher Gemeinschaft, sind aber auch in der Pfarrseelsorge tätig. Das Hauptapostolat der Abtei St. Michael ist das klostereigene Gymnasium. Die Chorherren unterrichten zudem in anderen Schule der Umgebung, und betreuen Pfarreien in den Diözesen Orange und Los Angeles. Mehrere Meßorte in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus der Gegend werden von der Abtei betreut. Die Abtei bietet Diözesanpriestern Hilfen beim Erlernen der Liturgie usus antiquior. Ein entsprechender Kurs für die Erzdiözese Washington DC unter Erzbischof Donald Kardinal Wuerl wurde von 15 Diözesanpriestern besucht.
Klosterneubau im traditionellen Stil – Erweiterung zur Unterbringung des Ordensnachwuches notwendig
Together on the Way ist bereits die vierte CD der Chorherrengemeinschaft. Neben dem Ziel, die heilige Liturgie, aber auch das Kloster bekannter zu machen, dient der Erlös für den Neubau der Abtei und des Gymnasiums. Die in den 60er Jahren entstandenen modernen Baulichkeiten erwiesen sich als nicht mehr geeignet. Das heutige Kloster soll für eine klostereigene Schule genützt werden, während der Neubau wieder der traditionellen Bauweise eines Klosters entsprechen wird mit einer großen Abteikirche und dem direkt angebauten, um einen Kreuzgang errichteten Konventsgebäude. Der Neubau wird zudem notwendig, um den großen Andrang an Berufungen unterzubringen, die das Kloster erlebt. 2012 wurden fünf junge Männer in der Abtei eingekleidet.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Abbey St. Michael
Es liegt sicher an mir, und es lässt sich nicht verallgemeinern: Ich kann inzwischen nicht mehr verstehen, wie Priester beide Formen des römischen Ritus zelebrieren können. Je besser ich die „Alte Messe“ verstehe, umso mehr wird mir klar, dass sie so reich ist, so tief, dass ich mindestens den Rest meines Lebens brauchen werde, um sie wirklich verstehen zu können.
Für eine Übergangszeit mag es die richtige Lösung sein, dass es zwei Formen des römischen Ritus gibt. Irgendwann wird sich die Kirche für eine Form des römischen Ritus entscheiden müssen.
Und ich kann nur Dankbarkeit gegenüber der Priesterbruderschaft St. Pius X. empfinden, dass ihre Entscheidung für die ‚Messe aller Zeiten‘ eindeutig, klar und unwiderruflich ist, egal, wie groß die innerkirchlichen Nachteile sind, die sie dafür in Kauf nehmen muss.