Zur Lage der Kirche – Frage 40

Kirchensteuerleistung kein Zugehörigkeitskriterium für die Kirche Jesu Christi


Don Michael Gurtner Zur Lage der Kirche

Von Don Micha­el Gurtner*

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Fra­ge: Und wie sieht es bei denen aus, die aus der Kir­che aus­ge­tre­ten sind? Kann man aus der Kir­che aus­tre­ten und den­noch zu ihr gehören?

Ant­wort: Das System, wie wir es in den DACH-Län­dern vor­fin­den, ist sehr ver­wun­der­lich und ent­spricht nicht der bibli­schen Ekkle­sio­lo­gie. Chri­stus ist hier sehr klar, wer zu ihm gehört, d. h., wer in sei­ner Kir­che – die ja immer sei­ne ist und bleibt – einen Platz hat und wer kei­nen hat. „Wer glaubt und sich tau­fen läßt“, sagt Jesus ganz ein­deu­tig. Die Kri­te­ri­en sind also genau zwei. Die Hl. Tau­fe und der Glau­be dar­an, was Gott uns geof­fen­bart hat – so ist es zusam­men­ge­faßt in der klas­si­schen katho­li­schen Glau­bens­leh­re. Von einer Steu­er oder Abga­be ist nir­gends die Rede, also kann eine finan­zi­el­le Zwangs­lei­stung auch nicht von den Ver­wal­tern sei­ner Kir­che zum Zuge­hö­rig­keits­kri­te­ri­um erho­ben wer­den. Vie­le von den­je­ni­gen, die Kir­chen­steu­er zah­len, haben kei­nen rech­ten Glau­ben, wäh­rend vie­le von denen, die aus der Kir­che aus­ge­tre­ten sind, im vol­len Sinn katho­lisch sind, weil sie den katho­li­schen Glau­ben tei­len und ein katho­li­sches Leben füh­ren. Und das ist es letzt­lich, was zählt und einen zu einem Katho­li­ken macht. Die ent­schei­den­de Fra­ge ist also nicht, ob jemand aus der Kir­che aus­ge­tre­ten ist oder nicht, son­dern wes­halb er aus­ge­tre­ten ist: Ist er aus­ge­tre­ten, weil er den katho­li­schen Glau­ben nicht teilt oder aus ande­ren Grün­den? Dann näm­lich wäre die Sache ganz anders zu beurteilen.

Tat­säch­lich ist es näm­lich sehr gut nach­voll­zieh­bar und wirk­lich ver­ständ­lich, wenn vie­le Leu­te heu­te aus der Steu­er­lei­stung für die Kir­che aus­tre­ten, weil sie gewis­se Din­ge nicht mit­fi­nan­zie­ren wol­len. Da haben sie voll­kom­men recht. Es ist wich­tig, daß sie den katho­li­schen Glau­ben haben, ein gere­gel­tes Gebets­le­ben füh­ren, sich um die Gebo­te Got­tes mühen und die Sakra­men­te emp­fan­gen, soweit über­haupt noch mög­lich. Aber zu sagen, es hin­ge ein­fach an einer rein for­ma­len Sache, an einer Zah­lung oder dem Ein­trag in eine Liste, das ist zu ober­fläch­lich und wird der Wei­sung Jesu Chri­sti nicht im gering­sten gerecht. Glau­ben wir wirk­lich allen Ern­stes, Jesus wür­de das Kir­chen­steu­er­sy­stem gut­hei­ßen? Beson­ders pein­lich wird es, wenn man­che Diö­ze­sen ihre Gläu­bi­gen sogar gericht­lich belan­gen und Pfän­dun­gen ver­an­las­sen, wenn die­se nicht bezah­len, wie es in eini­gen öster­rei­chi­schen Diö­ze­sen geschieht.

Das Kir­chen­fi­nanz­sy­stem die­ser Län­der hat letzt­lich der Kir­che sehr gescha­det und auch den Gläu­bi­gen. Man soll da wirk­lich ein alter­na­ti­ves und gerech­te­res Finan­zie­rungs­sy­stem fin­den und die Kir­chen­steu­er bzw. den Kir­chen­bei­trag abschaf­fen. Wenn vie­le Leu­te aus der Kir­che aus­tre­ten, aber den­noch katho­lisch blei­ben und leben, so ist dies sicher­lich ein guter und heil­sa­mer Anstoß für die Kir­che, sich in die­ser Fra­ge weiterzuentwickeln.

*Mag. Don Micha­el Gurt­ner ist ein aus Öster­reich stam­men­der Diö­ze­san­prie­ster, der in der Zeit des öffent­li­chen Meß­ver­bots die­sem wider­stan­den und sich gro­ße Ver­dien­ste um den Zugang der Gläu­bi­gen zu den Sakra­men­ten erwor­ben hat. Die aktu­el­le Kolum­ne erscheint jeden Samstag.


Das Buch zur Rei­he: Don Micha­el Gurt­ner: Zur Lage der Kir­che, Selbst­ver­lag, 2023, 216 Seiten.


Bis­her erschienen:

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