(Rom) In den vergangenen Tagen sind zwei ultraprogressive Bischöfe verstorben. Ihr Tod wurde von der Öffentlichkeit, auch ihrer eigenen Richtung, mit weitgehender Gleichgültigkeit zur Kenntnis genommen.
„Die Progressiven sind eben sehr undankbar.“
Mit diesen Worten kommentierte der spanische Kolumnist Francisco Fernandez de la Cigoña die Reaktion auf die beiden Todesmeldungen.
Einer von ihnen ist der US-Amerikaner Raymond Gerhardt Hunthausen. Er starb am 22. Juli im Alter von fast 97 Jahren. Er war der letzte noch lebende Konzilsvater aus den USA, der am gesamten Zweiten Vatikanischen Konzil teilgenommen hatte.
Papst Johannes XXIII. ernannte Hunthausen 1962 zum Bischof von Helena im Staat Montana. 1975 machte ihn Papst Paul VI. zum Erzbischof von Seattle im Staat Washington. Wegen seiner ultraprogessiven Haltung zu Scheidung, Abtreibung, Feminismus, Homosexualität und zur Sexualmoral generell stellte ihm Papst Johannes Paul II. 1985 Donald Wuerl (heute Kardinal und Erzbischof von Washington D.C.) als Weihbischof zur Seite. Da dies nicht reichte, setzte Johannes Paul II. Msgr. Hunthausen an seinem 70. Geburtstag, 1991, vorzeitig ab. Zu spät, wie noch heute manche in den USA sagen.
Der andere ist der Franzose Pierre Pican. Der Salesianer starb am 23. Juli im Alter von 83 Jahren. 1966 zum Priester geweiht war er von 1975–1981 Provinzial der französischen Salesianer-Provinz. 1988 machte ihn Johannes Paul II. zum Koadjutor des Bischofs von Bayeux und Lisieux. Noch im selben Jahr wurde er Diözesanbischof. 2001 wurde er zu drei Monaten auf Bewährung verurteilt, weil er einen seiner Diözesanpriester nicht wegen Pädophilie angezeigt hatte.
Pican war damit der erste Bischof seit 1841, der sich in Frankreich vor einem staatlichen Gericht verantworten mußte, der erste Bischof, der seit der Französischen Revolution in Frankreich verurteilt wurde und der erste Bischof in Europa, der wegen Strafvereitelung im Zusammenhang mit einem sexuellen Mißbrauch verurteilt wurde.
Pican gehörte zum ultraprogressiven Teil des französischen Episkopats. Sollte man in Rom Hoffnungen in ihn gesetzt haben, wurden diese nicht erfüllt. Zur Verabschiedung als Diözesanbischof, als er 2010 mit Vollendung des 75. Lebensjahres emeritiert wurde, ließ er sich in Soutane plakatieren, die er allerdings als Bischof nie getragen hatte. Auch als Diözesanbischof trat er in der Öffentlichkeit lieber mit Krawatte und im grauen Straßenanzug auf.
Requiescant in pace.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Kot/Youtube (Screenshots)