Zur Lage der Kirche – Frage 46

"Die alte Liturgie entspricht der Gottesverehrung wesentlich besser"


Don Michael Gurtner: Zur Lage der Kirche

Von Don Micha­el Gurtner*

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Fra­ge: Kön­nen Sie das an einem Bei­spiel illustrieren?

Ant­wort: Als exem­pla­ri­sche Bei­spie­le sol­cher anson­sten ver­lo­ren­ge­gan­ge­ner Not­wen­dig­kei­ten sei hier nur die Kanon­stil­le erwähnt, die für vie­le Gläu­bi­ge unver­zicht­bar ist, um sich adäquat in das sich voll­zie­hen­de Myste­ri­um hin­ein­zu­be­ten. Oder auch die Opfer­ge­be­te, die in der neu­en Mes­se voll­kom­men ande­re „Gaben­ge­be­te“ gewor­den sind, ähn­lich auch die als schmerz­lich emp­fun­de­nen Aus­las­sun­gen der Stu­fen­ge­be­te oder des Schluße­van­ge­li­ums, die ein­deu­ti­ge Chri­sto­zen­triert­heit und der Opfer­cha­rak­ter, der in der alten Mes­se viel offe­ner zuta­ge tritt. Ähn­li­che Bei­spie­le lie­ßen sich auch für die Tau­fe, die letz­te Ölung und vie­le Sakra­men­ta­li­en bis hin zum Requi­em und der Beer­di­gung finden.

Das alles ist nicht ein­fach ein wenig ver­än­dert, son­dern es ist etwas ande­res gewor­den. Das ist schwer­wie­gend. Die neue Lit­ur­gie drückt hier Ver­schie­bun­gen und Ver­än­de­run­gen des Glau­bens aus, die zu Recht nicht alle Katho­li­ken tei­len kön­nen, und sie haben ein Recht auf das Chri­stus­ge­mä­ße­re, auf das theo­lo­gisch Kor­rek­te­re. Gül­tig­keit allein ist ein zu bil­li­ges Abspeisen.

Die Lit­ur­gie ist näm­lich nicht Selbst­zweck, son­dern immer ein hei­li­ges Mit­tel zum hei­li­gen und hei­li­gen­den Zweck: zu aller­nächst ist sie hei­li­ge Opfe­rung, dann auch dient sie zur Got­tes­ver­eh­rung durch die Kir­che, zur Ver­gött­li­chung der mensch­li­chen See­le, zur Hei­li­gung und Anbe­tung, zur Stär­kung im Glau­ben und vie­les wei­te­re mehr. Die­ses Mit­tel vor­zu­ent­hal­ten wür­de bedeu­ten, die Erfül­lung sei­ner Zwecke zu blockieren.

Neben dem Aspekt der Erbau­ung der Gläu­bi­gen ist auch noch der Aspekt gegen­über dem Herr­gott zu erwäh­nen: Die alte Lit­ur­gie ent­spricht der Got­tes­ver­eh­rung wesent­lich bes­ser – auch hier haben die Gläu­bi­gen ein Recht dar­auf, durch den Prie­ster als kirch­li­chen Mitt­ler Gott jenes Opfer dar­zu­brin­gen, das auch in all sei­nen sozu­sa­gen äußer­li­chen Aspek­ten das ange­brach­te­re und ent­spre­chen­de­re ist. Die Prie­ster müs­sen mit allen Mit­teln die Gläu­bi­gen und deren Recht ver­tei­di­gen, not­falls auch gegen­über der kirch­li­chen Hier­ar­chie! Hier besteht eine schwe­re mora­li­sche Verpflichtung.

*Mag. Don Micha­el Gurt­ner ist ein aus Öster­reich stam­men­der Diö­ze­san­prie­ster, der in der Zeit des öffent­li­chen Meß­ver­bots die­sem wider­stan­den und sich gro­ße Ver­dien­ste um den Zugang der Gläu­bi­gen zu den Sakra­men­ten erwor­ben hat. Die aktu­el­le Kolum­ne erscheint jeden Samstag.


Das Buch zur Rei­he: Don Micha­el Gurt­ner: Zur Lage der Kir­che, Selbst­ver­lag, 2023, 216 Seiten.


Bis­her erschienen:

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