Synodaler Angriff auf das sakramentale Priestertum

Der Synodale Weg zum BRUCH mit Bibel, Tradition und Lehramt (19)


"Adsum", "Hier bin ich", antworten die Kandidaten bei ihrer Priesterweihe.
"Adsum", "Hier bin ich", antworten die Kandidaten bei ihrer Priesterweihe.

Ein Gast­kom­men­tar von Hubert Hecker

Anzei­ge

Auf der anste­hen­den Voll­ver­samm­lung des Syn­oda­len Wegs wird gleich am ersten Ver­hand­lungs­tag über den Grund­text des Syn­odal­fo­rums II abge­stimmt: ‚Prie­ster­li­che Exi­stenz heu­te‘. Dar­in legen die Syn­oda­len die Axt an das sakra­men­ta­le Prie­ster­tum an, indem sie die Plau­si­bi­li­tät und „Not­wen­dig­keit des Prie­ster­tums“ in Fra­ge stel­len (S. 10). Das geschieht im Wider­spruch zur gesam­ten Tra­di­ti­on der Kir­che ein­schließ­lich des II. Vatikanums.

Skandalnarrativ über Kirche und Klerus

Als ent­schei­den­der Hebel für die For­de­rung nach grund­stür­zen­den Ver­än­de­run­gen bezüg­lich des hier­ar­chi­schen Prie­ster­tums wird der „Skan­dal des sexu­el­len Miss­brauchs“ (S.16) benutzt. Mit die­sem Begriff zei­gen die Autoren an, dass sie sich nicht auf die nüch­ter­ne Bestands­auf­nah­me rea­ler Daten von Miss­brauchs­vor­kom­men bezie­hen wol­len, son­dern auf die auf­bau­schen­de Skan­da­li­sie­rung, mit der die Medi­en seit 2010 die Kir­che drang­sa­lie­ren und im Beson­de­ren die katho­li­schen Geist­li­chen pau­schal in Miss­kre­dit bringen.

Schon in der Ein­lei­tungs­pas­sa­ge folgt der Text der Stim­mungs­ma­che des media­len Skan­dal­nar­ra­tivs: Die hohe Zahl der unbe­schol­te­nen Prie­ster (etwa 96 Pro­zent) wird über das Adjek­tiv „vie­le“ mit dem gerin­gen Anteil von Miss­brauchs­kle­ri­kern (von 4 Pro­zent) gleich­ge­setzt. Auch im wei­te­ren Text bauscht man die rela­tiv nied­ri­ge Anzahl von über­grif­fi­gen Geist­li­chen zu einer „hohen Zahl von Prie­stern, die zu Tätern wur­den“, wahr­heits­wid­rig auf (S. 5).

Offen­bar haben die syn­oda­len Text­au­to­ren ein Inter­es­se dar­an, einen über­höh­ten oder gar ende­mi­schen Miss­brauch in der Kir­che zu sug­ge­rie­ren, um dann von syste­mi­schen Ursa­chen und begün­sti­gen­den Struk­tur­fak­to­ren zu phan­ta­sie­ren – dem bekann­ten Begrün­dungs­mär­chen des Syn­oda­len Wegs.

Bei einer rea­li­sti­schen Ein­schät­zung auf der Basis der tat­säch­li­chen Daten dage­gen lau­tet das Resü­mee: Die Zahl von 96 Pro­zent unbe­schol­te­ner Prie­ster zeigt auf, dass die Rah­men- und Struk­tur­be­din­gun­gen für den Kle­rus sexu­el­len Miss­brauch mini­mie­ren. Die Pro­fes­so­ren Krö­ber und Pfeif­fer bestä­ti­gen die­ses Ergeb­nis mit ihren evi­denz­ba­sier­ten Aus­sa­gen, nach denen die Grup­pe der zöli­ba­t­ä­ren Prie­ster signi­fi­kant weni­ger häu­fig in Miss­brauchs­ver­hal­ten ver­strickt ist als ande­re Män­ner der ent­spre­chen­den Alters­grup­pen. Die Miss­brauchs­quo­te bei katho­li­schen Geist­li­chen lie­ge 36 Mal nied­ri­ger als beim männ­li­chen Durch­schnitt der Bevöl­ke­rung. Jeden­falls sind die vor­lie­gen­den Daten zu ande­ren gesell­schaft­li­chen Insti­tu­tio­nen deut­lich höher. Nach der wis­sen­schaft­li­chen Stu­die zu ‚Safe Sport‘ bekla­gen 37 Pro­zent der Kader­ath­le­ten sexu­el­le Über­grif­fe ver­schie­de­ner Art von Trai­nern und Mit­sport­lern. Im Brei­ten­sport hat ein Vier­tel der Sport­ler sexua­li­sier­te Grenz­ver­let­zun­gen im Rah­men des Ver­eins­sports erfah­ren (FAZ 22.1.22).

Keine wissenschaftlichen Belege zu systemischen Ursachen für Missbrauch

Für ihre The­se von kirch­lich-syste­mi­schen Bedin­gun­gen für Miss­brauch füh­ren die Syn­oda­len die MHG-Stu­die an. Zwar war den For­schern die­se Hypo­the­se als Pro­jekt­ziel auf­ge­ge­ben wor­den. Aber im 350-sei­ti­gen For­schungs­be­richt konn­te selbst die dop­pelt abge­schwäch­te For­mu­lie­rung von ‚mög­li­cher­wei­se begün­sti­gen­den Struk­tu­ren‘ nicht veri­fi­ziert wer­den. Im Gegen­satz zu die­sem wis­sen­schaft­li­chen Ergeb­nis beharrt die DBK-Füh­rung bis heu­te auf der vor­ge­fass­ten Falsch­be­haup­tung von syste­mi­schen Ursa­chen. Das bedeu­tet einen Miss­brauch des Miss­brauchs mit dem Ziel, „syste­mi­sche Ver­än­de­run­gen“ in der Kir­che und spe­zi­ell für das Prie­ster­tum als „unaus­weich­lich“ erschei­nen zu las­sen (S. 6).

In den Ein­zel­un­ter­su­chun­gen fan­den die MHG-For­scher empi­ri­sche Bele­ge dafür, dass kir­chen­spe­zi­fi­sche Struk­tu­ren wie der Zöli­bat oder prie­ster­li­che Macht für Miss­brauchs­hand­lun­gen von Kle­ri­kern weit­ge­hend irrele­vant sind, jeden­falls nicht als ermög­li­chend oder gar ver­ur­sa­chend iden­ti­fi­ziert wer­den konnten.

Im Teil­pro­jekt 3 wer­den anhand von Straf­ak­ten die Täter­pro­fi­le von kle­ri­ka­len und nicht-kle­ri­ka­len Beschul­dig­ten ver­gli­chen. Die MHG-Stu­die kommt hier zu dem Ergeb­nis, dass die beschul­dig­ten Kle­ri­ker sich den „Typo­lo­gien sexu­el­ler Miss­brauchs­tä­ter außer­halb des kirch­li­chen Kon­tex­tes zuord­nen lassen“.

Bei dem angeb­li­chen Risi­ko­fak­tor Zöli­bat resü­mie­ren die For­scher: Der Zöli­bat stellt für die beschul­dig­ten Kle­ri­ker kein Pro­blem dar – im Gegen­satz zu den Nicht­be­schul­dig­ten (S. 111).

Nur bei einem klei­nen Teil von über­grif­fi­gen Geist­li­chen kon­sta­tiert man Aus­nut­zung der prie­ster­li­chen Amts­au­tori­tät bei der Anbah­nung von Miss­brauch. Doch das Zunut­ze­ma­chen von Amt und Amts­macht ist kein kir­chen­ty­pi­sches Phä­no­men, son­dern in allen Insti­tu­tio­nen mit päd­ago­gi­schen Ermäch­ti­gun­gen nach­weis­bar – etwa bei Leh­rern, Heim­erzie­hern, Sozi­al­ar­bei­tern und Trai­nern. Der Was­ser­sprin­ger Jan Hem­pel klag­te kürz­lich in einer ARD-Doku­men­ta­ti­on, dass sein Trai­ner ihn seit sei­ner Puber­tät 14 Jah­re lang miss­braucht habe.

Auch die Art der sexu­el­len Gewalt unter­schei­det sich nicht dar­in, ob sie von Kle­ri­kern oder Sport­trai­nern und Fami­li­en­vä­tern began­gen wird. Die­se Aus­sa­ge bestä­tig­te der MHG-Stu­di­en­lei­ter Prof. Harald Dreß­ling in einem Deutsch­land­funk-Gespräch vom 1.7.2019.

Das Phantom des Synodalen Wegs: die Klerikalismusthese

Der Syn­od­al­text unter­stellt wei­ter, dass die MHG-Stu­die den soge­nann­ten Kle­ri­ka­lis­mus als „Fehl­form des prie­ster­li­chen Wei­he­ver­ständ­nis­ses“ aus­ge­wie­sen hät­te (S. 9). In der Zusam­men­fas­sung des For­schungs­be­richts ist zwar eine Pas­sa­ge zu „Kle­ri­ka­lis­mus“ ein­ge­fügt. Unter dem Begriff soll eine kir­chen­spe­zi­fi­sche Inter­ak­ti­ons­do­mi­nanz von Prie­stern auf­grund von Amt und Wei­he ver­stan­den wer­den. Aber die Stu­die bleibt bei einer spe­ku­la­ti­ven und hypo­the­ti­schen Begriffs­ent­fal­tung stecken. Sie erwägt, dass ein kle­ri­ka­li­sti­sches Amts­ver­ständ­nis zu Miss­brauch füh­ren könn­te, ohne die­se theo­re­ti­sche Mög­lich­keit an empi­ri­schen Ergeb­nis­sen der umfang­rei­chen Stu­die belegt zu haben.

Die mit Aplomb vor­ge­tra­ge­ne Kle­ri­ka­lis­mus­the­se ent­puppt sich als ein blo­ßes Phan­tom des Syn­oda­len Wegs, um mit gro­ßem Getö­se die ‚Über­win­dung des Kle­ri­ka­lis­mus‘ zu for­dern (S. 9–10).

Aus der dubiosen Sakralisierungsfalle…

Schließ­lich stei­gert sich der Syn­od­al­text zu einem pro­fes­so­ra­len Wort­ge­schwur­bel, indem er das sakra­men­ta­le Prie­ster­tum als ein „innen­blin­des Regime mono­po­li­sier­ter männ­lich-zöli­ba­t­ä­rer Sakral­macht“ zu denun­zie­ren versucht.

Die Hypo­the­se von der über­höh­ten Sakral­macht der katho­li­schen Prie­ster hat­te erst­mals der Salz­bur­ger Theo­lo­ge Gre­gor Maria Hoff auf dem Stu­di­en­tag der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz am 19. März 2019 in Lin­gen auf­ge­bracht. Sei­ne zen­tra­le Aus­sa­ge lau­tet:
„Die katho­li­sche Kir­che befin­det sich ange­sichts ihres Miss­brauchs­pro­blems in einer Sakra­li­sie­rungs­fal­le. Der sakra­men­ta­le Code greift immer – das ist sei­ne Stär­ke. Er kann alles bestim­men – aber er droht gegen­über der Sakral­macht, die er vor­aus­setzt, blind zu blei­ben, indem er sie beansprucht.“

Bei die­sem begriff­li­chen Argu­men­ta­ti­ons­la­by­rinth drängt sich die Fra­ge auf, ob die Bischö­fe damals ver­stan­den haben oder ver­ste­hen soll­ten, was der Autor mein­te. Kei­ner der Bischö­fe und Forums­teil­neh­mer stell­te die Rea­li­täts­fra­ge, ob denn die­se spe­ku­la­ti­ve Begriffs­jon­gla­ge etwas mit der empi­ri­schen prie­ster­li­chen Lebens­wirk­lich­keit zu tun hätte.

Spä­ter hat man Hoffs Erzäh­lung von der ver­rät­sel­ten Sakral­dia­lek­tik auf die Schuld­for­mel redu­ziert: ‚Über­höh­te Sakra­li­sie­rung des Prie­ster­am­tes trägt zu Miss­brauch bei‘. Damit glaub­ten die Syn­oda­len einen wei­te­ren Fak­tor für syste­mi­sche Miss­brauchs­ur­sa­chen gefun­den zu haben.

…mit einer soziopolitischen Lösung herauskommen?

Als die Bischö­fe wäh­rend des Vor­trags noch dar­über rät­sel­ten, wie man sich aus die­ser dubio­sen „Sakra­li­sie­rungs­fal­le“ her­aus­win­den könn­te, zeig­te der elo­quen­te Theo­lo­ge selbst einen ver­meint­li­chen Aus­weg. Hoff prä­sen­tier­te vor den stau­nen­den Bischö­fen wie eine Zau­ber­for­mel aus dem Hut eine sozio-poli­ti­sche Lösung für das angeb­lich kirch­li­che „System­pro­blem“: Man ent­kom­me der Sakra­li­sie­rungs­fal­le „nicht anders als durch Gewal­ten­tei­lung – durch Macht-Kon­trol­le von außen, durch kirch­li­che Gewal­ten­tei­lung von innen her. Mit kirch­li­cher Gewal­ten­tei­lung lässt sich sakra­li­sier­te Macht ver­flüs­si­gen. Durch Tei­len der Macht nimmt sie nicht ab, son­dern gewinnt Auto­ri­tät. Der sexu­el­le Miss­brauch der Macht (was für eine Unsinns­for­mu­lie­rung!) in der katho­li­schen Kir­che bil­det dafür das Momentum.“

(Die staats­po­li­ti­sche For­mel: Gewal­ten­tei­lung und Macht­kon­trol­le mit dem Ziel einer kirch­lich-par­la­men­ta­ri­schen Räte­re­pu­blik soll­te spä­ter die Grund­la­ge für das Forum I wer­den unter dem Titel: Macht und Gewal­ten­tei­lung in der Kir­che. So will man das „Momen­tum“ des Miss­brauchs miss­brau­chen, um die hier­ar­chisch kon­sti­tu­ier­te Kir­che grund­stür­zend umzubauen.)

Keine Begründung für ein sakral überhöhten Priestertum in der MHG-Studie

Zurück zum hier behan­del­ten Grund­text vom Forum II (Prie­ster­li­che Exi­stenz), in dem die Behaup­tung von der über­höh­ten Sakral­macht der Prie­ster ange­führt wird, um das katho­li­sche Prie­ster­tum in Miss­kre­dit zu brin­gen. Doch dage­gen spre­chen wei­te­re Ergeb­nis­se der MHG-Studie.

Nach dem Teil­pro­jekt 3 neigt eine klei­ne Grup­pe von einem Sieb­tel der Beschul­dig­ten dazu, „mit der Auto­ri­tät des Prie­ster­amts ver­bun­de­ne Macht für eine inak­zep­ta­ble Befrie­di­gung eige­ner (sexu­el­ler) Bedürf­nis­se zu Lasten ande­rer zu nut­zen“ (S.128). Die­ses Teil­ergeb­nis wider­legt die all­ge­mei­ne The­se von der Sakral­macht des Prie­ster­tums als missbrauchsfördernd:

Denn erstens besteht die­se Täter­grup­pe nur aus sechs Pro­mil­le der Kle­ri­ker; für 99,4 Pro­zent der Geist­li­chen führt die angeb­lich über­höh­te Amts­au­tori­tät nicht zu sexu­el­len Über­grif­fen. Zwei­tens bahn­te der bezeich­ne­te Täter­typ sei­nen Miss­brauch gera­de nicht mit Sakral­do­mi­nanz an, son­dern mit nicht-kle­ri­ka­li­sti­schem Sozi­al­ver­hal­ten – etwa Anbie­de­rung. Des­halb emp­fiehlt die MHG-Stu­die drit­tens, dass nicht „gene­rell die Auto­ri­tät des Prie­sters über­dacht oder in Fra­ge gestellt wer­den muss, schon gar nicht, dass Men­schen, die sich für den Kir­chen­be­ruf ent­schie­den haben, unter einen Gene­ral­ver­dacht gestellt und kon­ti­nu­ier­lich über­wacht wer­den“ soll­ten (S. 128). Doch genau die­se Vor­ur­teils­hal­tung sug­ge­riert der Syn­od­al­text II. Die prie­ster­li­che Auto­ri­tät und Voll­macht unter den Gene­ral­ver­dacht des Miss­brauchs zu stel­len for­dert aus­drück­lich der Esse­ner Gene­ral­vi­kar Klaus Pfeffer.

Fälschungen und Auslassungen bei der synodalen Konzilsrezeption

Im letz­ten Teil des syn­oda­len Tex­tes zur prie­ster­li­chen Exi­stenz ver­su­chen die Autoren, das beson­de­re sakra­men­ta­le Prie­ster­tum nivel­lie­rend ein­zu­eb­nen zu den „vie­len ande­ren Dien­sten und Gei­stes­ga­ben in der Kir­che“ (S.14). Der Angel­punkt ihrer Argu­men­ta­ti­on ist die Volk-Got­tes-Theo­lo­gie in der Kon­zils­kon­sti­tu­ti­on Lumen Gen­ti­um (LG). Dabei scheu­en sie nicht vor plum­pen Fäl­schun­gen und drei­sten Aus­las­sun­gen zurück. So behaup­ten sie, „das gemein­sa­me Prie­ster­tum aller Gläu­bi­gen drückt sich in Pro­phe­tie, Lei­tung und Zeug­nis aus“ (S.14). Im Kap. 12 LG heißt es, dass das Volk Got­tes in der Ver­brei­tung sei­nes leben­di­gen Zeug­nis­ses vor allem durch ein Leben in Glau­ben und Leben am pro­phe­ti­schen Amt Chri­sti teil­neh­me, aber nicht, dass sich das Got­tes­volk selbst lei­ten könn­te und wür­de. Son­dern „im Glau­bens­sinn hält das Volk Got­tes unter der Lei­tung des hei­li­gen Lehr­am­tes an dem über­lie­fer­ten Glau­ben unver­lier­bar fest“.

Unter­schla­gen wer­den die Kon­zils­aus­füh­run­gen zum sakra­men­ta­len Wei­he­prie­ster­tum: Die Bischö­fe ste­hen zusam­men mit den Prie­stern und Dia­ko­nen „an Got­tes Stel­le der Her­de vor, deren Hir­ten sie sind, als Leh­rer in der Unter­wei­sung, als Prie­ster im hei­li­gen Kult, als Die­ner in der Lei­tung“ (LG 20). Sie haben die durch die Wei­he über­tra­ge­nen Ämter der Leh­re, Lei­tung und Hei­li­gung aus­zu­üben (LG 21).

Die­se sub­stan­ti­el­len Kon­zils­aus­sa­gen über das Wesen des hier­ar­chi­schen Prie­ster­tums wer­den von den Syn­oda­len offen­bar bewusst ver­schwie­gen. Das drei­fa­che prie­ster­li­che Amt des Leh­rens, Lei­tens und Hei­li­gens in Rah­men der Vergegenwärtigung/​repraesentatio Chri­sti wird von dem Syn­odal­ur­teil als ein­sei­tig und restau­ra­tiv abge­tan. Der Syn­od­al­text redu­ziert die beson­de­re prie­ster­li­che Voll­macht allein auf die Spen­dung der Sakra­men­te. Außer­halb sei­ner sakra­men­ta­len Hand­lun­gen unter­schei­de sich der Prie­ster nicht von allen Gläu­bi­gen (S.11,13,15).

Der Syn­od­al­text unter­schlägt eben­falls die ent­schei­den­de Kon­zils­be­stim­mung von der wesent­li­chen Unter­schei­dung des all­ge­mei­nen vom beson­de­ren Prie­ster­tum, nach der bei­de auf je beson­de­re Wei­se am Prie­ster­tum Chri­sti teil­ha­ben: „Der Amts­prie­ster näm­lich bil­det kraft sei­ner hei­li­gen Gewalt, die er inne­hat, das prie­ster­li­che Volk her­an und lei­tet es. Die Gläu­bi­gen hin­ge­gen wir­ken kraft ihres könig­li­chen Prie­ster­tums an der eucha­ri­sti­schen Dar­brin­gung mit und üben ihr Prie­ster­tum aus im Emp­fang der Sakra­men­te, im Gebet, in der Dank­sa­gung, im Zeug­nis eines hei­li­gen Lebens, durch Selbst­ver­leug­nung und täti­ge Lie­be“ (LG 10). Gegen­über die­ser ein­deu­ti­gen Auf­ga­be der Prie­ster, das gläu­bi­ge Volk her­an­zu­bil­den und zu lei­ten, ver­wäs­sern und ver­wi­schen die Syn­oda­len den Lei­tungs­dienst als all­ge­mei­ne „Ermög­li­chung der Par­ti­zi­pa­ti­on vie­ler an den viel­fäl­ti­gen Auf­ga­ben der Kir­che“ (S. 13/​16).

Die Syn­oda­len vom Forum II behaup­ten apo­dik­tisch: „Für Chri­sten gibt es kei­nen Prie­ster außer Jesus“, da nur einer (Chri­stus) Mitt­ler sei zwi­schen Gott und den Men­schen. Die­se The­se ist dar­auf gerich­tet, die Legi­ti­mi­tät des sakra­men­ta­len Prie­ster­tums infra­ge zu stel­len. Gleich­zei­tig unter­gra­ben die Autoren aber auch ihre eige­ne Basisar­gu­men­ta­ti­on vom prie­ster­li­chen Volk Got­tes. Jeden­falls ist nach den defi­ni­ti­ven Aus­sa­gen von Bibel, Tra­di­ti­on und Lehr­amt das Gegen­teil der obi­gen Syn­odal­be­haup­tung rich­tig: Chri­stus hat als Hohe­prie­ster das neue Volk Got­tes „zu Prie­stern für Gott und sei­nen Vater gemacht“ (vgl. LG 10, Apk 1,6). Die sakra­men­ta­len Prie­ster jedoch sind „geweiht nach dem Bil­de Chri­sti, des höch­sten und ewi­gen Prie­sters, zur Ver­kün­di­gung der Froh­bot­schaft, zum Hir­ten­dienst an den Gläu­bi­gen und zur Fei­er des Got­tes­dien­stes und in die­sem Auf­trag wirk­lich Prie­ster des Neu­en Bun­des“ (LG 28).

Wie gesagt, lässt das Syn­odal­pa­pier die kla­ren Ansa­gen und Auf­ga­ben des sakra­men­ta­len Prie­ster­tums durch die Dog­ma­ti­sche Kon­zils­kon­sti­tu­ti­on Lumen gen­ti­um unter den Tisch fal­len. Statt­des­sen fabu­liert der Text über dif­fu­se prie­ster­li­che Auf­ga­ben wie „Ver­mitt­lung des unver­füg­ba­ren Geheim­nis­ses, das den Men­schen unbe­dingt angeht“.

Die Syn­oda­len machen ihre lai­en­haf­ten Ansich­ten zum Maß­stab von Akzep­tanz des prie­ster­li­chen Han­delns: Nur „wenn die die­nen­de Pro­exi­stenz des Amts­trä­gers den Men­schen effek­tiv befreit (sic!) und der befrei­te Mensch dar­in ein Gespür für die Hei­lig­keit Got­tes wahr­nimmt“, sei „das Tun des Prie­sters nach­voll­zieh­bar“ (S.11). Unter Befrei­ung ver­steht der syn­oda­le Ori­en­tie­rungs­text nicht die bibli­sche Befrei­ung von der Knecht­schaft der Sün­de zum Leben in Glau­ben und Lie­be (vgl. Gal 5,1ff), son­dern die säku­la­re Frei­heit des belie­bi­gen Tuns.

Der Grund­text ‚Prie­ster­li­che Exi­stenz heu­te‘ ist in mehr­fa­cher Hin­sicht ein feh­ler­haf­tes, unaus­ge­go­re­nes und ten­den­ziö­ses Papier. Die in den Zwi­schen­über­schrif­ten ange­zeig­ten und in den Pas­sa­gen nach­ge­wie­se­nen Män­gel an wis­sen­schaft­lich seriö­ser und rea­li­täts­ba­sier­ter Argu­men­ta­ti­on machen die Schrift zu einem Durch­fall­ex­em­plar. Als beson­ders schwer­wie­gend für einen kirch­lich-theo­lo­gi­schen Text sind die Fäl­schun­gen und Aus­las­sun­gen zu den ein­schlä­gi­gen Kon­zils­do­ku­men­ten ein­zu­stu­fen. Sie zei­gen die ten­den­ziö­se Rich­tung der Text­au­to­ren an, die Axt an das sakra­men­ta­le Prie­ster­tum anzuschlagen.

Eine sol­che wider­sprüch­li­che und man­gel­haf­te Text­vor­la­ge wür­de kein säku­la­res Gre­mi­um durch­ge­hen las­sen. Um wie­viel mehr müss­ten die Prie­ster und Bischö­fe der Syn­odal­ver­samm­lung das man­gel­haf­te Doku­ment bei der Abstim­mung zurück­wei­sen, mit dem vor­wie­gend von Lai­en Druck auf­ge­baut wird, um die kirch­lich-kon­zi­lia­re Basis­le­gi­ti­ma­ti­on der ‚prie­ster­li­chen Exi­stenz‘ wegzuhauen.

Bild: MiL


Bis­her in der Rei­he „Der Syn­oda­le Weg zum BRUCH mit Bibel, Tra­di­ti­on und Lehr­amt“ erschienen:

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2 Kommentare

  1. Ein Punkt muss nach die­sem Arti­kel kri­tisch hin­ter­fragt wer­den. Wird nicht mit­tels der The­se eines kle­ri­ka­li­sti­schen Prie­ster­tums ver­sucht das von Jesus Chri­stus ein­ge­setz­te wah­re Prie­ster­tum zu zer­stö­ren? Wenn ich Bät­zing beob­ach­te, sei­ne Schrei­ben lese und den rüpel­haf­ten Umgang mit kri­ti­schen Mit­brü­dern mir anse­he, muss ich doch zu dem Schluss kom­men, dass dies genau die so gefürch­te­te Metho­de des Kle­ri­ka­lis­mus ist, mit wel­cher Bät­zing und sei­ne gei­sti­gen Epi­go­nen ver­su­chen die Kir­che Jesu Chri­sti zu zer­stö­ren. Ver­sucht Bät­zing nicht mit­tels Inter­ak­ti­ons­do­mi­nanz sei­ne nach­denk­li­chen Bischofs­kol­le­gen zu beherr­schen? Was bedeu­tet der Begriff einer über­höh­ten Sakral­macht der Prie­ster. Er meint damit offen­sicht­lich die den Prie­stern von Jesus Chri­stus selbst durch die Ver­mitt­lung der Kir­che über­ge­be­ne Macht der Sakra­men­te inclu­si­ve der Macht der Sün­den­ver­ge­bung. Kon­kret spricht er damit die den Prie­stern über­tra­ge­ne Macht Jesus Chri­sti an und dies in einem her­ab­las­sen­dem Ton. Zusam­men­ge­fasst: Der Weg Bät­zings und der ihm fol­gen­den Bischö­fe ist der direk­te Weg zur Zer­stö­rung der Kir­che Jesu Christi.

  2. Das The­ma ist so bedrückend für die Zukunft der Kir­che, dass ich auf eine pro­phe­ti­sche War­nung an Kir­che und Staat von Papst Bene­dikt XVI. hin­wei­sen möch­te. Er sag­te a. 22.09.2021 vor dem dt. Bun­des­tag: Natür­lich wird ein Poli­ti­ker den Erfolg suchen… Aber der Erfolg ist dem Maß­stab der Gerech­tig­keit, dem Wil­len zum Recht und dem Ver­ste­hen für das Recht untergeordnet…Er zitier­te den hei­li­gen Augu­sti­nus: „Nimm das Recht weg – was ist dann ein Staat noch ande­res als eine gro­ße Räu­ber­ban­de“. Die­se Aus­sa­ge gilt für den Staat selbst, als auch für sei­ne Rechts­kör­per­schaf­ten. Sie gilt auch für den syn­oda­len Weg. Jeder, der in den Dis­kus­sio­nen um den syn­oda­len Weg mit­re­det oder mit­stimmt, muss dies mit sei­nem Gewis­sen tuen, völ­lig unab­hän­gig von der Beein­flus­sung durch Tei­le des Epi­sko­pa­tes oder von ande­ren Inter­es­sen­trä­ger inner­halb des syn­oda­len Weges. Bene­dikt hat vor dem Deut­schen Bun­des­tag dar­auf in eine pro­phe­ti­schen War­nung an Kir­che und Staat sehr ein­drucks­voll hin­ge­wie­sen. Auch für den syn­oda­len Weg, dem Weg der Kör­per­schaft Öffent­li­chen Rechts gel­ten sowohl jetzt als in Zukunft die Wor­te des Hei­li­gen Augu­sti­nus: „Nimm das Recht weg – was ist dann der Syn­oda­le Weg noch ande­res als eine gro­ßen Räu­ber­ban­de“. Dies gilt auch für Bis­tü­mer und ihre Bischö­fe, wel­che die vor­lie­gen­den Papie­re bereits umge­setzt haben oder zukünf­tig wollen.

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