Skandalisieren und totschweigen

Der Synodale Weg zum BRUCH mit Bibel, Tradition und Lehramt (14)


Der Synodale Weg verwelkt, noch ehe es zu einer Blüte kam.
Der Synodale Weg verwelkt, noch ehe es zu einer Blüte kam.

Von Hubert Hecker

Anzei­ge

Kri­ti­ker und Kri­ti­ken des Syn­oda­len Wegs wer­den vom Syn­odal­prä­si­di­um und des­sen Hof­me­di­en mei­stens tot­ge­schwie­gen. So ist es bis­her den deut­schen Kar­di­nä­len Wal­ter Brand­mül­ler, Ger­hard Lud­wig Mül­ler und Wal­ter Kas­per bei ihren zahl­rei­chen kri­ti­schen Bei­trä­gen zum deutsch-syn­oda­len Weg ergan­gen. Der ehe­ma­li­ge Kuri­en­kar­di­nal Kas­per, Vor­gän­ger von Kar­di­nal Koch, hat mehr­fach davor gewarnt, dass die ange­ziel­ten neu­en Leh­ren und Lei­tungs­struk­tu­ren der „Kir­che das Genick bre­chen“ wür­den. Alle die­se theo­lo­gisch gut begrün­de­ten Bei­trä­ge lie­ßen Bischof Bät­zing und sei­ne Gefolgs­leu­te von sich abprallen.

Das Ziel die­ser Stra­te­gie des Tot­schwei­gens ist klar: Man will sich mit den Kri­ti­ken nicht inhalt­lich auseinandersetzen.

Die glei­che Ziel­set­zung, aber mit einer ande­ren Metho­de ver­folgt Bischof Bät­zing zu dem kri­ti­schen Inter­view des Schwei­zer Kuri­en­kar­di­nals Kurt Koch. Der hat in dem Tages­post-Inter­view vom 29. 9. 2022 grund­sätz­li­che Kri­tik am Ori­en­tie­rungs­text des Syn­oda­len Wegs geäußert:

  • „Es irri­tiert mich, dass neben den Offen­ba­rungs­quel­len von Schrift und Tra­di­ti­on noch neue Quel­len ange­nom­men wer­den (wie die Zei­chen der Zeit).“ Die­sen deutsch-syn­oda­len Irr­tum hat der Kar­di­nal an einem histo­ri­schen Bei­spiel illu­striert:
  • 1934, zu Anfang der Nazi­zeit, hat­te das pro­te­stan­ti­sche Bünd­nis ‚Beken­nen­de Kir­che‘ als „fal­sche Leh­re“ ver­wor­fen, dass die den Nazis nahe­ste­hen­de Ver­ei­ni­gung ‚Deut­scher Chri­sten‘ neben dem Wort Got­tes in der Schrift auch noch ande­re welt­li­che Ereig­nis­se und Mäch­te, eben die dama­li­gen Zeit­zei­chen, als Got­tes Offen­ba­rung rekla­mier­ten.

An die­ser zwei­schrit­ti­gen Argu­men­ta­ti­ons­füh­rung von Kar­di­nal Koch ist sach­lich nichts auszusetzen.

Aber Bischof Bät­zing reagier­te dar­auf mit einem Empö­rungs­auf­schrei, indem er die zwei­te Aus­sa­ge der Bei­spie­ler­klä­rung skan­da­li­sier­te: Das befremd­li­che Bei­spiel sei eine „inak­zep­ta­ble Ent­glei­sung“ und ein „absur­der Ver­gleich“. Wenn der Kar­di­nal sich nicht umge­hend für sei­ne pro­vo­ka­ti­ve Aus­sa­ge ent­schul­dig­te, wür­de er den gro­ßen Bru­der Fran­zis­kus zur Beschwer­de anru­fen. Das erwart­ba­re Skan­dal­echo der Medi­en ver­stärk­te die Pran­ger­wir­kung gegen den zu Unrecht Beschuldigten.

Doch der Kar­di­nal ließ sich durch die unlau­te­re Metho­de der von der Sache ablen­ken­den Skan­da­li­sie­rung nicht von einer sach­li­chen Kri­tik abbrin­gen. In sei­ner Stel­lung­nah­me bestand er dar­auf: Die Zei­chen der Zeit müss­ten zwar erkannt, geprüft und unter­schie­den wer­den (nach guten und bösen – wie eben die der Nazi­zeit), aber sie dürf­ten kei­nes­falls als Offen­ba­rungs­quel­len neben Schrift und Tra­di­ti­on gestellt wer­den. Des­halb kön­ne und wer­de er sei­ne grund­sätz­li­che Aus­sa­ge, die kri­ti­sche Rück­fra­ge an dem Ori­en­tie­rungs­text, nicht zurück­neh­men.

In sei­ner Replik blieb Bischof Bät­zing im Skan­dal­mo­dus, indem er sogar von Ver­schlim­me­rung sprach. Auch die umge­hen­de Rich­tig­stel­lung von Kar­di­nal Koch bezüg­lich der (fal­schen) Inter­pre­ta­ti­on des histo­ri­schen Ver­gleichs woll­te der DBK-Vor­sit­zen­de nicht akzep­tie­ren.

Bei sei­nem Ver­such, die infra­ge ste­hen­den Pas­sa­gen des Ori­en­tie­rungs­text zu recht­fer­ti­gen, bestä­tig­te der deut­sche Bischof letzt­lich die Berech­ti­gung der Sach­kri­tik des römisch-vati­ka­ni­schen Kardinals:

  • Erneut stell­te Bischof Bät­zing die Zei­chen der Zeit unmit­tel­bar neben die ein­zi­ge gött­li­che Offen­ba­rung der Hl. Schrift als Got­tes Wort.
  • In pro­fa­nen „Ereig­nis­sen der Geschich­te“ wür­de sich „Gott immer wie­der offen­ba­ren“:
  • Nicht allein aus der Hl. Schrift, son­dern auch aus säku­la­ren „Zeit­er­eig­nis­sen und Zeit­ent­wick­lun­gen“ kön­ne man „den Wil­len Got­tes für die Men­schen und die Kir­che“ herauslesen.

Bischof Bät­zing hat sich mit sei­nen Aus­sa­gen auf eine Rela­ti­vie­rung der Hl. Schrift als eine unter meh­re­ren gött­li­chen Offen­ba­rungs­quel­len fest­ge­legt. Die­se deutsch-syn­oda­le Neu-Leh­re steht im Wider­spruch zur gesam­ten 2000-jäh­ri­gen Glau­bens­leh­re der Kir­che. Für die Jetzt­zeit hat das II. Vati­ka­ni­sche Kon­zil die Ein­zig­ar­tig­keit und Unüber­hol­bar­keit der gött­li­chen Offen­ba­rung in der Per­son und Leh­re Jesu Chri­sti dog­ma­tisch bestätigt.

Bei der Neu-Lesung des ein­schlä­gi­gen Kon­zils­tex­tes, der „Dog­ma­ti­schen Kon­sti­tu­ti­on über die gött­li­che Offen­ba­rung – Dei Ver­bum“, dürf­te jedem der Bischö­fe, die bei der syn­oda­len Abstim­mung über den Ori­en­tie­rungs­text Pas­sa­gen mit häre­ti­schem Inhalt zuge­stimmt haben, die Augen auf­ge­hen. Auch Bischof Bät­zing steht als Vor­sit­zen­der der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz in der beson­de­ren Pflicht, die Leh­re der Kir­che in Treue zu sei­nem Bischofs­eid zu ver­kün­den – statt sei­ne Kri­ti­ker an den Skan­dal­pran­ger zu stellen.

Im Rah­men des kürz­li­chen Rom-Besuchs des DBK-Vor­sit­zen­den zur Vor­be­rei­tung des Ad-limi­na-Besuchs der deut­schen Bischö­fe hat es in Rom eine ver­trau­li­che Aus­spra­che mit Kar­di­nal Koch gege­ben. Dazu muss­te Bischof Bät­zing vom hohen Ross des Skan­dal­schrei­ers her­ab­stei­gen und wie­der zu sach­li­cher Aus­ein­an­der­set­zung zurück­keh­ren, was er von vorn­her­ein hät­te tun sol­len. Er muss­te akzep­tie­ren, was Kar­di­nal Koch schon in sei­ner ersten Stel­lung­nah­me gesagt hat­te: Sein histo­ri­sches Bei­spiel war kein „Nazi­ver­gleich“ der ‚Deut­schen Chri­sten‘ mit dem Syn­oda­len Weg, son­dern eine geschicht­li­che Illu­strie­rung eines theo­lo­gi­schen Irr­wegs in einer Sachfrage:

Neben der Offen­ba­rung in der Hl. Schrift gibt es kei­ne wei­te­ren Offenbarungsquellen!

Bischof Bät­zing muss­te außer­dem zuge­ste­hen, dass mit der Abstim­mung des Ori­en­tie­rungs­tex­tes zur umstrit­te­nen Deu­tung der ‚Zei­chen der Zeit‘ die von Kar­di­nal Koch ange­sto­ße­ne theo­lo­gi­sche Debat­te dar­über „wei­ter­ge­führt wer­den muss“ – so die DBK-Pres­se­mel­dung vom 5. 10. 2022.

Bild: Wikicommons/​Montage


Bis­her in der Rei­he „Der Syn­oda­le Weg zum BRUCH mit Bibel, Tra­di­ti­on und Lehr­amt“ erschienen:

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!

 




 

3 Kommentare

  1. Machen wir uns nichts vor: Der syn­oda­le Weg in Deutsch­land ist abso­lut alternativlos.
    Wenn die Leh­re der Kir­che nicht geän­dert wird, dann müs­sen sich die deut­schen Kir­chen­funk­tio­nä­re bekeh­ren, um an den Fleisch­töp­fen der Kir­chen­steu­er blei­ben zu können.
    Das ist aus­ge­schlos­sen. Also ist der syn­oda­le Weg alternativlos.

  2. Ich muss mich hier outen. Anfang 2012 nahm ich an der ersten Ver­an­stal­tung teil, die zum syn­oda­len Weg füh­ren soll­te. Im Pfarr­saal der Huber­tus­ge­mein­de in Essen fand ein dia­lo­gi­sches Erst­tref­fen statt. Damit star­te­te Bischof Over­beck unter dem Namen „Dia­log­pro­zess“ den syn­oda­len Weg. Die Beschrei­bung die­ses Weges fin­det sich immer noch auf der Sei­te des Bis­tums Essen zum Syn­oda­len Weg. Der Titel der Schrift ist „Zukunft auf katholisch“. 

    https://​zukunfts​bild​.bis​tum​-essen​.de/​f​i​l​e​a​d​m​i​n​/​z​u​k​u​n​f​t​s​b​i​l​d​/​p​r​o​j​e​k​t​e​/​d​i​a​l​o​g​p​r​o​z​e​s​s​/​D​I​A​L​O​G​_​D​O​K​U​_​W​E​B​.​pdf

    Das Tref­fen selbst war ein unspek­ta­ku­lä­res Brain­stor­ming der teil­neh­men­den Lai­en und Geist­li­chen. Es zeig­te sich schon damals die Auf­spal­tung der Mei­nun­gen in tra­di­tio­nell und syn­odal. Ein gemein­sa­mes Vater­un­ser, lei­der erst am Ende der Ver­an­stal­tung, hin­ter­ließ einen star­ken posi­ti­ven Ein­fluss auf die Versammelten. 

    In der Rück­be­trach­tung ist klar, in wel­che Rich­tung Over­beck von Anfang an sein Bis­tum manö­vrie­ren woll­te. Nicht, wie er vor­gab als Bene­dikt XVI nahe­ste­hen­der, son­dern als Ver­än­dern­der, wenn man es vor­sich­tig aus­drückt. Nun gab es zwei denk­wür­di­ge Din­ge. Ein­mal zele­brier­te Over­beck 2013 direkt nach der Eme­ri­tie­rung Bene­dikts in schwar­zer Trau­er­ge­wan­dung. Ich glau­be, ich habe das damals ganz falsch inter­pre­tiert. Das ande­re ist ein Blitz­ein­schlag. Im Janu­ar 2014 schlug der Blitz in den Kirch­turm der Huber­tus­kir­che ein. Eben dort, wo der Dia­log­pro­zess begon­nen hat­te. Der höch­ste Kirch­turm der Stadt ist mitt­ler­wei­le wie­der­her­ge­stellt. Die Bau­ge­rü­ste ste­hen noch immer. Die Kir­che ist seit 8 Jah­ren de fac­to eine Baustelle.

  3. Wer ich mit den „Deut­schen Chri­sten“ beschäf­tigt hat, kann Ähn­lich­kei­ten zur „Reform­agen­da“ des „Syn­oda­len Weges“ nicht verkennen:Um bei den Zeit­ge­nos­sen noch anzu­kom­men, um wei­ter­hin eine Volks­kir­che blei­ben zu kön­nen, müs­se die Kir­che sich der Zeit anpas­sen, z.B. ihre inne­re Ord­nung der guten staat­li­chen Ord­nung anpas­sen. Die „DC“ for­der­te so das Füh­rer­prin­zip für die Kir­che. Sie müs­se posi­tiv die vor­herr­schen­de Ideo­lo­gie der Zeit in sich auf­neh­men um so die Men­schen zu errei­chen. Nur die Aus­sa­gen der Bibel kön­nen noch als wahr gel­ten, die mit der jet­zi­gen herr­schen­den Ideo­lo­gie über­ein­stim­men. Der Feind sei­en die Con­ser­va­ti­ven, die eine Kir­che ewi­ger Wahr­hei­ten wol­len und so sie musea­li­sie­ren; eine Rele­vanz kön­ne die Kir­che nur behal­ten, wenn sie eine Kir­che wird, in der der christ­li­che Glau­be syn­the­ti­siert wird mit dem Zeit­geist, jetzt dem Femi­nis­mus, der Gen­der­ideo­lo­gie und dem Glau­ben an die Demo­kra­tie. Der Pri­mat der Pasto­ral­theo­lo­gie, dog­ma­ti­sche Wahr­hei­ten kom­men nicht an, man muß den Men­schen nach dem Mun­de reden, ver­bin­det „DC“ und den „Syn­oda­len Irrweg“.

Kommentare sind deaktiviert.