
Von Caminante Wanderer*
„Und ihr werdet von Kriegen hören und Gerüchte von Kriegen…“ (Mt 24,6).
Einer der unbestreitbarsten Beweise – wie eigentlich alle Beweise – für das durchschlagende Scheitern des Pontifikats von Papst Franziskus ist die erschütternde Situation von Streß und Spaltung, in die er die Kirche gebracht hat. Selten in der Geschichte der römischen Kirche hat es so viele mehr oder weniger offene und mehr oder weniger verdeckte Spaltungen gegeben. In den vergangenen Wochen haben wir die Enthüllung einer von ihnen erlebt, klar, offen und winzig: die der Klarissen von Belorado in Spanien, der die Presse, selbst die konservativste, und die Bischöfe selbst eine Bedeutung gegeben haben, die sie nicht hat. Ich denke, wir sind uns alle einig, daß es sich letztlich um einen Fall von armen, orientierungslosen und irregeführten Nonnen handelt, und nicht sie sind dafür verantwortlich, sondern jene, die die Kirche in eine solche Verwirrung geführt haben.
Ein weiterer Fall, der in den zurückliegenden Tagen aufgetreten ist, ist der Prozeß und die anschließende Exkommunikation von Bischof Carlo Maria Viganò. Ich persönlich bedauere, daß Bischof Viganò, der ein starker Bezugspunkt und eine Führungspersönlichkeit für die Sektoren des Widerstands gegen den Bergoglianismus hätte sein können, seit einigen Jahren in eine diskursive Abwärtsspirale geraten ist, die bei einer Person mit seinen Fähigkeiten und seiner Intelligenz schwer zu verstehen ist. Meiner Meinung nach hat er die Chance vertan, die sich nicht nur für ihn, sondern auch für die gesamte Kirche nach seiner mutigen Anklage im Jahr 2018 eröffnet hat. Ihn jedoch zum Anführer einer schismatischen Gruppe zu machen, ihn vor das Heilige Offizium der Inquisition zu zitieren und ihm mit der Exkommunikation zu drohen und dann auch zu belegen, ist ein Fehler, der nur von unfähigen Persönlichkeiten wie Kardinal Tucho Fernández begangen werden kann. Es ist eine Reaktion, die man vielleicht nicht als unverhältnismäßig bezeichnen kann, wie im Fall der Klarissen, aber sie zeigt die taktische Ungeschicklichkeit, an der der pornographische Kardinalpräfekt leidet, und zwar in jeder Hinsicht.
Eine weitere Spaltung, die sich am Horizont abzeichnet, ist die der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX), die „schismatisch“ war, dann mit der Aufhebung der Exkommunikation in eine Art Limbus geriet und von der man nun nicht weiß, was sie ist und was sie werden wird, obwohl sich alle einig sind, daß sie katholisch ist. Seit einiger Zeit bereitet sie ihre Gläubigen auf die bevorstehende Ankündigung von neuen Bischofsweihen vor. Es heißt, der Generalobere der Priesterbruderschaft, Pater Davide Pagliarani, habe vor einiger Zeit ein Gespräch mit Papst Franziskus geführt, dem er die Angelegenheit vorgetragen habe, und der Papst habe geantwortet, sie sollten tun, was sie für richtig hielten. Sie hätten also eine Art stillschweigende Zustimmung, und wenn die Weihen stattfänden, würde Rom wahrscheinlich ein Auge zudrücken. Es erscheint mir unwahrscheinlich, daß sie in Rom auf den Vorwurf der Exkommunikation der neuen Bischöfe und der Weihespender zurückgreifen würden. Das gleich aus mehreren Gründen, unter anderem, weil wir alle die unerklärlichen Sympathien Bergoglios für die FSSPX kennen und weil sie außerdem gezeigt haben, daß sie mit den ersten Weihen durch Erzbischof Lefebvre vor vierzig Jahren das getan haben, was sie versprochen hatten: die Sakramente nach dem überlieferten Ritus zu feiern. Abgesehen von dem Vorfall mit Bischof Williamson, den sie sehr gut gemeistert haben, ist es der Bruderschaft nie in den Sinn gekommen, irgendwelche Bischöfe zu weihen, Jurisdiktionen zu schaffen oder die Art von Unsinn zu tun, zu der viele Leute in einer vergleichbaren Situation neigen. Doch selbst wenn es zu keinen neuen Exkommunikationen käme, würden die hypothetischen neuen Weihen das „lefebvristische Schisma“ zum Entsetzen der Konservativen vertiefen und festigen.
Viel schwerwiegender, wenn auch mit anderen Vorzeichen, ist das Schisma in der deutschen Kirche. Sie haben weder die Ungültigkeit der Wahl von Bergoglio noch die Vakanz des apostolischen Stuhls seit Johannes XXIII. verkündet. Sie ignorieren einfach den apostolischen Stuhl, die Tradition und das Lehramt der Kirche. Sie sind viel klüger und viel reicher und streben nach keiner Kriegserklärung. Sie machen einfach weiter und gehen ihre eigenen synodalen Wege. Derjenige, der in diesem Fall mit großer Entschlossenheit und Klarheit handeln sollte oder zumindest mit der Entschlossenheit und Klarheit, mit der Erzbischof Viganò gehandelt hat und die der Erzbischof von Burgos gegenüber den Nonnen von Belorado an den Tag gelegt hat, ist Kardinal Fernández, der dazu da ist, die Glaubenslehre zu verteidigen. Doch er und sein Fürsprecher schweigen und lassen die Dinge geschehen. Der größte Teil der deutschen Kirche befindet sich de facto im Schisma und ist das im Einverständnis mit dem apostolischen Stuhl. Am Freitag, dem 28. Juni, erklärten sie nach einer gemeinsamen Sitzung, daß „es einen gemeinsamen Wunsch und eine gemeinsame Verpflichtung gibt, die Synodalität im Leben der Kirche zu stärken, um eine wirksamere Evangelisierung zu erreichen“. Ein äußerst seltener Fall: ein Schisma mit der Zustimmung des Papstes. Das ist nur in einem jesuitischen Pontifikat wie dem von Franziskus möglich: Der Wille steht über dem Prinzip des ausgeschlossenen Widerspruchs.
Was würde passieren, wenn der Vatikan, wie seit einigen Tagen angedroht, ein neues Dokument herausgibt, das die traditionelle Messe nur mehr und ausschließlich für Priester der ehemaligen Ecclesia-Dei-Institute zuläßt? Ich denke, es wäre der wahrscheinlich beabsichtigte Anlaß, ein faktisch bereits bestehendes Schisma sichtbar zu machen. Ich bin kein Hellseher, um zu sagen, was auf kirchenpolitischem Gebiet geschehen würde. In Lateinamerika würde nichts passieren, denn in unseren Ländern ist die Piusbruderschaft leider fast die einzige, die die römische liturgische Tradition verteidigt, mit Ausnahme einiger weniger Häuser der Ecclesia-Dei-Institute und mutiger Diözesanpriester. In jedem Fall würden sich viele dieser Priester mit oder ohne Zustimmung ihrer Ordinarien aus der pastoralen Tätigkeit der Diözese zurückziehen und in ihren eigenen Häusern leben, unterstützt von ihren eigenen Gläubigen. Dies geschieht bereits seit einigen Jahren in Argentinien so, und dieses Phänomen könnte sich ausbreiten.
Anders wäre die Situation in Europa und den Vereinigten Staaten, wo die Gläubigen und die Priester der traditionellen Messe viel zahlreicher und stärker sind. Es würde keinen bischöflichen Aufstand geben wie nach Fiducia supplicans, aber es würde wahrscheinlich einen mehr oder weniger sichtbaren Aufstand von Gläubigen und Priestern geben.
Die Modernisten, die es sich in Rom festgesetzt haben, würden einen sehr schweren Fehler begehen, wenn sie diese Entscheidung treffen würden, mit der sie drohen. Zwar ist es für ihre Pläne am besten, wenn das, was sie als „Krebsgeschwür“ der Traditionalisten betrachten, endgültig aus der Kirche verschwindet: Die Erfahrung hat sie nämlich gelehrt, daß dessen Metastasierungskraft enorm ist. Aber gerade da sollten sie erkennen, daß es zu spät ist, eine solches Herausschneiden anzustreben. Meiner Meinung nach werden sich die meisten Gläubigen, die seit Jahren die überlieferte Messe besuchen, jeder Art von despotischem Mandat der römischen Macht widersetzen.
Die Gründe für diesen Widerstand sind uns allen wohlbekannt und wurden seit den 1960er Jahren auf unzähligen Seiten beschrieben. Fassen wir zusammen: Was immer heilig war, kann nicht verschwinden; der Papst ist nicht der Herr der Tradition, er ist nur ihr Hüter, und deshalb kann er die liturgischen Bücher, mit denen die Kirche seit mehr als fünfzehnhundert Jahren Gottesdienst feiert, nicht abschaffen oder verbieten. Mit anderen Worten: Der Papst kann die Tradition nicht verbieten. Ende! Und wenn er dies unrechtmäßig tun will, werden wir Widerstand leisten. Aber wir alle wissen, daß die Liturgie, wenn es zu einem Eingriff kommen sollte, nicht der einzige Grund wäre, der das bereits bestehende verborgene Schisma sichtbar machen würde. Auch wenn wir es nicht immer sagen können und es vielleicht auch nicht ratsam ist, es zu sagen, so wissen wir doch alle, daß es im Grunde eine Frage des Glaubens ist: Papst Franziskus hält auf zumindest zweifelhafte Weise am Glauben der Apostel fest, und viele seiner engsten Bischöfe haben ihn aufgegeben. Und wenn sie es noch nicht ausdrücklich getan haben, so tun sie es täglich in der Praxis. Das Ehesakrament wurde mit Amoris laetitia relativiert, das universale Heil in Jesus Christus wurde mit dem Dokument von Abu Dhabi relativiert, man ist der Abscheulichkeit verfallen, die Sodomie zu segnen, was nicht nur dem immerwährenden Lehramt der Kirche, sondern dem Wort Gottes selbst widerspricht, und es wird versucht, eine neue „synodale Kirche“ zu gründen, die weit entfernt ist von jedem traditionellen Verständnis.
Das Bild von der Lage der Kirche, das sich in diesem Artikel schnell ergibt, ist äußerst ungewöhnlich: Der Römische Stuhl, der in Krisenzeiten immer die katholische Lehre gegen die Schismatiker verteidigt hat, ist jetzt auf der Seite derer, die die katholische Lehre leugnen, und stellt sie selbst in Frage. Die heutigen „Schismatiker“ hingegen beharren auf der überlieferten Lehre und bekräftigen sie, während sie von den Bischöfen verspottet, vertrieben und verfolgt werden und während der Hüter des apostolischen Glaubens, der Nachfolger des Apostels Petrus, ihnen gegenüber eine Haltung einnimmt, die bestenfalls als zweideutig bezeichnet werden kann.
„Und ihr werdet Nachrichten und Gerüchte von Kriegen hören. Gebt acht, laßt euch nicht erschrecken! Das muß geschehen. Es ist aber noch nicht das Ende“ (Mt 24,6).
*Caminante Wanderer ist ein argentinischer Blogger
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons
Das hier ist Argumentation vor der Welt. Warum müssen Papst, sein Dikastriums-Kardinal, Vigano, die Klarissen relativiert werden? Die Klarissen sind nur orientierungslose Nonnen. Vigano ist lediglich in einer Abwärtsspirale. Der Papst hält „zumindest auf zweifelhafte Weise“ am Glauben der Apostel fest. Fernandez ist unfähig, was dann doch wieder „unverhältensmäßig“ bezeichnet werden kann. Die synodalen in Deutschland sind klüger, weil sie „ignorieren“.
Matthäus5,37: „Euer Ja sei ein Ja, euer Nein ein Nein; alles andere stammt vom Bösen.“
In diesem Gericht zählt es nicht, was andere denken. Es zählt, was Gott will.
Irgendwie erinnert der Autor an den Witz, indem ein Autofahrer im Radio einen Geisterfahreralarm hört und denkt: was heißt ein Geisterfahrer? Hundert!
Nicht die deutsche Kirche ist im Schisma, sondern der Autor. Er schreibt selbst:
Ein äußerst seltener Fall: ein Schisma mit der Zustimmung des Papstes.
Kann in diesem Fall überhaupt von einem Schisma gesprochen werden? Doch nur dann, wenn der Papst selbst schismatisch ist. Und gegen diese unvermeidliche Schlussfolgerung scheint sich der Autor mit Händen und Füßen zu wehren.
Was ist davon zu halten:
[im Falle weiterer Weihen] würden die hypothetischen neuen Weihen das „lefebvristische Schisma“ zum Entsetzen der Konservativen vertiefen und festigen.
Wohl nur solcher „Konservativer“ wie der Autor…
Man erinnert sich an Monsignore Gregorius Hesse, der stets vor solchen „Konservativen“ gewarnt hat.
Hauptsache, Bischof C.M. Viganò, der diese Widersprüchlichkeiten erkannt hat, wird geschmäht.