Nach Biden holt sich auch Nancy Pelosi den Kommunionzugang vom Papst

Wenige Tage nach dem Jahrhunderturteil gegen die Abtreibung fällt Papst Franziskus der Lebensrechtsbewegung in den Rücken


Papst Franziskus mit Nancy Pelosi. Das Bild wurde am 9. Oktober 2021 aufgenommen.
Papst Franziskus mit Nancy Pelosi. Das Bild wurde am 9. Oktober 2021 aufgenommen.

(Rom) Weni­ge Tage nach dem Sen­sa­ti­ons­ur­teil des Ober­sten Gerichts­hofs der USA gegen die Abtrei­bung fiel Papst Fran­zis­kus der Lebens­rechts­be­we­gung und den US-Bischö­fen in den Rücken. Gestern konn­te Nan­cy Pelo­si, die Vor­sit­zen­de des Reprä­sen­tan­ten­hau­ses des US-Par­la­ments, im Peters­dom die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen, obwohl sie von ihrem Orts­bi­schof Sal­va­to­re Cor­di­leo­ne von San Fran­cis­co vor weni­gen Wochen vom Kom­mu­nion­emp­fang aus­ge­schlos­sen wur­de – wegen ihrer Abtreibungspolitik.

Anzei­ge

Nur weni­ge Tage nach dem histo­ri­schen Urteil des Ober­sten Gerichts­ho­fes der USA für das Lebens­recht unge­bo­re­ner Kin­der unter­stütz­te San­ta Mar­ta die Abtrei­bungs­po­li­ti­ker in den USA.

Papst Fran­zis­kus wie­der­hol­te damit, was er bereits im ver­gan­ge­nen Herbst für US-Prä­si­dent Joe Biden, eben­falls ein will­fäh­ri­ger Hand­lan­ger der Abtrei­bungs­lob­by, getan hatte.

Als Santa Marta den US-Bischöfen in den Rücken fiel

Um die Fra­ge, ob Abtrei­bungs­po­li­ti­ker zur Kom­mu­ni­on zuge­las­sen sind, ist in den USA seit Jah­ren ein Streit im Gan­ge. Pro­gres­si­ve Bischö­fe ver­su­chen die Ver­tre­ter der lin­ken Demo­kra­ti­schen Par­tei, die zum Groß­teil ver­bis­se­ne Abtrei­bungs­ver­fech­ter sind, vor der Exkom­mu­ni­ka­ti­on zu schüt­zen. Seit­her steht der fata­le Ein­druck im Raum, daß für einen Teil der kirch­li­chen Hier­ar­chie Ideo­lo­gie vor Glau­bens­leh­re geht.

Mit der Wahl des Katho­li­ken Joe Biden zum US-Prä­si­den­ten stand die Fra­ge wie­der auf der Tages­ord­nung der US-Bischofs­kon­fe­renz. Die Mehr­heits­ver­hält­nis­se in der Abtrei­bungs­fra­ge sind dort ein­deu­tig zugun­sten des Lebens­rechts. Mit gro­ßem Ein­satz und eini­ger Raf­fi­nes­se gelang es der pro­gres­si­ven Min­der­heit um den von Papst Fran­zis­kus ein­ge­setz­ten Erz­bi­schof von Chi­ca­go, Kar­di­nal Bla­se Cupich, die Absicht der Mehr­heit zu tor­pe­die­ren. Die­se sah vor, fest­zu­stel­len, daß Abtrei­bungs­po­li­ti­ker auf­grund ihrer ver­stock­ten Hal­tung sich selbst aus der Gemein­schaft der Kir­che aus­ge­schlos­sen haben. Das bedeu­tet, daß sie ipso fac­to exkom­mu­ni­ziert und daher nicht mehr zur hei­li­gen Kom­mu­ni­on zuge­las­sen sind. Leh­re und Kir­chen­recht sehen vor, daß jeder Katho­lik, der wil­lent­lich dar­in beharrt, die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der zu unter­stüt­zen, die Ein­heit mit Chri­stus auf­ge­ge­ben hat.

Die US-Demo­kra­ten befürch­te­ten dadurch in den USA und welt­weit einen bedenk­li­chen Image-Scha­den für den US-Prä­si­den­ten und ande­re hoch­ran­gi­ge Staats­ver­tre­ter wie Nan­cy Pelo­si, die eben­falls katho­li­sche Vor­sit­zen­de des ame­ri­ka­ni­schen Reprä­sen­tan­ten­hau­ses. Pro­gres­si­ve Kir­chen­krei­se befürch­te­ten, den durch Papst Fran­zis­kus gelun­ge­nen Brücken­schlag zum links­li­be­ra­len Estab­lish­ment wie­der zu ver­lie­ren. Die­se Sor­ge wur­de auch von San­ta Mar­ta geteilt. So war es Papst Fran­zis­kus selbst, der den Plan der Mehr­heit der US-Bischö­fe durch­kreuz­te. Dabei wur­de vor die­ser „Ver­su­chung“ gewarnt.

Als eine von Fran­zis­kus gewünsch­te Inter­ven­ti­on der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on nicht den gewünsch­ten Erfolg hat­te, inter­ve­nier­te der Papst per­sön­lich. Kurz vor der Herbst­voll­ver­samm­lung der US-Bischö­fe im Herbst 2021 emp­fing er Joe Biden im Vati­kan in Audi­enz. Der Vati­kan über­ließ es Biden, anschlie­ßend die Welt­öf­fent­lich­keit dar­über zu infor­mie­ren, daß Fran­zis­kus ihm per­sön­lich bekun­det habe, daß er in der Kir­che will­kom­men sei und zur Kom­mu­ni­on gehen kön­ne. Gleich am näch­sten Tag emp­fing der US-Prä­si­dent in der ame­ri­ka­ni­schen Bot­schaft in Rom die hei­li­ge Kom­mu­ni­on und ließ die­se Tat­sa­che über die Medi­en breit­flä­chig ver­brei­ten. Die Fra­ge sei­ner Exkom­mu­ni­ka­ti­on war vom Tisch. Wel­cher Bischof hät­te es noch gewagt, dem Papst zu wider­spre­chen?

Auf Joe Biden folgte Nancy Pelosi

Nach eini­gen Mona­ten schritt Erz­bi­schof Cor­di­leo­ne von San Fran­cis­co dann doch zur Tat. Dazwi­schen waren wei­te­re schwer­wie­gen­de Schrit­te der Abtrei­bungs­po­li­ti­ker der Demo­kra­ti­schen Par­tei im Senat und durch Biden selbst erfolgt. Erz­bi­schof Cor­di­leo­ne ver­häng­te ein Kom­mu­ni­on­ver­bot für Nan­cy Pelo­si, die Num­mer zwei der US-Demo­kra­ten – wegen ihrer Abtrei­bungs­hal­tung. Sie gehört sei­ner Diö­ze­se an und unter­liegt somit sei­ner Juris­dik­ti­on. Das war ein Pau­ken­schlag, der zudem einen Monat vor dem erwar­te­ten Urteil des Höchst­ge­richts in Washing­ton zur Abtrei­bungs­fra­ge erfolgte.

Erz­bi­schof Cor­di­leo­ne ließ sich von der auf­ge­heiz­ten Stim­mung, die von links­ra­di­ka­len Kräf­ten in den USA insze­niert wur­de, nicht ein­schüch­tern. Zu jener Zeit wur­den von Abtrei­bungs­fa­na­ti­kern Kir­chen nie­der­ge­brannt und Mord­dro­hun­gen gegen die Höchst­rich­ter aus­ge­spro­chen. Die­se lie­ßen sich eben­so­we­nig beein­drucken und ver­kün­de­ten am ver­gan­ge­nen 24. Juni ihr Jahr­hun­der­tur­teil, mit dem sie das infa­me Urteil Roe gegen Wade von 1973 kipp­ten, mit dem 50 Jah­re lang in den USA Mil­lio­nen von unge­bo­re­nen Kin­dern getö­tet wer­den konn­ten. Die Höchst­rich­ter stell­ten in ihrem neu­en Urteil fest, daß das dama­li­ge Urteil von Anfang an falsch war und ver­nein­ten ein ver­fas­sungs­mä­ßi­ges Recht auf Abtrei­bung. Seit einem hal­ben Jahr­hun­dert hat­te die Abtrei­bungs­lob­by kei­nen so geball­ten und grund­sätz­li­chen Gegen­schlag mehr erle­ben müssen.

Die US-Bischofs­kon­fe­renz und die Lebens­rechts­be­we­gung fei­er­ten das Urteil als sen­sa­tio­nel­len Sieg für das Leben und für ein neu­es Ame­ri­ka. Dabei fiel jedoch auf, daß der Vati­kan ver­hal­ten reagier­te. Dabei war die katho­li­sche Kir­che unter Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. die Speer­spit­ze des welt­wei­ten Wider­stan­des gegen die mas­sen­haf­te Tötung unschul­di­ger Kinder.

Mit der Wahl von Papst Fran­zis­kus änder­te sich das aller­dings. Eine grund­sätz­li­che Kri­tik an der Abtrei­bung blieb zwar auf­recht, doch zugleich wur­de jede direk­te Kri­tik an Abtrei­bungs­ge­set­zen ver­mie­den. Das geschah so auf­fäl­lig, daß die Abtrei­bungs­lob­by damit leben konnte.

Die­se „Anpas­sung“ an den Main­stream ist Teil eines gro­ßen Pro­jekts von Papst Fran­zis­kus, die Kir­che aus dem „Kul­tur­kampf“ abzu­zie­hen und dem vor­herr­schen­den glo­ba­len links­li­be­ra­len Estab­lish­ment anzugleichen.

Nur fünf Tage nach der histo­ri­schen Wen­de, die vom Ober­sten Gerichts­hof in den USA in der Abtrei­bungs­fra­ge voll­zo­gen wur­de, war Nan­cy Pelo­si, die hin­ter Biden zweit­wich­tig­ste Poli­ti­ke­rin des Abtrei­bungs-Estab­lish­ments, zu Gast im Vati­kan. Die Nähe zur Urteils­ver­kün­dung mag Zufall sein, Pelo­sis Anwe­sen­heit hat­te aber einen prä­zi­sen Zweck. Das „Nar­ra­tiv“, auch von pro­gres­si­ven katho­li­schen Medi­en in den USA ver­brei­tet, sie und ihre Fami­lie hät­ten sich „zufäl­lig“ in der Nähe auf­ge­hal­ten, kann schlicht­weg über­hört wer­den. Der Zweck ihrer geziel­ten Anwe­sen­heit war, wie eini­ge Mona­te zuvor bereits Joe Biden, vom Papst „rein­ge­wa­schen“ zu wer­den. Damit war kein Sün­den­be­kennt­nis in der Beich­te gemeint, auch kein Bereu­en ihrer Unter­stüt­zung des grau­sam­sten Ver­bre­chens der Mensch­heits­ge­schich­te. Damit war gemeint, daß ihre Abtrei­bungs­hal­tung nicht the­ma­ti­siert wird, sie die­se also unver­än­dert fort­set­zen kann, aber den­noch zur Kom­mu­ni­on zuge­las­sen ist, weil der Papst selbst es ihr erlaubt.

Und so geschah es.

Beim gest­ri­gen Hoch­fest der Apo­stel­für­sten Petrus und Pau­lus nahm Pelo­si an den Zele­bra­tio­nen im Peters­dom teil. Papst Fran­zis­kus zele­brier­te zwar auf­grund sei­ner Knie­be­schwer­den nicht per­sön­lich, kon­ze­le­brier­te aber. Bei die­ser Gele­gen­heit emp­fing Pelo­si unge­hin­dert und mit ent­spre­chen­der Medi­en­be­glei­tung die hei­li­ge Kom­mu­ni­on, obwohl ihr Hei­mat­bi­schof ihre Exkom­mu­ni­ka­ti­on fest­ge­stellt hat­te. Die Vor­sit­zen­de des US-Reprä­sen­tan­ten­hau­ses wag­te natür­lich kei­nen eigen­mäch­ti­gen Schritt, sich gar den Kom­mu­ni­on­zu­gang zu erzwin­gen. Ihre Rei­se nach Rom war an Erz­bi­schof Cor­di­leo­ne vor­bei unter ande­rem über die Erz­diö­ze­se der Bun­des­haupt­stadt Washing­ton vor­be­rei­tet gewe­sen. Dort regiert seit 2019 der von Fran­zis­kus ernann­te und zum Kar­di­nal kre­ierte Wil­ton Dani­el Gre­go­ry, einer der McCar­ri­ck Boys. Phil­ip Pul­lel­la, der Vati­kan-Kor­re­spon­dent von Reu­ters, war infor­miert und sorg­te für die nöti­ge inter­na­tio­na­le Beach­tung von Pelo­sis Kommuniongang.

Die Twit­ter-Mel­dung von Phil­ip Pul­lel­la (Reu­ters) mit dem Bild von Nan­cy Pelo­si gestern im Petersdom

Papst Fran­zis­kus hat erneut die Pro-Life-Mehr­heit der Ame­ri­ka­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz vor den Kopf gesto­ßen und der Lebens­rechts­be­we­gung einen Dolch­stoß ver­setzt. Er kann damit das Jahr­hun­der­tur­teil des Ober­sten Gerichts­hofs, zu dem er sich trotz sei­ner Trag­wei­te noch nicht geäu­ßert hat, nicht rück­gän­gig machen. Fran­zis­kus zeig­te aller­dings erneut, daß offen­sicht­lich wirk­lich gilt, daß für einen Teil der kirch­li­chen Hier­ar­chie, für den von ihm geför­der­ten Teil, und für ihn selbst die Ideo­lo­gie vor der Glau­bens­leh­re kommt und poli­ti­sche Alli­an­zen wich­ti­ger sind als der kom­pro­miß­lo­se Ein­satz für die Wahrheit.

Der Kon­trast ist ekla­tant. Als das Urteil Roe gegen Wade erlas­sen wur­de, saß nur ein Katho­lik im neun­köp­fi­gen Rich­ter­se­nat. Am ver­gan­ge­nen Frei­tag waren alle sechs Rich­ter, wel­che die Wen­de in der Abtrei­bungs­fra­ge her­bei­führ­ten, Katho­li­ken. Drei davon waren von US-Prä­si­dent Donald Trump ernannt wor­den. Die katho­li­sche Mehr­heit der Höchst­rich­ter „gegen“ den Papst, indem sie sich in der Fra­ge der Abtrei­bungs­ge­setz­ge­bung ein­deu­ti­ger posi­tio­nie­ren? Auch das ist eine trau­ri­ge Wirk­lich­keit Anno Domi­ni 2022.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/​Twitter/​Philip Pul­lel­la (Screen­shots)

Print Friendly, PDF & Email
Anzei­ge

Hel­fen Sie mit! Sichern Sie die Exi­stenz einer unab­hän­gi­gen, kri­ti­schen katho­li­schen Stim­me, der kei­ne Gel­der aus den Töp­fen der Kir­chen­steu­er-Mil­li­ar­den, irgend­wel­cher Orga­ni­sa­tio­nen, Stif­tun­gen oder von Mil­li­ar­dä­ren zuflie­ßen. Die ein­zi­ge Unter­stüt­zung ist Ihre Spen­de. Des­halb ist die­se Stim­me wirk­lich unabhängig.

Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

Das ist müh­sam, es ver­langt eini­ges ab, aber es ist mit Ihrer Hil­fe möglich.

Unter­stüt­zen Sie uns bit­te. Hel­fen Sie uns bitte.

Vergelt’s Gott!