Joe Biden als päpstliches Orakel der „Kommunion für alle“

Vom US-Präsidenten bestellt, vom Papst geliefert


Papst Franziskus empfing am 29. Oktober US-Präsident Joe Biden in Audienz. Die anschließenden Verlautbarungen überließ er dem amerikanischen Staatsoberhaupt – mit erheblicher Brisanz.
Papst Franziskus empfing am 29. Oktober US-Präsident Joe Biden in Audienz. Die anschließenden Verlautbarungen überließ er dem amerikanischen Staatsoberhaupt – mit erheblicher Brisanz.

(Rom) Am ver­gan­ge­nen Frei­tag wur­de US-Prä­si­dent Joe Biden unter unge­wöhn­li­chem Aus­schluß der Öffent­lich­keit von Papst Fran­zis­kus im Vati­kan in Audi­enz emp­fan­gen. Wäh­rend der Hei­li­ge Stuhl wie gewohnt anschlie­ßend kei­ne Stel­lung­nah­me zu den Inhal­ten des Gesprächs gab, ließ Biden wis­sen, der Papst habe ihn einen „guten Katho­li­ken“ genannt und ein­ge­la­den „wei­ter­hin die Kom­mu­ni­on zu emp­fan­gen“. Gleich am näch­sten Abend ging Biden in einer römi­schen Pfar­rei zur Kom­mu­ni­on und sand­te damit unter päpst­li­chen Fit­ti­chen ein unmiß­ver­ständ­li­ches Signal an die US-Bischöfe.

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Im Vor­feld war mit gro­ßer Span­nung erwar­tet wor­den, wie Papst Fran­zis­kus im Kom­mu­ni­onstreit zwi­schen Biden und den US-Bischö­fen reagie­ren wür­de. Am 15. Novem­ber beginnt die Herbst­voll­ver­samm­lung der Bischö­fe der USA, bei der sie über ein Kom­mu­ni­on­ver­bot für Abtrei­bungs­po­li­ti­ker wie Biden ent­schei­den wol­len. Da Fran­zis­kus selbst und eine Min­der­heit der US-Bischö­fe, zumeist von ihm ernannt, der poli­ti­schen Lin­ken zunei­gen, war seit Mona­ten klar, daß man in San­ta Mar­ta alles ande­re als erfreut war über den Kom­mu­ni­onstreit, den die Mehr­heit der US-Bischö­fe nach der Wahl Bidens auf die Tages­ord­nung setzte.

Päpstliche Koordinaten 1: die Gelobten

Die von Biden nach der Audi­enz der Öffent­lich­keit berich­te­ten Aus­sa­gen des Pap­stes erin­nern an den Prä­si­dent­schafts­wahl­kampf im vori­gen Jahr, in dem Biden sich selbst als „guten Katho­li­ken“ bewer­ben ließ. Der zwei­te Teil der Aus­sa­ge, er sol­le „wei­ter­hin die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen“, ent­spricht ganz sei­nen Wün­schen. Der amtie­ren­de US-Prä­si­dent, der in sei­ner poli­ti­schen Agen­da eine radi­ka­le und glo­ba­le Abtrei­bungs- und Gen­der-Poli­tik ver­folgt, kehrt an der kirch­li­chen Front mit einem Sieg auf gan­zer Linie nach Washing­ton zurück. Papst Fran­zis­kus hat ihm das Gewünsch­te gewährt.

Die vati­ka­ni­sche Pres­se­stel­le schwieg sich aus – nicht zum ersten Mal. Bereits in der Ver­gan­gen­heit über­ließ der Hei­li­ge Stuhl den in Audi­enz Emp­fan­ge­nen exklu­siv die Deu­tungs­ho­heit zu päpst­li­chen Aussagen.

Das Schwei­gen „deu­tet dar­auf hin, daß die Wor­te von Joe Biden wahr sind und Berg­o­glio sie tat­säch­lich gesagt hat“, kom­men­tier­te Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, der ehe­ma­li­ge Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in den USA und mit den Fein­hei­ten vati­ka­ni­schen Han­delns bestens vertraut.

„Auch wenn Bidens Äuße­run­gen per­fekt zu den maß­lo­sen Äuße­run­gen von Jor­ge Mario Berg­o­glio pas­sen – der einen berüch­tig­ten radi­ka­len Abtrei­ber als einen ‚ganz Gro­ßen‘ bezeich­ne­te –, so ist doch klar, daß sol­che Äuße­run­gen einen bei­spiel­lo­sen Skan­dal dar­stel­len, da sie die Posi­tio­nen eines Poli­ti­kers, der die Abtrei­bung befür­wor­tet, nicht ver­ur­tei­len, son­dern die unver­än­der­li­che Posi­ti­on des kirch­li­chen Lehr­am­tes ver­leug­nen und wie eine unver­hoh­le­ne Auf­for­de­rung zum Sakri­leg klin­gen, die hei­lig­ste Eucha­ri­stie zu ent­wei­hen, indem man sie im Zustand der öffent­li­chen und offen­sicht­li­chen Sün­de empfängt.“

Als „ganz Gro­ßen“ hat­te Fran­zis­kus den 2016 ver­stor­be­nen Radi­ka­len-Poli­ti­ker Mar­co Pan­nella bezeich­net, ein Mann, der Ita­li­en zum Schlech­te­ren ver­än­dert hat­te. Die „maß­lo­sen Äuße­run­gen“, auf die der ehe­ma­li­ge Spit­zen­di­plo­mat anspielt, bezie­hen sich aber auch auf die jüng­sten, teils star­ken Signa­le von Fran­zis­kus gegen die Abtrei­bung. Die Fra­ge stand dadurch mit noch grö­ße­rer Span­nung im Raum, wie er sich selbst im Kom­mu­ni­onstreit ver­hält, wenn es kon­kret wird. Inner­halb von nur weni­gen Tagen klaff­ten Anspruch und Wirk­lich­keit weit auseinander.

Wenn die „Vor­bil­der“ Mar­co Pan­nella und Joe Biden hei­ßen, dann weiß die Welt nun, mit wel­chem Typus Papst Fran­zis­kus die Kir­che gefüllt wis­sen möch­te – und mit wel­chem nicht.

Päpstliche Koordinaten 2: die Verurteilten

Der Ein­zug des erst zwei­ten Katho­li­ken in das Wei­ße Haus bedeu­tet kei­ne Stär­kung der katho­li­schen Sozi­al­leh­re oder gar der katho­li­schen Kir­che, son­dern wird zum Stemm­ei­sen für die näch­ste Zer­trüm­mung der kirch­li­chen Moral­leh­re und damit der Kir­che selbst. Wenn der mäch­tig­ste Abtrei­bungs­lob­by­ist der Welt den­noch, laut Auf­for­de­rung des Pap­stes, ein „guter Katho­lik“ ist und wei­ter­hin die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen kann, wur­de vor weni­gen Tagen der bis­her radi­kal­ste Schritt in Rich­tung „Kom­mu­ni­on für alle“ getan.

Zum Ver­gleich: Die poli­ti­sche Agen­da Joe Bidens, der zu sei­nem Amts­an­tritt erklär­te, die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der und den Gen­der-Wahn auch im letz­ten Win­kel der Erde durch­set­zen zu wol­len, ist für Fran­zis­kus kein Betrüb­nis, schon gar kein Grund zur Empö­rung. Was empört Fran­zis­kus eigent­lich? Die Mafia und die Coro­na-Kri­ti­ker. Eine in der Kir­chen­ge­schich­te mit Sicher­heit bei­spiel­lo­se Prio­ri­tä­ten­set­zung. Sei­ne Abnei­gung gegen tra­di­tio­nel­le Katho­li­ken müß­te an die­ser Stel­le nicht ein­mal eigens erwähnt werden.

Erz­bi­schof Viganò schrieb am Sonn­tag, dem Christ­kö­nigs­fest im über­lie­fer­ten Ritus, zu den Ereig­nis­sen im Apo­sto­li­schen Palast:

„Jeder Katho­lik weiß, was für ein abscheu­li­ches Ver­bre­chen es ist, ein wehr­lo­ses Geschöpf im Mut­ter­leib zu töten. Den Gläu­bi­gen wur­de nicht nur von Joe Biden, da über­zeug­ter Abtrei­bungs­be­für­wor­ter, son­dern auch von Berg­o­glio, der als ober­ster Hir­te der Kir­che aner­kannt ist, ein Ärger­nis gege­ben. Sein zer­stö­re­ri­sches Han­deln kennt kei­ne Unter­bre­chung im ver­blüff­ten Schwei­gen der Kar­di­nä­le und Bischö­fe. Die sehr sel­te­nen Aus­nah­men von See­len­hir­ten, die sich wirk­lich um die ihnen anver­trau­ten See­len küm­mern, wie z. B. Emi­nenz Kar­di­nal Bur­ke, wer­den von der Mehr­heit ihrer Mit­brü­der und vom Vati­kan mit Feind­se­lig­keit betrachtet.“

Wäh­rend­des­sen wer­de, so der ehe­ma­li­ge Vati­kan­di­plo­mat, die Mis­si­on der Kir­che Chri­sti unter­gra­ben und durch The­men wie „Kli­ma­wan­del, inklu­si­ven Kapi­ta­lis­mus und Mas­sen­imp­fung plattgemacht“.

„Berg­o­glio wur­de kürz­lich von der von Lynn Fore­ster de Roth­schild gelei­te­ten Coali­ti­on for Inclu­si­ve Capi­ta­lism als ‚mora­li­sche Füh­rungs­per­sön­lich­keit‘ aner­kannt und hat den Wirt­schafts­wis­sen­schaft­ler Jef­frey David Sachs, Vor­sit­zen­der des UN Sus­tainable Deve­lo­p­ment Solu­ti­ons Net­work sowie Befür­wor­ter der glo­ba­len Bevöl­ke­rungs­re­du­zie­rung und des Kamp­fes gegen den Kli­ma­wan­del, zum Mit­glied der Päpst­li­chen Aka­de­mie der Sozi­al­wis­sen­schaf­ten ernannt. Das ist ein Maß­stab dafür, wie fremd das der päpst­li­chen Mis­si­on ist, und soll­te die Prä­la­ten der Kir­che dazu ver­an­las­sen, sei­ne gei­sti­ge und mora­li­sche Eig­nung für die­ses Amt ernst­haft zu hinterfragen.“

Am Sams­tag­abend besuch­te Biden die Vor­abend­mes­se in der ame­ri­ka­ni­schen Natio­nal­kir­che San Patri­zio in der Via Bon­com­pa­gni nahe der römi­schen US-Bot­schaft. Dort ging er, gestärkt mit dem päpst­li­chen Man­dat, zur Kommunion. 

Ohne Zwei­fel war die­ses Sze­na­rio bereits im Vor­feld zwi­schen dem Wei­ßen Haus und San­ta Mar­ta abge­spro­chen und ver­ein­bart worden.

Die Bischofs­kon­fe­renz der USA wur­de, wie erwar­tet, vor voll­ende­te Tat­sa­chen gestellt, ohne selbst etwas nach­weis­bar getan zu haben. Am 15. Novem­ber wer­den die US-Bischö­fe zusam­men­tre­ten: Wie wer­den sie entscheiden?

Der Prie­ster an der ame­ri­ka­ni­schen Natio­nal­kir­che in Rom, vor­ab kon­tak­tiert, spen­de­te die Kommunion.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)

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Katho­li­sches war die erste katho­li­sche Publi­ka­ti­on, die das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus kri­tisch beleuch­te­te, als ande­re noch mit Schön­re­den die Qua­dra­tur des Krei­ses versuchten.

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4 Kommentare

  1. Lie­be Brü­der und Schwestern!
    Die US-Bischofs­kon­fe­renz wur­de nicht vor voll­ende­te Tat­sa­chen gestellt! Auch wenn ich nur eine Laie, muß das Gewis­sen sagen, daß wenn ein Papst, mit sei­nen Aus­sa­gen und sei­nem Ver­hal­ten zum Sakri­leg auf­for­dert und die fun­da­men­ta­len Glau­bens­sät­ze bricht, ist ihm in die­sen Fäl­len nicht zu fol­gen. Es soll­te geprüft wer­den, ob er sich nicht selbst damit exkom­mu­ni­ziert. Der Herr möge ihn zur Umkehr bewegen.

  2. Man kennt doch die Wider­sprüch­lich­keit die­ses Pap­stes min­de­stens seit 2013. Was er manch­mal sagt, das meint er nicht ernst, zumal die Taten feh­len. So einen unglaub­wür­di­gen Papst hat­ten wir in den letz­ten Jah­ren noch nie. Kei­ner soll­te sich in Zukunft wun­dern, wenn sol­ches erneut geschieht. Ein Mann in dem Alter ändert sel­ten sei­ne Gesin­nung. Das Gut­ach­ten sei­nes frü­he­ren Jesui­ten­obe­r­ens Peter Hans Kol­ven­bach sagt doch genü­gend aus über sei­nen schlech­ten Cha­rak­ter. Der Cha­rak­ter ändert sich auch nicht, wenn jemand Papst wird.

  3. Es schwe­felt – Selbst­lob stinkt, lern­te ich als Kind. Das Lob ande­rer ehrt. Wobei man heu­te sehr genau hin­se­hen muss, wer denn der­je­ni­ge ist der lobt. Nicht umsonst wer­den loben­de Aus­zeich­nun­gen, wie z.B. der Frie­dens­no­bel­preis, der Karls­preis auch zurück­ge­ge­ben, was dann wie­der­um den Rück­ge­ber ehrt.

    Es gibt bestimm­te Sät­ze, die jeman­dem zuge­schrie­ben werden/​die er gesagt hat und die immer mit der Per­so­nen ver­knüpft sind und bekannt wer­den und blei­ben. So z.B.:
    „Ich bin ein Ber­li­ner“, „Nie­mand will eine Mau­er bau­en“, „Die Ren­te ist sicher“, „Wer bin ich um zu urtei­len“ und hier „Der Papst hat mich einen guten Katho­li­ken genannt“.
    Wich­tig ist allein, was Jesus sagt. 

    Nach Pri­vat­au­di­en­zen und per­sön­li­chen Gesprä­chen mit dem Papst gibt es oft das Pro­blem, dass die Gesprächs­part­ner aus dem Inhalt berich­ten, von der Leh­re der Kir­che abwei­chen­den Aus­sa­gen. Dazu habe ich gelernt, dass ich mich bemü­hen soll, kein Ärger­nis zu geben, also prä­ven­tiv alles ver­mei­den soll, was zu einem Ärger­nis füh­ren könn­te. Kommt es den­noch zu einem Ärger­nis, habe ich Klar­heit zu ver­schaf­fen, was ich tat­säch­lich gesagt habe. Janus­köp­fi­gen Inter­pre­ta­tio­nen darf kein Raum gelas­sen wer­den, denn das führt zum Scha­den aller, der bei­den Gesprächs­part­ner und aller Gläubigen.
    Und immer gilt, auch aus mei­ner Lebens­er­fah­rung „an den Taten kann man jeman­den erkennen“.

  4. Motiv für die­ses Schau­spiel dürf­te noch ein ande­res sein. Anders als frü­her ten­die­ren die Katho­li­ken in den USA heu­te mehr­heit­lich zu den Repu­bli­ka­nern und nicht zu den Demo­kra­ten. Das gefällt Papst Franz aber ganz und gar nicht, und so woll­te er ein kla­res Signal set­zen, wel­chen Poli­ti­kern in den USA die Katho­li­ken ihre Stim­me geben sol­len und wel­chen nicht.

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