(Rom) Das neue Buch von Fabio Marchese Ragona „Oltre la tempesta“ („Jenseits des Sturms. Überlegungen für eine Zeit nach der Pandemie“) knüpft an das Interview mit Papst Franziskus vom 10. Januar 2021 im Fernsehsender Canale 5 an. Aus diesem Interview gestaltete die Tageszeitung Il Giornale ein Buch und veröffentlichte in einem Vorabdruck die Einleitung, die Franziskus selbst verfaßte. In dem Fernsehinterview im Januar, das Franziskus selbst organisiert hatte, diskreditierte der Papst die Haltung jener, die aus Gewissensgründen die Corona-Impfung ablehnen, als „selbstmörderischen Negationismus“. Im Buch trägt er eine neue Ode an die Impfung vor. Bereits in der Vergangenheit war Franziskus als einer der global wirkmächtigsten Impf-Apologeten in Erscheinung getreten.
Franziskus übergeht oder übertüncht, wie schon seit 20 Monaten, alle offenen Fragen zur „Pandemie“, zur Gefährlichkeit des Coronavirus und zu den restriktiven Regierungsmaßnahmen. Dabei ist auch im Vatikan bekannt, daß die Sterblichkeitsrate des Coronavirus weltweit im Rahmen einer „durchschnittlichen saisonalen Grippe“ geblieben ist. Die Lebensgefahr („Killer-Virus“) ist aber jener Faktor, der – von Politik und Medien herbeigeführt – die große Panik auslöste und zu einer Art Massenpsychose führte.
Was eine „durchschnittliche saisonale Grippe“ ist, ist von der WHO und dem Robert-Koch-Institut definiert: Eine „durchschnittliche saisonale Grippe“ verursacht eine Sterblichkeit zwischen 0,1–0,2 Prozent der Bevölkerung, zumeist Hochbetagte und Menschen mit schweren Vorerkrankungen. Das ist der Lauf der Dinge, jedes Jahr. Im deutschen Sprachraum blieb die Sterblichkeit der „mit und an“ Corona verstorbenen Menschen mit 0,087 Prozent (Bundesrepublik Deutschland) und 0,099 Prozent (Österreich) sogar unterhalb einer „durchschnittlichen saisonalen Grippe“. In Luxemburg mit 0,103 Prozent ganz am unteren Rand. In der unteren Hälfte blieb sie in den meisten anderen Staaten: Frankreich 0,12 Prozent, Schweden 0,12 Prozent, USA 0,13 Prozent. In Italien liegt sie am höchsten, blieb aber mit 0,16 Prozent auch dort im Rahmen. Die Beispiele Schweden und Italien, aber auch Florida (0,14 Prozent) und New York (0,19 Prozent), wo die Regierungen völlig gegensätzlich reagierten, in Schweden und Florida mit minimalen Einschränkungen, in Italien und New York mit radikalen Einschränkungen, zeigen, daß Lockdowns und massive Einschränkungen der Grund- und Freiheitsrechte keine erkennbaren Auswirkungen auf die Sterblichkeitsrate haben. Was rechtfertigt also staatliche Eingriffe, die über das hinausgehen, was gegen jede normale Grippe getan wird?
Im Juni 2021 sagte Prof. Franz Allerberger, Leiter der Ages (des österreichischen Robert-Koch-Instituts):
„Ohne PCR-Tests wäre die Pandemie niemandem aufgefallen!“
Kurz nach dem Interview schickte ihn der grüne Gesundheitsminister in den vorzeitigen Ruhestand. Die Aussage war der Regierung nicht erwünscht. Doch Politik und Medien kümmert es nicht – auch nicht die Ärztekammern und ‑verbände. Kümmert es den Papst? Ist das Coronavirus von der Wahrheitsfrage ausgeklammert?
Wovon redet dann aber Franziskus?
„Müssen wir uns“ gegen saisonale Grippeviren impfen lassen? Machen Menschen „Kapriolen“, wenn sie aus Gewissensgründen oder einfach nur aufgrund der objektiven Faktenlage ein experimentelles Impf-Präparat ablehnen? Oder insgesamt eine Grippe-Impfung ablehnen, wie sie es bis 2019 unbeanstandet auch getan haben?
Wie kommt Papst Franziskus dazu, solche Aussagen zu tätigen? Warum behauptet er Dinge, die nicht den Tatsachen, daher nicht der Wahrheit entsprechen?
Einen „epochalen Wandel“ und „den schwersten Moment unseres Lebens“ erleben die meisten Menschen (wohl nur) im Westen nicht wegen des Coronavirus, sondern wegen des Ausnahmezustandes, den die Regierungen herbeigeführt haben. Warum macht sich Franziskus zum obersten globalen Impf-Propagandisten? Warum zum vielleicht wichtigsten Werbeträger von Big Pharma? Versteht er die Kirche nur mehr als verlängerten Arm des Staates in einer neuartigen Form von Zivilreligion?
Die Botschaft des Papstes wurde von der Tageszeitung in die schreiende Überschrift gegossen:
„Bergoglio exkommuniziert die No Vax. ‚Schluß mit den Kapriolen zu den Impfstoffen‘.“
Impfskeptiker und Kritiker von unverhältnismäßigen und irrationalen Regierungsmaßnahmen werden als „Impfgegner“ (No Vax) diskreditiert. Dazu der Untertitel:
„Papst Franziskus und die wissenschaftlichen Entdeckungen über Covid: ‚Wir müssen Vertrauen haben, dann können wir uns wiedersehen‘.“
Im Text des Papstes findet sich kein Wort von „Exkommunikation“, doch der Vatikan hält eine Richtigstellung nicht für nötig: Schließlich dienen auch solche „Kleinigkeiten“ der „guten Sache“. Oder etwa nicht?
Hier der Text, den Franziskus geschrieben hat:
Machen wir keine Kapriolen, wir müssen uns impfen lassen
von Papst Franziskus
Die Pandemie führt zu einem epochalen Wandel, wir erleben den schwersten Moment unseres Lebens, aber gleichzeitig versuchen wir, „über den Sturm hinaus“ zu gehen, denn es ist der Moment, wieder Hoffnung schöpfen zu können, es ist der Moment, in dem wir, wenn wir wollen, zur Ruhe zurückkehren können nach der Dunkelheit der Krankheit. Der Sturm hat unsere Verletzlichkeit aufgedeckt, und von hier aus können wir uns regenerieren, indem wir uns ein Beispiel an großen Männern der Hoffnung nehmen, wie Abraham, der in einem Moment des Mißtrauens nicht nach dem verheißenen Sohn fragt, der nicht kam, sondern sich an Gott wendet, damit er ihm helfe, weiter zu hoffen. Es gibt nichts Schöneres: das Gebet der Hoffnung, denn die Hoffnung enttäuscht nie, niemals. Wenn du hoffst, wirst du nie enttäuscht werden.
Ich möchte hier auch Johannes Paul I. zitieren, der bei einer Generalaudienz (20. September 1978) sagte, daß die Hoffnung „eine obligatorische Tugend für jeden Christen ist“, die aus dem Vertrauen auf drei Wahrheiten erwächst: „Gott ist allmächtig, Gott liebt mich unendlich, Gott ist den Verheißungen treu. Und das ist Er: der Gott der Barmherzigkeit, der in mir das Vertrauen weckt; deshalb fühle ich mich nicht allein, nicht nutzlos, nicht verlassen“.
Wir müssen heute wieder Hoffnung und Vertrauen in die Wissenschaft haben: Dank des Impfstoffs sehen wir langsam wieder das Licht, wir kommen aus diesem schrecklichen Alptraum heraus. Ich kann auch sagen, daß wir im Vatikan die Generalaudienzen wieder für die Anwesenheit der Gläubigen geöffnet haben, und das ist ein echtes Geschenk, daß wir uns „von Angesicht zu Angesicht“ treffen können, gemeinsam als Brüder und Schwestern. Denn wenn es einerseits stimmt, daß die Technologie uns während des Lockdown sehr geholfen hat, so ist es andererseits wichtig zu betonen, wie grundlegend die nicht-virtuelle Begegnung ist. Und wir müssen all jenen danken, die sich dafür eingesetzt haben, daß wir den schwersten Moment überstehen: Ich denke dabei an die Wissenschaftler, die viele Monate damit verbracht haben, die richtige Kombination zu erforschen, um wirksame Impfstoffe zu erhalten, aber vor allem an jene, die uns in der kritischsten Phase zur Seite gestanden haben, an Ärzte, Krankenschwestern, Freiwillige und viele andere Personen, die im Verborgenen bleiben und nicht im Fernsehen oder auf den Titelseiten der Zeitungen erscheinen. Die eigentliche Herausforderung besteht nun darin, dafür zu sorgen, daß alle Menschen den gleichen Zugang zu dem Impfstoff haben, daß bei der Auswahl der berühmtesten Dosis nicht nach Gutdünken vorgegangen wird und vor allem, daß der Impfstoff für jene, die ihn brauchen, kostenlos ist und nicht aus Profitgier verabreicht wird.
Der Impfstoff kann viele Menschenleben retten, das sollten wir nicht vergessen, und wir sollten nicht vergessen, was uns die Geschichte über andere schlimme Krankheiten in der Vergangenheit gelehrt hat. Es ist an der Zeit, einander an der Hand zu nehmen und vorwärts zu gehen, sich an den Händen zu halten, dem Nachbarn ins Gesicht zu sehen und zu sagen: „Laßt uns zusammenstehen, und wir werden Erfolg haben“. Das Boot wird nicht sinken, wenn alle mithelfen, es über Wasser zu halten und zu rudern. Bitten wir den Herrn um die Gnade der Hoffnung und preisen wir ihn immer, auch in dieser Zeit der Pandemie, weil wir wissen, daß er der treue Freund ist, der uns nie verläßt und der uns über alle Maßen liebt.
Einleitung/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Il Giornale/Vatican.va (Screenshots)