
(Washington) Die Bischofskonferenz der USA läßt sich nicht stoppen. Mit großer Mehrheit haben die US-Bischöfe auf ihrer (virtuellen) Frühjahrsvollversammlung beschlossen, die Ausarbeitung eines Dokuments zum Kommunionempfang fortzusetzen. Ein mögliches Kommunionverbot für Joe Biden bleibt auf der Tagesordnung.
Das Dokument zielt auf ein Kommunionverbot für Abtreibungspolitiker ab, um Klarheit zu schaffen, daß Personen des öffentlichen Lebens, die öffentliches Ärgernis geben, nicht in der Gemeinschaft der Kirche stehen. Konkret richtet sich diese Klärung in erster Linie gegen US-Präsident Joe Biden und die Vorsitzende des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi. Diese beiden hochrangigen Politiker der Demokratischen Partei sagen von sich selbst, katholisch zu sein, vertreten aber eine Abtreibungs‑, Homo- und Gender-Agenda, die mit der kirchlichen Lehre nicht vereinbar ist. Die aktive Unterstützung der Tötung ungeborener Kinder zieht automatisch die Exkommunikation nach sich, also den Tatbestand, daß sie sich durch ihr Verhalten aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen haben.
Genau diese Klarstellung versuchten die Bischöfe der McCarrick-Fraktion und einige andere eng mit Santa Marta verbundene Kirchenmänner zu verhindern. Ein letzter Versuch wurde noch während der Versammlung unternommen, indem unbegrenzte Redezeit zu diesem Thema gefordert wurde, wodurch der Rahmen der auf drei Tage angelegten Konferenz gesprengt worden und eine Vertagung unumgänglich gewesen wäre. Am ersten Versammlungstag war der Antrag auf Änderung der Tagesordnung eingebracht worden, um eine unbegrenzte Redezeit zu ermöglichen. Eine klare Mehrheit der Bischofskonferenz lehnte dies jedoch ab. In der Diskussion wurde dafür mehr Spielraum gelassen, sodaß die veranschlagte Dauer des zweiten Versammlungstages um eine Stunde überzogen wurde.
Ein bereits im November des Vorjahres unmittelbar nach den Präsidentschaftswahlen beauftragtes Komitee hatte einen Entwurf für ein klärendes Dokument ausgearbeitet. Dieser wurde der Bischofskonferenz vorgelegt, um den vorgeschlagenen Fahrplan zu beschließen und eine Endfassung erstellen zu lassen.
Der Fahrplan wurde nach einer ausgiebigen und teils hitzigen Debatte von einer großen Mehrheit der US-Bischöfe beschlossen. 229 Bischöfe nahmen an der Abstimmung teil: 168 stimmten für den Weg zu einer Klarstellung, 55 stimmten dagegen, sechs enthielten sich ihrer Stimme. Die Versuche der McCarrick-Fraktion und des Vatikans, eine Beschlußfassung zu verhindern, beeindruckte die übergroße Mehrheit der Bischöfe nicht. Der Besuch der beiden progressiven Kardinäle Cupich (Chicago) und Tobin (Newark) in Rom, um ein vatikanisches Eingreifen zu erreichen, erwies sich als Schuß nach hinten. Mit lediglich 55 Gegenstimmen blieben die Gegner einer Klärung sogar hinter der Zahl der 60 Bischöfe zurück, die im Vorfeld mit einem Schreiben dazu aufgerufen hatten, das Thema zu vertagen.
Der Vatikan hatte tatsächlich nach dem Besuch von Cupich und Tobin interveniert. Papst Franziskus ließ die Glaubenskongregation einen Brief mit „Empfehlungen“ an die Bischofskonferenz richten, die so angelegt waren, daß eine Beschlußfassung auf unbestimmte Zeit aufgeschoben worden wäre. Die große Mehrheit der US-Bischöfe durchschaute das Manöver, der linken US-Regierung zu Hilfe zu eilen, und setzte ihren Weg unbeirrt fort.
Laut Fahrplan wurde damit der Auftrag erteilt, das Dokument in eine Endfassung zu bringen und der Herbstvollversammlung zur endgültigen Abstimmung vorzulegen. Diese wird laut derzeitiger Planung im November wieder in der üblichen Form, das heißt mit physischer Anwesenheit, in Baltimore im Staat Maryland stattfinden.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: USCCB (Screenshot)