(Washington) 40 Tage vor Beginn der Frühjahrsvollversammlung der Amerikanischen Bischofskonferenz verdichten sich die Anzeichen, daß die faktische Exkommunikation der Abtreibungs-Lobbyisten durch den Ausschluß vom Kommunionempfang formalisiert werden soll.
Seit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen im November 2020 sind die Verfechter der Abtreibungs-Agenda mit Joe Biden und Nancy Pelosi in den USA an die Macht zurückgekehrt. Eine Kampagne, in der sich Biden als „gläubiger Katholik“ präsentieren ließ, obwohl er die Tötung ungeborener Kinder für ein Recht hält und die Homosexualisierung bis in die letzte Weltgegend tragen will, sorgte für Empörung unter Gläubigen und Bischöfen. Erzbischof Joseph Fred Naumann von Kansas-City forderte von Biden wenige Tage nach dessen Angelobung als US-Präsident, aufzuhören, „sich als frommen Katholiken zu bezeichnen“.
Wer abtreibt, abtreiben läßt oder auf irgendeine Weise die Abtreibung unterstützt, stellt sich außerhalb der Gemeinschaft der Kirche, exkommuniziert sich also selbst. Während in Europa die Bischöfe um diese Frage einen großen Bogen machen, um sich mit der Politik nicht anzulegen, wurde die Frage in den USA frühzeitig offen diskutiert. Da seinerzeit eine Einigung in der Bischofskonferenz nicht möglich war, wurde zwar das Prinzip bekräftigt, aber es jedem Diözesanbischof überlassen, ob er für seine Diözese ein Kommunionverbot für Abtreibungspolitiker verhängen will oder nicht.
Die offensive Selbstbewerbung Bidens als „frommer Katholik“ wird als solche Diskrepanz wahrgenommen, daß führende Bischöfe auf eine bundesweit einheitliche Klarstellung und Verurteilung drängen. Den entsprechenden Tagesordnungspunkt gibt es bereits. Das Pro-Life-Komitee der Bischofskonferenz hat im Auftrag des Vorsitzenden der Bischofskonferenz unter der Leitung von Erzbischof Naumann ein Dokument ausgearbeitet, das auf der Frühjahrsvollversammlung diskutiert werden soll.
Zu den Bischöfen, die auf eine Klarstellung drängen, gehört Erzbischof Salvatore Joseph Cordileone, den Papst Benedikt XVI. 2012 auf den Erzbischofsstuhl von San Francisco berief. Cordileone hatte bereits einige Gefechte auszustehen, etwa gegen ein Vordringen der Homo-Lobby in den kirchlichen Schulbereich, und dabei Standfestigkeit bewiesen.
Am 1. Mai veröffentlichte Msgr. Cordileone einen Hirtenbrief über die Menschenwürde der Ungeborenen, die heilige Kommunion und die Katholiken im öffentlichen Leben. Damit legte er kurz vor Beginn der Vollversammlung der Bischofskonferenz ein Grundsatzpapier vor, das als Richtungsvorgabe zu verstehen ist. Die Kernaussage, die ausführlich und pastoral differenziert dargelegt wird, lautet, daß Katholiken, die Abtreibung unterstützen, nicht zum Kommunionempfang zugelassen sind. Wörtlich heißt es im Hirtenbrief:
„Die Lehre unseres Glaubens ist klar: Jene, die das Kind töten oder helfen, es zu töten (auch wenn sie sich persönlich gegen Abtreibung aussprechen), jene, die die Mutter unter Druck setzen oder ermutigen, abzutreiben, jene, die für die Abtreibung bezahlen, jene, die finanzielle Unterstützung leisten für Abtreibungsorganisationen oder jene, die Kandidaten oder Gesetze unterstützen, um Abtreibung zu einer ‚Option‘ zu machen, kooperieren mit einem sehr schweren Übel. Formale Zusammenarbeit und unmittelbare materielle Zusammenarbeit im Bösen sind moralisch niemals gerechtfertigt.“
Daraus folgt, so der Erzbischof, daß der Apostel Paulus in seinem Ersten Brief an die Korinther im Zusammenhang mit dem Kommunionempfang ausdrücklich warnte, daß, „wer unwürdig das Brot ißt oder den Kelch des Herrn trinkt, gegen den Leib und das Blut des Herrn sündigt“ und sich „das eigene Gericht ißt und trinkt“.
Ebenso verweist Msgr. Cordileone in seinem Hirtenbrief auf den heiligen Märtyrer Justinus, der um 150 nach Christus in der ältesten Beschreibung der eucharistischen Liturgie in Rom schreibt, daß „niemand die Eucharistie mit uns teilen kann, außer er glaubt, daß das, was wir lehren, wahr ist; außer er wird im erneuernden Wasser der Taufe zur Vergebung seiner Sünden gewaschen und außer er lebt nach den von Christus gegebenen Grundsätzen“.
Der Erzbischof betont, daß die Wissenschaft zeigt, daß mit der Zeugung ein neuer, eigenständiger Mensch existiert, der über Würde und Rechte verfügt wie jeder andere Mensch.
Msgr. Cordileone beklagt, daß die westliche Kultur die „harte Realität der Abtreibung“ seit Jahrzehnten leugnet. Mit „Haarspaltereien“ und Verboten werde eine Diskussion darüber verhindert.
„Ich bin überzeugt, daß diese Verschwörung der Desinformation und des Schweigens durch die Angst vor dem angeheizt wird, was es bedeuten würde, die Realität anzuerkennen, mit der wir es zu tun haben.“
Das schreckliche Übel der Abtreibung müsse beseitigt werden. Der „einzige Weg“ für die direkt Betroffenen, die sich schuldig gemacht haben, „besteht darin, auf die Barmherzigkeit Gottes zu vertrauen, dessen barmherzige Liebe uns die Möglichkeit zur Bekehrung und Umkehr gibt. Christus gewährt seine Vergebung in Hülle und Fülle, und die Gnade Gottes wird uns helfen, da wir alle Bekehrung brauchen.“
Die Katholiken, die im öffentlichen Leben eine Führungsposition bekleiden, aber die Abtreibung unterstützen, mahnt der Erzbischof:
„Gott hat ihnen eine angesehene Position in der Gesellschaft anvertraut“ und „eines Tages werden sie Gott gegenüber für die Verwaltung dieses Vertrauens Rechenschaft geben müssen“.
Direkt an die Abtreibungsverfechter sagt er weiter:
„Hören Sie auf, so zu tun, als ob die Befürwortung oder Ausübung eines schwerwiegenden moralischen Übels – ein Übel, das ein unschuldiges Menschenleben auslöscht, das ein grundlegendes Menschenrecht leugnet – irgendwie mit dem katholischen Glauben vereinbar ist. Es ist es nicht. Bitte kehren Sie zur Fülle Ihres katholischen Glaubens zurück.“
Der Vorstoß von Erzbischof Cordileone ist auch deshalb von Bedeutung, weil Nancy Pelosi, die Vorsitzende des Repräsentantenhauses des US-Bundesparlaments, Katholikin und überzeugte Abtreibungsverfechterin, im Erzbistum San Francisco ansässig ist. Pelosi ist ihrem Rang nach hinter Joe Biden die einflußreichste Vertreterin der Demokratischen Partei.
Auch Erzbischof Naumann von Kansas-City meldete sich am 1. Mai mit einem Interview bei Newsmax TV zu Wort und beklagte, daß Biden „Verwirrung“ stifte, indem er sich als „gläubigen Katholiken“ bezeichne, aber zugleich eine Politik betreibe, die mit der Lehre der Kirche unvereinbar ist. Der Erzbischof warf dem US-Präsidenten vor, den Kommunionempfang „für politische Zwecke mißbraucht“ zu haben.
Naumann sagte zu Gastgeber Alex Salvi, daß Bidens Haltung zur Abtreibung diesen zum „radikalsten Präsidenten aller Zeiten“ macht.
Unklar ist noch, wie sich jene Gruppe von Bischöfen um die von Papst Franziskus ernannten Erzbischöfe von Chicago, Washington und Newark verhalten wird – und vor allem, wie Santa Marta darauf reagieren wird. In der heißen Phase des Präsidentschaftswahlkampfes 2020 forderte der Papst-Vertraute Msgr. Vincenzo Paglia, Vorsitzender der Päpstlichen Akademie für das Leben, dazu auf, die Lebensrechtsfrage „nicht zu einer ideologischen Waffe in der politischen Debatte“ zu machen, und gab damit dem Abtreibungslobbyisten Joe Biden Schützenhilfe.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: sfarchdiocese.org/cordileone.blogspot.com (Screenshots)
betet für diese Hirten! Auch für die Abtreibungsbefürworter!
Und wenn nur, um an dieser SÜnde keinen Anteil zu haben, aber betet, dass sie wenigstens einen letzten, lächerlichen Funken der Ehre der katholischen Kirche erst einmal wieder aufglimmen lassen!