
Von Cristina Siccardi*
Wer den ewigen Werten verhaftet ist, ist entsetzt über die Staatssysteme, alte wie neue, die immer neue Methoden einführen, um Menschen zu beseitigen, die sich der herrschenden Macht nicht fügen: Jede Epoche hat ihre Henker, und heute sehen wir mit Entsetzen, wie sich die britische Gesetzgebung gegen die Unschuldigen wendet und sie durch spezielle Protokolle zum Tode verurteilt.
Das britische Gesundheitssystem ist eine tyrannische Maschinerie, in der jeder, der nicht in bestimmte Parameter paßt, in einem Krankenhaus erbarmungslos zu Tode gebracht werden kann. Nicht einmal, wenn es sich um Kinder handelt, werden die Patienten begnadigt, trotz der Appelle an die Menschlichkeit, die einige Eltern und Vereinigungen, die ihnen zur Seite stehen, von Zeit zu Zeit vorbringen. Müttern und Vätern, die von zermürbenden Gerichtsprozessen buchstäblich erschöpft sind, wird nicht einmal die herzzerreißende Bitte erfüllt, ihr Kind mit nach Hause zu nehmen, damit es wenigstens in der bergenden Umgebung der Familie sterben kann.
Die vielen unbekannten und einige medienwirksame Fälle wie Charlie Gard, Alfie Evans, RS, Archie Battersbee, Sudiksha Thirumalesh, sie alle füllen die Zahl der Kleinen, die regelmäßig durch Staatseuthanasie zum Tod verurteilt werden. Nun war Indi Gregory an der Reihe, für die sich die italienische Regierung, wie schon im Fall von Alfie Evans im Jahr 2018, einsetzte und dadurch auszeichnete, indem sie dem kleinen Mädchen die italienische Staatsbürgerschaft verlieh, um sie in das vatikanische Kinderkrankenhaus Bambino Gesù in Rom zu verlegen, das angeboten hatte, kostenlos die Therapien fortzusetzen, die sie zur Behandlung ihrer mitochondrialen Pathologie erhielt. Das teuflische Protokoll für Indi Gregory sah vor, daß die Sauerstoffzufuhr abgestellt, die Behandlung ausgesetzt und die Wiederbelebung im Falle einer Krise verboten wurde. Ein englisches Gericht ordnete den Abbruch der lebenserhaltenden Behandlung an, und am Samstag, dem 11. November, wurde die kleine Indi unter Polizeibegleitung vom Queen’s Medical Centre in Nottingham in ein nahegelegenes Hospiz verlegt, wo die Beatmung schrittweise eingestellt wurde und sie palliative Medikamente erhielt, um ihr Leiden zu lindern. Der Todeskampf dauerte anderthalb Tage und endete am Montag, dem 13. November, um 1.45 Uhr (2.45 Uhr Mitteleuropäischer Zeit).
Indi wurde am 24. Februar dieses Jahres geboren, dem Tag, an dem die Kirche „zufällig“ den heiligen Aethelbert, den sächsischen König von Kent, feiert, der die von Papst Gregor dem Großen gesandte und vom heiligen Augustinus, Bischof von Canterbury, angeführte Mönchsdelegation empfing – beide gelten als Apostel der Angelsachsen – und so die Taufe von Tausenden von Menschen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes ermöglichte, und die König Aethelbert selbst am Pfingsttag 597 empfing.
Nun, auch die Engländerin Indi wurde auf Wunsch ihrer Eltern getauft, obwohl diese nicht gläubig sind. Die Vorsehung hat ihre eigenen Wege, und diese Entscheidung beruhte auf einer sehr präzisen und logischen Argumentation ihres Vaters, Dean Gregory:
„Ich bin nicht religiös und ich bin nicht getauft. Aber als ich vor Gericht stand, hatte ich das Gefühl, in die Hölle gezerrt zu werden. Ich dachte, wenn es die Hölle gibt, dann muß es auch den Himmel geben. Es war, als ob der Teufel dort wäre. Ich dachte, wenn es den Teufel gibt, muß es auch Gott geben. Ein christlicher Freiwilliger besuchte jeden Tag die Intensivstation und sagte mir, daß die Taufe einen schützt und die Tür zum Himmel öffnet. […] Ich habe gesehen, wie es in der Hölle zugeht, und ich möchte, daß Indi in den Himmel kommt.“ Wie bekundet wurde, besteht die Absicht, daß es bald weitere Taufen in der Familie geben wird. Indi ist dank der Taufe gerettet.
Die Rettung betrifft nach dem Vokabular des Glaubens das, was über das irdische Leben hinausgeht, nämlich das ewige Leben. Augustinus lehrt gerade in bezug auf die Säuglingstaufe:
„Wenn also bewiesen werden kann, daß wir durch die Taufe der Sünde gestorben sind, weil wir im Tod Christi getauft wurden, sterben gewiß auch die Kinder, die auf Christus getauft werden, der Sünde, weil sie in seinem Tod getauft werden. Ohne jemanden auszuschließen, sagt Paulus: ‚Wißt ihr denn nicht, daß wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind?‘ (Röm 6,3). Er sagt dies, um zu zeigen, daß wir für die Sünde tot sind. Und welcher Sünde sterben die Kinder, die wiedergeboren werden, wenn nicht der, die sie sich bei ihrer Geburt zuziehen? Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat. […] Richtet euren Sinn auf das Himmlische und nicht auf das Irdische! Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist mit Christus verborgen in Gott‘“ (Kol 2,12; 3,3).
Die Taufe hat dem kleinen Opfer der laizistischen Grausamkeit der „Menschenrechte“ die Pforten des Paradieses geöffnet. Der heilige Thomas erklärt, daß die Erbsünde eine „Natursünde“ (peccatum naturae) ist; sie ist eine Sünde, die man sich zuzieht und die nicht begangen wurde (ein Zustand, keine Handlung). Sie ist nur insofern die Sünde einer Person (peccatum personae), als diese Person die gefallene Natur (natura corrupta) der ersten Eltern (Adam und Eva) annimmt. Aufgrund der Zugehörigkeit zu Adams Menschengeschlecht erbt jeder Mensch eine gestörte Veranlagung seiner menschlichen Natur, die aus der Auflösung der ursprünglichen Harmonie der Rechtschaffenheit und Heiligkeit herrührt.
Die eigentliche Konsequenz der Erbsünde ist der Entzug der Gottesschau, daher ist die Gnade erforderlich, um von der Erbsünde gereinigt und zur Gemeinschaft mit Gott erhoben zu werden, damit man in das ewige Leben eintreten und die Gottesschau genießen kann. Dies impliziert für jeden Menschen die Notwendigkeit der Erlösung durch Christus. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, Kinder zu taufen, um ihnen die Vergebung der Erbsünde zu verschaffen, damit sie das ewige Leben erlangen. Aus diesem Grund hat die Kirche vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil alle aufgefordert, den Säuglingen so bald wie möglich durch den Diener Gottes das Sakrament der Taufe zu spenden, ohne zu lange zu warten, damit sie im Falle ihres Todes dennoch in die ewige Seligkeit eingehen können.
Die thomistische Lehre erklärt, daß die Taufe dem Kind sowohl zur Befreiung von der Erbsünde als auch zur Erlangung des göttlichen Lebens, d. h. der Eingliederung in Christus durch die Gabe des Heiligen Geistes, verliehen wird, wodurch ihm der Zugang zum ewigen Leben eröffnet wird. Wenn es wahr ist, daß Kinder die Erbsünde geerbt haben, schreibt der heilige Thomas, „also können die Kinder um so mehr es empfangen durch Christum, daß sie herrschen im ewigen Leben“ (Summa theologiae III, q. 68, a. 9, corpus). Thomas von Aquin präzisiert noch:
„Kinder sind einer freien Willensbewegung nicht fähig; sie werden also allein dadurch zur Gerechtigkeit hinbewegt, daß ihre Seele vollendet wird. Dies geschieht aber nicht ohne Sakrament. Denn wie die Erbsünde, von der sie gerechtfertigt werden, nicht kraft ihres eigenen Willens in sie trat, sondern kraft fleischlicher Zeugung; so wird auch die Gnade Christi in sie abgeleitet durch geistige Wiedererzeugung.“ (Summa theologiae I‑II, q. 113, a. 3, ad 1).
Die Säuglingstaufe offenbart in hervorragender Weise die Barmherzigkeit/Gerechtigkeit der Heiligen Dreifaltigkeit, die auch den Säuglingen Heilsmittel anbietet, die noch nicht am Empfang der Gnade, die sie des göttlichen Lebens teilhaftig macht, mitwirken können. Diese Barmherzigkeit/Gerechtigkeit bietet also auch jenen gewisse Mittel an, die wie die unschuldige neun Monate alte Indi im Exil dieser Welt von den zeitgenössischen Peinigern, die die Gewänder der Euthanasie tragen, hingerichtet werden.
*Cristina Siccardi, Historikerin und Publizistin, zu ihren jüngsten Buchpublikationen gehören „L’inverno della Chiesa dopo il Concilio Vaticano II“ (Der Winter der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Veränderungen und Ursachen, 2013); „San Pio X“ (Der heilige Pius X. Das Leben des Papstes, der die Kirche geordnet und reformiert hat, 2014) und vor allem ihr Buch „San Francesco“ (Heiliger Franziskus. Eine der am meisten verzerrten Gestalten der Geschichte, 2019).
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana
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