Von Cristina Siccardi*
Vor der Kirche der heiligen Petrus und Pantaleon auf der Piazza Cardinale Boggiani in Bosco Marengo in der Provinz und Diözese Alessandria wurde die monumentale Statue, die dem Dominikanerpapst Michele Ghislieri gewidmet ist, bereits im Jahr 2019 restauriert, um den 450. Jahrestag des Dies natalis des heiligen Pius V. (1572–2022) zu begehen. Es war der 1. Mai 1572, als der Papst der Gegenreformation, der Restauration, der Schlacht von Lepanto und des Rosenkranzes kurz vor seinem Tod zu einigen Kardinälen und Prälaten, die er an sein Sterbebett gerufen hatte, sagte:
„Ich vertraue Euch die heilige Kirche an, die ich so geliebt habe. Strebt danach, einen eifrigen Nachfolger zu wählen, der nur die Ehre des Erlösers sucht und keinen anderen Wunsch hat als das Wohl der Kirche und die Ehre des Apostolischen Stuhles.“
Ein sehr präzises und klares Vermächtnis an seine Nachfolger, in den Fußstapfen des heiligen Petrus und der Tradition der Kirche.
Bosco Marengo, das von den historischen, geistigen, architektonischen und künstlerischen Zeugnissen des Dominikanerpapstes beherrscht wird, ist die Stadt, in der Michele Ghislieri am 17. Januar 1504 geboren wurde und in der er gerne begraben worden wäre, wie der Kenotaph in der Kirche Santa Croce bezeugt, die heilige in den riesigen Dominikanerkomplex einbezogene Stätte, die Pius V. noch vor dem Erlaß der Bulle Praeclarum quidem opus vom 1. August 1566 errichten wollte, in der der Papst schrieb, daß der Grund für diese Initiative in der „intensiven Liebe zu seinem Heimatboden“ zu suchen sei. Das Projekt einer Klostergründung in seiner Heimat, das er bereits 1562 intra moenia dictae terrae in castro veteri und dann extra moenia 1566 in Angriff genommen hatte, war Teil einer weitreichenden Absicht, seine durch Kriege und Plünderungen im Streit zwischen den Visconti von Mailand und den Franzosen schwer geprüften Mitbürger zu unterstützen. Er stattete sie mit einem beeindruckenden Kloster aus, errichtete einen Monte frumentario, das war eine Abgabestelle für Saatgut an arme Bauern, sorgte für die Anstellung eines Arztes für die Bevölkerung, eines Schulmeisters für Kinder und Jugendliche und bot verschiedene andere Hilfen und Bestimmungen an. Die Lage extra moenia war ungewöhnlich für den Predigerorden, aber Ghislieris Wunsch war es, die kleinen umliegenden Dörfer Bosco und Frugarolo zu einer größeren Siedlung zu vereinen. Die ersten Klöster des Ordens befanden sich oft außerhalb der Stadtmauern und dienten dem Studium und dem Gebet, und die Brüder wurden eingeladen, in Kathedralen, Kirchen und auf Plätzen zu predigen. Später fanden die Klöster ihren Platz innerhalb der Stadtmauern, nachdem es zu einer heftigen Kontroverse gegen die Bettelorden gekommen war.
Der monumentale Klosterkomplex Santa Croce und Ognissanti in Bosco Marengo, der nach dem Kriterium der Rückkehr zur „ursprünglichen Observanz“ reformiert wurde, wurde von Architekten und Künstlern des päpstlichen Hofes errichtet, was dieses Projekt im historischen und künstlerischen Panorama des Piemont einzigartig macht. Der Papst hat persönlich in die Gestaltung eingegriffen und auf die Details geachtet. Die Aufteilung der verschiedenen Räume konzentriert sich um zwei große Kreuzgänge: das große Refektorium und im ersten Stock die Bibliothek mit ihrem typischen dreischiffigen Aufbau, der durch zwei Reihen eleganter Säulen getrennt ist.
„Eine sehr große Maschine, fast in der Form eines Triumphbogens, mit zwei großen Tafeln, einer vorne, einer hinten, und in kleinen Feldern rund dreißig Geschichten voller Figuren, die alle sehr gut ausgeführt sind.“
In seinen Lebensbeschreibungen der hervorragendsten Maler, Bildhauer und Architekten beschreibt Giorgio Vasari den grandiosen Altar, den er im Auftrag des heiligen Pius V. für Santa Croce entwarf. Im Jahr 1710 wurde der Altar abgebaut und durch den heutigen Marmoraltar ersetzt. Die Haupttafel der „Vasarischen Maschine“, die das Jüngste Gericht darstellt, wird heute in der Apsis der Kirche zusammen mit zwei weiteren Tafeln mit Heiligen des Dominikanerordens aufbewahrt, während die übrigen Bilder im angrenzenden Museum ausgestellt sind.
Die Malereien wurden zwischen 1567 und 1569 in Florenz angefertigt, nach Pisa geschickt, dann auf dem Seeweg nach Genua und von dort aus nach Bosco Marengo, wo sie Ende August 1569 eintrafen. In Bosco wurde in der Zwischenzeit der monumentale Altaraufbau nach dem Entwurf von Vasari von dem Florentiner Giovanni Gargioli errichtet. Die Haupttafel des Jüngsten Gerichts ist von Vasari selbst signiert, während die anderen Tafeln Malern aus seiner Werkstatt zugeschrieben werden, darunter Francesco Morandini, bekannt als „il Poppi“, Jacopo Zucchi und Giovanni Battista Naldini.
„Es war sein [des heiligen Pius V.] Wunsch, daß sein Leichnam in der Südkirche beigesetzt werden sollte […]. In der Tat dachte er daran, seine Tage im Bosco zu beenden, in dem Kloster, das er gebaut hatte und ich habe einige Leute von Bosco sagen hören, daß … er danach das Papsttum aufgeben und in sein Bosco-Kloster gehen wollte, wo er in Frieden seine Tage mit dem Herrn seiner Seele beenden wollte, und es ist leicht, dies zu glauben, wenn man seine Güte bedenkt, und zum Zeichen ließ er im Kloster seine Räume bauen […], die heute nach Bedarf des Klosters in eine andere Form verändert wurden. Sein Leichnam ist nicht dorthin gebracht worden, sondern wurde von Papst Sixtus V. in die Kirche Santa Maria Maggiore übergeführt“ (A. Caraccia da Rivalta, 1619, S. 69ff).
Tatsächlich wurde Pius V. zunächst im Petersdom in der Andreaskapelle neben dem Grab von Pius III. beigesetzt, aber Pius V. hatte einen anderen Wunsch: Sein Grab, das 1571, im Jahr des Sieges der Heiligen Liga bei Lepanto über die muslimische Flotte, errichtet wurde, war mit einem Grabmal ausgestattet, wie Roberto de Mattei in seiner bedeutenden Biografie „Pio V. Storia di un Papa Santo“ („Pius V.: Geschichte eines heiligen Papstes“, Lindau, 2021) in Erinnerung ruft, mit einer von Pius V. selbst diktierten Inschrift, die an seine familiäre Herkunft, sein dominikanisches Gelübde und seine Hoffnung auf die Auferstehung erinnert.
Es war sein Nachfolger Gregor XIII., der die Überführung des Leichnams von Rom nach Bosco nicht genehmigte, und dessen unmittelbarer Nachfolger, der Franziskaner Sixtus V., ordnete die endgültige Beisetzung in der Sixtinischen Kapelle in Santa Maria Maggiore an, wo er begonnen hatte, sein eigenes Grabmal zu errichten. Im Juli 1586 beschloß Sixtus V., der als Inquisitor eng mit Pius V. zusammengearbeitet hatte, der ihn zum Bischof ernannt und zum Kardinal kreiert hatte, sein Grabdenkmal gegenüber dem von Papst Ghislieri aufzustellen.
„Die Dekoration des prächtigen Grabes in der Sixtinischen Kapelle verherrlicht das Bild des Papstes als Sieger von Lepanto und über die Ketzer. Das Mausoleum, das seinen Leichnam umschließt, enthält fünf Flachreliefs auf beiden Seiten der Statue. Links übergibt Pius V., auf einem Thron sitzend, im Pontifikalgewand, mit Tiara, die Flottenstandarte an Don Juan d’Austria, flankiert von Marcantonio Colonna; rechts überreicht er den Kapitänsstab an Graf Sforza von Santa Fiora, den Sieger über die Hugenotten in Frankreich. In der Mitte, oberhalb der Statue, ist die Krönung des Papstes dargestellt, während die beiden kleineren Tafeln an den Seiten den Sieg bei Lepanto und den Sieg über die Hugenotten zeigen. Auf dem Grab von Pius V. stehen die Worte: ‚Der Franziskanerpapst Sixtus V. hat diesen Ausdruck der Dankbarkeit für den Dominikanerpapst Pius V. angebracht.‘ “ (R. de Mattei, Pio V. Il Papa Santo, Lindau, Turin 2021, S. 352f).
Als der heilige Pius V. den päpstlichen Thron bestieg, war Europa in seinem Christentum durch den Protestantismus und die Schismen zutiefst zerrissen, doch als er ihn verließ, hinterließen seine zahlreichen und unermüdlichen lehrmäßigen, restaurativen, administrativen, diplomatischen und militärischen Interventionen nicht nur eine tiefe, wohltuende Furche der Verteidigung der Kirche, sondern auch einen bleibenden Eindruck bei den Menschen. Aber als er sie verließ, hinterließ er nicht nur durch seine vielen unermüdlichen lehrmäßigen, restaurativen, administrativen, diplomatischen und militärischen Interventionen eine zutiefst segensreiche Furche der Verteidigung und der Rache für die Kirche, für die wir heute zutiefst dankbar und stolz sind, sondern er wurde zu einem unbestrittenen Vorbild für Bischöfe, Kardinäle und Päpste, die sich in seinem Gefolge den Feinden und Widrigkeiten des Glaubens und der Kirche für lange Zeit bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil erfolgreich entgegenstellten.
*Cristina Siccardi, Historikerin und Publizistin, zu ihren jüngsten Buchpublikationen gehören „L’inverno della Chiesa dopo il Concilio Vaticano II“ (Der Winter der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Veränderungen und Ursachen, 2013); „San Pio X“ (Der heilige Pius X. Das Leben des Papstes, der die Kirche geordnet und reformiert hat, 2014); „San Francesco“ (Heiliger Franziskus. Eine der am meisten verzerrten Gestalten der Geschichte, 2019).
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Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Wikicommons