
(Rom) Die vergangenen Tage lassen die Wellen hochgehen in der katholischen Kirche. Während Kardinäle auf eine Enzyklika zur Verurteilung der Gender-Ideologie drängen, empfing Papst Franziskus den Jesuiten und Homo-Apologeten James Martin. War das seine Antwort darauf?
Franziskus wird von zahlreichen Bischöfe und Kardinälen ersucht, gebeten, gedrängt eine Enzyklika zur Geschlechterfrage zu veröffentlichen, um ein für allemal die Verzerrungen der Gender-Theorie klarzustellen, die über die sexuelle Natur des Menschen verbreitet werden und das Selbstverständnis der Menschen und die Erziehungsarbeit schwer kompromittieren.
In den vergangenen Jahren war vor allem die Glaubenskongregation bemüht, durch Mahnungen die göttliche Ordnung um Mann und Frau und die natürliche Familie aufzuzeigen und zu verteidigen. Sie formulierte auch ein Verbot von Segnungen für Homo-Paare, die Deutschlands Bischöfe jedoch mit Hilfe von Papst Franziskus unterlaufen wollen.
Die auf fast allen Kanälen propagierte Verflüssigung des Verständnisses vom Menschen, seiner Identität und Sexualität, verlangt, so Kirchenvertreter, nach einem klärenden Wort. Progressive Kirchenkreise, die den Hofstaat von Santa Marta bevölkern und Papst Franziskus nahestehen, gerieten darüber zuletzt in doppelte Erregung. Einerseits sehen sie sich näher am Ziel denn je, die kirchliche Morallehre zu kippen, andererseits versetzen sie die insistenten Forderungen der Gegenseite, nicht zuletzt aus Afrika, in Unruhe. Daher möchten sie das Tempo beschleunigen wie einige deutsche Bischöfe, die die Anerkennung der Homosexualität kaum erwarten können.

Kürzlich klopfte der niederländische Kardinal Willem Jacobus Eijk, ein Experte für Bioethik und entschiedener Gegner der Gender-Theorie, erneut an die Türen des Vatikans und forderte eine Enzyklika, um dem Gender-Chaos ein Ende zu setzen. Diese dringende Bitte erhebt er bereits seit Jahren, ohne bisher in Santa Marta Gehör zu finden. Ein anderer niederländischer Bischof, Robert Mutsaerts, Weihbischof von Herzogenbusch, gab vor wenigen Tagen seinen Ausstieg aus dem synodalen Prozeß bekannt, weil die Prämissen dem kirchlichen Selbstverständnis zutiefst widersprächen. Schon zuvor hatten andere Kritiker aufgezeigt, daß die Synodenregie auf eine Anerkennung der Homosexualität und des Frauenpriestertums hinarbeitet.
Als Gegengewicht zu Kardinal Eijk meldete sich der Erzbischof von Luxemburg Jean-Claude Hollerich zu Wort, ein Jesuit und Vertrauter von Franziskus, den dieser in den Kardinalsrang erhoben hatte. Hollerich behauptete einen angeblichen Reformstau: „Die Gender-Theorie wird in allen möglichen Organisationen gefördert, und wir als Kirche haben noch nicht viel dazu gesagt“ (zu Hollerich siehe Eine arme Kirche ist eine Homo-Kirche ist eine lebendige Kirche?).
Das Aushängeschild des eigentlichen Gegenpols ist jedoch der amerikanische Jesuit James Martin, Autor mehrerer Bücher zum Thema Kirche und Homo-Bewegung. Martin ist unter anderem Chefredakteur der amerikanischen Jesuitenzeitschrift America und unermüdlicher Herold einer „neuen Offenheit“ der Kirche. Genau damit fand er wiederholt die Unterstützung durch Papst Franziskus. Vor wenigen Tagen wurde er gleich zwei Tage hintereinander von diesem in Audienz empfangen.
Was genau der Papst seinem Mitbruder im Jesuitenorden in den langen 45 Minuten sagte, die er ihm am 11. November gewährte, ist streng geheim. Bekannt ist nur, was James Martin bekanntmachte. Demnach habe Papst Franziskus
„viel gelacht. Er hat mich sehr unterstützt, er schien sehr gesund zu sein“.
Auf der Wellenlänge des US-Jesuiten bewegt sich auch die Mehrheit der deutschen Bischöfe, deren Vertreter regelmäßig Franziskus in Rom besuchen und ihn über ihr „Reformprojekt“ namens „synodaler Weg“ informieren.

Der Aachener Bischof Helmut Dieser, dem die Homo-Wende in der Kirche nicht schnell genug gehen kann, warnte gegenüber der Deutschen Welle vor einem Zögern der Kirche in Sachen Sexualität und Homosexualität. „Gleichgeschlechtliche Gefühle und Liebe sind keine Abweichung, sondern eine Variante der menschlichen Sexualität“, behauptete der Bischof. Woher er sein Wissen nimmt, sagte er nicht. Das müssen Progressive bekanntlich auch nicht, denn sie schweben im Selbstverständnis immer recht zu haben.
Für P. James Martin erweist sich der jüngste Rom-Aufenthalt jedenfalls als sehr ergiebig. Nach den beiden Papst-Audienzen und der päpstlichen Empfehlung, statt eine Novene zu einem Heiligen zu beten, ein Buch von P. Martin zu lesen, konnte der Jesuit am vergangenen Sonntag in einer Jesuitenkapelle in Rom über „Inklusion“ und Annahme von Homosexuellen in der Kirche sprechen. Gestern hatte er Gelegenheit, vor den Botschaftern von Australien, Großbritannien, den USA, Kanada und der EU beim Heiligen Stuhl über „LGBTQ-Katholiken“ zu sprechen. Man beachte die Kombination, um zu verstehen, wer was fördert.

Kardinal Eijk, selbst ausgebildeter Arzt und promovierter Bioethiker, der zu den Wortführern jener zählt, die sich auf die göttliche Offenbarung und wissenschaftliche Erkenntnisse stützen und nicht auf Meinungen und (sexuelle) Wünsche, veröffentlichte hingegen ein Buch über Ehe und Sexualität, in dem er die natürliche Ordnung und kirchliche Lehre aufzeigt. Das Buch ist vor kurzem unter dem Titel „De band van de liefde: Katholieke huwelijksmoraal en seksuele ethiek“ („Das Band der Liebe: Katholische Ehemoral und Sexualethik“) erschienen. Aus seiner Folgerung erhebt er die ernste Mahnung, die Kirche müsse dringend gegen den ideologischen Angriff auf das Selbstverständnis des Menschen reagieren und Klarheit schaffen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia/Twitter (Screenshot)
Man kann es ganz einfach auf den Punkt bringen:
Franziskus ist ein Neukatholik, der eine neue dogmatische Lehre in der RKK etablieren will. Die Auswüchse kann jeder in den Beschlüssen des sog. „synodalen Prozesses“ in Deutschland nachlesen. Anstatt diesen Irrsinn zu unterbinden, wird diese „Synode“ zur sog. „Synode über die Synodalität“ in die Weltkirche eingebracht.