Wird Synodalitätssynode zu Frauenpriestertum und Homosexualität hingelenkt?

Synodenregie


Wird durch die Synodensynodalität die Weltkirche zur Anerkennung von Priesterinnnen (Diakoninnen) und Homosexualität gedrängt?
Wird durch die Synodensynodalität die Weltkirche zur Anerkennung von Priesterinnnen (Diakoninnen) und Homosexualität gedrängt?

(Rom) Die Bischofs­syn­ode über die Syn­oda­li­tät wird zur Ein­falls­pfor­te für eine Viel­zahl hete­ro­do­xer Theo­rien und For­de­run­gen. Mit der Ver­öf­fent­li­chung des Arbeits­pa­piers für die kon­ti­nen­ta­le Syn­oden­pha­se liegt der Beweis schwarz auf weiß vor. Nicht anders war es abseh­bar, da der Anstoß dazu vom „Syn­oda­len Weg“ der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz kam. Frau­en­prie­ster­tum und Homo­se­xua­li­tät bil­den die Speer­spit­ze des häre­ti­sie­ren­den Maß­nah­men­ka­ta­logs, die bestimm­te Kir­chen­krei­se und die Medi­en am mei­sten interessieren.

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Letz­te­re berich­ten von einer angeb­lich „unge­lö­sten Frau­en­fra­ge in der Kir­che“ und von „zuneh­men­den Anfra­gen aus ver­schie­de­nen Tei­len der Welt nach grü­nem Licht für das Frau­en­prie­ster­tum oder das Frau­en­dia­ko­nat“. Nun wur­de die­se For­de­rung offi­zi­ell in ein vati­ka­ni­sches Doku­ment auf­ge­nom­men, in das Arbeits­pa­pier, das die Grund­la­ge für die Dis­kus­sio­nen bei der zwei­ten, der kon­ti­nen­ta­len Pha­se der Syn­oda­li­täts­syn­ode bil­den wird. Die Syn­oda­li­täts­syn­ode war von Papst Fran­zis­kus ein­be­ru­fen wor­den und wird sich ab nun also mit einer Rei­he von „Tabu­the­men“ zu befas­sen haben. Die drit­te und letz­te Pha­se wird dann die eigent­li­che Bischofs­syn­ode in Rom sein.

Arbeits­pa­pier der kon­ti­nen­ta­len Phase

In den ver­gan­ge­nen Wochen wur­de eine Zusam­men­fas­sung der Berich­te der Bischofs­kon­fe­ren­zen ange­fer­tigt. Der dar­aus ent­stan­de­ne Text wird von Bischö­fen, Kar­di­nä­len und Dele­gier­ten der natio­na­len Bischofs­kon­fe­ren­zen im näch­sten Jahr für die wei­te­re Dis­kus­si­on ver­wen­det und wur­de gestern ver­öf­fent­licht, nach­dem er vor­ab aus­ge­wähl­ten Jour­na­li­sten mit Sperr­frist aus­ge­ge­ben wor­den war. Der Syn­oda­li­täts­syn­ode erkann­te Fran­zis­kus „nur“ bera­ten­den Cha­rak­ter zu, wie es seit der Errich­tung der Bischofs­syn­ode nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil der Fall war. Fran­zis­kus hat­te jedoch 2018 mit der Apo­sto­li­schen Kon­sti­tu­ti­on Epis­co­pa­lis com­mu­nio die Spiel­re­geln geän­dert: Heu­te könn­te eine Bischofs­syn­ode, wenn es ihr der Papst erlaubt, fak­tisch auch Ent­schei­dun­gen treffen.

Bei der Pres­se­kon­fe­renz zur Vor­stel­lung des Arbeits­pa­piers bezo­gen sich inhalt­li­che Fra­gen und Ant­wor­ten vor­wie­gend auf die The­men Frau­en­prie­ster­tum und Homo­se­xua­li­tät. In deut­schen Moder­ni­sten­krei­sen reibt man sich die Hän­de. Die letz­ten Zweif­ler konn­ten sich davon über­zeu­gen, daß der deut­sche „Syn­oda­le Weg“ das Tem­po vor­gibt und sich das Pon­ti­fi­kat von Fran­zis­kus wie­der ein­mal als „deut­sches Pon­ti­fi­kat“ erweist. Am deut­schen Wesen soll die Welt­kir­che gene­sen? Dabei beträgt der deut­sche Anteil an der Welt­kir­che, der gan­ze deut­sche Sprach­raum ein­ge­rech­net, gera­de ein­mal etwas mehr als zwei Pro­zent aller Katholiken.

Den größ­ten Teil der Welt­kir­che bil­det der spa­nisch­spra­chi­ge Raum, der neben Spa­ni­en auch gro­ße Tei­le Latein­ame­ri­kas umfaßt. Die­sem Teil ent­stammt auch Papst Fran­zis­kus. Grund genug, um das Auge dar­auf zu len­ken. Secre­tum meum mihi mach­te sich die Mühe, alpha­be­tisch auf­zu­li­sten, wie oft wel­ches Land der spa­ni­schen Welt im Arbeits­pa­pier für die kon­ti­nen­ta­le Pha­se genannt wird. Die Zahl gibt den Para­gra­phen des Arbeits­pa­piers an, in dem das Land Erwäh­nung findet:

Argen­ti­ni­en: 57 (also ein­mal und zwar im Para­gra­phen 57)
Boli­vi­en: 40
Chi­le: 19
Kolum­bi­en: 88
Costa Rica: 41
Kuba: kei­ne Nen­nung
Ecua­dor: kei­ne Nen­nung
Spa­ni­en: 82, 99
Gua­te­ma­la: kei­ne Nen­nung
Äqua­to­ri­al­gui­nea: 16
Hon­du­ras: kei­ne Nen­nung
Mexi­ko: 66
Nica­ra­gua: kei­ne Nen­nung
Pana­ma: 90
Para­gu­ay: 75
Peru: 1
Puer­to Rico: kei­ne Nen­nung
Domi­ni­ka­ni­sche Repu­blik: kei­ne Nen­nung
Sal­va­dor: kei­ne Nen­nung
Uru­gu­ay: 97
Vene­zue­la: 42

Und wie oft und wo wird die Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land genannt?

Deutsch­land: 31 (also ein­mal und zwar im Para­gra­phen 31)
Öster­reich: 19
Schweiz: kei­ne Nennung

Von der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz wer­den die The­men vor­ge­ge­ben, die media­le Auf­merk­sam­keit fin­den, doch das Land wird nur ein­mal genannt, ohne Ver­bin­dung mit den kon­tro­ver­sen The­men. Die bun­des­deut­sche Nen­nung erfolgt zum The­ma „Inklu­si­on“ und läßt sich somit indi­rekt mit Migra­ti­on und Homo­se­xua­li­tät, theo­re­tisch sogar mit dem Frau­en­prie­ster­tum in Ver­bin­dung brin­gen. Die öster­rei­chi­sche Nen­nung poten­zi­ell mit der Zöli­bats- und der Frau­en­fra­ge. Die Erfah­rung der Ver­gan­gen­heit lehrt, daß mit Ver­schleie­rung und Chif­fre-Wör­tern zu rech­nen ist.

„Die Deut­schen“ waren bereits die Schritt­ma­cher der Fami­li­en­syn­ode 2014/​2015 gewe­sen und eben­so der umstrit­te­nen Ama­zo­nas­syn­ode 2019. Obwohl die­ser Zusam­men­hang offen­sicht­lich war, wur­de er ver­schlei­ert oder bestrit­ten. Öster­reichs Bischö­fe hat­ten nach der Früh­jahr­kon­fe­renz 2019 ver­lau­ten las­sen, die Ent­schei­dun­gen der Ama­zo­nas­syn­ode, die sie noch gar nicht ken­nen konn­ten, über­neh­men zu wol­len, was eine Fra­ge auf­warf: Wuß­ten sie bereits mehr?

Die Regen­wald­syn­ode ende­te dann bekannt­lich nicht so, wie es bestimm­te Kir­chen­krei­se sich erwar­tet hat­ten. Am Ende leg­ten sich Kar­di­nal Robert Sarah und Bene­dikt XVI. quer und for­der­ten: „Hän­de weg vom Zöli­bat“, sodaß Fran­zis­kus auf die Auf­he­bung des prie­ster­li­chen Zöli­bats ver­zich­te­te. Liest man das nach­syn­oda­le Schrei­ben von Fran­zis­kus genau, bie­ten sich jedoch Anknüp­fungs­mög­lich­kei­ten für eini­ge der umstrit­ten­sten For­de­run­gen, die sich moder­ni­sti­sche Krei­se seit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil auf die Fah­ne geschrie­ben haben: Zöli­bats­ab­schaf­fung, Frau­en­prie­ster­tum, Demo­kra­ti­sie­rung und Aner­ken­nung der Homosexualität.

Das Arbeits­pa­pier der kon­ti­nen­ta­len Pha­se zeigt, daß die Syn­oda­li­täts­syn­ode in eini­gen Punk­ten direkt an die Ama­zo­nas­syn­ode anknüpft und nun auf Welt­ebe­ne und offe­ner wie­der die­sel­ben Zie­le prä­sen­tiert. Dar­aus folgt, daß Fran­zis­kus ent­ge­gen sei­nen Beteue­run­gen nicht nur „ergeb­nis­of­fe­ne“ Anstö­ße gibt, um „Pro­zes­se“ in Gang zu brin­gen, son­dern tak­tisch, aber ziel­stre­big handelt.

  • Para­graph 39 des Arbeits­pa­piers bringt die Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät auf den Syn­oden­tisch (an einer Stel­le, an der die USA und Leso­tho genannt werden).
  • Para­graph 51 setzt eben­falls die Homo­se­xua­li­tät auf die Tages­ord­nung (an einer Stel­le, an der Süd­afri­ka, also ein wei­te­res afri­ka­ni­sches Land genannt wird).
  • Para­graph 64 wirft die Fra­ge nach dem Frau­en­prie­ster­tum auf (an einer Stel­le, an der Bra­si­li­en erwähnt wird).

In kei­nem die­ser Punk­te wird die Kir­che in Deutsch­land erwähnt, dafür aber im Zusam­men­hang mit der Homo­se­xua­li­tät aus­ge­rech­net Afri­ka, das 2014 die Welt­kir­che davor bewahrt hat­te, daß die Homo­se­xua­li­tät bereits bei der Fami­li­en­syn­ode zum The­ma gemacht wur­de, wie es San­ta Mar­ta ursprüng­lich vor­ge­se­hen hatte.

Die Ver­knüp­fung afri­ka­ni­scher Län­der im Arbeits­pa­pier mit der Homo­se­xua­li­tät weist erneut auf eine gelenk­te Syn­oden­dy­na­mik hin, wie sie bei allen Bischofs­syn­oden unter Fran­zis­kus fest­stell­bar war. Das ange­streb­te Ziel kann nur die Schwä­chung der afri­ka­ni­schen Posi­ti­on sein. Es soll zudem der Anschein erweckt wer­den, die Homo-Fra­ge wer­de auch in Afri­ka virulent..

Fran­zis­kus selbst und sein Hof­staat befürch­te­ten jah­re­lang, daß sich Bene­dikt XVI. – bei einem zu radi­ka­len Vor­ge­hen – an die Spit­ze einer Gegen­be­we­gung stel­len könn­te. Eine sol­che Even­tua­li­tät konn­te jeden­falls nicht sicher aus­ge­schlos­sen wer­den. Das Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des vom Juli 2021 signa­li­sier­te jedoch, daß Fran­zis­kus die­ses Risi­ko inzwi­schen nicht mehr sieht und daher bestimm­te Rück­sicht­nah­men wie nach dem Plä­doy­er für den prie­ster­li­chen Zöli­bat nicht mehr nötig schei­nen. Kar­di­nal Sarah wur­de von Fran­zis­kus zwi­schen­zeit­lich eme­ri­tiert. Eini­ge Beob­ach­ter sehen daher die Gefahr, daß Fran­zis­kus zum Ende sei­nes Pon­ti­fi­kats hin das Tem­po anzie­hen und immer mehr ohne Rück­sicht auf Ver­lu­ste han­deln könnte.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/Synod.va (Screen­shots)

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