Papst schickt angehende Diplomaten in die Mission

Eine Konsequenz der Amazonassynode


Der Sitz der Päpstlichen Diplomatenakademie in unmittelbarer Nähe des Pantheons.
Der Sitz der Päpstlichen Diplomatenakademie in unmittelbarer Nähe des Pantheons.

(Rom) Papst Fran­zis­kus hat den Aus­bil­dungs­weg der Diplo­ma­ti­schen Aka­de­mie des Hei­li­gen Stuhls geän­dert. Ange­hen­de Vati­kan­di­plo­ma­ten müs­sen künf­tig als Teil ihrer Aus­bil­dung für ein Jahr in die Mis­si­on gehen. Der Haupt­chef­re­dak­teur der Vati­kan­me­di­en, Andrea Tor­ni­el­li, spricht von „Bot­schaf­tern einer mis­sio­na­ri­schen Kir­che“, die Fran­zis­kus her­an­bil­den will, und stellt die Maß­nah­me in einen Zusam­men­hang mit der Ama­zo­nas­syn­ode.

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Das vati­ka­ni­sche Pres­se­amt ver­öf­fent­lich­te gestern ein Schrei­ben von Papst Fran­zis­kus, das die­ser bereits am 11. Febru­ar an den Rek­tor der Pon­ti­fi­cia Eccle­sia­sti­ca Aca­de­mia, so der offi­zi­el­le Name der Päpst­li­chen Diplo­ma­ten­aka­de­mie, gerich­tet hat­te. Dort begin­nen jähr­lich rund 30 jun­ge Prie­ster ihre Aus­bil­dung. Zugangs­vor­aus­set­zun­gen sind Sprach­kennt­nis­se, der Sta­tus eines Welt­prie­sters und ein Höchst­al­ter von 35 Jah­ren. Par­al­lel zur Aus­bil­dung an der Diplo­ma­ten­aka­de­mie absol­vie­ren sie ein Stu­di­um des Kir­chen­rechts an einer der sie­ben Päpst­li­chen Uni­ver­si­tä­ten in Rom. Etwa ein Drit­tel von ihnen wird am Ende in den diplo­ma­ti­schen Dienst des Hei­li­gen Stuhls übernommen. 

Durch die neu­en Bestim­mun­gen ste­hen der Kir­che künf­tig jedes Jahr 10–15 jun­ge Mis­sio­na­re zusätz­lich zur Ver­fü­gung. Die Bestim­mun­gen wer­den für den Stu­di­en­jahr­gang 2020/​2021 bereits Gel­tung haben, der im Herbst die Aus­bil­dung aufnimmt.

Ent­spre­chen­de Wei­sun­gen erteil­te Fran­zis­kus in sei­nem Schrei­ben an den Rek­tor der Aka­de­mie, Msgr. Joseph Sal­va­dor Mari­no. Der US-Ame­ri­ka­ner, der selbst ab 1984 die Päpst­li­che Diplo­ma­ten­aka­de­mie absol­vier­te und seit 1988 dem diplo­ma­ti­schen Dienst des Hei­li­gen Stuhls ange­hört, wur­de im Okto­ber 2019 von Fran­zis­kus an die Spit­ze der Diplo­ma­ten­aus­bil­dung beru­fen. 2008 hat­te er als Apo­sto­li­scher Nun­ti­us (Bot­schaf­ter) den höch­sten Rang erreicht und war von Bene­dikt XVI. zum Titu­lar­erz­bi­schof ernannt wor­den. Als Nun­ti­us wirk­te er in Ban­gla­desch, Malay­sia und Osttimor.

Der Erz­bi­schof begrüß­te die päpst­li­che Ent­schei­dung und sprach in einem Inter­view mit Vati­can­News davon, daß „wir durch die­se Erfah­rung in ver­schie­de­nen Län­dern direkt die freu­di­ge Arbeit und die Ganz­hin­ga­be des Mis­sio­nars bezeu­gen kön­nen“. Das wer­de den Diplo­ma­ten des Hei­li­gen Stuhls „noch mehr Begei­ste­rung in unse­rer Arbeit“ geben.
Die kon­zep­tio­nel­le Aus­ar­bei­tung zur Inte­gra­ti­on der päpst­li­chen Anwei­sung in den Lehr­plan habe bereits begon­nen und wer­de, so die Hoff­nung des Rek­tors, „mit Hil­fe der Apo­sto­li­schen Nun­ti­en in der gan­zen Welt“, bald abge­schlos­sen wer­den können.

Msgr. Mari­no sieht in der Ent­schei­dung des Pap­stes den Wunsch umge­setzt, den die­ser „seit sei­ner Wahl mehr­fach“ äußer­te: sein „Traum von einer mis­sio­na­ri­schen Kir­che, von einer Kir­che, die hin­aus­geht“. Er den­ke viel nach über die päpst­li­che Anwei­sung, „seit ich sie erhal­ten habe“:

„Ich den­ke, wir soll­ten wie­der Evan­ge­lii gau­di­um lesen, denn in die­sem Doku­ment ist das Kir­chen­ver­ständ­nis von Papst Fran­zis­kus enthalten.“

Fran­zis­kus selbst betont in sei­nem Brief, daß die Erfah­rung als Mis­sio­nar für die jun­gen Prie­ster sehr wich­tig sein wer­de, aber nicht nur für sie, son­dern auch für die Men­schen, zu denen sie kom­men wer­den. Damit ver­bun­den sei sein Wunsch, daß die­se Maß­nah­me eine Anre­gung „für die Orts­kir­chen“ sein wer­de, daß sich gene­rell die Prie­ster für eine Zeit der Mis­si­on außer­halb ihres Bis­tums zur Ver­fü­gung stellen.

Auch einen Aus­le­se­ef­fekt erwar­tet sich Fran­zis­kus davon:

„Der eine oder ande­re wird in die­sem Mis­si­ons­jahr fest­stel­len, daß er zu die­sem Dienst nicht taugt…“

Wie Tor­ni­el­li in sei­nem Leit­ar­ti­kel schreibt und dazu aus einem frü­he­ren Inter­view von Fran­zis­kus zitiert, gehe es auch dar­um, zu erken­nen, daß es in der Kir­che nicht um ein „gut erprob­tes Unter­neh­mens­pro­jekt“ oder eine „Show“ gehe, also auch nicht um „unse­re Metho­den“, son­dern um die „schwin­del­erre­gen­de Erkennt­nis, daß Jesus recht hat mit sei­nem Satz: ‚Ohne mich könnt ihr nichts tun‘.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Wikicommons/Vatican.va (Screen­shots)

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