(Rom) Kurienerzbischof Georg Gänswein stellte klar, daß sich Benedikt XVI. nicht als Gegenpapst vereinnahmen lassen will, sondern in der Einheit mit Papst Franziskus steht. So geht es aus einem jetzt bekanntgewordenen Schreiben Gänsweins an den exkommunizierten sizilianischen Priester Don Alessandro Minutella hervor.
Minutella, der Priester der Erzdiözese Palermo war, wurde 2017 als Priester a divinis suspendiert, 2018 latae sententiae exkommuniziert und 2022 laisiert. Ihm wurde die Verbreitung von Häresien und die Förderung eines Schismas vorgeworfen, da er Papst Franziskus als „falschen Propheten“ bezeichnet hatte. Minutella erklärte, Franziskus nicht als legitimen Papst anzuerkennen.
In einem Schreiben an Erzbischof Gänswein, den persönlichen Sekretär von Benedikt XVI., hatten acht Priester des Marianischen Prierstersodalitiums, darunter als Letztunterzeichner auch Minutella, am 6. August erklärt, daß sie Benedikt XVI. als legitimen Papst anerkennen und die Heilige Messe in Einheit mit ihm zelebrieren. Das heißt, daß sie nicht Franziskus, sondern Benedikt XVI. im Hochgebet als Papst nennen. Am 15. September hatte Minutella sein Schreiben öffentlich verlesen. Die ausbleibende Antwort aus dem Vatikan interpretierte er sehr gewagt als „schweigende Zustimmung“.
Gestern teilte Minutella mit, schließlich doch ein Antwortschreiben aus dem Vatikan erhalten zu haben. Es trägt das Datum des 11. Oktober und wurde an das geistliche Werk „Kleines Nazareth“ geschickt, das von ihm im Erzbistum Monreale gegründet worden war und wo er sich aufhält. Minutella hielt sich wegen einer Italien- und Europareise auswärts auf, weshalb er das Schreiben, laut seinen Angaben, erst am Montag bei der Post abholen konnte. In diesem Zusammenhang wird Minutella vom Vatikanisten Marco Tosatti bissig vorgeworfen, „nicht einmal aus Versehen die Wahrheit zu sagen“, weshalb Nachfragen „sinnlos“ seien.
Fakt ist, daß Minutella in einem gestern von ihm veröffentlichten Video ein Antwortschreiben von Erzbischof Gänswein sowohl in deutscher als auch italienischer Fassung in die Kamera zeigte. In dem Video wiederholt Minutella in einer Zusammenfassung seine Position, daß Benedikt XVI. nicht rechtskonform abgedankt habe, wie in einem Telefongespräch Ende September/Anfang Oktober auch Gänswein eingestanden habe. Franziskus, so Minutella, sei von der Freimaurerei auf den Stuhl Petri gesetzt worden, um die katholische Kirche „zu zerstören“.
Erzbischof Gänswein übermittelte an „Herrn Minutella“ in knappen Zeilen jedoch eine unmißverständliche Botschaft:
Benedikt XVI. „ist betrübt“ über die Mitteilung, daß Priester die heilige Messe „in Einheit mit Benedikt zelebrieren“.
„Der emeritierte Papst hat die Heilige Messe immer in Einheit mit unserem Papst Franziskus, seinem Nachfolger, gefeiert, dem er öffentlich ergebenen und bedingungslosen Gehorsam versprochen hat.“
Msgr. Gänswein fügte noch eine Ermahnung an Minutella hinzu:
„Sie befinden sich in einem schweren Irrtum, wie die gegen Sie verhängte Strafe der Entlassung aus dem Klerikerstand beweist, die von der Kirche nur sehr selten verhängt wird“.
Das Schreiben endet mit der Zusicherung:
„Der emeritierte Heilige Vater versichert, daß er für Ihre Einsicht betet.“
Minutella beklagte im Video, daß er offenbar „das Problem“ für die Kirche sei, während die kirchliche Hierarchie „nicht betrübt ist über die Clown-Priester mit Luftmatratzen, über die tanzenden Priester, über die Homo-Ehen segnenden Priester von Kardinal Marx“.
Minutella bezeichnet das Schreiben als „Meisterwerk der Freimauererei“, die „psychologisch und moralisch zerstören will“.
Eine Gesprächsebene scheint es nicht mehr zu geben, zumal Minutella beklagt, trotz jahrelanger Bemühungen und zahlreicher Ansuchen, weder von Papst Franziskus noch von Benedikt XVI. empfangen worden zu sein.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Radio Domina Nostra/Youtube (Screenshot)
Bei Benedikt ist alles auf einer Linie. Es widerspricht sich nichts. Der emeritierte Papst ist nicht derjenige, der Franziskus denunziert. Er unterstützt den regierenden Papst voll auf allen Ebenen. Man darf dies nicht mit einer Zustimmung zur Person Bergolio gleichsetzen. Benedikt tut lediglich makellos seinen Gehorsam Gott und der Kirche gegenüber.
Nun ergibt sich eine groteske Situation für die Priester, die Franziskus als nicht rechtmässig bzw. als den falschen Propheten ansehen. Sie erkennen ja somit Benedikt als rechtmässig an. Und der ruft zum Gehorsam auf, dem sie Folge leisten müssen. Weil Benedikt eben ihr Kirchenoberhaupt ist.