
(Amsterdam) In seinem Blog prangert Bischof Rob Mutsaerts, Weihbischof von Herzogenbusch in den Niederlanden, den synodalen Prozeß an, der von Papst Franziskus nach dem Vorbild des deutschen synodalen Wegs der Weltkirche auferlegt wurde. Der dabei gern häufig im Munde geführte Heilige Geist habe, so Msgr. Mutsaerts, damit allerdings nichts zu tun. Er scheint vielmehr der große Ausgeschlossene zu sein.
Am Donnerstag, 27. Oktober, stellte das Sekretariat der Bischofssynode in Rom das Arbeitspapier „Für eine synodale Kirche: communio, participatio, missio“ für die sogenannte „kontinentale Phase“ des synodalen Prozesses der Bischofssynode über die Synodalität vor. Die Erklärung wurde auf einer Pressekonferenz unter dem Vorsitz von Kardinal Grech, dem Generalsekretär der Bischofssynode, im Pressezentrum des Heiligen Stuhls abgegeben. Auf der Grundlage aller Abschlußdokumente der Treffen in den verschiedenen Kontinenten wird das Sekretariat der Bischofssynode das Instrumentum laboris, das Arbeitspapier für die eigentliche Bischofssynode in den Jahren 2023 und 2024, ausarbeiten.
Dazu schreibt Bischof Mutsaerts:
„Das Mantra des Prozesses lautet: Zuhören. Wem? Allen.“
Dann verweist der Weihbischof von Herzogenbusch auf zweifelhafte Zitate im vorgestellten Arbeitspapier:
„Diese Zitate wurden ausgewählt, weil sie auf eine besonders kraftvolle, schöne oder präzise Weise Gefühle ausdrücken, die in vielen Berichten allgemeiner ausgedrückt werden. Die synodale Erfahrung kann als eine Form der Anerkennung für diejenigen verstanden werden, die sich in der Kirche nicht ausreichend anerkannt fühlen.“
Daraus folgert er:
„Die Konturen des synodalen Prozesses werden immer deutlicher. Er bietet ein Sprachrohr für nicht-religiöse Ansichten. Das Dokument zeigt auf, wohin die synodale Reise letztlich führen soll: ‚Es bedeutet eine Kirche, die durch Zuhören lernt, ihren Evangelisierungsauftrag im Lichte der Zeichen der Zeit zu erneuern, um der Menschheit weiterhin eine Art zu sein und zu leben anzubieten, in der sich alle als Protagonisten einbezogen fühlen können.‘
Wer sind diejenigen, die sich ausgeschlossen fühlen? Absatz 39:
‚Unter denjenigen, die einen sinnvolleren Dialog und einen einladenderen Raum fordern, finden wir auch jene, die aus verschiedenen Gründen eine Spannung zwischen ihrer Zugehörigkeit zur Kirche und ihren eigenen Liebesbeziehungen empfinden, wie z. B. wiederverheiratete Geschiedene, Alleinerziehende, Menschen in polygamen Ehen, LGBTQ-Menschen usw.‘
Kurz gesagt, jene, die mit den Lehren der katholischen Kirche nicht einverstanden sind. Was das Diskussionspapier vorzuschlagen scheint, ist, daß wir eine Liste von Mißständen erstellen und diese dann diskutieren. Der Auftrag der Kirche ist ein anderer. Es geht nicht darum, alle Meinungen zu prüfen und dann eine Einigung zu erzielen. Jesus hat uns etwas anderes aufgetragen: die Wahrheit zu verkünden, denn sie ist es, ‚die euch frei machen wird‘. Die Bemerkung, daß die Kirche der Polygamie keine Aufmerksamkeit schenkt, ist besonders merkwürdig. Darüber hinaus schenkt das Dokument den Traditionalisten keine Beachtung. Auch sie fühlen sich ausgeschlossen. Papst Franziskus betrachtet sie sogar wörtlich als solche (Traditionis Custodes). Offensichtlicht gibt es für diese Gruppe keine Empathie.“
Dann wird Bischof Mutsaerts deutlicher:
„Bislang scheint der synodale Prozeß eher ein soziologisches Experiment zu sein und wenig mit dem Heiligen Geist zu tun zu haben, der angeblich durch all den Lärm hindurchklingt. Das könnte man fast als blasphemisch bezeichnen. Es wird immer deutlicher, daß der synodale Prozess genutzt wird, um eine Reihe von kirchlichen Positionen zu verändern, wobei dann auch der Heilige Geist als Fürsprecher ins Spiel gebracht wird, obwohl der Heilige Geist über die Jahrhunderte hinweg wirklich etwas Gegensätzliches gehaucht hat. Das Wichtigste, was bei dem Zuhören herauskommt, ist ein Glaube, der sich verflüchtigt hat, der nicht mehr praktiziert wird und der die Positionen der Kirche nicht akzeptiert. Die Menschen beklagen sich, daß die Kirche ihre Ansichten nicht akzeptiert. Dies ist übrigens nicht ganz richtig. Die flämischen und deutschen Bischöfe gehen sogar noch weiter, was eigentlich noch viel tragischer ist. Sie wollen die Sünde nicht mehr Sünde nennen. Es wird also nicht mehr von Bekehrung und Reue gesprochen.“
Zu den Forderungen nach der Zulassung von Frauen zum Priesteramt, die im Arbeitspapier wie folgt wiedergegeben sind: ‚die aktive Rolle der Frauen in den Leitungsstrukturen der kirchlichen Einrichtungen, die Möglichkeit für entsprechend ausgebildete Frauen, in den Gemeinden zu predigen, und ein weibliches Diakonat und Priestertum‘, schreibt Msgr. Mutsaerts:
„Ein sinnloses Unterfangen, da die letzten drei Pontifikate ausdrücklich festgestellt haben, daß dies unmöglich ist. In der Politik ist alles offen für Diskussionen und Debatten. In der Kirche ist das nicht so. Es gibt eine Lehre der Kirche, die nicht von Zeit und Ort abhängig ist. Aber das Arbeitsdokument scheint wirklich alles in Frage zu stellen. So lesen wir in Absatz 60: ‚Der Aufruf zur Bekehrung der Kultur der Kirche zur Rettung der Welt ist konkret mit der Möglichkeit verbunden, eine neue Kultur mit neuen Praktiken und Strukturen zu schaffen.‘ Und dann heißt es weiter: ‚Die Bischöfe werden gebeten, nach geeigneten Mitteln zu suchen, um ihre Aufgabe der Validierung und Annahme des Schlußdokuments zu erfüllen, und daß es die Frucht eines authentischen synodalen Weges ist, der den unternommenen Prozeß respektiert und den verschiedenen Stimmen des Volkes Gottes in jedem Kontinent treu ist.‘ Offenbar wird das Amt des Bischofs darauf reduziert, einfach das umzusetzen, was letztlich der größte gemeinsame Nenner als Ergebnis einer Auslosung von Meinungen ist. Die eventuelle Endphase des Synodenprozesses kann nur wie ein polnischer Landtag ablaufen. Natürlich werden alle, die sich nicht durchsetzen können, behaupten, sie würden ausgeschlossen. Im voraus ist dies ein Rezept für eine Katastrophe. Wenn jeder seinen Willen bekommt – was eigentlich nicht möglich ist – ist die Katastrophe komplett. Dann hat sich die Kirche selbst verleugnet und ihre Identität verspielt.“
Bei der Vorstellung des Arbeitsdokuments machte Kardinal Grech deutlich, so Bischof Mutsaerts, daß es die Aufgabe der Kirche sei, als Verstärker für alle Töne zu fungieren, die aus dem Inneren der Kirche kommen, auch wenn sie im Widerspruch zu dem stehen, was die Kirche immer verkündet hat. Dazu der Bischof:
„Das war einmal anders. Zur Zeit der Gegenreformation ließ die Kirche in bezug auf die Klarheit ihrer Ansichten nichts zu wünschen übrig. Man überzeugt Menschen, indem man argumentativ und mit voller Überzeugung für den katholischen Glauben eintritt. Man überzeugt niemanden, wenn man nur zuhört und es dabei beläßt. Das Ärgerliche daran ist, daß die Bischöfe angewiesen wurden, zuzuhören und dann zu dokumentieren, was gesagt wurde. Diese Berichte wurden dann auf Ebene der Kirchen und Provinzen gesammelt und an Rom weitergeleitet: Berichte, die zwangsläufig Häresien enthalten, mit der Unterschrift der Bischofskonferenz. Wir konnten nicht anders handeln, aber ich bin keineswegs glücklich darüber. Diesen Ton hat übrigens auch so mancher Kardinal in Rom angeschlagen und noch einmal nachgefragt, was Synodalität eigentlich ist. Es gab keine klare Antwort.“
Auf ausbleibende Antworten mußte man sich im Pontifikat von Franziskus „gewöhnen“. Aus dieser Weigerung einer Klärung folgert der Weihbischof von Herzogenbusch:
„Jesus wählte einen anderen Ansatz. Er hörte den beiden enttäuschten Jüngern auf ihrem Weg nach Emmaus zu. Aber irgendwann ergriff er das Wort und machte ihnen klar, daß sie in die Irre gingen. Dies veranlaßte sie, umzukehren und nach Jerusalem zurückzukehren. Wenn wir nicht umkehren, werden wir in Emmaus landen und noch weiter von zu Hause entfernt sein, als wir es ohnehin schon sind.
Eines ist für mich klar. Gott ist in diesem vernichtenden synodalen Prozeß nicht im Spiel. Der Heilige Geist hat damit absolut nichts zu tun. Zu den Protagonisten dieses Prozesses gehören meiner Meinung nach zu viele Befürworter der gleichgeschlechtlichen Ehe, Leute, die Abtreibung nicht wirklich für ein Problem halten und sich nie wirklich als Verteidiger des reichen Glaubensbekenntnisses der Kirche zeigen, weil sie vor allem von ihrer säkularen Umgebung gemocht werden wollen. Wie unpastoral, wie lieblos. Die Menschen wollen aufrichtige Antworten. Sie wollen nicht mit noch mehr Fragen nach Hause gehen. Sie halten Menschen von der Erlösung ab. Ich habe mich inzwischen aus dem synodalen Prozeß zurückgezogen.
+Rob Mutsaerts
Text/Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Riposte Catholique
Ein mutiger Bischof. Es ist erfreulich, dass immer irgendwo jemand aufsteht. Er hat es gesagt: Sie wollen die Kirche Gottes zerstören. Um nichts anderes geht es. Deshalb ist es ihnen auch egal, dass die Kirche sich auflöst, mit dem was sie anstreben.