Deutschsprachige Generaloberinnen fordern Frauendiakonat

Der feministische Zungenschlag der UISG-Frauenorden


Die deutschsprachigen Generaloberinnen in der UISG fordern mit feministischem Zungenschlag das Frauendiakonat und „Geschlechtergerechtigkeit“
Die deutschsprachigen Generaloberinnen in der UISG fordern mit feministischem Zungenschlag das Frauendiakonat und „Geschlechtergerechtigkeit“

(Rom) Die Gene­ral­obe­rin­nen von 34 katho­li­schen Frau­en­or­den aus Öster­reich, der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land, der Schweiz und Luxem­burg for­dern mehr Ein­fluß auf die Kirche.

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Erneut ergeht der Ruf nach radi­ka­len Refor­men in der katho­li­schen Kir­che aus dem deut­schen Sprach­raum. Die Obe­rin­nen for­dern die Zulas­sung zu allen kirch­li­chen Ämtern, ein­schließ­lich des Zugan­ges zum Weihesakrament.

Die genann­ten 34 Gene­ral­obe­rin­nen aus dem deut­schen Sprach­raum gehö­ren der inter­na­tio­na­len Dach­or­ga­ni­sa­ti­on der Gene­ral­obe­rin­nen der Frau­en­or­den Inter­na­tio­nal Uni­on Supe­ri­ors Gene­ral (UISG) an. Von 18.–22. Okto­ber tag­ten sie in Inns­bruck und faß­ten Beschlüs­se, mit denen sie mehr Mit­be­stim­mung for­dern, unter ande­rem ein Recht for­dern, als Syn­oda­len an den Bischofs­syn­oden teil­neh­men zu kön­nen. In der Pres­se­er­klä­rung, die von der Ver­samm­lung der deutsch­spra­chi­gen Gene­ral­obe­rin­nen ver­öf­fent­licht wur­de, heißt es:

„In Zukunft sind mehr Frau­en bei Bischofs­syn­oden ein­zu­be­zie­hen – selbst­ver­ständ­lich mit Stimm­recht. Nur so kön­nen sie mitentscheiden.“

Die­se For­de­rung war von Sal­ly Hodg­don, der stell­ver­tre­ten­den UISG-Vor­sit­zen­den, am 16. Okto­ber auf der Jugend­syn­ode vor­ge­bracht worden.

In der Pres­se­er­klä­rung erstaunt die tech­nisch-öko­no­mi­sche Selbst­dar­stel­lung der Gene­ral­obe­rin­nen. In ihrer Pres­se­er­klä­rung bezeich­nen sie sich zwar als „geist­li­che Lei­te­rin­nen“, zugleich aber auch als „ver­ant­wort­lich für die Geschäfts­füh­rung in ihren Gemeinschaften“.

Die deutsch­spra­chi­gen Gene­ral­obe­rin­nen in der UISG for­dern zudem, „dass aktu­el­le wis­sen­schaft­li­che Erkennt­nis­se theo­lo­gi­scher und ande­rer Dis­zi­pli­nen vom kirch­li­chen Lehr­amt aner­kannt und bei Lehr­ent­schei­dun­gen berück­sich­tigt wer­den“. Noch wich­ti­ger ist ihnen ein ande­res Anlie­gen: „Frau­en in Lei­tungs­po­si­tio­nen der katho­li­schen Kir­che kön­nen ihre Auto­ri­tät, ihre Kom­pe­ten­zen und ihren Ein­fluss gel­tend machen. Den Anteil qua­li­fi­zier­ter Frau­en signi­fi­kant zu erhö­hen, wür­de zur Viel­falt und Berei­che­rung auf allen Ebe­nen beitragen“.

Ganz im Dis­kurs des Femi­nis­mus und der poli­ti­schen Kor­rekt­heit for­dern sie „Geschlech­ter­ge­rech­tig­keit“ in der katho­li­schen Kir­che. Erst vor weni­gen Tagen for­der­ten die katho­li­schen Bischö­fe „Kli­ma­ge­rech­tig­keit“ für die Welt. Bei­den Fäl­len liegt der Anti­dis­kri­mi­nie­rungs­dis­kurs zugrun­de, der die poli­ti­sche Kor­rekt­heit bestimmt, denn das Gegen­teil der erho­be­nen For­de­run­gen, so die gewoll­te Sug­ge­sti­on, sei „Unge­rech­tig­keit“.

Voll­ends kuri­os wer­den die Gene­ral­obe­rin­nen mit der For­de­rung: „Struk­tu­ren, die jeg­li­che Form von Miss­brauch in der katho­li­schen Kir­che begün­sti­gen, müs­sen besei­tigt wer­den“. Sie sagen näm­lich nicht, um wel­che „Struk­tu­ren“ es sich dabei han­deln soll. Das vom ehe­ma­li­gen Nun­ti­us in den USA, Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò, auf­ge­deck­te Homo-Netz­werk in der Kir­che kann es nicht sein, denn  – und auch hier zei­gen sich die Gene­ral­obe­rin­nen ganz poli­tisch kor­rekt – den unüber­seh­ba­ren Zusam­men­hang zwi­schen Homo­se­xua­li­tät und sexu­el­lem Miß­brauch (bei über 80 Pro­zent der Fäl­le) erwäh­nen sie mit kei­nem Wort. Wel­che ande­ren „Struk­tu­ren“, wenn auch nur infor­mel­ler Art, könn­ten sie sonst mei­nen? Der Ver­weis auf Struk­tu­ren, die refor­miert wer­den müß­ten, anstatt auf Men­schen, die sich bekeh­ren und ändern soll­ten, offen­bart den moder­ni­sti­schen Zun­gen­schlag, der dem Den­ken der Gene­ral­obe­rin­nen zugrundeliegt.

Forderung nach dem Frauendiakonat

Die UISG hat­te von Papst Fran­zis­kus bei ihrer Gene­ral­ver­samm­lung 2016 Schrit­te in Rich­tung Frau­en­mit­be­stim­mung gefor­dert. Der Papst reagier­te mit der Ein­set­zung einer Kom­mis­si­on zum Stu­di­um des Phä­no­mens der früh­kirch­li­chen Diakonissen.

Er selbst mini­mier­te die Bedeu­tung, indem er eine scherz­haf­te Anek­do­te nach­schob, laut der ihm ein klu­ger Mann gera­ten habe, Fra­gen, die man nicht ent­schei­den wol­le, durch die Ein­rich­tung einer Kom­mis­si­on auf die lan­ge Bank zu schie­ben. Hät­te der Papst aber die Gene­ral­obe­rin­nen so offen desavouiert?

Die Kom­mis­si­on wur­de von ihm ein­ge­rich­tet und Beob­ach­ter, dar­un­ter der dama­li­ge Glau­bens­prä­fekt Kar­di­nal Ger­hard Mül­ler, staun­ten dar­über. Zu dem The­ma sei „alles erforscht“, sag­te der Kar­di­nal, da erst weni­ge Jah­re zuvor eine Stu­di­en­kom­mis­si­on der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on die Fra­ge gründ­lich stu­diert hat­te. Kar­di­nal Mül­lers Resü­mee:

„Für Dia­ko­nin­nen gibt es kei­ne Grund­la­ge und für Dia­ko­nis­sen kei­nen Bedarf“.

Wozu also eine neue Kom­mis­si­on, um auf die­sel­be Fra­ge zu antworten?

Zwi­schen den bei­den Begrif­fen Dia­ko­nis­sen und Dia­ko­nin­nen jon­glie­ren die Befür­wor­ter von „Refor­men“ hin und her. Die Ver­wir­rung scheint beab­sich­tigt, um den Ein­druck von Syn­ony­men zu erwecken. Gemeint sind jedoch zwei ganz unter­schied­li­che Institute.

Die absichtliche Verwechslung von Diakonissen und Diakoninnen

Dia­ko­nis­sen waren Frau­en, die in der frü­hen Kir­che aus Schick­lich­keits­grün­den bestimm­te Auf­ga­ben gegen­über ande­ren Frau­en wahr­nah­men, die den Prie­stern nicht mög­lich waren (Unter­tau­chen der Frau­en bei der Tau­fe, Haus­be­su­che bei Frau­en, u.ä.). Als sich das Chri­sten­tum all­ge­mein durch­ge­setzt hat­te, wur­de ihre Auf­ga­be über­flüs­sig, wes­halb sie ver­schwan­den. Dia­ko­nis­sen hat­ten kei­nen Anteil am Wei­he­sa­kra­ment. Heu­te aber wird, z.B. von den 34 deut­schen Gene­ral­obe­rin­nen, nicht die Wie­der­ein­füh­run­gen von Dia­ko­nis­sen, son­dern von Dia­ko­nin­nen gefor­dert. Femi­ni­stin­nen in der Kir­che for­dern damit einen Anteil am Wei­he­sa­kra­ment. Da das Frau­en­prie­ster­tum von Johan­nes Paul II. 1994 defi­ni­tiv aus­ge­schlos­sen wur­de, kon­zen­trie­ren sich die Moder­ni­sten seit­her auf das Frau­en­dia­ko­nat. Der Anstoß dazu kam vom Jesui­ten Car­lo Maria Kar­di­nal Mar­ti­ni. Nach dem dog­ma­ti­schen Ver­bot des Frau­en­prie­ster­tums durch den pol­ni­schen Papst erfand der dama­li­ge Mai­län­der Erz­bi­schof die Spitz­fin­dig­keit, daß der Papst in sei­ner Erklä­rung nicht auch das Frau­en­dia­ko­nat aus­drück­lich ver­bo­ten habe, wes­halb die Fra­ge dazu also noch offen sei.

Aus der Inten­ti­on Johan­nes Pauls II. läßt sich aller­dings nichts der­glei­chen able­sen. Das Zugangs­ver­bot betrifft das Wei­he­sa­kra­ment an sich, das sich drei­glied­rig in Dia­ko­ne, Prie­ster und Bischö­fe unter­teilt. Die­ses drei­stu­fi­ge Wei­he­amt „bil­det eine Ein­heit“, so Kar­di­nal Mül­ler, die erhal­ten blei­ben müs­se, wen das Sakra­ment nicht beschä­digt wer­den soll. Der Dog­ma­ti­ker Man­fred Hau­ke faß­te 2011 den aktu­el­len For­schungs­stand im Auf­satz „Dia­ko­nis­sen waren kei­ne Dia­ko­nin­nen“ zusam­men.

Die Franziskus-Kommission von 2016

Seit den 90er Jah­ren geht der moder­ni­sti­sche Vor­stoß jedoch in Rich­tung Frau­en­dia­ko­nat, für das es in der Kir­che „kei­ne Grund­la­gen“ gibt, wie Glau­bens­prä­fekt Kar­di­nal Mül­ler fest­stell­te. Dia­ko­nin­nen wären eine Erfin­dung ex novo. Die von Befür­wor­tern des Frau­en­dia­ko­nats sug­ge­rier­te Exi­stenz von Dia­ko­nin­nen in frü­he­ren Zei­ten sind irre­füh­ren­de Falsch­be­haup­tun­gen, die – wie erwähnt – absicht­lich die alten Dia­ko­nis­sen mit der neu­en For­de­rung nach Dia­ko­nin­nen durch­ein­an­der­mi­schen. Das geht auch aus der Pres­se­er­klä­rung der deutsch­spra­chi­gen Gene­ral­obe­rin­nen her­vor, die im Zusam­men­hang mit der Fran­zis­kus-Kom­mis­si­on von 2016 von einer „histo­ri­schen Auf­ar­bei­tung des Frau­en­dia­ko­nats“ spre­chen. Doch genau dar­um geht es im Auf­trag der Kom­mis­si­on nicht, da es eine sol­ches Frau­en­dia­ko­nat in der Kir­chen­ge­schich­te nie gab.

Aller­dings kön­nen sie sich dabei auf Papst Fran­zis­kus selbst beru­fen, der Dia­ko­nis­sen und Dia­ko­nin­nen in sei­ner Ant­wort auf die UISG-For­de­rung 2016 und im Zuge der Errich­tung der Kom­mis­si­on durch­ein­an­der­wir­bel­te. Beob­ach­ter erstaun­te das, da von einem Papst ange­nom­men wer­den darf, den Unter­schied zu ken­nen. Man­che mach­te es sogar miß­trau­isch, ob Papst Fran­zis­kus die Fra­ge nicht nur „auf die lan­ge Bank“ schie­ben wol­le, son­dern unter­schwel­lig selbst mit der Idee eines Frau­en­dia­ko­nats liebäugle.

Ergeb­nis­se leg­te die Kom­mis­si­on noch nicht vor. Aller­dings naht die Ama­zo­nas­syn­ode, die von Papst Fran­zis­kus für Okto­ber 2019 ein­be­ru­fen wur­de. Im Vor­feld gibt es mas­si­ve Signa­le, daß dort der prie­ster­li­che Zöli­bat unter­gra­ben wer­den soll. Unter Ver­weis auf einen behaup­te­ten „Not­stand“ im Ama­zo­nas wer­den von den Orga­ni­sa­to­ren von REPAM auch „neue Ämter“ für Frau­en gefor­dert, ohne die­se bis­her näher zu definieren.

Der Schatten des Jesuiten Carlo Maria Martini

Das hat sei­nen Grund. Car­lo Maria Mar­ti­ni, ein Mit­bru­der von Papst Fran­zis­kus im Jesui­ten­or­den und der Erfin­der der For­de­rung nach dem Frau­en­dia­ko­nat, war auch der Grün­der der inner­kirch­li­chen Geheim­grup­pe von Sankt Gal­len, in der sich hoch- und höchst­ran­gi­ge pro­gres­si­ve Kir­chen­ver­tre­ter seit den 90er Jah­ren geheim orga­ni­siert hat­ten. Aus die­ser Grup­pe, die sich selbst als „die Mafia“ bezeich­ne­te, wie ihr Mit­glied, der ehe­ma­li­ge Pri­mas von Bel­gi­en, God­fried Kar­di­nal Dan­neels, 2015 ent­hüll­te, ging die Kan­di­da­tur von Jor­ge Mario Berg­o­glio für das Amt des Pap­stes her­vor. Der Agen­da der Geheim­grup­pe von Sankt Gal­len, ist Papst Fran­zis­kus ver­pflich­tet, wie die pro­gram­ma­ti­sche Aus­rich­tung sei­ner „Reform­plä­ne“ zeigt.

Die For­de­run­gen der Ver­samm­lung der deutsch­spra­chi­gen Gene­ral­obe­rin­nen in der UISG sind nicht der erste Vor­stoß in Sachen Frau­en­dia­ko­nat. Am ver­gan­ge­nen 2. August ver­öf­fent­lich­te das Cen­ter for Applied Rese­arch in the Apo­sto­la­te (CARA) der Jesui­ten­uni­ver­si­tät George­town eine Stu­die. Dem­nach sei­en 72 Pro­zent der männ­li­chen und weib­li­chen Ordens­obe­ren in den USA für die Zulas­sung von Frau­en als Dia­ko­nin­nen zum Weihesakrament.

Papst Bene­dikt XVI. hat­te die Lea­der­ship Con­fe­rence of Women Reli­gious (LCWR), den pro­gres­si­ven der bei­den Dach­or­ga­ni­sa­tio­nen der katho­li­schen Frau­en­or­den in den USA, unter kom­mis­sa­ri­sche Ver­wal­tung gestellt, da es „ern­ste dok­tri­nel­le Pro­ble­me“ gab, aber auch mit der Dis­zi­plin (Femi­nis­mus, Les­ben­tum, Ableh­nung von Prie­stern, Eso­te­rik, Befür­wor­tung der Homo­se­xua­li­tät und der Abtrei­bung, poli­ti­scher Aktio­nis­mus). Die Dach­or­ga­ni­sa­ti­on erhielt neue Sta­tu­ten, dann erfolg­te der Wech­sel auf dem Papst­thron, und die Ange­le­gen­heit ver­schwand schnell aus den Schlag­zei­len. Der Erfolg des vati­ka­ni­schen Ein­griffs unter Bene­dikt XVI. scheint mäßig geblie­ben zu sein, wie die For­de­rung nach dem Frau­en­dia­ko­nat zeigt.

Mai­ke Hick­son weist bei Life­Si­teNews auf eine kon­tro­ver­se Pas­sa­ge im Schluß­do­ku­ment der Jugend­syn­ode über den Ein­fluß von Frau­en in der Kir­che hin. Para­graph 148 trägt die Über­schrift: „Die Frau­en in der syn­oda­len Kir­che“. Dar­in ist die Rede von der „Anwe­sen­heit von Frau­en in kirch­li­chen Gre­mi­en auf allen Ebe­nen, auch in ver­ant­wort­li­chen Posi­tio­nen, und die Betei­li­gung von Frau­en an kirch­li­chen Ent­schei­dungs­pro­zes­sen unter Ach­tung der Rol­le des ordi­nier­ten Dienstes“.

Text: Giu­sep­pe Nardi
Bild: Bis­tum Würz­burg (Screen­shot)

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