Synodalität als Code-Wort

Der Hirte folgt den Schafen? Der Lehrer lernt vom Schüler? Das Tun bestimmt das Sollen? – Ein Zwischenruf


Synodalität als Code-Wort
Die Synodalitätssynode tagte mit Papst Franziskus in zwei Sessionen 2023 und 2024

Von Msgr. Dr. Mari­an Eleganti*

Anzei­ge

Um der Lie­be Chri­sti wil­len hört end­lich auf mit dem Over­kill syn­oda­ler Doku­men­te, Zwi­schen­schrit­ten, Weg­wei­sun­gen für den wei­te­ren Pro­zess, Ankün­di­gun­gen von Ergeb­nis­sen, Schluss­do­ku­men­ten, die kei­ne sol­chen sind, Ver­län­ge­run­gen in wei­te­re Run­den, Ver­meh­rung der Kom­mis­sio­nen, am Ende eine Ver­samm­lung im kano­ni­schen Nie­mands­land. Das brei­te Volk Got­tes igno­riert Eure Doku­men­te. Kaum ein Gläu­bi­ger, der nach mei­ner Erfah­rung davon weiss oder sie liest. Stoppt die Dre­hung um die eige­ne Ach­se in einem Pro­zess, der in kei­ner ein­zi­gen See­le die Lie­be zu Jesus Chri­stus geweckt hat, son­dern bis­her vor allem (deutsch­spra­chi­ge) «Reform­ka­tho­li­ken» (im Haupt­amt) beschäf­tigt. Hört auf, Euch in Arbeits­grup­pen und Kom­mis­sio­nen zu ver­viel­fäl­ti­gen und zu ver­meh­ren! Das Volk Got­tes inter­es­siert sich nicht dafür. Die Ergeb­nis­se sind ein ein­zi­ger Nebel, Seg­nun­gen, die bes­ser unter­las­sen blie­ben; Lei­tungs­mo­del­le, die dem gel­ten­den Kir­chen­recht wider­spre­chen; neue Gre­mi­en bzw. Räte, als hät­ten wir seit 60 Jah­ren nicht genug davon. Ihr lebt in einer Bla­se und beschäf­tigt die fal­schen Leu­te. Die mei­ste Zeit sit­zen die Bischö­fe schon jetzt an Tischen, aber nicht nur sie. Die Beru­fung auf den Hl. Geist kommt zu schnell über Eure Lippen.

Ver­kün­det das Evan­ge­li­um um der Lie­be Chri­sti wil­len! Ver­kün­det Chri­stus einem Euro­pa, das sich von Ihm abge­wandt hat! Ver­kün­det Chri­stus einer Welt, die apo­ka­lyp­ti­sche Züge trägt und stän­dig neue Krie­ge führt! Redet von Jesus Chri­stus statt von Syn­oda­li­tät! Wie Ihr letz­te­re ver­steht, haben ande­re sie schon durch­buch­sta­biert (z. B. die Angli­ka­ner) mit dem Ergeb­nis neu­er Spaltungen.

Hört auf, die Kir­che in einem nicht enden wol­len­den, syn­oda­len Tau­mel zu hal­ten, angeb­lich um Gaben aus­zu­tau­schen. Die real exi­stie­ren­den Pro­ble­me in der Kir­che wer­den nicht bespro­chen: der mas­sen­haf­te Abfall Getauf­ter und Gefirm­ter von wesent­li­chen Inhal­ten des Glau­bens (das Gott­sein Jesu; sei­ne leib­li­che Auf­er­ste­hung); lit­ur­gi­sche Form­lo­sig­keit (Mose­bach) und Miss­bräu­che im Novus Ordo; kei­ne Prie­ster­be­ru­fun­gen in vie­len Teil­kir­chen; weit ver­brei­te­te hete­ro­do­xe Ver­kün­di­gung (Kate­che­se; Uni­ver­si­täts­theo­lo­gie) und eine Seel­sor­ge­pra­xis, die der katho­li­schen Leh­re und dem kano­ni­schen Recht wider­spricht, angeb­lich, weil die Wirk­lich­keit grö­sser ist als die Idee. Die Auf­zäh­lung ist unvollständig.

Ich kann Eure Pro­pa­gan­da nicht mehr anhö­ren. Ich ver­mu­te, dass ich nicht der ein­zi­ge bin. Seit lan­gem wur­de die Kir­che nicht so auto­ri­tär und mani­pu­la­tiv geführt wie in der Zeit der neu­en Syn­oda­li­tät unter Papst Fran­zis­kus, eines nicht enden wol­len­den Ver­su­ches, gewünsch­te Ergeb­nis­se zu erzie­len. Aber Godot ist nicht gekom­men. Bis jetzt wenig­stens, und sei­ner eige­nen Natur nach ist es ver­geb­lich, auf ihn zu war­ten! Gekom­men ist die Vola­ti­li­tät der Leh­re, die Wan­der­dü­ne, nicht der Fels. Vor dem Ende geschieht gemäss der Schrift der gro­sse Glau­bens­ab­fall, tre­ten Pro­phe­ten auf, die den Ohren schmei­cheln, suchen die Men­schen sich Leh­ren nach eige­nem Geschmack, eine Wahr­heit, die nichts kostet, die Homo­se­xua­li­tät (Diver­si­ty); der Anti­christ, das Mar­ty­ri­um. Jeder kann es nachlesen.

Rich­tig an Eurer Syn­oda­li­tät ist nur die her­kömm­li­che Leh­re von der Unter­schei­dung des Gei­stes, das wün­schens­wer­te Hören auf GOTT. Was aber ist an die­ser Leh­re wirk­lich neu? Das «Höre, Isra­el» (Sch’ma Jis­ra­el) wie auch die Bene­dikts­re­gel (Pro­log) begin­nen mit dem Wort «Höre!» und sind alt­ehr­wür­dig. Wir beschäf­ti­gen uns nicht erst seit der «Syn­ode über Syn­oda­li­tät» mit der tra­di­tio­nel­len Leh­re von der Unter­schei­dung des Gei­stes. Neu dar­an ist die Illu­si­on, man kön­ne die­ses Werk der Unter­schei­dung mit 1,4 Mil­li­ar­den Katho­li­ken durch­füh­ren – unter ihnen vie­le mit abso­lut hete­ro­do­xen Ansich­ten – ohne dass der Pro­zess der Unter­schei­dung und des Hörens poli­ti­siert, instru­men­ta­li­siert, mani­pu­liert oder in eine bestimm­te Rich­tung gesteu­ert wird und womög­lich ent­gleist wie in Deutsch­land. Aber auch Fidu­cia sup­pli­cans und Tra­di­tio­nis cus­to­des sind höchst umstrit­te­ne Doku­men­te im Pro­zess und kamen gegen alle Regeln der pro­pa­gier­ten Kunst zustande.

Wo blei­ben im Pro­zess die Anhän­ger der Tra­di­ti­on, weit­ge­hend jun­ge Leu­te und Fami­li­en? Wo bleibt ihr Votum in die­sem viel­be­schwo­re­nen, syn­oda­len Pro­zess sui gene­ris? Bis jetzt blie­ben sie aussen vor. In man­chen Län­dern (Frank­reich; Eng­land) wün­schen vie­le jun­ge Erwach­se­ne die Tau­fe. Die am Glau­ben inter­es­sier­te Jugend stu­diert den Kate­chis­mus, wünscht sich eine ehr­fürch­tig gefei­er­te Lit­ur­gie, ver­langt nach mehr Myste­ri­um bei der Fei­er der hl. Mes­se, in der zu viel gere­det wird. In Alba­ni­en majo­ri­sie­ren die Chri­sten inzwi­schen die Mus­li­me, wie ich gele­sen haben. Aber in ande­ren Län­dern Euro­pas wer­den die Chri­sten in 25 Jah­ren gegen­über Mus­li­men die demo­gra­phi­sche Min­der­heit bil­den (rei­ne Sta­ti­stik). Wen küm­mert die Her­aus­for­de­rung des Islam im syn­oda­len Prozess?

Macht aus der Kir­che kei­ne Ideen­bör­se hete­ro­do­xer Vor­stö­sse und Erfin­dun­gen! Tut etwas für die Erneue­rung der Lit­ur­gie und der Kate­che­se in die­sen anti­christ­li­chen Zei­ten! Mehr Mis­sio­na­re, weni­ger Spindoktoren.

Syn­oda­li­tät ist zum «Her­me­neu­ti­kum» für alles Mög­li­che gewor­den, vor allem für die Mit­ent­schei­dung von Lai­en auf allen Ebe­nen. Die Sakra­men­ta­li­tät des kirch­li­chen Amtes (Lei­tung) wur­de dabei arg beschä­digt durch eine ega­li­tä­re Syn­oda­li­tät, die kei­nen Unter­schied macht zwi­schen Geweih­ten und Nicht­ge­weih­ten! Dies wider­spricht der Leh­re des Kon­zils und den 2000 Jah­re alten apo­sto­li­schen Bau­ge­set­zen des Lei­bes Christi!

Glaubt nicht, dass man sich in unse­ren Brei­ten­gra­den mit dem «Hören» und «Reden im Geist» zufrie­den­gibt. Ver­än­de­run­gen wer­den ver­langt. Nach dem lan­gen und auf­wen­di­gen syn­oda­len Pro­zess wol­len die Invol­vier­ten Ergeb­nis­se sehen: eine Dia­ko­nin oder Dik­aste­ri­en­prä­fek­tin, die Ordi­na­ri­ats­kanz­le­rin; die Auf­he­bung des Zöli­ba­tes wegen Prie­ster­man­gel; die Gleich­stel­lung von Geweih­ten und Nicht­ge­weih­ten in den kirch­li­chen Ent­schei­dungs­struk­tu­ren oder Gre­mi­en; Frau­en in Ämtern, wel­che bis­her Prie­stern und Bischö­fen vor­be­hal­ten waren. Und wäh­rend in säku­la­ren Orga­ni­sa­ti­ons­for­men Hier­ar­chien unhin­ter­fragt und unan­ge­ta­stet in Kraft blei­ben und in ihnen vom Manage­ment oder CEO Ent­schei­dun­gen gefällt wer­den, die von den unte­ren Ebe­nen wider­spruchs­los zu befol­gen und umzu­set­zen sind, ist Syn­oda­li­tät in der Kir­che für vie­le zum Code-Wort für das Gegen­teil gewor­den (eine fla­che Hier­ar­chie; sog. Macht­kon­trol­le; demo­kra­ti­sche, kir­chen­po­li­ti­sche Pro­zes­se; funk­tio­na­les Amts­ver­ständ­nis; Erset­zen des guten Hir­ten durch Kol­lek­ti­ve) und last but not least für alter­na­ti­ve, nicht prie­ster­li­che Got­tes­dienst­for­men. Der Hir­te folgt den Scha­fen. Der Leh­rer lernt vom Schü­ler. Das Tun bestimmt das Sol­len. Die Mehr­heit macht die Wahr­heit. Der Prie­ster gehorcht dem Lai­en. Der Bischof sitzt dane­ben. Und über allen schwebt der Geist. Welcher?

*Msgr. Mari­an Ele­gan­ti OSB, pro­mo­vier­ter Theo­lo­ge, war von 1999 bis 2009 Abt der Bene­dik­ti­ner­ab­tei St. Otmars­berg im Kan­ton Sankt Gal­len, dann von 2009 bis 2021 Weih­bi­schof der Diö­ze­se Chur. Bischof Ele­gan­ti betreibt einen eige­nen Blog.

Bild: Vati­can­News (Screen­shot)


Die bis­he­ri­gen Klar­stel­lun­gen von Bischof Eleganti:

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Die­se Posi­ti­on haben wir uns weder aus­ge­sucht noch sie gewollt, son­dern im Dienst der Kir­che und des Glau­bens als not­wen­dig und fol­ge­rich­tig erkannt. Damit haben wir die Bericht­erstat­tung verändert.

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