Zur Lage der Kirche – Frage 23


Don Michael Gurtner: Zur Lage der Kirche

Von Don Micha­el Gurtner*

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Fra­ge: Wenn die Kir­che einer­seits selbst immer welt­li­cher wird und regel­recht ver­welt­licht: War­um tut sie sich den­noch so schwer damit, mit der Welt „in Dia­log zu tre­ten“, wie sie es sich selbst immer wie­der zur Auf­ga­be macht? War­um wol­len die Leu­te die Kir­che nicht mehr hören, selbst wenn sie ganz „eine von ihnen“ gewor­den und „nah bei den Men­schen“ ist, wie sie uner­müd­lich betont?

Ant­wort: Ja, die ange­deu­te­ten Beob­ach­tun­gen sind völ­lig rich­tig, ganz offen­sicht­lich herrscht tat­säch­lich eine Art Kom­mu­ni­ka­ti­ons­stö­rung zwi­schen Kir­che und Welt. Ich wür­de sogar mei­nen, daß die­se gera­de des­halb besteht, weil die Kir­che schon zu sehr selbst Welt gewor­den ist. „Welt“ ist, wie gesagt, in sich noch nichts Schlech­tes, der Mensch lebt in einer irdi­schen Welt und ist gemäß Got­tes wei­sem Rat­schluß in sie hin­ein­ge­stellt. Aber wenn der Mensch ohne­dies schon von der Welt umge­ben ist und in ihr lebt, dann braucht er kei­ne zwei­te Par­al­lel­welt, die nur eine schlech­te Kopie des Ori­gi­nals ist und ihm letzt­lich das­sel­be sagt. Wozu auch? Sie wird gera­de dadurch irrele­vant, daß sie eine fah­le Kopie der Welt wird und ihm eigent­lich nur das wie­der­holt, was er auch schon von der Welt gehört hat. Und der Mensch merkt es sehr wohl, daß das nicht ehr­lich, son­dern im Grun­de eine Anbie­de­rung ist, und fühlt sich dann zu Recht auch bil­lig ver­kauft. Die Kir­che erscheint vie­len Men­schen gera­de des­halb wie der Stra­ßen­händ­ler, der einem etwas Bil­li­ges andre­hen will und einen dabei belästigt.

Da ist es eine ganz natür­li­che und abseh­ba­re Fol­ge, wenn die Kir­che viel­fach nicht mehr gehört und schon gar nicht ernst genom­men wird, und man eigent­lich lie­ber von ihr in Ruhe gelas­sen wer­den möch­te. Denn vie­le ihrer Ein­wer­fun­gen brin­gen einen heu­te tat­säch­lich nicht mehr wei­ter, das muß man ganz unum­wun­den zuge­ben. Das ist kein Vor­wurf, son­dern ein ana­ly­ti­sches Urteil, wor­in der Kern des Pro­blems liegt und wo man daher anset­zen muß, wenn man wie­der Gewicht bekom­men möch­te. Die Kir­che hät­te dem Men­schen so vie­les zu sagen, gera­de auch heu­te, aber sie sagt es ihm ein­fach nicht, war­um auch immer. Den Men­schen wird von der Kir­che vie­les vor­ent­hal­ten heu­te, wor­auf sie eigent­lich ein von Gott ver­bürg­tes Anrecht hät­ten. Wenn die Kir­che aber nicht mehr für das Wah­re, das Gute und das Schö­ne steht, dann wird jedes ihrer Wor­te überflüssig.

*Mag. Don Micha­el Gurt­ner ist ein aus Öster­reich stam­men­der Diö­ze­san­prie­ster, der in der Zeit des öffent­li­chen Meß­ver­bots die­sem wider­stan­den und sich gro­ße Ver­dien­ste um den Zugang der Gläu­bi­gen zu den Sakra­men­ten erwor­ben hat. Die aktu­el­le Kolum­ne erscheint jeden Samstag.


Das Buch zur Rei­he: Don Micha­el Gurt­ner: Zur Lage der Kir­che, Selbst­ver­lag, 2023, 216 Seiten.


Bis­her erschienen:

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