Putschist beim Zweiten Vatikanischen Konzil und Pate des Homo-und Pädo-Episkopats (Teil 1)

Bischof Emiel Jozef De Smedt von Brügge (1909–1996)


Bischof Emiel Jozef De Smedt von Brügge. Im Bild neben ihm Joseph Leon Kardinal Cardijn.
Bischof Emiel Jozef De Smedt von Brügge. Im Bild neben ihm Joseph Leon Kardinal Cardijn.

Von Fer­di­nand Boischot

Anzei­ge

Emiel Jozef De Smedt wur­de 1909 im flä­mi­schen Bra­bant (Bel­gi­en) in einer wohl­ha­ben­den Brau­er­fa­mi­lie gebo­ren. Sein Vater war dort sehr lan­ge Zeit auch Bür­ger­mei­ster für die Christdemokraten.

1927 trat De Smedt in das Gro­ße Semi­nar in Mecheln ein und wur­de 1933 zum Prie­ster geweiht. Im Anschluß wur­de er zwei Jah­re zum Stu­di­um nach Rom gesandt, wo er den Dok­tor­ti­tel in Phi­lo­so­phie und spä­ter auch in Theo­lo­gie erwarb. Eine schnel­le Kar­rie­re folg­te: Mit 26 Jah­ren wur­de er Pro­fes­sor am Gro­ßen Semi­nar in Mecheln, 1938 Regens und 1940 (mit 32 Jah­ren!) Prä­si­dent des Prie­ster­se­mi­nars – alles unter Kar­di­nal Jozef Ernest Van Roey und dem dama­li­gen Gene­ral­vi­kar, dem Brüs­se­ler Léon-Joseph Suenens.

1945 – in Bel­gi­en tob­te die Repres­si­on nach dem Zwei­ten Welt­krieg mit einer deut­lich anti-flä­mi­schen und anti-katho­li­schen Ten­denz bei gleich­zei­ti­gem gewal­ti­gem Schwei­gen und gro­ßer Angst des Epi­sko­pats – wur­de De Smedt mit 36 Jah­ren zum Weih­bi­schof für das Erz­bis­tum Mecheln (seit 1961 Erz­bis­tum Mecheln-Brüs­sel) geweiht.

1951 ver­starb in West­flan­dern (Bis­tum Brüg­ge) der dor­ti­ge Bischof Hen­ri­cus Lami­roy. Lami­roy war gegen­über sei­nem Kle­rus und den Gläu­bi­gen sehr auto­ri­tär, reak­tio­när und kon­ser­va­tiv gewe­sen. Er hat­te eine star­ke Abnei­gung gegen Sozia­lis­mus, Kom­mu­nis­mus und Frei­mau­re­rei und viel Begei­ste­rung für die fran­zö­si­sche Spra­che und für die rei­che katho­li­sche Tra­di­ti­on in Frank­reich. Zugleich stand er der bel­gi­schen Kom­pro­miß­po­li­tik und den christ­li­chen Gewerk­schafts­ak­ti­vi­tä­ten kri­tisch und arg­wöh­nisch gegenüber.

Bei Lami­roys Tod war der Kle­rus im Bis­tum Brüg­ge in sehr unter­schied­li­che Frak­tio­nen gespal­ten. So wur­de kur­zer­hand De Smedt aus dem Erz­bis­tum Mecheln auf den Bischofs­sitz Brüg­ge pilo­tiert, wobei zugleich sehr ele­gant der Weg für Sue­n­ens auf den erz­bi­schöf­li­chen Stuhl von Mecheln frei­ge­räumt wurde.

Die Pro­vinz West­flan­dern war schon immer par­ti­ku­la­ri­stisch ori­en­tiert: sowohl sprach­lich als auch wirt­schaft­lich und poli­tisch. Bischof De Smedt kam beim Kle­rus und Volk sehr gut an: Er war flä­mi­scher als Lami­roy, weni­ger auto­ri­tär, stand dem Volk näher, war sehr stark mit der Christ­de­mo­kra­tie und mit der Poli­tik ver­bun­den und zeig­te mehr Inter­es­se und Wohl­wol­len für die loka­len Gewohn­hei­ten und für äußer­li­ches Auftreten.

Emiel Jozef De Smedt wur­de 1950 Weih­bi­schof von Mecheln und 1952 Bischof von Brügge.

Ins­be­son­de­re beim Aus­bau des katho­li­schen Unter­richts­we­sens und im Kampf für des­sen staat­li­che Sub­si­die­rung, was im soge­nann­ten „School­strijd“ (Schul­kampf) kul­mi­nier­te, pro­fi­lier­te sich Bischof De Smedt. Er mach­te West­flan­dern zur christ­lich-demo­kra­ti­schen Basti­on (Chri­ste­li­jke Volks­Par­tij CVP) in Bel­gi­en, und dies für die näch­sten sechs Jahrzehnte.

Unter De Smedt blüh­te mit bischöf­li­cher Unter­stüt­zung und Wohl­wol­len das katho­li­sche Gesell­schafts­le­ben gewal­tig auf. Das Gro­ße Semi­nar von Brüg­ge ent­wickel­te sich zum größ­ten Prie­ster­se­mi­nar von Bel­gi­en. De Smedt weih­te in 33 Jah­ren mehr als 620 Prie­ster, dar­un­ter die künf­ti­gen Bischö­fe Johan Bon­ny (öffent­lich homo­phil), God­fried Dan­neels (pädo­phi­lie­ver­tu­schend und bekannt durch sei­nen ver­lo­re­nen und wie­der­ge­fun­de­nen Ring) und Roger Vang­he­lu­we (pädo­phi­ler Bischof super-plus).

West­flan­dern bzw. das Bis­tum Brüg­ge als abge­schot­te­te katho­li­sche Wagen­burg einer­seits und die inten­si­ve Ver­bin­dungs­ach­se zwi­schen der Katho­li­schen Uni­ver­si­tät Löwen und dem Bis­tum und Semi­nar Brüg­ge wer­den das kirch­li­che Leben in Nord­bel­gi­en fast 70 Jah­re dominieren.

Die enge Ver­flech­tung von Bischof und Bis­tum mit der Chri­sten­de­mo­cra­tie und der loka­len Poli­tik, das Flo­rie­ren des katho­li­schen Gesell­schafts­le­bens und des Gro­ßen Semi­nars von Brüg­ge kon­tra­stier­ten stark mit dem rest­li­chen Bel­gi­en: Dort hat­te seit Mit­te der 50er Jah­re eine kon­ti­nu­ier­li­che Ero­si­on des katho­li­schen Milieus ein­ge­setzt (ab 1955 ging die Anzahl der Semi­na­ri­sten unauf­halt­sam und teils rapi­de zurück, außer in Brügge) .

Das bel­gisch-katho­li­sche christ­de­mo­kra­ti­sche Eldo­ra­do im Bis­tum Brüg­ge (Pro­vinz West­flan­dern) wur­de sowohl in Bel­gi­en als auch in Rom auf­merk­sam bemerkt und als pasto­ra­les Vor­bild dar­ge­stellt. Bischof De Smedt bekam so einen spe­zi­el­len poli­ti­schen und reli­giö­sen Nim­bus in einem sich säku­la­ri­sie­ren­den Land, beson­ders in Flandern.

De Smedt ver­bün­de­te sich an erster Stel­le mit der christ­de­mo­kra­ti­schen Par­tei. 1958 ließ er von den Kan­zeln ver­kün­den, daß „es eine Sün­de wäre, die Chri­ste­li­jke Vlaam­se Volks­unie zu wäh­len“, eine Konkurrenzpartei.

1961 ver­starb Kar­di­nal Van Roey und Sue­n­ens wur­de Erz­bi­schof von Mecheln und Kardinal.

Im glei­chen Jahr 1958 ver­starb Papst Pius XII. Kar­di­nal Ron­cal­li wur­de zum Papst Johan­nes XXIII. gewählt und rief das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil aus.

Bischof De Smedt wur­de in die Vor­be­rei­tungs­kom­mis­si­on namens Sekre­ta­ri­at für die Ein­heit der Chri­sten beru­fen, obwohl es in West­flan­dern kaum ande­re Kon­fes­sio­nen oder Reli­gio­nen gab.

Die 60er Jah­re waren sowohl gene­rell welt­lich als auch kirch­lich für Bel­gi­en eine sehr unru­hi­ge und wir­re Zeit.

Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil wur­de mit vie­len Erwar­tun­gen, Hoff­nun­gen, Äng­sten, kri­ti­schen Beden­ken, Vor­ah­nun­gen und vie­len Träu­men und Visio­nen eröff­net – und offen­sicht­lich auch mit nicht gerin­gen üblen Absich­ten von sei­ten eini­ger Teilnehmer.

Pater Seba­sti­an Tromp SJ, von Papst Johan­nes XXIII. mit der inhalt­li­chen Vor­be­rei­tung des Kon­zils beauf­tragt, hat­te sorg­fäl­tig ein Arbeits­sche­ma aus­ge­ar­bei­tet, um das Gan­ze in guten Bah­nen zu halten.

Bei der ersten Ple­nums­sit­zung des Kon­zils am 19. Novem­ber 1962 ergriff Bischof De Smedt als Wort­füh­rer des Sekre­ta­ri­ats für die Ein­heit der Chri­sten das Wort und hielt eine wort­ge­wal­ti­ge feu­ri­ge Rede zu dem vor­ge­schla­ge­nen Text Schrift und Tra­di­ti­on. Er plä­dier­te für die Eigen­in­itia­ti­ve der Kon­zils­vä­ter und für die Frei­heit von Den­ken und Reden. Dar­auf­hin geriet das Ple­num in Wallung.

Johan­nes XIII. ent­schied, den von Pater Tromp SJ vor­be­rei­te­ten Text zurückzuziehen.

Das Kon­zil wur­de rasant rebellischer.

Am 3. Dezem­ber 1962 äußer­te Bischof De Smedt vor der Welt­öf­fent­lich­keit eine feu­ri­ge Kri­tik gegen den „Kle­ri­ka­lis­mus“ und den „Juri­dis­mus“, die sei­ner Ansicht nach in der Kir­che herrsch­ten. Zudem beklag­te er sehr scharf ihren „Tri­um­pha­lis­mus“ (sic). Sei­ne Aus­las­sun­gen wur­den groß ver­öf­fent­licht in Le Mon­de, vom 4. Novem­ber 1962.

Das Kon­zil geriet in die Strom­schnel­len: Hef­ti­ge Dis­kus­sio­nen folg­ten, es wur­den vier „Mode­ra­to­ren“ gewählt, um die Sache zu beru­hi­gen und die Dis­kus­sio­nen zu len­ken. Kar­di­nal Sue­n­ens wur­de natür­lich sofort Mode­ra­tor und das Kon­zil ging sei­nen holp­ri­gen ungu­ten Lauf.

Die „squa­dra bel­ga“ (bel­gi­sche Mann­schaft) nahm in der Fol­ge­zeit einen sehr star­ken Ein­fluß auf das Konzil.

Von De Smedt ist – im Gegen­satz zu ande­ren Bel­gi­ern (z. B. Bischof André-Marie Char­rue von Namur) – dazu nicht viel bekannt. Er beschäf­tig­te sich haupt­säch­lich mit Glau­bens­frei­heit und pasto­ra­ler Erneue­rung („Gau­di­um et spes“).

Es fällt auf, daß Bischof De Smedt hin­ter­her kaum etwas Sub­stan­ti­el­les über das Kon­zil publi­ziert hat.

Das Kon­zil geriet immer mehr in eine Sack­gas­se mit Strei­tig­kei­ten zwi­schen zwei gro­ßen Frak­tio­nen. Das Papst­amt wur­de beschä­digt, wobei beson­ders der schwa­che Papst Paul VI. ein jäm­mer­li­ches Bild abgab. Ziem­lich abrupt wur­de das Kon­zil schließ­lich Ende 1965 abge­bro­chen und sein Ende dekretiert.

Par­al­lel dazu war in die­sen Jah­ren die poli­ti­sche Lage in Bel­gi­en äußerst unru­hig gewor­den: eine lang­dau­ern­de öko­no­mi­sche Kri­se, hohe Arbeits­lo­sig­keit, die Irrun­gen und Wir­run­gen und tie­fe Fru­stra­tio­nen der Deko­lo­ni­sie­rung des Kon­go, der auf­bäu­men­de Kampf der Fla­men für Gleich­be­rech­ti­gung und hef­ti­ge Par­tei­en­kämp­fe. Das Land litt unter hoch­gra­di­ger poli­ti­scher Insta­bi­li­tät. Dazu kam 1965 das plötz­li­che lit­ur­gi­sche Cha­os, die Ver­wir­rung der Gläu­bi­gen, die Eska­lie­rung des Viet­nam­kriegs, das Rebel­lie­ren der Jugend und das Ein­for­dern der groß­wor­ti­gen heh­ren Kon­zils­idea­le wie wan­dern­des Got­tes­volk, Lie­be, Par­ti­zi­pa­ti­on, Frei­heit, Freu­de usw…

Die bel­gi­schen Bischö­fe hat­ten sich seit 1960 ängst­lich neu­tral ganz aus der Poli­tik herausgehalten.

In der Uni­ver­si­täts­stadt Löwen rumor­te es ab 1965. Ein nie­der­län­disch-fran­zö­si­scher Spra­chen­kon­flikt, der einen Kin­der­gar­ten für Pro­fes­so­ren­k­lein­kin­der betraf, löste lan­des­wei­te Tumul­te aus und brach­te Bel­gi­en an den Rand einer Revolution.

Die bel­gi­schen Bischö­fe, Sue­n­ens und De Smedt vor­an, asso­zi­ier­ten sich kom­plett mit der bel­gi­zi­stisch-unita­ri­sti­schen poli­ti­schen Füh­rung, die den bel­gi­schen Ein­heits­staat bei­be­hal­ten wollte.

Am Frei­tag, 13. Mai 1966, lie­ßen sie, den gan­zen „Geist des Kon­zils“ mit sei­nen heh­ren Idea­len und schwul­sti­gen Wor­ten ver­ges­send und negie­rend, das gehar­nisch­te „Man­de­ment der bel­gi­schen Bischö­fe“ ver­öf­fent­li­chen. Sie for­der­ten in mili­tä­ri­scher Kom­man­do­spra­che den hier­ar­chi­schen Gehor­sam der Gläu­bi­gen gegen­über den bischöf­li­chen Ver­ord­nun­gen ein.

Flan­dern kam sofort in Aufruhr.

Die Regie­rung stürz­te zwei­mal, 1966 und 1968. Die Christ­de­mo­kra­ten erlit­ten gewal­ti­ge Ver­lu­ste. Die erste von einer bis jetzt nicht enden­den Serie von Staats­re­for­men wur­de eingeleitet.

Der Kirch­gang ging mit einem Schlag um 25% zurück, in dem dar­auf­fol­gen­den Dez­en­ni­um um 75%.

Die bel­gi­schen Bischö­fe hat­ten im Ver­such, die Ein­heit Bel­gi­ens zu ret­ten (übri­gens mit star­ker frei­gei­sti­ger-frei­mau­re­ri­scher Kolo­rie­rung), die katho­li­sche Kir­che in Flan­dern weggesprengt.

Dort blie­ben nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil nur klei­ne Fet­zen übrig.

(Fort­set­zung folgt.)

Ster­be­bild von Bischof Emiel Jozef De Smedt 1995.

Bild: MiL


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