von Ferdinand Boischot
In kaum einem Land war die Entkirchlichung und Entchristianisierung nach dem Zweiten Vatikanischem Konzil so tief und so breit wie in Belgien, und wohl besonders in dem nördlichen niederländischsprachigen Teil.
Linksorientierte, progressive „Gläubige“ bemächtigten sich der kirchlichen Strukturen. Theologische Sachkenntnis, Patristik und Fundamentaltheologie wurden schnellstens entfernt. Mit einer sog. Haalbaarheidsmoraal („Erreichbarkeitsmoral“, de facto aber die Relativierung aller moralischen Normen) wurde eine komplette Adaptierung an den Zeitgeist durchgeführt und im Besonderen eine Übernahme der totalen sexuellen Freiheit und eine Fixierung darauf.
In diesem Rahmen fand, was sehr gut dokumentiert ist, eine fast komplette Homophilisierung des Klerus statt.
Auch die in den letzten 20 Jahren aufgedeckten Mißbrauchsskandale sind in diesem Kontext entstanden.
Die Kardinäle Suenens und Danneels und Bischof Jozef Desmet (Bistum Brügge) waren international bekannt wegen ihres Progressismus (Suenens und Desmet spielten eine herausragende Rolle bei der Revolution des Zweiten Vatikanischen Konzils. (1) Suenens und Danneels propagierten sexuelle Freiheit auf allen Ebenen und übten sich in Toleranz, wobei der Nachfolger von Desmet als Bischof von Brügge, Roger VanGheluwe, nicht nur alle sexuelle Skandale vertuschte, sondern sich selbst langjährig an den Kindern seines eigenen Bruders vergriff.
Da, wo die Katholische Kirche im Augenblick durch pädophile und homosexuelle Mißbrauchsskandale erschüttert wird und diese abscheuliche Situation durch Papst em. Benedikt XVI. und führende Kardinäle und Bischöfe (Card. Brandmüller, Card. Sarah, Erzbischof Viganò) angeprangert wird, leugnen einige modernistische Theologen in Deutschland und in den USA mantrahaft jede Verbindung zwischen Homosexualität und Homophilie einerseits und Pädophilie anderseits.
Es darf nicht wahr sein, was aber wahr ist:
- in den Jahren direkt vor, während und vor allem nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil hat sich eine mafia-ähnliche, männliche, homo- und pädosexuelle Gruppe im Klerus eingenistet.
Das niederländischsprachige katholische Kirchenblatt Kerkelijk Leven („Kirchliches Leben“) hatte im damals noch sehr katholischen Flandern 1978 eine Auflage von ca. 500.000 Exemplaren und eine damals geschätzte Leserschaft von 1,5 Millionen Lesern. Es war damit die meistgelesene Zeitung in Flandern. Dirigiert wurde sie vom westflämischen Bistum Brügge (damals geleitet von Bischof Emiele-Jozef De Smedt) und vom Erzbistum Mecheln-Brüssel (Erzbischof Danneels), wobei die Theologische Fakultät der Universität Löwen eine große Rolle spielte (sogenannte Achse Brügge-Löwen).
Chefredakteur des eher langweiligen Blattes war der westflämische Priester Felix Dalle, der sehr moderne Ansichten hatte. Einige sehr modernistische Bücher wurden von der literarischen Kritik in den 70er Jahren nicht gut aufgenommen (De vluchtheuvel).
Unter Dalle wurde im Rahmen der Modernisierung das Kirchenblatt umgetauft in Kerk en Leven (Kirche und Leben).
Am 9. August 1984 erschien in diesem offiziellen nordbelgischen Kirchenblatt ein Artikel über die „Ökumenische Arbeitsgruppe Pädophilie“:
„Seit einigen Jahren besteht in Flandern eine ökumenische Arbeitsgruppe Pädophilie.
Diese Arbeitsgruppe besteht aus Katholiken und Protestanten.
Diese Arbeitsgruppe will die Kirchen sensibilisieren für das Phänomen Pädophilie, Information weitergeben und Vorurteile abbauen.
Gleichzeitig will die Arbeitsgruppe sich informieren über alles, was auf dem Gebiet der Pädophilie erscheint.
Zusätzlich will die Arbeitsgruppe einen Begegnungsort schaffen für pädophile Menschen, um miteinander Gedanken auszutauschen und einander zu ermutigen.
Alle sind willkommen, welche die Pädophilie und die Pädophilen besser kennenlernen möchten unter der Bedingung, daß dies in Offenheit, Respekt und Zuverlässigkeit geschieht.
Mit Anfang der neuen Saison wird bei der Arbeitsgruppe auch mitarbeiten: Hochwürd. Herr Pfarrer (Pastoor) Jef Barzin, Duinstraat 30, 2008 Antwerpen, Tel. (03)2366395.
Das nächste Treffen der ökumenischen Arbeitsgruppe Pädophilie wird am Samstag 8. September stattfinden in der Kapelle „Der Ölbaumzweig“ in Brasschaat, Leopoldslei 35, von 10.00 bis höchstens 14.00 Uhr.
Gerne kann eine kleine Stärkung mitgebracht werden.
Nähere Hinweise können Sie bekommen bei: Herrn L.P.G. van Tricht, Dorpsstraat 86, 2080 Kapellen. Für die Arbeitsgruppe: Th. Weerstra, Van der Meerschenlaan 73, 1150 Brüssel.“ (2)
(Eigene wortgenaue Übersetzung)
Viel deutlicher kann es nicht gesagt werden.
Text: Ferdinand Boischot
Bild: MiL
(1) Der Rhein fließt in den Tibervon Ralph M. Wiltgen S.V.D., Sarto Verlag 2004
Die Rolle von Bischof De Smedt bei der Ablehnung des vorbereiteten Schemas von P. Sebastiaan Tromp SJ wird auch im Lexikon für Theologie und Kirche hervorgehoben.
Besonders ausführlich hierzu die von der Fakultät Religionswissenschaften der Universität Leuven ab 2009ff redigierte Website www.volgconcilie.be unter den Daten 24. November 1962 und 1. Dezember 1962 (Intervention von Bischof De Smedt mit den Schlüsselbegriffen: Triumphalismus, Klerikalismus, Juridismus).
Die Website www.volgconcilie.be wurde vom damaligen Dekan der Löwener Fakultät Matthijs Lamberigts und von Karim Schellekens geleitet. Letzterer wurde auch bekannt als Mitautor der mehrbändigen Biographie von Kardinal Godfried Danneels, worin sowohl die Affäre um den verschwundenen Ring von Kard. Danneels als auch die Existenz der Mafia von Sankt Gallen erwähnt wird. Die Buchvorstellung fand am 22. September 2015 im Saal Vita unter der Basilika von Koekelberg statt. Das Video dazu findet sich auf YouTube.)
(2) Kerk en Leven , 9. August 1984.
Abbildungen des Originalartikels finden sich vielfach im Internet, u.a. sehr verdienstlich in dem sarkastischem flämischnationalen Wochenblatt ‚t Pallieterke (2004). Das war die erste Meldung in der niederländischsprachigen Presse in Belgien seit 1984! Zu sehen ebenso hier. Ein ausführliche Besprechung und Fotodokumentation bei bei kavlaanderen.blogspot.be (auch mit gemeinsames Foto von Bischof Bonny, Bischofsvikar Selderslaghs und Dechant Jef Barzin).
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Siehe die Fortsetzung:
August 1984: die kirchliche Arbeitsgruppe Pädophilie in Belgien (2)