Der Pädophiliefall „Anneke“ in Belgien – Broeders van Liefde (5)


Der belgische Ordenszweig der Broeders van Liefde sorgt durch seinen Euthanasiebeschluß für Entsetzen. Es ist nicht die einzige offene Flanke ...
Der belgische Ordenszweig der Broeders van Liefde sorgt durch seinen Euthanasiebeschluß für Entsetzen. Es ist nicht die einzige offene Flanke ...

von Fer­di­nand Boischot

Anzei­ge

Anne­ke war ein leicht gei­stig behin­der­tes Mäd­chen aus West­flan­dern (Bel­gi­en), 8 Jah­re alt, das in die Son­der­schu­le St. Ides­bald der kari­ta­ti­ven Kon­gre­ga­ti­on Broe­ders van Lief­de (Brü­der der Lie­be) in Roe­sel­a­re zur Schu­le ging.

Der Fall „Anneke“

In Novem­ber 1995 merk­te ihre Mut­ter (Frau Ria C.) plötz­lich schwe­re Ver­hal­tens­auf­fäl­lig­kei­ten. Anne­ke wur­de sehr trau­rig, grund­los aggres­siv gegen­über ihren Geschwi­stern, hat­te Unter­leibs­schmer­zen, bekam eine Vagini­tis, litt plötz­lich unter Bett­näs­sen und hat­te aus­ge­präg­te Angst vor der Schule.

Das Mäd­chen wur­de ärzt­lich und psy­cho­lo­gisch unter­sucht, ohne Anhalts­punk­te für eine inne­re Krank­heit oder fami­lia­le Störungen.

Anne­ke wur­de in den näch­sten Wochen noch ver­stör­ter und ängst­li­cher und fing plötz­lich an, ihre Mut­ter immer wie­der über den Phal­lus zu befra­gen. Ihre Mut­ter wur­de hellhörig.

Anne­ke ver­trau­te sich ihrer Mut­ter an. Bei einem Gang über den Schul­hof, an der Hand der Mut­ter, zeig­te sie ein­deu­tig den 78-jäh­ri­gen Bru­der Emiel Ceu­ster­mans, als Übel­tä­ter an.

Ceu­ster­mans war im Alter von 12 Jah­ren als „Juve­nist“ zur Kon­gre­ga­ti­on gekom­men. Er trat der Ordens­ge­mein­schaft bei und war lang­jäh­ri­ger Erzie­her in den Son­der­schu­len der Broe­ders van Lief­de. 1993 ging er in den Ruhe­stand und arbei­te­te als Gärt­ner an der Schu­le des MPI (Medi­zi­nisch-Psy­cho­lo­gi­sches Insti­tut) St.-Idesbald in Roeselare.

Die Mut­ter nahm sofort Kon­takt mit dem Schul­di­rek­tor, Broe­der Her­man, auf, der abwim­mel­te. Der Direk­tor spei­ste die Mut­ter ab mit der Aus­sa­ge: „Lie­be Frau, Kin­der fan­ta­sie­ren und die Eltern fan­ta­sie­ren mit“.

Die tap­fe­re Mut­ter benach­rich­tig­te dar­auf­hin die Poli­zei. Die Kri­mi­nal­po­li­zei BOB (Bel­gi­sche Ops­po­rings­bri­ga­de) fing an zu ermitteln.

Fast sofort stie­ßen sie auf inten­si­ven pädo­phi­len Miß­brauch, zen­triert um 3 Män­nern, mit gewal­ti­ger Ver­tu­schung und Drangsalierung.

Die drei der Pädo­phi­lie ver­däch­ti­gen Brü­der wur­den in den dar­auf­fol­gen­den Wochen in ande­re Ein­rich­tun­gen des Ordens versetzt.

Am 15. April 1996 erstat­te­te die Mut­ter Anzei­ge gegen Bru­der Emiel Ceu­ster­mans wegen pädo­phi­len Mißbrauchs.

Einen Tag spä­ter, am 16. April 1996, bekam der ermit­teln­de Kri­mi­nal­po­li­zist (BOB) Geert van Fle­te­ren einen omi­nö­sen Tele­fon­an­ruf, der pro­to­kol­liert wur­de. Der Pro­vin­zi­al­obe­re der Broe­ders van Lief­de für West­flan­dern, Fr. René Stock­man, rief an und fragte:

 „Ob es wohl nötig ist, daß es unter­sucht wird und ob es nicht mög­lich wäre, die Sache still zu halten…
… (ich) fin­de es nicht oppor­tun, einen so alten Mann zu befra­gen, weil es zu stres­sie­rend ist…
Der Bru­der wird an eine ande­re Schu­le versetzt…
… mit der Mut­ter gespro­chen … mit einer Bezah­lung wür­de alles gere­gelt wer­den … Das Ein­schal­ten der BOB ver­stößt gegen unse­re Abmachung.“*

*N.B. Gelo­gen. Eine sol­che Ver­ab­re­dung fand nie statt.

Der Kri­mi­nal­po­li­zist war sprach­los: So einen plat­ten Beein­flus­sungs­ver­such in einem schwer­wie­gen­den und äußerst sen­si­blem Fall hat­te er noch nicht erlebt. Ton­band­auf­zeich­nun­gen haben die­se Aus­sa­gen ein­wand­frei dokumentiert.

In den fol­gen­den Mona­ten kam die Schu­le nicht mehr zur Ruhe.

Eines Nachts stand auf der Zim­mer­tür eines invol­vier­ten Bru­ders mit Far­be geschrieben:

„Fie­ser Schmutz­kerl, bleib mit dei­nen Pfo­ten von mei­nem Leib.“

Am näch­sten Mor­gen wur­de die Tür aus­ge­wech­selt – mit vie­len Augenzeugen.

Zeit­gleich deto­nier­te in Flan­dern der Roe­ach3-Skan­dal (Buch für den Reli­gi­ons­un­ter­richt mit zur Pädo­phi­lie anstif­ten­den Abbil­dun­gen), der pädo­phi­le Mas­sen­miß­brauch in „Tord­a­le“ (bei Tor­hout, West­flan­dern), die Affai­re-Dut­roux (Kin­des­ent­füh­rung, Kin­der­miß­brauch und Mord an Kin­dern, wobei ein gewal­ti­ges Netz mit viel­fäl­ti­gen poli­ti­schen und finan­zi­ell-wirt­schaft­li­chen con­ne­xi­ons ent­deckt wur­de- nie­mals genau auf­ge­klärt) und der Brüs­se­ler Pädo­phi­lie­skan­dal Roger Bor­rem­ans (wo Kar­di­nal Dan­neels unter schwer­stes Feu­er geriet und sich nur in letz­ter Sekun­de ret­ten konn­te, indem er sei­nen Weih­bi­schof Lan­neau zur Ablen­kung als Sün­den­bock opferte).

Ver­tu­schung funk­tio­niert am Besten mit Einschüchterung.

Die Mut­ter bekam abmah­nen­de und recht schnell auch dro­hen­de Brie­fe von den Broe­ders van Lief­de.

Sehr raf­fi­niert auch die Kon­takt­auf­nah­me durch ande­re „Katho­li­ken“:

„Die Broe­ders van Lief­de? Lie­be Frau, womit legst Du dich da an?“

„Sie ver­ste­hen, daß ich nichts sagen kann. Mei­ne Frau arbei­tet an einer katho­li­schen Einrichtung.“

Zwei­mal von unter­schied­li­chen Per­so­nen vor Gericht zitiert:

„Wir sagen nichts. Wir haben mit den Broe­ders van Lief­de schon genü­gend Elend („mise­rie“) gehabt“.

Die kari­ta­ti­ve Kon­gre­ga­ti­on der Broe­ders van Lief­de zähl­te damals etwa 300 Mit­glie­der (2010: 280), beschäf­tig­te jedoch 8000 (acht­tau­send) Ange­stell­te und hat(te) auf dem Gebiet der Behin­der­ten­schu­lung und ‑unter­brin­gung ein Quasimonopol.

Die Poli­zei­ak­ten doku­men­tie­ren dies explizit:

„Die Lai­en kön­nen nicht frei sprechen“

Zwei Erzie­he­rin­nen ändern „wegen deli­ka­ter Grün­de“ ihre Aus­sa­ge zum Vor­teil des Beklagten.

Ein Anony­mus auf sei­ne Zurück­hal­tung ange­spro­chen: „Wir sind verletzbar“.

„Die Inter­es­sen der Ein­rich­tun­gen und der Kon­gre­ga­ti­on kom­men an erster Stelle.“

In Mai 1998 erhebt die Kon­gre­ga­ti­on der Broe­ders van Lief­de Kla­ge gegen die BOB (Kri­mi­nal­po­li­zei) – „in ver­zö­gern­der Absicht“, wie der Pro­cur­eur-Gener­aal (Ober­staats­an­walt) bemerkt.

Am 11. Okto­ber 1999 ver­ur­teilt das Straf­ge­richt Kor­tri­jk Broe­der Emiel Ceu­ster­mans (inzwi­schen 83 Jah­re alt) zu 4 Jah­ren Gefäng­nis, davon 2 Jah­re ohne Bewährung.

Zwei ande­re Brü­der wer­den freigesprochen.

Aus dem Gerichtsurteil:

„Aus den Akten geht her­vor, daß durch den Direk­tor des Ortho­päd­ago­gisch-päd­ia­tri­schen Zen­trums St. Ides­bald nach der Kla­ge­er­he­bung der Mut­ter des Opfers sehr unwirsch reagiert wur­de; und daß danach nicht weni­ge Ver­samm­lun­gen statt­ge­fun­den haben mit Füh­rungs- und Unter­richts­per­so­nal; hier wur­de deut­lich Druck aus­ge­übt in Bezug auf die abzu­ge­ben­den Erklärungen.
Dies wur­de auch durch meh­re­re Befrag­ten erklärt und in der wei­te­ren Unter­su­chung durch die Erklä­run­gen und Aus­künf­te der pro­to­kol­lie­ren­den Beam­ten bestätigt.“

Kurz danach starb Broe­der Emiel Ceustermans.

Die Broe­ders van Lief­de gaben jedoch nicht auf. Die Kon­gre­ga­ti­on ging in Berufung.

Der Fall „Anne­ke“ fing an hohe Wel­len zu schlagen.

Am 21. Novem­ber 2000 berich­te­te das flä­mi­sche Maga­zin Humo als erstes Pres­se­or­gan über die­sen Pädo­phi­lie­skan­dal und die unsäg­li­che Hal­tung der Kon­gre­ga­ti­on der Broe­ders van Lief­de.

Am 30. Novem­ber 2000 spricht der Beru­fungs­rich­ter Fran­cis Dester­beck den Broe­der Emiel Ceu­ster­mans in Gent frei mit der Begrün­dung: „…daß, was das behin­der­te Mäd­chen erklärt, doch alles sehr unwahr­schein­lich klingt…“ (sic).

Der Gerichts­psych­ia­ter Deberdt: „Es ist unwahr­schein­lich, daß er [Ceu­ster­mans] auf sei­ne 80. Lebens­jah­re mit Pädo­phi­lie anfängt.“

Tat­säch­lich gibt es schon Hin­wei­se dar­auf seit den 60er Jahren.

Die christ­lich-demo­kra­ti­sche und bel­gi­zi­sti­sche Aus­rich­tung und poli­ti­sche Ein­bet­tung der Kon­gre­ga­ti­on (die bel­gi­sche Gerichts­bar­keit wur­de damals nach poli­ti­schem Ein­fluß und Par­tei­zu­ge­hö­rig­keit besetzt, sog. „Ver­säu­lung“) gab schluß­end­lich den Ausschlag.

Staats­an­walt Willaert aus Kortrijk:

„Wir dür­fen kei­ne Kri­tik an unse­re hier­ar­chi­sche Vor­ge­setz­ten äußern.“

Der Epilog

In den dar­auf­fol­gen­den Jah­ren ver­sank die katho­li­sche Kir­che im nie­der­län­disch­spra­chi­gen Teil Bel­gi­ens immer tie­fer im Sumpf von Pädo­phi­lie und Homo­phi­lie, Kri­mi­na­li­tät und Lügen.

Von 1998 bis 2004 wird Bel­gi­en kon­ti­nu­ier­lich durch den Pro­zess der Pädo­phi­lie-und Kin­der­mord-Affai­re Dut­roux gequält.

Die Ermitt­lun­gen brin­gen die Invol­vie­rung von nicht weni­gen hohen poli­ti­schen und kirch­li­chen Wür­den­trä­gern ans Licht (bzw. ans Nebellicht).

Der stüm­per­haf­te juri­sti­sche Umgang mit die­sem Fall bringt die Gemü­ter der anstän­di­gen Bevöl­ke­rung in Wallung.

1998 bis 2002 gerät Kar­di­nal God­fried Dan­neels hims­elf, durch Mit­wis­sen und Ver­tu­schung von Fäl­len von pädo­phi­len Prie­stern (Van­der­li­jn und Robert Bor­rem­ans), unter direk­ten Ver­dacht und kann sich nur durch das Selbst­op­fer sei­nes Weih­bi­schofs retten.

Das Anse­hen Dan­neels‘ in Bel­gi­en ist seit­dem schwerst beschädigt.

Die Ver­ur­tei­lung von Robert Bor­rem­ans erfolgt in meh­re­ren Pro­zes­sen zwi­schen 2003 und 2005.

2002 wer­den in dem Mas­sen­miß­brauchs­fall im Heim „Tord­a­le“ (geführt von einer ande­ren Kon­gre­ga­ti­on, den Broe­ders van Dale/​Torhout, West­flan­dern, Bis­tum Brüg­ge) drei Täter (zwei davon „Broe­der“) zu sehr hohen Gefäng­nis­stra­fen und zusam­men mit ihrer Kon­gre­ga­ti­on zu für dama­li­ge Bestim­mun­gen sehr hohen Ent­schä­di­gungs­zah­lun­gen verurteilt.

Die Kon­gre­ga­ti­on der Broe­ders van Dale ist seit­her am Erlöschen.

West­flan­dern (Bis­tum Brüg­ge), einst eine christ­lich-demo­kra­ti­sche und katho­li­sche Basti­on, zerbröselt.

2003  ver­liert die nie­der­län­disch­spra­chi­ge christ­de­mo­kra­ti­sche Par­tei CD&V die Bun­des­wahl. Zum ersten Mal nach 130 Jah­ren sitzt sie nicht mehr in der Regie­rung. Libe­ra­le und Sozia­li­sten bil­den zusam­men eine frei­mau­rer­do­mi­nier­te Regierung.

Die katho­li­sche „Säu­le“ in Bel­gi­en pul­ve­ri­siert sich. Die kirch­li­che Hier­ar­chie rich­tet es sich sofort mit den neu­en Macht­ha­bern, und das Volk unten bleibt rich­tungs­los zurück.

2005 wird beim Kon­kla­ve Joseph Kar­di­nal Ratz­in­ger, der als Chef der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on schon seit 1995 inten­siv die Pädo­phi­lie in de Kir­che bekämpft, zum Papst Bene­dikt XVI. gewählt.

Einer sei­ner gro­ßen Gegen­spie­ler, Kar­di­nal Dan­neels (er hät­te sich „Johan­nes XXIV.“ genannt), der seit über 15 Jah­ren bis über die Ohren in Pädo­phi­lie- und Sex­skan­da­le ver­wickelt ist,  ver­läßt nach der Kon­kla­ve wütend Rom sofort.

2006 wird René Stock­man, der Pro­vin­zi­al­obe­re von West­flan­dern, Gene­ral­obe­rer der Kon­gre­ga­ti­on Broe­ders van Lief­de und ver­schwin­det nach Rom. Sei­ne Anwe­sen­heit in Flan­dern war nach dem Fall „Anne­ke“ unhalt­bar geworden.

2010 wird der jah­re­lan­ge pädo­phi­le Miß­brauch des Bischofs von Brüg­ge, Roger Vang­he­lu­we öffent­lich bekannt: Die­ses Erd­be­ben erschüt­tert die Kir­che in Flan­dern bis in die Fun­da­men­te und fin­det welt­weit Nachhall.

Dan­neels wird in fla­gran­ti des Mit­wis­sens und der Ver­tu­schung überführt.

Bei der ab 2010 auf­ge­zwun­ge­nen Unter­su­chung und Auf­ar­bei­tung der Pädo­phi­lie in der bel­gi­schen Kir­che bla­miert sich die Kon­gre­ga­ti­on die bel­gi­sche Ordens­pro­vinz der Broe­ders van Lief­de bis auf die Kno­chen durch Mau­ern, Ver­zö­gern und gewal­ti­gen Geiz bei der Ent­schä­di­gung der Opfer.

Sie läßt jeg­li­chen mora­li­schen und ethi­schen Anstand vermissen.

Der im sel­ben Jahr neu­ernann­te Pri­mas von Bel­gi­en, Erz­bi­schof Léo­nard, zwingt den Orden der Broe­ders van Lief­de, wo die Mehr­zahl der Miß­brauchs­fäl­le von Bel­gi­en statt­ge­fun­den hat, zu scho­nungs­lo­ser Auf­klä­rung und Wiedergutmachung.

2011 wird unter den Augen der Medi­en der erz­bi­schöf­li­che Palast in Mechelen von der Gerichts­po­li­zei gestürmt, die dort ver­sam­mel­ten Bischö­fe fest­ge­setzt und alle Akten der inner­kirch­li­chen Miß­brauchs­kom­mis­si­on Adriaen­sens beschlagnahmt.

Die staat­li­che Justiz ermit­telt und ver­folgt selb­stän­dig: Von den ca. 1000 Fäl­len in Bel­gi­en wer­den mehr als 500 vor den welt­li­chen Gerichts­or­ga­nen behan­delt; in etwa 300 Fäl­len kommt es zu außer­ge­richt­li­chen Eini­gun­gen zwi­schen Opfern und kirch­li­chen Institutionen.

Die Kir­che in Nord­bel­gi­en hat jeg­li­ches mora­li­sches Anse­hen ver­lo­ren und liegt am Boden.

Per­te totale.

Kardinal Danneels 2.v.r.
Kar­di­nal Dan­neels (2.v.r.)

2013, nach dem Rück­tritt von Papst Bene­dikt XVI., steht eine Stun­de nach der Wahl von Fran­zis­kus Kar­di­nal Dan­neels als einer von weni­gen Per­so­nen mit dem frisch­ge­wähl­ten Papst auf der Log­gia des Petersdomes.

Die alten Kame­ra­den sind wie­der da.

2014 ver­sucht  der Bischof von Brüg­ge, Jozef De Kesel, frü­he­rer lang­jäh­ri­ge Weih­bi­schof und enger Freund von Kar­di­nal Dan­neels, einen mehr­fach rück­fäl­li­gen, pädo­phi­len Prie­ster wie­der in die Seel­sor­ge ein­zu­schleu­sen (Fall Fla­vez). In den fol­gen­den Wochen deto­nie­ren im Bis­tum Brüg­ge noch wei­te­re fünf Fälle.

Sion deso­la­ta.

Janu­ar 2016 ernennt Papst Fran­zis­kus den Bischof von Brüg­ge und Dan­neels‘ Freund, Josef De Kesel, zum neu­en Erz­bi­schof von Mecheln-Brüs­sel. Der bis­he­ri­ge Erz­bi­schof André-Joseph Léo­nard wird von ihm eme­ri­tiert und zieht sich als Hilfs­vi­kar an einen Mari­en­wall­fahrts­ort in die fran­zö­si­sche Alpen zurück.

Beim Kon­si­sto­ri­um am 28. Juni 2016 gibt Papst Fran­zis­kus Erz­bi­schof De Kesel das Pal­li­um und das Pur­pur­bi­ret. Am Abend läßt der frisch­kre­ierte Kar­di­nal De Kesel sich in den Vati­ka­ni­schen Gär­ten mit Broe­der René Stock­man, Gene­ral­obe­rer der Broe­ders van Lief­de und „höch­ster Bel­gi­er im Vati­kan und guter Freund von Papst Fran­zis­kus“ (die Web­site www​.ker​knet​.be der bel­gi­schen Bischö­fe), und dem bel­gi­schen Bot­schaf­ter bei dem Hl. Stuhl, stolz pho­to­gra­phisch ablichten.

Anne­ke ist inzwi­schen drei­ßig Jah­re alt, und es geht ihr gut.

Ob sie je eine Ent­schä­di­gung bekam, ist nicht bekannt.

Es ist jedoch unwich­tig: Almo­sen kön­nen Per­ver­si­tä­ten und Greu­el­ta­ten nicht reparieren.

Anne­ke hat jedoch die Gewiß­heit und die Sicher­heit, daß ihre Mut­ter ihr stets ver­traut hat und unge­mein tap­fer wie eine Löwin kämp­fend, gegen eine Mafia ver­tei­digt hat.

Ein­fa­che „klei­ne“ Men­schen und in die­ser gewal­ti­gen Bewäh­rungs­pro­be trotz­dem großartig.

Prae­mia pro validis.

Sub tuum praesidium.

Text: Fer­di­nand Boischot
Bild: MiL/​Broeders van Lief­de (Screen­shots)

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5 Kommentare

  1. Zum Begriff „Pädo­phi­lie“: nur eine gerin­ge Anzahl der Kin­des­miss­brau­cher ist im kli­ni­schen Sin­ne an Pädo­phi­lie erkrankt. Bei den mei­sten davon han­delt es sich zwar um Per­so­nen mit einem Hang zu deut­li­cher psy­cho­so­zia­ler Ver­wahr­lo­sung, was sie durch über­grif­fi­ges, pri­mi­ti­ves Sexu­al­ver­hal­ten aus­le­ben, aber die Täter sind hin­sicht­lich ihrer sexu­el­len Ansprech­bar­keit nicht auf Kin­der­kör­per fixiert. Jun­gen und Mäd­chen wer­den von die­sen Leu­ten in erster Linie des­halb sexu­ell aus­ge­beu­tet, sexua­li­siert miss­han­delt und sexu­ell miss­braucht, weil unse­re Gesell­schaft es Kin­des­miss­brau­cher so leicht macht, ihre Opfer zu fin­den, zu iso­lie­ren und sich vor der Auf­deckung der began­ge­nen Ver­bre­chen zu schützen. 

    Die ver­schie­de­nen Miss­brauchs­kon­tex­te, von fami­li­är bis insti­tu­tio­nell, unter­schei­den sich dar­in nicht grund­sätz­lich. Kin­der­schutz funk­tio­niert dort am besten, wo ohne fal­sche Scham, sach­lich und rea­li­stisch über alle Aspek­te der mensch­li­chen Sexua­li­tät gespro­chen wer­den kann.

    • Hier geht es nicht um Miß­brauch, son­dern um schlimm­stes orga­ni­sier­tes Verbrechen.

      • Der sexu­el­le Miss­brauch von Kin­dern bzw. Jugend­li­chen fin­det in vie­len ver­schie­de­nen For­men statt. Auch durch orga­ni­sier­te Miss­brauchs­ver­bre­chen im Sin­ne von Ban­den­kri­mi­na­li­tät. Dann dient er nicht nur einem, son­dern per Defi­ni­ti­on auch min­de­stens einem wei­te­ren Zweck. Die Über­gän­ge sind dabei flie­ßend, wes­halb es Exper­ten­wis­sen braucht, um aus den ver­schie­de­nen Indi­zi­en auf orga­ni­sier­te Miss­brauchs­kri­mi­na­li­tät zu schlie­ßen. In den For­mu­la­ren für Anträ­ge auf Sach­lei­stun­gen über den Fonds Sexu­el­ler Miss­brauch, zu des­sen Errich­tern auf insti­tu­tio­nel­ler Sei­te auch Orga­ni­sa­tio­nen der Katho­li­schen Kir­che gehö­ren, gibt es des­halb die Zeile: 

        „Fand (auch) orga­ni­sier­te sexu­el­le Ausbeutung/​ritueller/​sektenähnlicher Miss­brauch statt?“

      • Wenn über einen län­ge­ren Zeit­raum irgend­wo Kin­der syste­ma­tisch miss­braucht durch Täter­krei­se miss­braucht wer­den, dann spielt bei der Orga­ni­sa­ti­on und Ver­tu­schung die­ser Ver­bre­chen an Kin­dern fast immer Wirt­schafts­kri­mi­na­li­tät eine Rolle. 

        Wie sieht das denn im Fal­le der Broe­ders van Lief­de und des für sie zustän­di­gen Bis­tums aus?

  2. Es darf doch ange­nom­men wer­den, dass Papst Fran­zis­kus über die Vor­gän­ge in Bel­gi­en infor­miert war.
    Und trotz­dem darf Kar­di­nal Daneels unmit­tel­bar nach der Wahl auf dem Bal­kon erscheinen.
    Was ver­an­lass­te ihn dann noch zusätz­lich, Josef de Kesel als bis­he­ri­gen Bischof von Brüg­ge zum Erz­bi­schof von Mecheln-Brüs­sel und etwas spä­ter zum Kar­di­nal zu küren, wäh­rend der bis­he­ri­ge, glau­bens­treue Erz­bi­schof André-Joseph Léonard das Feld räu­men muss­te? (Ich hof­fe aber und wün­sche es ihm sehr, dass er dort in den Alpen ‑obwohl „nur“ Hilfs­vi­kar- glück­li­cher ist, als er es je vor­her war.) 

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