
Von Fernand Boischot
Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) fand in den westlichen Ländern eine unbeachtete Glaubenszerstörung statt samt Verlust jeglicher moralischer Fundamente.
Der nördliche Teil Belgiens ragte diesbezüglich weltweit heraus. Besonders unter der Ägide und Inspiration von Kardinal Godfried Danneels (1934–2018) grassierte sexueller Mißbrauch in großem Ausmaß und in institutionellem Rahmen.
Ein trauriger Höhepunkt war vor genau 30 Jahren die Einführung und Benutzung der Religionsunterrichtsbücher der Serie „Roeach“ (1991–1999), entworfen und geschrieben durch ein Autorenkollektiv der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Löwen (KUL) und aus dem Großseminar des Bistums Brügge (damaliger Bischof war Roger Vangheluwe, der später als pädophiler Täter entlarvt wurde).
Der Band Roeach3 enthielt zum Großteil sexuellen Schund, wobei besonders mehrere abstoßende Abbildungen angetan waren, bei Pubertierenden eine zustimmende Haltung gegenüber Kindersex auszulösen und diesen „als normal“ zu empfinden.
Der Fall „Roeach“ löste damals einen gewaltigen Aufruhr aus: einerseits laute Empörung und weltweites Entsetzen bei überzeugten treuen Katholiken, anderseits verbissene Verteidigung durch modern orientierte Laien, durch linke und liberale und freimaurerische Gruppen, durch die Mainstreammedien und durch die große Mehrheit der politischen Vertretung.
Es fällt auf, daß nach anfänglich sehr lauten Auseinandersetzungen der Fall Roeach ab 1999 fast komplett totgeschwiegen wurde.
Zu abscheulich auf christlichem Gebiet, zu störend für die Aspirationen der modernen Kirche in Belgien und zu gefährlich für die Karriere der Autoren.
Von den Direktoren des Roeach-Autorenteams zog sich Frans Lefever, Großseminar Brügge und Intimus von Kardinal Danneeels, sofort aus der Öffentlichkeit zurück; Jef Bulckens, Universität Löwen, beschränkte sich auf die Wagenburg der Universität und agierte nur noch lokal mit etwas Pastoral in der Löwener Umgebung (2002 emeritiert).
Von den Autoren (zumeist Religionslehrer) schrieben drei auch an der Nachfolgeserie „Meander“ weiter: Einer betrieb noch etwas Hobby mit esoterischer Erwachsenenpastoral im verruchten Bistum Brügge (noch unter Bischof J. De Kesel, heute Kardinal), einer verlor den Glaubensdraht und wurde „suchend“ in einer wirren Geschichte zwischen einer ganz vom Glauben abgefallenen Ehefrau und einem Sohn, der in Frankreich bei den Trappisten eingetreten war, eine Frau wurde „Coach für Religionslehrer“ (sic), zwei verstarben und von einer weiteren Autorin verlieren sich alle Spuren nach Familiennamenänderung durch Eheschließung.
Umso mehr Spuren ließ der damals jüngste Autor H. (umgangssprachlich B.) R. zurück.
B. R. wurde 1960 in Belgisch-Limburg geboren. 1978 trat er in das damalige Priesterseminar von Hasselt ein. 1980 verließ B. R. das Priesterseminar, weil (nach seinen eigenen Aussagen) „abzusehen war, daß unter Papst Johannes Paul II. der Pflichtzölibat für die Priester nicht aufgehoben“ würde (sic).
In einer für Belgien ökonomisch und politisch sehr schwierigen Zeit (zweite Ölkrise; zunehmende Föderalisierung des Landes) fing B. R. ein Studium an der Theologischen Fakultät der Katholischen Universität Löwen an, und wurde dann Assistent in der Abteilung Katechese unter dem berüchtigten Jozef (Jef) Bulckens.
Dort war er mitbeteiligt an dem Entwurf und der Zusammenstellung des ominösen Bandes Roeach3 mit pädophilisierenden Abbildungen (von Marc Oorlynck, einem westflämischen „Künstler“ aus Ostende, wenig später psychisch und physisch schwerkrank und 2005 gestorben).
Als dann 1994 flammende Proteste auftraten, ab 1995 die Weltöffentlichkeit informiert wurde, die Kongregation für die Glaubenslehre in Rom sich für die Sache interessierte und Ermittlungen begannen, wurde der Boden in Löwen für B. R. (inzwischen verheiratet und mit Kindern) zu heiß.
1999 zog B. R. nach Tilburg in den Niederlanden, wo er bis 2007 an der dortigen Hochschule Katechese dozierte.
Nicht lachen: Der Stolz eines Autors auf seine Werke ist fast immer sehr groß.
So blieb in der Universitätsbibliothek von Tilburg ein Exemplar von Roeach3 zurück, obwohl das modernistische Kirchenregime in Nordbelgien unter Kardinal Danneels frenetisch versucht hatte, alle Exemplare dieses Buches zu vernichten und alle Spuren zu tilgen.
Die niederländischen Bischöfe wurden nach der Wahl von Papst Benedikt XVI. mutiger und nahmen, auch mit Hilfe von mutigen treuen Katholiken, den Universitätsunterricht genauer unter die Lupe.
Der Boden wurde erneut zu heiß für B. R. So setzte er sich dann weiter nach Deutschland ab, wo er in Dortmund an der staatlichen Hochschule unterkam. In der zunehmend modernistischen Atmosphäre des deutschen Nationalkatholizismus, noch weiter weg von Belgien, während die Zeit langsam verging und viel vergessen wurde, konnte B. (inzwischen wieder H.) R. sorgenfrei überwintern, fleißig aktiv sein und neue Religionslehrer/innen ausbilden.
Ab 2000 eskalierte die Situation in Belgien, besonders stark 2010 nach dem Knall und Fall von Vangheluwe. Die modernistische Rebellion gegen Erzbischof Léonard von Mecheln-Brüssel fiel in sich zusammen. Ein Augiasstall von Pädo- und Homophilie, von Psychiatrie und Unsinn, von Scheinheiligkeit und Finanzdebakeln wurde offenbar.
2014 versuchten die Modernisten, teils mit Unterstützung aus den Niederlanden, in Antwerpen ein Colloquium über „Seeking Sense“ („Sinnsuche“) abzuhalten. Ganz vorne dabei auch Roger Burggraeve, Promotor der sogenannten „Haalbaarheidsethiek“ („Erreichbarkeitsethik“) und Relativierer erster Klasse, und natürlich der inzwischen bekannte B. (H.) R.
Nach Warnungen wurde es in letzter Minute abgeblasen und nicht mehr weiter in der Kirchenzeitung Kerk&Leven besprochen.
Der neue Wind unter Papst Franziskus wehte H. R. (das umgangssprachliche B. wird inzwischen von ihm nicht mehr benutzt) dann an die Fakultät für Katholische Theologie der Universität Bonn. Auch dort ist er ohne Probleme für die Ausbildung von Religionslehrern, Didaktik für die Katechese, verantwortlich.
Bonn ist natürlich eine schwierige Sache, was die Katholizität betrifft.
Sehr genau scheint man sich dort nicht mit den Schriften von H. (B.) R. beschäftigt zu haben, oder es ist ihnen auch egal. Die Website Seeking-sense.be , auf niederländisch geschrieben, haben sie auch nicht gelesen und studiert. Jesus Christus kommt dort nämlich nicht viel vor.
So bleibt, gerade bei dem häßlichen Hetzen der Katholischen Fakultät Bonn und den juristischen Haarspaltereien der „christ“-demokratischen Ministerin Brandes gegen den Kölner Kardinal Woelki und gegen die von ihm unterstützte Katholische Philosophisch-Theologische Hochschule, ein sehr saurer Geschmack zurück.
Da giftet man aus Egoismus und monopolisierendem Neid, und natürlich aus modernistischem Fanatismus, gegen eine neue Hochschule mit anderer Mentalität, wo doch ökonomisch-spirituell die Konkurrenz das Geschäft belebt und die Verkündigung der echten römisch-katholischen Lehre doch ein Gewinn ist.
Und die Mainstreammedien werden instrumentalisiert, um über eine sogenannte „Vertuschung“ durch den Kardinal Zeter und Mordio zu schreien. Zugleich sitzt an der profiliert modernistischen „katholisch“-theologischen Fakultät der Universität Bonn (übrigens von dem dort zuständigen christdemokratischen Landesminister unterstützt) eine Person, die an führender Stelle aktiv mitbeteiligt war an der größten und eklatantesten pädophiliefreundlichen Katastrophe im Religionsunterricht (Roeach3).
H. (B.) R. hat sich niemals von dem abscheulichen Pädo-Schund in Roeach3 distanziert, man will ja schließlich sein Geld verdienen an den Fleischtöpfen der Kirche (bzw. der Universitäten).
Schweigen, vertuschen, vergessen, aber bei anderen Menschen laut aufschreien und selbst moralisch schwerst verbrannt sein. Äußerst scheinheilig und zugleich indirekt alliiert bleiben mit moderner Sexmoral und deren abscheulicher Pädo-Katechese.
Nun ja, man hat in Deutschland schon einmal gesagt: „Wir haben es nicht gewußt“.
L’histoire se répète…
Bild: Katholieke Actie Vlaanderen (Screenshot)