Dachau der kirchlichen Pädophilie

Tordale in Westflandern 1969–1999


Tordale in Westflandern 1969–1999, ein „Dachau“ der kirchlichen Pädophilie
Tordale in Westflandern 1969–1999, ein „Dachau“ der kirchlichen Pädophilie.

von Fer­di­nand Boischot 

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Die Broe­ders van Dale (Fra­tes Van Dale /​ FVD) sind eine sozi­al­ka­ri­ta­ti­ve Kon­gre­ga­ti­on bischöf­li­chen Rechts in West­flan­dern. Die­ser Orden wur­de im Rah­men der spät­ge­gen­re­for­ma­to­ri­schen Fröm­mig­keits- und Für­sor­ge­be­we­gung 1761 vom Prie­ster Jose­phus van Dale (1716–1781) in Kor­tri­jk (Cour­trai), heu­te Bel­gi­en, im Süden von West­flan­dern gegrün­det – inspi­riert von den Idea­len des hei­li­gen Vin­zenz von Paul.

Nota bene: Sie darf nicht ver­wech­selt wer­den mit den eben­falls in Flan­dern behei­ma­te­ten Broe­ders van Lief­de (Fra­tres cari­ta­tis /​ Brü­der der Lie­ge /​ FC), die in den letz­ten Jahr­zehn­ten mit sehr vie­len Fäl­len von orga­ni­sier­ter Pädo­phi­lie, mit Eutha­na­sie und seit Kur­zem (2017 und 2018) auch mit men­schen­un­wür­di­ger und ‑ver­ach­ten­der Behand­lung von Kran­ken und Dete­nier­ten auf­fie­len. (Hier sei ver­wie­sen auf die fünf­tei­li­ge Arti­kel­se­rie über die Fra­tres cari­ta­tis auf katho​li​sches​.info.)

Das spät­ge­gen­re­for­ma­to­risch auf­blü­hen­de katho­li­sche Leben in den habs­bur­gi­schen Nie­der­lan­den (spä­ter Bel­gi­en), die Ein­bet­tung in der flä­mi­schen Bevöl­ke­rung, die star­ke Bevöl­ke­rungs­zu­nah­me im 18. und 19. Jahr­hun­dert und die Ver­ar­mung von gro­ßen Tei­len der Bevöl­ke­rung bewirk­ten ein schnel­les Wachs­tum der Broe­ders van Dale.

Es ent­stan­den gro­ße Ein­rich­tun­gen für gei­stig Behin­der­te in vie­len west­flä­mi­schen Städ­ten, dar­un­ter in Tor­hout (Heim „Tord­a­le“), in Ize­gem, in Kor­tri­jk und in Brügge.

Nach dem Zwei­ten Welt­krieg und beson­ders ab 1960 erleb­ten die­se Ein­rich­tun­gen ein gewal­ti­ges Wachs­tum. Die Mit­glie­der­zahl des Ordens erreich­te 1960 einen Höchst­stand mit 80 Mit­glie­dern, haupt­säch­lich in West­flan­dern (Bel­gi­en), nebst Kon­go und Ruanda.

Die Tur­bu­len­zen beim Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil, der Ordens­leer­lauf und die explo­die­ren­de Psy­chop­ro­fes­sio­na­li­sie­rung im sozia­len Sek­tor bewirk­ten daß die sozia­len Ein­rich­tun­gen die­ses Ordens rasch unter die Kon­trol­le von weni­gen und auf psy­cho­so­zia­lem Gebiet pro­fi­lier­ten Kle­ri­kern gerieten.

Das Heim „Tord­a­le“ in Tor­hout (West­flan­dern) beher­berg­te etwa 400(vierhundert) leicht bis mäßig men­tal behin­der­te Kinder.

Unter Ägi­de von Bru­der Roger Huyg­he wur­de „Tord­a­le“ zu einem MPI (Medisch-psy­cho­lo­gi­sches Insti­tut, Medi­zi­nisch-psy­cho­lo­gi­sches Insti­tut) umge­wan­delt und bekam gro­ße staat­li­che Subventionen. 

Huyg­he selbst war von 1969 bis 1999 Direk­tor von „Tord­a­le“.

Die Wel­le von Kin­des­miß­brauch und homo­se­xu­el­ler Per­ver­si­tä­ten in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen nach dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schem Kon­zil war in West­flan­dern (Bis­tum Brüg­ge) äußerst stark: Roger Vang­he­lu­we, der selbst eige­ne Fami­li­en­an­ge­hö­ri­ge pädo­phil miß­brauch­te, war dort von 1985 bis 2010 Bischof.

Kar­di­nal God­fried Dan­neels aus West­flan­dern, er stammt aus Tielt, gera­de 12 km von Tor­hout ent­fernt, war Bischof von Ant­wer­pen (1977–1979) und Erz­bi­schof von Mecheln-Brüs­sel (1979–2010), ist ein Moder­nist und Ver­tu­scher von pädo- und homo­phi­len Schand­ta­ten erster Klasse.

Die Schlüs­sel­po­si­tio­nen in der kirch­li­chen Pres­se (Paro­chi­e­blad Kerk&Leven) und in dem Estab­lish­ment der Bis­tums­ver­wal­tun­gen gelang­ten fest in die Hand von Moder­ni­sten und sexu­ell sehr„offen“ ten­die­ren­den Personen.

Ab den frü­hen 90er-Jah­ren tra­ten ver­mehrt Mel­dun­gen von pädo­phi­lem Miß­brauch in kirch­li­chen Ein­rich­tun­gen auf:

Den Anfang mach­ten die Jesui­ten mit einer lang ver­tusch­ten Geschich­te von Miß­brauch in einem Kol­leg. Dazu kam der Skan­dal mit dem Reli­gi­ons­un­ter­richts­buch „Roeach3“ mit pädo­phi­li­sie­ren­den Abbil­dun­gen (1993–1998) und welt­wei­ter Auf­merk­sam­keit. Nicht zuletzt folg­te dann der gro­ße Auf­ruhr mit dem Fall Anne­ke (Broe­ders van Lief­de), nebst einer nicht auf­hö­ren­den Rei­he von schmud­de­lig­sten Skan­da­len mit Kar­di­nal Dan­neels im Zentrum.

Ab dem Jahr 2000 kamen bis dahin noch nie gese­he­ne Unta­ten bei den Broe­ders Van Dale ans Licht.

Die Justiz, inzwi­schen geübt, ermit­tel­te gründ­lich und schnell.

2002 wur­de der Direk­tor von Tord­a­le, Broe­der Roger Huyg­he, wegen Ver­ge­wal­ti­gung von 30 min­der­jäh­ri­gen, gei­stig Behin­der­ten, zu 10 Jah­ren Gefäng­nis verurteilt.

Das Beru­fungs­ge­richt in Gent nann­te sein Ver­hal­ten aus­drück­lich „per­vers und kri­mi­nell“. Ins­ge­samt wur­den ihm 300 Taten zu Last gelegt.

Huyg­he leg­te Ein­spruch in allen Instan­zen ein, ver­lor aber immer. Noch sehr spät im Ver­fah­ren sag­te er, daß er „eine vis­ze­ra­le Abkehr von Pädo­phi­lie“ hat­te, was in der spä­te­ren Beweis­füh­rung zur Lächer­lich­keit wurde.

Die kirch­lich asso­zier­te Inter­net­web­site „rora­te“ (nie­der­län­disch­spra­chig, über Bel­gi­en und die Nie­der­lan­de, inzwi­schen still­ge­legt) schrieb am 4. Novem­ber 2005, daß Huyg­he zur Zah­lung von 190.000 Euro ver­ur­teilt wur­de, davon die Hälf­te durch sei­ne Kongregation.

2005 wur­de Broe­der Luc de Bruy­ne, „Ortho­päd­ago­ge“, damals 58 Jah­re alt, wegen 30-jäh­ri­gen Miß­brauchs von min­de­stens 30 Per­so­nen zu einer acht­jäh­ri­gen Gefäng­nis­stra­fe verurteilt.

Die­ses Urteil wur­de 2011 bestä­tigt (Het Laats­te Nieuws, 24.01.2011)

Bei den Ermitt­lun­gen kam auch zuta­ge, daß für die Beglei­tung der Behin­der­ten ins Schwimm­bad eine spe­zi­el­le Dienst­li­ste mit Rota­ti­on bestand, sodaß alle Täter regelmäßig„zum Zug kamen“.

Das Lai­en­per­so­nal war eben­falls invol­viert: Im End­ver­fah­ren wur­de ein Lai­en­er­zie­her zu sie­ben Jah­ren Gefäng­nis verurteilt. 

Luc C., frü­her in der katho­li­schen Jugend­be­we­gung Chi­ro als Füh­rer enga­giert, wur­de aus Man­gel an Bewei­sen frei­ge­spro­chen. „Er brach nach 7 Jah­ren Ermitt­lun­gen und bei Mit­wis­ser­schaft laut in Trä­nen aus“, so der Medi­en­be­richt. Ein gebro­che­ner Mann und ver­las­sen von sei­ner Familie.

2012 hat­te die­se Kon­gre­ga­ti­on noch sie­ben Mit­glie­der (es dürf­ten inzwi­schen noch etwa vier sein; offi­zi­el­le Zah­len wer­den kei­ne mehr veröffentlicht).

Merk­wür­di­ger­wei­se wur­de trotz der gewal­ti­gen Mis­se­ta­ten weder von Bischof Vang­he­lu­we noch von sei­nen Nach­fol­gern, Bischof Jozef De Kesel und Bischof Lode Aerts, die­se Kon­gre­ga­ti­on aufgehoben.

Im Gegen­teil: Der Kon­gre­ga­ti­on wur­de eine Über­tra­gung ihres Besit­zes an eine pri­va­te Stif­tung für Unter­brin­gung und Betreu­ung von dro­gen­süch­ti­gen Jugend­li­chen erlaubt und eine Umschich­tung des Ver­mö­gens zur Unter­brin­gung der weni­gen Kon­gre­ga­ti­ons­mit­glie­der in einer eige­nen Seniorenresidenz/​Altenheim durchgeführt.

Zu glei­cher Zeit blei­ben für die vie­le Opfer nur Brosamen.

Per­ver­tier­ter Kle­ri­ka­lis­mus im höch­sten Grad aber mit einem Scham­läpp­chen von sozia­lem Enga­ge­ment und Mainstream/​New Age.

Der Vati­kan und im beson­de­ren Kar­di­nal Braz de Aviz, der Prä­fekt der römi­schen Ordens­kon­gre­ga­ti­on, haben zu die­sem „Dach­au“ – einer Art von pädo­phi­lem Kon­zen­tra­ti­ons­la­ger in kirch­li­cher Obhut – übri­gens nie Stel­lung genommen.

The Silence of the She­perds, wenn man so will.

Zur glei­chen Zeit liqui­die­ren und ver­fol­gen die höch­sten kirch­li­che Auto­ri­tä­ten am lau­fen­den Band tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Orden und Gemein­schaf­ten unter mit­wis­sen­dem Schwei­gen von vie­len Kardinälen.

Zum Bei­spiel in Bel­gi­en die Auf­lö­sung und Ver­trei­bung der Fra­ter­ni­té des Saints Apôtres/​Broederschap van de Hei­li­ge Apo­ste­len (Prie­ster­bru­der­schaft der Hei­li­gen Apo­stel) und der monasti­schen Gemein­schaf­ten von Jeru­sa­lem.

Beson­ders bit­ter in die­sem Kon­text waren hier aber die Schlie­ßung der ein­zi­gen Trap­pi­sten­ab­tei Maria­wald in der Eifel mit Ver­mö­gens­über­tra­gung an das finan­zi­ell klam­me Bis­tum Aachen und die Auf­lö­sung des Bir­gi­tin­nen­klo­sters in Alto­mün­ster (Bay­ern) durch das Erz­bis­tum Mün­chen, eben­falls mit Ein­kas­sie­ren des Klostervermögens.

In bei­den Fäl­len gab es übri­gens mehr Ordens­mit­glie­der als bei den Broe­ders Van Dale.

Letz­te­re schei­nen bis jetzt noch unter dem Schutz der St.-Gallen-Mafia zu stehen. 

Exoria­tur ex ossi­bus ultor.

Text: Fer­di­nand Boi­schot
Bild: WTV (Screen­shot)

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3 Kommentare

  1. Ich fin­de es sehr naiv, wie in die­sem Arti­kel ein Zusam­men­hang zwi­schen „Moder­nis­mus“ und Miß­brauch her­ge­stellt wird. Das Pro­blem ist in kon­ser­va­ti­ven oder auch dezi­diert tra­di­tio­nel­len Krei­sen genau­so mög­lich. Dort natür­lich objek­tiv noch schwer­wie­gen­der, weil man das mora­li­sie­rend stets so weit wie nur mög­lich von sich weist.

    • Lei­der muß ich Ihnen sagen, dass genau die­se Zusam­men­hän­ge meist unüber­seh­bar sind.

  2. @Jens Frei­ling,
    Ihr Posting ist Unsinn und geht an der Sache voll­kom­men vorbei.
    Was Sie oder ich „fin­den“, ist total unwichtig.
    Was da in Tord­a­le pas­siert ist und in die­sem Arti­kel genau doku­men­tiert wur­de: das ist wichtig.
    Die­se Kal­va­rie durch Ordens­an­ge­hö­ri­gen und ihre Beschüt­zung durch höch­ste Prä­la­ten und Kir­chen­gre­mi­en geht gera­de gegen die Befeh­le unse­res Herrn Jesus Chri­stus ein.
    Es ist nicht mehr oder weni­ger als die öffent­lich greu­lich demon­strier­te Abdi­ka­ti­on der katho­li­schen Pseu­do­kir­che in Westflandern.
    Damit über­ein­stim­mend und zusätz­lich selbst­ver­nich­ten­der das jet­zi­ge Tot­schwei­gen die­ses Skandals.
    West­flan­dern ist gera­de das Para­de­bei­spiel von Moder­nis­mus in der west­eu­ro­päi­schen Kirche.
    Wo in den 50er Jah­ren die katho­li­sche Kir­che in West­eu­ro­pa schon stark in Bedräng­nis kam, war es der Bischof von Brüg­ge Jozef Des­medt, der den Moder­nis­mus in die Volks­be­we­gung hin­ein­brach­te, die Ver­bin­dung mit der schon damals sehr wenig kirch­li­chen und eher links­blin­ken­den Chri­sten­de­mo­kra­tie zemen­tier­te und (bei in Bel­gi­en soli­tä­ren guten poli­ti­schen Wahl­re­sul­ta­ten) als Gro­ßer Ret­ter des Katho­li­zis­mus prä­sen­tiert wurde.
    Des­medt ist dann der Mann gewe­sen, der mit einer viel­be­ach­ten­den Inter­ven­ti­on am Anfang des 2. Vat. Kon­zils laut gegen die Tages­ord­nung pro­te­stier­te, das vor­be­rei­te­te Sche­ma von P. Seba­sti­an Tromp SJ weg­stim­men ließ und den Weg für die spä­te­re Aberra­tio­nen und Ver­wir­run­gen freimachte.

    Das sind Tatsachen.
    Ihre Aus­sa­ge dage­gen, daß dies in kon­ser­va­ti­ven oder tra­di­tio­nel­len Krei­sen genau­so mög­lich wäre, ist eine Hypo­the­se von Ihnen, die Sie schleu­nigst zu unter­mau­ern hät­ten- und wofür es bis jetzt objek­tiv über­haupt kei­ne Hin­wei­se gibt.
    Was jetzt „mora­li­sie­ren“ betrifft: wie geht es jetzt wei­ter in West­flan­dern und in Nordbelgien?
    Die Ant­wort ist einfach:
    Die Kas­sen sind leer.
    Die Kir­chen wer­den schnell ent­wid­met und verkauft.
    Moral gibt es kei­ne mehr.
    Die moder­ni­sti­sche Kir­che ist total imbe­ci­li­siert (beknackt) und geht jetzt zum Islam und Yoga hinüber.
    Und seit Kür­ze­stem hat die „kerknet“-„website sich auch dun­kel­schwarz (unle­ser­lich) gemacht.
    Fini.

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