von Ferdinand Boischot
Die Broeders van Dale (Frates Van Dale / FVD) sind eine sozialkaritative Kongregation bischöflichen Rechts in Westflandern. Dieser Orden wurde im Rahmen der spätgegenreformatorischen Frömmigkeits- und Fürsorgebewegung 1761 vom Priester Josephus van Dale (1716–1781) in Kortrijk (Courtrai), heute Belgien, im Süden von Westflandern gegründet – inspiriert von den Idealen des heiligen Vinzenz von Paul.
Nota bene: Sie darf nicht verwechselt werden mit den ebenfalls in Flandern beheimateten Broeders van Liefde (Fratres caritatis / Brüder der Liege / FC), die in den letzten Jahrzehnten mit sehr vielen Fällen von organisierter Pädophilie, mit Euthanasie und seit Kurzem (2017 und 2018) auch mit menschenunwürdiger und ‑verachtender Behandlung von Kranken und Detenierten auffielen. (Hier sei verwiesen auf die fünfteilige Artikelserie über die Fratres caritatis auf katholisches.info.)
Das spätgegenreformatorisch aufblühende katholische Leben in den habsburgischen Niederlanden (später Belgien), die Einbettung in der flämischen Bevölkerung, die starke Bevölkerungszunahme im 18. und 19. Jahrhundert und die Verarmung von großen Teilen der Bevölkerung bewirkten ein schnelles Wachstum der Broeders van Dale.
Es entstanden große Einrichtungen für geistig Behinderte in vielen westflämischen Städten, darunter in Torhout (Heim „Tordale“), in Izegem, in Kortrijk und in Brügge.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und besonders ab 1960 erlebten diese Einrichtungen ein gewaltiges Wachstum. Die Mitgliederzahl des Ordens erreichte 1960 einen Höchststand mit 80 Mitgliedern, hauptsächlich in Westflandern (Belgien), nebst Kongo und Ruanda.
Die Turbulenzen beim Zweiten Vatikanischen Konzil, der Ordensleerlauf und die explodierende Psychoprofessionalisierung im sozialen Sektor bewirkten daß die sozialen Einrichtungen dieses Ordens rasch unter die Kontrolle von wenigen und auf psychosozialem Gebiet profilierten Klerikern gerieten.
Das Heim „Tordale“ in Torhout (Westflandern) beherbergte etwa 400(vierhundert) leicht bis mäßig mental behinderte Kinder.
Unter Ägide von Bruder Roger Huyghe wurde „Tordale“ zu einem MPI (Medisch-psychologisches Institut, Medizinisch-psychologisches Institut) umgewandelt und bekam große staatliche Subventionen.
Huyghe selbst war von 1969 bis 1999 Direktor von „Tordale“.
Die Welle von Kindesmißbrauch und homosexueller Perversitäten in kirchlichen Einrichtungen nach dem Zweiten Vatikanischem Konzil war in Westflandern (Bistum Brügge) äußerst stark: Roger Vangheluwe, der selbst eigene Familienangehörige pädophil mißbrauchte, war dort von 1985 bis 2010 Bischof.
Kardinal Godfried Danneels aus Westflandern, er stammt aus Tielt, gerade 12 km von Torhout entfernt, war Bischof von Antwerpen (1977–1979) und Erzbischof von Mecheln-Brüssel (1979–2010), ist ein Modernist und Vertuscher von pädo- und homophilen Schandtaten erster Klasse.
Die Schlüsselpositionen in der kirchlichen Presse (Parochieblad Kerk&Leven) und in dem Establishment der Bistumsverwaltungen gelangten fest in die Hand von Modernisten und sexuell sehr„offen“ tendierenden Personen.
Ab den frühen 90er-Jahren traten vermehrt Meldungen von pädophilem Mißbrauch in kirchlichen Einrichtungen auf:
Den Anfang machten die Jesuiten mit einer lang vertuschten Geschichte von Mißbrauch in einem Kolleg. Dazu kam der Skandal mit dem Religionsunterrichtsbuch „Roeach3“ mit pädophilisierenden Abbildungen (1993–1998) und weltweiter Aufmerksamkeit. Nicht zuletzt folgte dann der große Aufruhr mit dem Fall Anneke (Broeders van Liefde), nebst einer nicht aufhörenden Reihe von schmuddeligsten Skandalen mit Kardinal Danneels im Zentrum.
Ab dem Jahr 2000 kamen bis dahin noch nie gesehene Untaten bei den Broeders Van Dale ans Licht.
Die Justiz, inzwischen geübt, ermittelte gründlich und schnell.
2002 wurde der Direktor von Tordale, Broeder Roger Huyghe, wegen Vergewaltigung von 30 minderjährigen, geistig Behinderten, zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt.
Das Berufungsgericht in Gent nannte sein Verhalten ausdrücklich „pervers und kriminell“. Insgesamt wurden ihm 300 Taten zu Last gelegt.
Huyghe legte Einspruch in allen Instanzen ein, verlor aber immer. Noch sehr spät im Verfahren sagte er, daß er „eine viszerale Abkehr von Pädophilie“ hatte, was in der späteren Beweisführung zur Lächerlichkeit wurde.
Die kirchlich assozierte Internetwebsite „rorate“ (niederländischsprachig, über Belgien und die Niederlande, inzwischen stillgelegt) schrieb am 4. November 2005, daß Huyghe zur Zahlung von 190.000 Euro verurteilt wurde, davon die Hälfte durch seine Kongregation.
2005 wurde Broeder Luc de Bruyne, „Orthopädagoge“, damals 58 Jahre alt, wegen 30-jährigen Mißbrauchs von mindestens 30 Personen zu einer achtjährigen Gefängnisstrafe verurteilt.
Dieses Urteil wurde 2011 bestätigt (Het Laatste Nieuws, 24.01.2011)
Bei den Ermittlungen kam auch zutage, daß für die Begleitung der Behinderten ins Schwimmbad eine spezielle Dienstliste mit Rotation bestand, sodaß alle Täter regelmäßig„zum Zug kamen“.
Das Laienpersonal war ebenfalls involviert: Im Endverfahren wurde ein Laienerzieher zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.
Luc C., früher in der katholischen Jugendbewegung Chiro als Führer engagiert, wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. „Er brach nach 7 Jahren Ermittlungen und bei Mitwisserschaft laut in Tränen aus“, so der Medienbericht. Ein gebrochener Mann und verlassen von seiner Familie.
2012 hatte diese Kongregation noch sieben Mitglieder (es dürften inzwischen noch etwa vier sein; offizielle Zahlen werden keine mehr veröffentlicht).
Merkwürdigerweise wurde trotz der gewaltigen Missetaten weder von Bischof Vangheluwe noch von seinen Nachfolgern, Bischof Jozef De Kesel und Bischof Lode Aerts, diese Kongregation aufgehoben.
Im Gegenteil: Der Kongregation wurde eine Übertragung ihres Besitzes an eine private Stiftung für Unterbringung und Betreuung von drogensüchtigen Jugendlichen erlaubt und eine Umschichtung des Vermögens zur Unterbringung der wenigen Kongregationsmitglieder in einer eigenen Seniorenresidenz/Altenheim durchgeführt.
Zu gleicher Zeit bleiben für die viele Opfer nur Brosamen.
Pervertierter Klerikalismus im höchsten Grad aber mit einem Schamläppchen von sozialem Engagement und Mainstream/New Age.
Der Vatikan und im besonderen Kardinal Braz de Aviz, der Präfekt der römischen Ordenskongregation, haben zu diesem „Dachau“ – einer Art von pädophilem Konzentrationslager in kirchlicher Obhut – übrigens nie Stellung genommen.
The Silence of the Sheperds, wenn man so will.
Zur gleichen Zeit liquidieren und verfolgen die höchsten kirchliche Autoritäten am laufenden Band traditionsverbundene Orden und Gemeinschaften unter mitwissendem Schweigen von vielen Kardinälen.
Zum Beispiel in Belgien die Auflösung und Vertreibung der Fraternité des Saints Apôtres/Broederschap van de Heilige Apostelen (Priesterbruderschaft der Heiligen Apostel) und der monastischen Gemeinschaften von Jerusalem.
Besonders bitter in diesem Kontext waren hier aber die Schließung der einzigen Trappistenabtei Mariawald in der Eifel mit Vermögensübertragung an das finanziell klamme Bistum Aachen und die Auflösung des Birgitinnenklosters in Altomünster (Bayern) durch das Erzbistum München, ebenfalls mit Einkassieren des Klostervermögens.
In beiden Fällen gab es übrigens mehr Ordensmitglieder als bei den Broeders Van Dale.
Letztere scheinen bis jetzt noch unter dem Schutz der St.-Gallen-Mafia zu stehen.
Exoriatur ex ossibus ultor.
Text: Ferdinand Boischot
Bild: WTV (Screenshot)
Ich finde es sehr naiv, wie in diesem Artikel ein Zusammenhang zwischen „Modernismus“ und Mißbrauch hergestellt wird. Das Problem ist in konservativen oder auch dezidiert traditionellen Kreisen genauso möglich. Dort natürlich objektiv noch schwerwiegender, weil man das moralisierend stets so weit wie nur möglich von sich weist.
Leider muß ich Ihnen sagen, dass genau diese Zusammenhänge meist unübersehbar sind.
@Jens Freiling,
Ihr Posting ist Unsinn und geht an der Sache vollkommen vorbei.
Was Sie oder ich „finden“, ist total unwichtig.
Was da in Tordale passiert ist und in diesem Artikel genau dokumentiert wurde: das ist wichtig.
Diese Kalvarie durch Ordensangehörigen und ihre Beschützung durch höchste Prälaten und Kirchengremien geht gerade gegen die Befehle unseres Herrn Jesus Christus ein.
Es ist nicht mehr oder weniger als die öffentlich greulich demonstrierte Abdikation der katholischen Pseudokirche in Westflandern.
Damit übereinstimmend und zusätzlich selbstvernichtender das jetzige Totschweigen dieses Skandals.
Westflandern ist gerade das Paradebeispiel von Modernismus in der westeuropäischen Kirche.
Wo in den 50er Jahren die katholische Kirche in Westeuropa schon stark in Bedrängnis kam, war es der Bischof von Brügge Jozef Desmedt, der den Modernismus in die Volksbewegung hineinbrachte, die Verbindung mit der schon damals sehr wenig kirchlichen und eher linksblinkenden Christendemokratie zementierte und (bei in Belgien solitären guten politischen Wahlresultaten) als Großer Retter des Katholizismus präsentiert wurde.
Desmedt ist dann der Mann gewesen, der mit einer vielbeachtenden Intervention am Anfang des 2. Vat. Konzils laut gegen die Tagesordnung protestierte, das vorbereitete Schema von P. Sebastian Tromp SJ wegstimmen ließ und den Weg für die spätere Aberrationen und Verwirrungen freimachte.
Das sind Tatsachen.
Ihre Aussage dagegen, daß dies in konservativen oder traditionellen Kreisen genauso möglich wäre, ist eine Hypothese von Ihnen, die Sie schleunigst zu untermauern hätten- und wofür es bis jetzt objektiv überhaupt keine Hinweise gibt.
Was jetzt „moralisieren“ betrifft: wie geht es jetzt weiter in Westflandern und in Nordbelgien?
Die Antwort ist einfach:
Die Kassen sind leer.
Die Kirchen werden schnell entwidmet und verkauft.
Moral gibt es keine mehr.
Die modernistische Kirche ist total imbecilisiert (beknackt) und geht jetzt zum Islam und Yoga hinüber.
Und seit Kürzestem hat die „kerknet“-„website sich auch dunkelschwarz (unleserlich) gemacht.
Fini.