Von Ferdinand Boischot
Der Norden Belgiens, ein Gliedstaat des Königreichs Belgien, jetzt umgangssprachlich und offiziell Vlaanderen (Flandern) oder Vlaams Gewest (Flämische Region) genannt, ist wohl weltweit eines der Gebiete, das früher von der Katholizität besonders stark und tief durchtränkt war, aber heutzutage fast völlig vom katholischen Glauben abgefallen ist.
Gerade nach dem und auch durch das Zweite Vatikanische Konzil machte sich dort ein finsterer Geist mit extremer Fixierung auf die Sexualität und besonders stark auf Homosexualität und Pädophilie breit.
Die dortigen Bischöfe tolerierten nicht nur diesen abscheulichen Schund, sondern unterstützten ihn auch aktiv durch Vertuschung der kriminellen Taten, durch das Schützen der Täter und durch aktive Propagierung. Der vor kurzem veröffentlichte „Ritus“ für Homo-Paare paßt perfekt zu dieser apostatischen Mentalität.
Die Namen Danneels, Vangheluwe, Bonny und die Affären Roger Borremens, Emile Ceustermans (Fall Anneke), die Broeders van Dale, die Broeders van Liefde, Roeach, Luc Delft und viele andere sind weltweit bekannt.
Merkwürdigerweise, oder eher gesagt logischerweise, weil Pädophilie und Homophilie natürlich nicht fruchtbringend sind und auch nicht sein können: Über die Familienpastoral („gezinspastoraal“) wurde viel weniger, fast nichts, geschrieben.
1968 gab Leo Jozef Kardinal Suenens einen vernichtenden Kommentar zur Enzyklika Humanae vitae von Papst Paul VI, ab. Die Ehevorbereitungskurse im kirchlichen Rahmen in den späten 60er Jahren handelten fast nur über Sexualtechniken. Die Broschüren von Emil-Jozef De Smedt, Bischof von Brügge, („Als Mann und Frau schuf er sie“) und von Goodfried Danneels, zuerst Bischof von Antwerpen, dann Erzbischof von Mecheln-Brüssel und Kardinal, enthielten nur Banalitäten und unkatholischen Unsinn.
Eines der wichtigsten christlichen Merkmale, die christliche Familie als Kernpunkt für Glaubenserleben und die Glaubensstärkung, Spiegel und Abglanz der Heiligen Familie, und zugleich Anziehungspunkt für andere und Ausgangspunkt von katholischer Mission, wurde total vernachlässigt.
Die gewaltige moralische Verlotterung im Norden Belgiens ist zum großen Teil darauf zurückzuführen.
Die übergroße Mehrheit der Bevölkerung ist gemäß der Natur jedoch heterophil orientiert. Und das Streben nach einer festen Bindung mit der Gründung einer Familie ist zutiefst verankert im Menschen und ist auch die organische Basis der Staatsstruktur.
Die Protestbewegungen der 60er Jahre, die gewaltige Verbreitung von Verhütungsmitteln, das Hochstilisieren von Selbstverwirklichung und Genuß als höchstes Lebensziel, die Auflösung des traditionellen Verständnisses von Ehe und Familie, die beleidigende Bevormundung der Gläubigen (Mandement von Mai 1966) und die Verbreitung von wirren, nicht selten verrückten Texten in kirchlichen Publikationen führten dazu, daß das traditionelle Bild von Ehe und Familie sich quasi total auflöste. Die Zahl der Geburten ging rapide zurück, folglich auch die der Kinder; die Zahl der Scheidungen nahm rapide zu, und die der Eheschließungen rapide ab. Man lebt sehr häufig nur mehr zusammen.
In diesem Kontext taten die Bischöfe nichts, waren sie in ihren eigenen Familien doch selbst betroffen. Der Neffe von Kardinal Danneels, ein Adoptivsohn seiner Schwester, avancierte in der Tschechei zum bekanntesten Pornofilmstar Flanderns. Der Fall löste kurzzeitig viel Aufregung aus. Sehr erbärmlich dann die relativierend-beschönigende Reaktion der Bistumsverwaltung, daß „dieser Mann (A.B.) adoptiert und nicht blutverwandt mit seiner Eminenz Kardinal Danneels“ (sic) sei.
Die Rolle der Kirche in Flandern reduzierte sich weitestgehend zum Dekor bei Trauungen und natürlich zur Gerichtsorganisation für Ehenichtigkeitserklärungen bei den vielen Scheidungen.
Während in den frühen 90er Jahren die breite pädophile Durchseuchung im kirchlichen Bereich Nordbelgiens immer deutlicher wurde, entstanden ab 1994 lokal an der Basis in ehemals christlichen sozialen Milieus kleine Initiativen mit und für Familien: die Gezinsgroepen (Familiengruppen). Die ganze Sache war und ist sehr mysteriös und fast nicht schriftlich dokumentiert. Am Anfang wurden sie kaum beworben oder besprochen, später vertuscht und seit 2016 aus dem offiziellen kirchlichen Gedächtnis getilgt.
2003 fanden sich die Gezinsgroepen noch oben im Menübalken von Kerknet, der offiziellen Internetseite der Bischöfe Flanderns.
Beim Anklicken wurde man informiert, daß es „… über Flandern verstreut Gruppen von Gleichgesinnten gibt, die sich in regelmäßigen Abständen treffen und über die Probleme der modernen Welt und mit und in der Kirche sprechen und über ihre persönlichen Erfahrungen“. Alle waren willkommen, ausdrücklich auch Homos, Lesben, Queer und Trans und alles andere Mögliche.
Wenn Interesse bestand, konnte man sich per Internet bei einer anonymen Adresse melden und dazu auch eine ausführliche Beschreibung der eigenen Person, Geschlecht, Alter, Beruf und Gedankenwelt, Aspirationen und Wünschen und Erwartungen liefern, inklusive den eigenen Wohnort und die Adresse.
Nach Evaluierung durch die Personen hinter der anonymen Internetadresse und bei günstigem Urteil wurde dem Interessenten dann ein „Koffer“ zugeschickt „mit interessantem Material“.
Wenn dann weiterhin Interesse bestand, konnte man sich erneut melden und gegebenenfalls, wenn passend, zum Treffen einer Gruppe in der Umgebung eingeladen werden.
Eine sehr mysteriöse Geschichte
Das Ganze paßt eher zum Ku-Klux-Klan oder einer subversiven Organisation von Verschwörern als zum Familienleben aus und mit dem Evangelium. Das missionarische Sichtbarmachen eines schönen katholischen Familienlebens sieht anders aus.
Total unklar war, wer sich dahinter verbarg. Bei den FAQ’s („häufig gestellten Fragen“) war eine gerade in Familienkontext besonders interessant:
„Dürfen Kinder mitkommen zu den Versammlungen der Familiengruppen?“
Die Antwort hatte es in sich:
„Die Familiengruppen sind zuallererst auf Erwachsene ausgerichtet. Trotzdem können Kinder mitkommen. Es ist auch so, daß sie dort Erfahrungen machen werden, die sie tief prägen und später im Leben unvergeßlich sein werden“ (sic).
Gerade in Belgien, wo damals ein Augiasstall von sexuellem Kindesmißbrauch explodierte und das Volk und die Medien stark sensibilisiert für diese Problematik waren, löst ein solcher Text schlimmste Vermutungen aus. Daher wurde auch die belgische Staatssicherheit darauf aufmerksam.
Es ist illustrativ für das Desinteresse der flämischen Bevölkerung an dem offiziell katholischen Kirchenrest in Flandern und im besonderen an den apostatischen nordbelgischen Bischöfen, daß diese mysteriöse, anrüchige Sache nicht groß aufgefallen ist.
Und ebenso illustrativ ist es für die Dummheit der dortigen Bischöfe, daß sie diesen Unsinn so offen auf ihre eigenen Website setzten, um dafür Werbung zu machen.
2007 wurde in Flandern mit großer Kabale und breitem Internetauftritt die modernistische Protestaktion Gelovigen nemen het woord („Gläubige melden sich zu Wort“) gestartet: ein altbekannter modernistischer Forderungskatalog, verbunden mit Drohungen an die Bischöfe und dummerweise mit einer langen Unterschriftenliste samt Adressen. Das Ganze war nicht zuletzt gegen Bischof André-Joseph Léonard, damals noch Bischof von Namur, gerichtet, der später zum Nachfolger von Kardinal Danneels als Erzbischof von Mecheln-Brüssel werden sollte.
Ein kräftiger Widerstand von treuen Katholiken (Website De katholieke vlaamse kruistochten) mit einer Kopie der Unterschriftenliste unter dem Titel „Die Ketzer von Flandern“ ließ diese Aktion wie schlechten Pudding zusammensacken.
Die modernen Medien in Belgien spielten und spielen sich größtenteils in kostengünstigen oder kostenfreien Räumen wie Facebook, Twitter, Instagram, Pinterest usw. ab, damals noch ohne die Möglichkeit Unpassendes, Schädliches oder Ungeliebtes zu entfernen. Für die theatralisch selbstverliebte Homo- und Modernistenszene war das eine Katastrophe. Nicht wenige der Unterzeichner stellten sich plötzlich als in sexuellen Kindesmißbrauch verwickelt heraus.
Eine erregte junge Frau aus dem zentralen Westflandern berichtete, wie sehr die Ansichten von Msgr. Léonard sie ärgerten und wie sie mit anderen in ihrer Gezinsgroep mit der offiziellen Kirche hadere, „aber zum Glück war da unser Pastor J., der uns immer wieder unterstützte und Mut machte…“ (sic).
Dieser J. C. wurde vier Jahre später coram publico nach einem „Gottesdienst“ übelst beschimpft wegen Sodomie und Pädosex.
Über Umwege kam dann doch die Adresse eines Verantwortlichen der Familiengruppen in der Provinz Antwerpen heraus. Es handelte sich um den frisch pensionierten Direktor einer technischen Schule, zugleich in Person und Adresse auch Sekretär der lokalen Abteilung der christdemokratischen Partei CVP, seit 2001 CD&V. Der langjährige dortige CVP-Bürgermeister (eine lokale Dynastie), auch Minister usw., setzte sich wenig später plötzlich in die EU ab.
Die nordbelgischen Bischöfe, schon durch die nicht aufhörende Lawine von Kindesmißbrauchskandalen und durch die Fälle Vangheluwe/Danneels/De Kesel zutiefst angeschlagen, zogen die Reißleine. Die Website Kerknet verschwand plötzlich völlig aus dem Internet und wurde erst viel später in einem neuen Format, jetzt völlig wirr und uninteressant, neu gestartet.
Die Gezinsgroepen waren plötzlich verschwunden. Kein Mensch in der nordbelgische Restkirche will davon etwas wissen bzw. gewußt haben.
Tabula rasa.
Bild: Youtube (Screenshot)
Ich habe den Eindruck, wer in der richtigen Seilschaft ist, wird geschützt.