Von P. Paolo M. Siano*
Am 8. Dezember 1937 veröffentlicht der Osservatore Romano auf den Seiten 3–4 die Rede des damaligen Kardinalstaatssekretärs Eugenio Pacelli in der Kirche San Luigi dei Francesi in Rom zum 70jährigen Jubiläum der Vereinigung Unserer Lieben Frau vom Guten Tod (Sodalitas Nostræ Dominæ a bona morte). Obwohl bereits von der Tageszeitung La Croix in Paris veröffentlicht, beschließt auch der Osservatore Romano dennoch diese französisch gehaltene Rede in Übersetzung zu drucken, „da wir eindringliche Anfragen aus verschiedenen Teilen Italiens und des Auslandes erhalten haben“ (S. 3) und wegen der Gewißheit, daß diese Rede „zur Erziehung und Erbauung vieler dienen kann“ (S. 3).
Kardinal Pacelli nannte Maria zweimal Miterlöserin („co-rédemptrice“, S. 4). Er wandte sich vertrauensvoll an die Jungfrau Maria und bat sie, dem himmlischen Vater ihre Tränen der Miterlöserin anzubieten: „Offrez-les encore au Père céleste, vos larmes de co-rédemptrice“ (S. 4).
Dann bekräftigte er, daß Gott selbst Maria „den Titel und die Rechte der Miterlöserin“ („le titre et les droits de co-rédemptrice“ (S. 4) verliehen hat.
Zu diesem marianischen Titel schreibt Pater Gabriele Roschini OSM (1900–1977), daß Kardinal Pacelli „ihn als Papst nie benutzte. Er hat jedoch die Lehre, die er bedeutet, klar zum Ausdruck gebracht“.1
Daß Pius XII., als Papst, nie den Titel Miterlöserin verwendet hat, scheint mir nicht so sicher zu sein, wie Pater Roschini es behauptet. In der Tat gibt es dazu eine interessante Entdeckung.
Im Buch „Doctrina Pontificia. IV. Documentos marianos“ (Edicion preparada por el P. Hilario Marin SJ, Pontificia Universidad de Salamanca – Biblioteca de Autores Cristianos BAC, La Editorial Catolica, Madrid 1954), ist auf den Seiten 623–625 eine Rede von Pius XII. von 1949 (leider ohne Angabe von Tag und Monat) „an den Direktor des Generalsekretariats der Marianischen Kongregationen“ in Spanien (S. 623) wiedergegeben. In dieser Ansprache nennt Pius XII. Maria: Mittlerin, Miterlöserin der Menschheit, jene, welche die Schlüssel aller Gnaden, aller vollkommenen Gaben hat. Ich zitiere das spanische Original: „¿No ves en el mundo entero qué lección de amor, de fervor extraordinario, íbamos a decir de santa locura, por la Madre de Dios, por la medianera de todas las cosas, por la corredentora del linaje humano, por la divina gobernadora, por la que tiene las claves de toda gracia, de todo don perfecto, de todo bien que desciende del cielo? Lo que siempre ha sido verdad; lo que siempre ha sido un dogma católico, se vive ahora más que nunca; es la palpitación de millones de hijos de la Virgen Maria, que la aman, que la veneran; […].“
„Sieht man es nicht auf der ganzen Welt, was für eine Lehre von Liebe, von außerordentlichem Eifer, wir möchten sagen, von heiligem Wahnsinn, für die Mutter Gottes, für die Mittlerin aller Dinge, für die Miterlöserin der Menschheit, für die göttliche Statthalterin, für jene, welche die Schlüssel aller Gnade, aller vollkommenen Gaben, aller guten Dinge hat, die vom Himmel herabkommen? Was immer wahr gewesen ist, was immer ein katholisches Dogma war, wird heute mehr denn je gelebt, ist der Herzschlag von Millionen von Kindern der Jungfrau Maria, die sie lieben, die sie verehren, […]“ (S. 625).
In der Fußbote auf S. 623 gibt der Herausgeber der „Doctrina Pontificia“ an, daß er selbst diese Rede nicht im spanischen Original, sondern in der französischen Fassung (die er dann wieder ins Spanische übersetzte) veröffentlicht fand in: „Marie III (1950), S. 58–59“. Die Abkürzung „Marie III“ dürfte der in der Bibliographie des oben genannten BAC-Bandes auf Seite XXVIII erwähnten Zeitschrift „MARIE, La grande revue mariale du jour, Centre Marial Canadien, Nicolet (Canada), à partir du 1947“ entsprechen.
Tatsächlich finde ich eine Bestätigung dafür in dem, was Pater Juniper B. Carol OFM in dem Aufsatz „Our Lady’s Coredemption“ schreibt, der in dem von ihm 1957 herausgegebenen zweiten Band der „Mariology“ veröffentlicht ist. Darin stellt Pater Carol fest, daß Pius XII. den Begriff „Corredemptrix“ in seinen offiziellen Dokumenten (vgl. S. 384) noch nicht verwendet hat, präzisiert aber in der Fußnote 24: „[…] however, the words of the Holy Father to A. Carrillo de Albornoz, S.J., as reported in the latter’s article La penseé du Pape, in Marie, Vol. 3, March–April 1950, p. 59″.
Die Zeitschrift Marie, III, Seite 59, ist dieselbe Quelle, die in dem BAC-Band über die Rede oder den Brief von Pius XII. an den Direktor des Generalsekretariats der Marianischen Kongregationen von Spanien zitiert wird. Angesichts des wissenschaftlichen Gewichts von Institutionen und akademischen Persönlichkeiten der damaligen Zeit wie der Päpstlichen Universität von Salamanca, der BAC-Ausgaben, des Herausgebers dieses Bandes P. Hilario Marin SJ und von P. Carol OFM, halte ich es für glaubwürdig, daß Pius XII. in dieser Rede oder diesem Brief von 1949 an die Marianischen Kongregationen Maria als „Miterlöserin“ bezeichnete.
Zur Zeit von Pius XII. findet sich der Titel „Miterlöserin“ auf positive Weise auch in der „Civiltà Cattolica“ (Abkürzung: Civ.Catt.), der römischen Jesuitenzeitschrift, die im Staatssekretariat genau gelesen wird. Sehen wir uns einige Artikel an.
Im Beitrag „Testimonianze e sintesi sulla grandezza della Madonna in un’opera recente” („Zeugnisse und Zusammenschau über die Größe der Gottesmutter in einem neueren Werk“, Civ.Catt. 1949, Bd. IV, 274–285), in dem das mehrbändige Werk des Mitbruders Pater Paul Sträter SJ „Katholische Marienkunde“ besprochen wird, schließt Pater Alfredo Vitti SJ unter „die verschiedenen Aspekte von Mariens Größe“ auch die Tatsache ein, daß sie „in den Beziehungen mit uns […] unsere Mutter, Mittlerin, Miterlöserin und Königin“ ist (S. 282); Maria ist „Miterlöserin“ (S. 283), ein „Titel, der Maria zum ersten Mal von P. Salmerone, Theologe des Konzils von Trient, gegeben wurde“ (S. 283).2
In dem Artikel „A proposito della ‚Donna‘ del Protovangelo“ („Über die ‚Frau‘ des Protoevangeliums“, Civ.Catt., 1949, Bd. IV, S. 393–401) stellt Pater Carmelo Lo Giudice SJ fest, daß „der Dienst der Miterlöserin bewundernswert und plastisch ausgedrückt ist in dieser Passage aus der Genesis, die die Mutter mit dem Sohn im Heilswerk verbindet“ (S. 398). Am Ende schreibt Lo Giudice, daß das Protoevangelium (Gen 3,15) „auf geheimnisvolle Weise mit dem erlösenden Messias die gesegnete Frau überschattet, die im Heilswerk untrennbar mit ihm verbunden sein wird, Maria, die Mutter des Fleisch gewordenen Christus und Miterlöserin des Menschengeschlechts“ (S. 401).
Im Artikel „La dottrina mariana dei Papi (da Pio IX al Pio XII)“ („Die marianische Lehre der Päpste von Pius IX. bis Pius XII.“, Civ.Catt., 1952, Bd. III, S. 347–364) sagt Pater Giuseppe Filograssi SJ über Maria, daß „ihr zu Recht der Titel einer Miterlöserin zugeschrieben wird“ (S. 355); „auf die klaren und ausdrücklichen Bekräftigungen der Päpste und den gemeinsamen Glauben in der Kirche wartend glauben wir, daß die Mitwirkung Mariens Glaubenswahrheit ist“ (S. 355).
„Da Maria Mitwirkende der Erlösung der Menschen war, wurde Sie aufgrund der fast unbegrenzten Macht, die Ihr verliehen wurde, auch die Ausspenderin der Gnade, die sich aus dieser Erlösung in jedem Zeitalter ergibt“ (S. 355).
Pater Filograssi zitiert auch Benedikt XV., der lehrt, daß „zu Recht gesagt werden kann“, daß Maria „mit Christus die Menschheit erlöst hat“ (S. 356), und bekräftigt:
„In Bezug auf Maria, Gefährtin des Erlösers, sind gemäß der Lehre der Päpste zwei Wahrheiten gesichert: 1) Maria ist ganz allgemein Miterlöserin, 2) folglich ist sie Ausspenderin aller Gnaden“ (S. 357).
In 1950 veröffentlicht die Typis Polyglottis Vaticanis (Civitas Vaticana) das Werk von Pater Juniper B. Carol OFM: „De Corredemptione Beatae Virginis Mariae. Disquisitio positiva“ (Über die Miterlöserschaft der seligen Jungfrau Maria. Eine positive Anfrage“, 644 Seiten). Der Band wird insgesamt positiv in der Civ.Catt., 1952, Bd. III, S. 185f besprochen. Der Rezensent bekräftigt, daß diese Arbeit von P. Carol „die theologische Reihe der Veröffentlichungen des Franciscan Institute St. Bonaventure in New York würdig eröffnet“ (S. 185) und die „Miterlöserschaft Unserer Lieben Frau im engen Sinn der direkten und unmittelbaren, wenn auch zweitrangigen und untergeordneten Mitwirkung an der objektiven Erlösung, die Christus mit seinem Opfer auf Golgatha gewirkt hat“, darstellt (S. 185).
Pater Juniper B. Carol ist unter anderem Herausgeber des dreibändigen Werks „Mariology“ (The Bruce Publishing Company, Milwaukee, USA, 1955/1957/1961). Im zweiten Band (1957) gibt es seinen Aufsatz „Our Lady’s Coredemption“ („Unserer Lieben Frau Miterlöserschaft“, S. 377–425), in dem er ausführt, daß der Begriff „Corredemptrix“ bedeutet: „Our Lady’s share in the work of man’s supernatural rehabilitation as brought about by Christ“ („Anteil der Muttergottes am Werk der übernatürlichen Rehabilitierung des Menschen durch Christus“, S. 378). Pater Carol verweist dabei auf seine ausführlichere Darstellung in dem oben erwähnten Band „De Corredemptione B.V.Mariae disquisitio“ (Civitas Vaticana, 1950).
Ebenfalls in dem Aufsatz „Our Lady’s Coredemption” führt P. Carol aus, daß eine Minderheit von Gelehrten Mariens Mitwirkung auf die bloße Anwendung oder Verteilung der Gnaden („subjektive Erlösung“) beschränkt (so zum Beispiel der Jesuit Heinrich Lennerz, vgl. S. 379f). Andere Gelehrte (z. B. Carol OFM, Bittremieux, Dillenschneider CSSR, Seiler SJ, Sträter SJ, Roschini OSM, Bertetto SDB, S. 380f), also die überwiegende Mehrheit jener Zeit („the vast majority of Catholic theologians at the present time“, S. 380), bekräftigen hingegen die Beteiligung Mariens an der Erlösung und dem Erwerb der Gnaden („objektive Erlösung“). Die Welt wurde also von Christus erlöst und von Maria miterlöst (vgl. S. 380) ). Das päpstliche Lehramt, insbesondere das von Benedikt XV. und Pius XII., lehrt die Miterlöserschaft Mariens („Mary’s Coredemption“) im Sinne der Mehrheit der Theologen (vgl. S. 386).
„Maria ist im eigentlichen Sinn des Wortes unsere Miterlöserin“ („she is our Coredemptrix in the proper sense of the word“, S. 385).
Carol berichtet, daß Kardinal Emmanuel Arteaga, Erzbischof von Havanna, mit der gesamten kirchlichen Hierarchie Kubas am 26. November 1951 Pius XII. ein „Postulatum“ vorlegte, datiert vom 6. Oktober 1951, in dem er um die dogmatische Definition der Miterlöserschaft Mariens bittet (vgl. S. 425, Fußnote 166).
Ende der 40er/Anfang der 50er Jahre des vorigen Jahrhunderts veröffentlichte der Priester Don Albino Sterzi eine Broschüre (78 Seiten), herausgegeben von der Mädchenschaft der Katholischen Aktion (Rom-Mailand) mit dem Titel „Corredentrice“. Das genaue Jahr ist nicht angegeben, aber auf Seite 67 zitiert der Autor die Enzyklika von Pius XII. „Mediator Dei“ von 1947. Dieses Jahr kann daher als Terminus a quo der Broschüre gelten. Auf der letzten Seite (der vierten Umschlagseite) steht geschrieben: „Imprimatur: Br. G. Monti, Secr. Vic. Gen. Civ. Vat. Tip. S. P – C. d. V.“.
Diese Angaben weisen darauf hin, daß die Broschüre im Vatikan approbiert und gedruckt wurde.
Don Sterzi legt dar, daß Maria bei der Inkarnation des Wortes (S. 7–9) mitgewirkt hat, indem sie Mutter Gottes geworden ist. Dann fügt er hinzu:
„Die Kirche lehrt, daß Maria von Gott als Mitwirkende auch im Erlösungswerk auserwählt wurde. […] Aus diesem Grund wird Maria zu Recht die ‚Miterlöserin‘ genannt“ (S. 10).
Maria „bereitete das göttliche Opfer, Jesus, vor, das auf Golgatha geopfert werden sollte, indem sie es in ihrem Mutterleib formte, nährte und beschützte“ (S. 11). Nicht nur:
„Gott wollte, daß durch Mariens Teilhabe am Kreuzesopfer die Verbindung zwischen Maria und Jesus, dessen Mitwirkende sie wurde, und zwischen Maria und uns, deren Mutter und Miterlöserin sie wurde, für alle offensichtlicher wird“ (S. 19).
Don Sterzi bekräftigt:
„Die katholische Tradition und die Lehre der jüngsten Päpste von Leo XIII. bis Pius XII. bekräftigen auf deutlichste Weise, daß auch Maria sich mit dem Opfer Jesu vereinte und Ihn dem Vater darbrachte“ (S. 25).
Maria ist „Corredemptrix“, „neben Jesus, aber nach Jesus und abhängig von Jesus“ (S. 33). Jesus ist der „neue Adam“, Maria ist „die neue Eva“, die das tödliche Werk der alten Eva wiedergutmacht und die wahre Mutter der Lebenden wird (vgl. S. 33).
1950 veröffentlichen die Edizioni Paoline die zweite Ausgabe der „Istruzioni mariane“ („Marianische Unterweisungen“) von Pater Gabriele Roschini OSM, in der es heißt, daß Maria „von der Kirche als Miterlöserin des Menschengeschlechts angerufen wird“ (S. 82). Am Ende seiner Unterweisung über die Corredemptrix (S. 80–91) empfiehlt Pater Roschini:
„Laßt uns vor den Füßen der schmerzhaften Miterlöserin uns niederwerfen, die mit ihrer unermeßlichen Liebe, die die Wunden umfangen und gesalbt hat, die von uns durch das verbotene Vergnügen verursacht wurden. Seien wir immer zu Füßen der Addolorata: Das ist unser Platz!“ (S. 91).
1955 veröffentlichte die Società Editrice Internazionale von Turin die zweite überarbeitete und erweiterte Auflage des Buches „Maria nel domma cattolico. Trattato di mariologia“ („Maria im katholischen Dogma. Abhandlung der Mariologie“) von Pater Domenico Bertetto SDB, Professor am Päpstlichen Athenaeum Salesianum (heute Päpstliche Universität). Auch Pater Bertetto nennt Maria mehrfach „Miterlöserin“ (S. 104, 337, 340, 375f, 381, 400f, 446, 448, 527–529, 533, 535, 537, 584, 586f, 597, 602, 676, 685). „Mariens geistige Mutterschaft gegenüber den Menschen“ gründet „insbesondere auf Mariens Miterlöserschaft und Vermittlung in Bezug auf die Gnade, die uns zum Leben von Kindern Gottes und Brüdern Jesu Christi führt“ (S. 104).
„Maria Corredemptrix erscheint somit als größte Wohltäterin der Menschheit und hat das Anrecht auf Dankbarkeit aller Völker, die sie zu Recht als gesegnet verkünden“ (S. 585).
1958 veröffentlicht Marietti Editori Pontifici (in Casale Monferrato) die italienische Ausgabe des Buches „Katholische Marienkunde. Bd. III: Maria im Christenleben“ (dt. Original: Schöningh, Paderborn 1951, 2. Aufl. 1952) des Jesuiten Paul Sträter. Die italienische Übersetzung wird vom Jesuiten Pater Giuseppe Filogrossi durchgesehen. Das Buch trägt das „Nihil obstat“ der Jesuiten, datiert mit „Romae 28–9‑1956“, und das Imprimatur des Generalvikars der Diözese Casale Monferrato.
Das Buch von P. Sträter ist ein Sammelband verschiedener Beiträge. Schauen wir uns die interessantesten an.3
In „Maria und das Missionswerk“ (S. 93–120) schreibt Pater Anton Freitag SVD:
„Als Miterlöserin der Welt vereint Maria auf Golgatha ihren Schmerz mit dem Christi, um die Welt zu retten. Auf Golgatha ward unsere Qualität als Kinder Gottes verdient. Die grausamen Leiden Mariens sind die Leiden für alle Erlösten“ (S. 99).
Unsere Liebe Frau „nahm als Miterlöserin am Holocaust von Golgatha verdienstvollen Anteil, und seit Pfingsten greift sie ununterbrochen mit ihrer mütterlichen Hilfe in jede Bekehrung und jede Taufe ein“ (S. 100).
Carl Feckes (1894–1958), Professor am Erzbischöflichen Seminar von Köln, schreibt in dem Artikel „Die Weihe der Kirche und der Welt an Maria“ (S. 163–176):
Der Marienverehrer sieht in Maria nicht nur die Frau des Orients, „ruhig, an ihr eigenes Zuhause gebunden, sondern vor allem die Miterlöserin der Menschheit, die ihre Mitwirkung, ihre Treue, ihre Zustimmung, ihre Schmerzen Christus geschenkt hat. Und Christus wollte sie bei der Fortsetzung seines Werkes an seiner Seite haben und sicherstellen, daß das Wirken seiner Kirche durch die himmlische Fürsprache und Vermittlung Mariens erfolgt“(S. 176).
In dem Artikel „Marienverehrung als Hilfsmittel zum christlichen Leben“ (S. 177–200) stellt Pater Paul Sträter SJ fest:
„Maria ist gemäß der Schrift und der Lehre der Kirche als Mutter der Christenheit und Miterlöserin des Menschengeschlechts anzusehen“ (S. 186).
Unsere Liebe Frau ist „unsere Mediatrix und Corredemptrix“ (S. 194).
Schließlich findet vom 10. bis 17. September 1958 in Lourdes der Internationale Mariologische Kongreß statt, bei dem „auf höchster theologischer Ebene“ die These des Jesuiten Heinrich Lennerz widerlegt wird, der die Mitwirkung Mariens an der objektiven Erlösung bestritt, trotz des Gewichts der Miterlösungstradition in der Patristik, in der Theologie und auch im päpstlichen Lehramt, zumindest von Leo XIII. bis Pius XII.
Papst Pacelli stirbt am 9. Oktober 1958, ohne die Zeit zu finden, die Schlußfolgerungen dieses Kongresses im Sinne der Corredemptrix in seine Lehre aufzunehmen (vgl. P. Alessandro Apollonio, Il „calvario teologico“ della Corredenzione mariana („Das ‚theologische Kalvaria‘ der Miterlöserschaft Mariens“, Casa Mariana Editrice, 1999, S. 13).
*Pater Paolo Maria Siano gehört dem Orden der Franziskaner der Immakulata (FFI) an; der promovierte Kirchenhistoriker gilt als einer der besten katholischen Kenner der Freimaurerei, der er mehrere Standardwerke und zahlreiche Aufsätze gewidmet hat. Von Katholisches.info wurde bisher von ihm veröffentlicht:
- Die freimaurerische Europabewegung
- Die Zweideutigkeit der „christlichen“ Esoterik I
- Die Zweideutigkeit der „christlichen“ Esoterik II
- Die Zweideutigkeit der „christlichen“ Esoterik III
- Die Zweideutigkeit der „christlichen“ Esoterik IV
- Die Zweideutigkeit der „christlichen“ Esoterik V
- Freimaurer-Großmeister Bernhard Scheichelbauer und die Kirche 1948−1954
- Deismus, Esoterik und Gnosis in den freimaurerischen Konstitutionen von 1723
- Spuren von Esoterik und Gnosis in der Freimaurerei vor 1717
- „Luzifer“ für Österreichs Freimaurer
- Das Freimaurer-Lexikon von Eugen Lennhoff 33. und Oskar Posner und der Dialog zwischen Kirche und Freimaurerei 1974–1980
- Die freimaurerische Doktorarbeit von Msgr. Weninger
- Bruder.·. Peter Stiegnitz von der Großloge von Österreich (1936–2017)
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Die Freimaurerei erklärt von einem Großmeister - Den Anklopfenden erwarten beim Freimaurerbund Initiation und Gnosis
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- Die Loge Quatuor Coronati, der Großmeister und ein Bettelbruder
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- Kurze Antwort an einen Großmeister der Freimaurerei
- War Karl Rahner Freimaurer?
Übersetzung: Giuseppe Nardi
Bild: Corrispondenza Romana/Wikicommons/Lettoriletto (Screenshot)
1 vgl. G. Roschini, Maria Santissima nella storia della salvezza (Die allerseligste Maria in der Heilsgeschichte) Bd. II, M. Pisani, Isola del Liri 1969, S. 126.
2 Alfonso Salmerón (1515–1585), spanischer Jesuit, bekannter Prediger und Theologe, lernte Ignatius von Loyola 1532 in Paris kennen und bildete zusammen mit fünf weiteren Gefährten den Gründungskern des Jesuitenordens.
3 Alle nachfolgenden Seitenangaben und Zitate zu diesem Werk beziehen sich auf die italienische Ausgabe von 1958.
In der Kirche Notre Dame de la Gorge in der Nähe von St. Gervais ist auf dem Retabel auf gleicher Ebene wie Gott Vater und Gott Sohn thronend dargestellt. Darüber der Heilige Geist. Auch die Rückseite der Wundertätigen Medaille ist erhellend. Das Kreuz steht auf einem Balken quer durch das M.
Das ist ein sehr interessanter und gut recherchierter Beitrag, vielen Dank dafür! Und doch kommt mir die Thematik ein bisschen vor wie der Streit um des Kaisers Bart. Die Tatsache, dass Jesus ohne Marias Zustimmung zum göttlichen Plan nicht geboren worden wäre und wir somit keine Chance auf Erlösung hätten, ist unbestritten. Damit hat Maria sicher einen ganz entscheidenden Anteil an Gottes Erlösungswerk! Ob sie dafür einen neuen – oder auch nicht ganz so neuen – Titel bekommen muss, ist in meinen Augen nebensächlich. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass sie zwar Mittlerin der göttlichen Gnaden ist, dass diese und auch die Erlösung aber von Gott kommen! Wir Katholiken wenden uns vertrauensvoll an Maria, aber wir beten den dreifaltigen Gott an! Er ist unser Heiland und Erlöser – vergessen wir das bei all dem „Streit“ um Maria nicht!
Noch ein anderer Punkt verdient Erwähnung: viele Päpste waren und sind voll des Lobes für Maria und sprechen ihr – zurecht! – alle Tugenden zu. Ihr Schutz, ihre Kraft, ihre Vermittlung und ihr Eingreifen in die Entwicklung der Welt wurde und wird vom Vatikan anerkannt. Und doch hat sich in mehr als 100 Jahren kein Papst gefunden, der ihrem in Fatima geäußerten Wunsch ihr Russland zu weihen, genau und getreu nachgekommen wäre. Wir erleben gerade die Folgen dieser diplomatischen – oder besser feigen? – Entscheidung. Ich bin überzeugt, Maria ist diese Weihe Russlands wichtiger als ein zusätzlicher Titel! Vielleicht ist es dafür aber schon zu spät…