Das Wochenmagazin Panorama, vergleichbar dem deutschen Wochenmagazin Focus, veröffentlichte eine Reportage über das Pontifikat von Papst Franziskus mit der Frage, die unbeantwortet bleibt, ob der Papst sich wirklich sicher kein könne, daß der Heilige Geist sich das Parteibuch der innerkirchlichen Parteiung von Franziskus zugelegt hat.
Es sei schon wahr, schreibt der Reportagen-Autor Alessandro Rico, die Kirche regiere nicht mit den Ave Maria. Aber es sei eine Sache gewesen, einen solchen Satz „vom zynischen Monsignore Paul Marcinkus sagen zu hören“, als dieser noch Präsident der Vatikanbank IOR war, „aber eine ganze andere Sache zu sehen, daß Jorge Mario Bergoglio, der Papst der ‚Kirche, die hinausgeht‘, das Schifflein des Petrus auf eine alles andere als kollegiale Weise leitet“. Dabei hatte er genau das am Beginn seines Pontifikats angekündigt.
„Franziskus ist sehr verschieden von seinem sanften Vorgänger Joseph Ratzinger. Er ist ein geübter Politiker – mit rücksichtslosen Zügen. In den Räumen des Vatikans beschreiben ihn einige als harten Mann, der sich erwartet, daß seine Befehle gut und schnell ausgeführt werden.“
Manche sind sich sicher, daß seine Einladungen, frei und offen zu sprechen und ihn auch zu kritisieren, nur dazu gedacht sind, seine Gegner zu erkennen und sie auszuschalten.
„Darauf sei Kardinal Raymond Burke hereingefallen mit seinen Aussagen zur Familiensynode, die ihn die Entfernung aus dem Amt des Gerichtspräsidenten der Obersten Signatur kosteten.“
Ein weiteres Beispiel nennt Rico das Päpstliche Institut Johannes Paul II. für Studien zu Ehe und Familie, das sich dem päpstlichen Kurs von Amoris laetitia nicht anschloß und deshalb „gesäubert“ wurde.
„Gleichzeitig beeilt sich Bergoglio die ‚Seinen‘ in Schlüsselpositionen zu setzen: Das beweist die Art, mit der er das Kollegium der Papstwähler revolutioniert hat.“
Mit anderen Worten:
„Franziskus hat sich eine regelrechte Partei der Getreuen geschaffen.“
Ob diese ihm aus Überzeugung oder mehr aus Angst folgen, sei dahingestellt.
„Wie es scheint, will er die Brüder nicht im Glauben bestärken“
Die vom Papst eingeleiteten Maßnahme zum personellen Umbau des Vatikans und der wichtigen Bischofssitze weltweit, „die Verweltlichung der Kirche, die Öffnung gegenüber dem Islam und die Nachgiebigkeit gegenüber dem chinesischen Regime scheinen die Gläubigen aber nicht zu begeistern.“
Der Kirche von Franziskus, so Rico, laufen die Gläubigen davon. Der Anteil der Italiener, die sich als Katholiken bekennen, ist laut Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Doxa unter Franziskus um 7,7 Prozent zurückgegangen. Das vatikanische Jahrbuch weist allein von 2016 auf 2017 einen Rückgang von 387 Priestern aus. Das italienische Innenministerium verzeichnete in den ersten drei Jahren seines Pontifikats einen Abbau von 55 Pfarreien. Die Teilnehmerzahl an den Mittwochsaudienzen hat sich zwischen 2013 (dem ersten Jahr des Pontifikats) und 2016 halbiert. Obwohl Franziskus der erste Papst aus Lateinamerika ist, konnte er dort die massive Abwanderung von Katholiken zu protestantischen Sekten nicht stoppen. Sollte der Trend anhalten, könnte es in wenigen Jahrzehnten in Brasilien mehr Protestanten als Katholiken geben.
Als Grund für diese Entwicklung zitiert Rico einen Vatikanisten, der anonym bleiben will:
„Der Papst spricht mehr wie der UNO-Generalsekretär oder der Chef von Greenpeace, als der Nachfolger des Petrus. Wie es scheint, will er die Brüder nicht im Glauben bestärken, sondern von der Welt bewundert werden.“
Agnostiker und Progressive schätzen Franziskus, so Rico, die Katholiken aber sind irritiert von ihm „und den Prälaten in seinem Umfeld: allesamt für die Einwanderung und verbissene Gegner der Populisten“.
„Die Schafe verlassen den Stall“
Wenn der Klerus aber die Verteidigung der nicht verhandelbaren Werte vernachlässige, und sich nur mehr um das Willkommenheißen kümmert, „ist er nicht mehr glaubwürdig“, zitiert Panorama den Fundamentaltheologen und Pfarrer des Erzbistums Bologna, Don Alfredo Morselli. Er sei dann nicht einmal mehr glaubwürdig, wenn er seine allererste Aufgabe, die Liturgie, verrichtet, wenn er also segnet oder die Beichte abnimmt.
„Es herrscht Bestürzung unter den Katholiken: Die Schafe verlassen den Stall“, so Don Morselli.
Dieselbe Bestürzung herrsche auch unter den Priestern.
„Wer sich nicht anpaßt, wird bestraft. Mehr noch: Seminaristen, die für zu traditionalistisch gehalten werden, tun sich schwer, zur Weihe zugelassen zu werden. Einige wurden mit einer absurden Begründung hinausgeworfen: Sie haben zuviel gebetet…“
Um seiner Parteiung in der Kirche mehr Gewicht zu verschaffen, stärkt Franziskus den Einfluß des Jesuitenordens, dem er angehört, und dessen „linken Flügel er sponsert“.
Dabei gehe es Bergoglio, so Panorama, gar nicht so sehr um den Orden und dessen Ansehen. Rico zitiert den Vatikanisten Edward Pentin vom National Catholic Register mit den Worten:
„In der Vergangenheit hatte er ein stürmisches Verhältnis zu den Jesuiten. Er stand ihnen nie so nahe, wie man das vermuten könnte.“
„Mehrheit der Papst-Wähler ist bergoglianisch“
Ihm gehe es wohl eher um „sein eigenes Spiel“, so Ricos Mutmaßung. Henry Sire, der unter dem Pseudonym Marcantonio Colonna 2017 das Buch „Der Papst-Diktator“ veröffentlichte, spricht davon, daß Bergoglio eine „autoritäre Persönlichkeit“ habe. Das erinnere an Juan Peron, der imstande war, von rechts nach links zu wechseln. Bergoglio vermeide die direkte Konfrontation und sage seinen Gesprächspartner, was diese gerne hören wollen. Das alles, um dann nach seinem Kopf handeln zu können.
Dieses Verhalten sei weit von dem gutmütig, ja fast kumpelhaft wirkenden Papst entfernt, als der sich Franziskus in der Öffentlichkeit zeige. Die Entlassung von Kardinal Gerhard Müller als Präfekt der Glaubenskongregation zeige einen ganz anderen Franziskus. Ebenso schwächte er einen anderen „unbequemen“ Kardinal, Robert Sarah, indem er dessen Gottesdienstkongregation personell entsprechend umbesetzte.
Gleichfalls mache er es auch mit dem Kollegium der Papstwähler, das er zielstrebig umformt.
„In sechs Jahren des Pontifikats hat Franziskus 67 neue Kardinal-Wähler kreiert.“
Obwohl Paul VI. deren Höchstzahl mit 120 festlegte, sind es derzeit 128, „und die Mehrheit ist ohne Zweifel bergoglianisch“.
Die jüngsten Ernennungen vom 5. Oktober haben die Migrations-Agenda verdeutlicht, so Rico, vor allem mit der Kardinalserhebung des Jesuiten Michael Czerny, Leiter der Vatikan-Abteilung für Migranten und Flüchtlinge, dessen Kardinalswappen eine Darstellung von Bootsflüchtlingen zeigt. In die gleiche Richtung weise das Migrantendenkmal, das auf dem Petersplatz gezeigt wurde.
Die päpstliche Agenda kenne in der Migrationsfrage keine Differenzierung wie sie der Katechismus der Katholischen Kirche kennt. „Überhaupt scheint die Einhaltung der Gesetze für die Bergoglio-Partei keine Priorität zu haben“, so Panorama. Der päpstliche Almosenier, Konrad Krajewski – auch ihn machte Franziskus zum Kardinal – beging im vergangenen Mai einen offenen Gesetzesbruch zugunsten von Hausbesetzern.
Zu den neuen Kardinälen gehört ein weiterer Jesuit, Jean-Claude Hollerich. Rico fragt nach Hollerichs Verdiensten, um die Purpurwürde zu verdienen:
„Vielleicht dafür, daß er den Lega-Vorsitzenden, Matteo Salvini, wegen des Herzeigens des Rosenkranzes abgekanzelt hat? Oder weil er sich am 4. Oktober zusammen mit dem [linksradikalen, ökosozialistischen] Globalisierungsgegner Luca Casarini von der NGO Mediterranea fotografieren hat lassen?“
„Ein Teil der Jesuiten arbeitet für die Errichtung einer Anti-Kirche“
Rico verweist weiters auf einen Fixpunkt bei jeder Auslandsreise von Franziskus: Er trifft sich jeweils mit der örtlichen Gemeinschaft der Jesuiten. „Diese zielen seit Jahrzehnten auf die Kirchenspitze ab“, so der Autor. Er zitiert dazu den Theologen Don Nicola Bux, einen engen Freund von Benedikt XVI., der klare Worte findet:
„Seit den 60er Jahren tritt ein ‚fehlgeleiteter‘ Teil der Jesuiten für ein Programm zum Umsturz der Glaubenslehre und zur Errichtung einer Art von Neo- oder Anti-Kirche ein.“
Don Bux führt auf dieses kulturelle Milieu auch die Ursprünge der Leugnung der Gottheit Christi zurück, die von Eugenio Scalfari in seiner Kolumne zum Synodenbeginn in La Repubblica Franziskus zugeschrieben wurde:
„Ja, der Vatikan hat dementiert, aber aus Erfahrung kann ich sagen, daß im Gefolge der Theologie von Karl Rahner es unter den Jesuiten welche gibt, die solche Thesen vertreten.“
Im päpstlichen Umfeld finden sich, so Rico, eine ganze Reihe von „extremen Persönlichkeiten“, darunter die Jesuiten Antonio Spadaro (Anti-Souveränist) und James Martin (Regenbogen-Theologe).
Ende September wurde James Martin von Franziskus empfangen und schrieb anschließend:
„Ich habe eine Privataudienz bekommen, in der ich die Freuden und Hoffnungen, die Schmerzen und Sorgen der LGBT-Katholiken und der LGBT-Personen in der Welt mitgeteilt habe.“
„Schließlich“, so Rico, „wer ist denn der Papst, um zu verurteilen?“ Eine Anspielung auf den berühmt-berüchtigsten Satz des derzeitigen Pontifikats, den Franziskus Ende Juli 2013 auf dem Rückflug von Rio de Janeiro im Zusammenhang mit der Homosexualität sagte.
Es gebe aber auch Jesuiten, so Rico, die bis zur Häresie gehen:
„Der Jesuitengeneral, Arturo Sosa Abascal, der als Franziskus sehr nahstehend gilt, ist berühmt für seine Leugnung der Existenz des Satans.“
Panorama erwähnt auch Msgr. Matteo Zuppi, den Franziskus zum Erzbischof von Bologna und zum Kardinal machte. Dessen Programm für sein Erzbistum bestehe vor allem aus Migranten-Agenda und islamfreundlichem, interreligiösem Dialog auf der Linie des Abu-Dhabi-Dokuments. Ein Dokument, „das nach religiöser Gleichgültigkeit riecht, wenn es etwa der ‚Göttlichen Weisheit‘ zuschreibt, ‚den Pluralismus und die Verschiedenheit der Religionen‘ geschaffen zu haben“.
Bergoglios Personalpolitik: „schwache, kontrollierbare Persönlichkeiten“
Es falle zudem auf, daß Franziskus in Sachen sexuellem Mißbrauch durch Kleriker zwar Reformen ankündigte, aber wenig Konkretes tat. Deshalb seien die Mißbrauchsopfer vom Anti-Mißbrauchsgipfel im vergangenen Februar im Vatikan auch enttäuscht worden. Henry Sire sagt, daß Franziskus, jenseits der Image-Initiativen, sich mit Personen „von zweifelhafter Moral“ umgibt, also Personen, die „sehr schwach und kontrollierbar“ sind.
Dieses Muster, so Edward Pentin, habe Bergoglio bereits in seiner Zeit in Buenos Aires angewandt.
Als Erzbischof in der argentinischen Hauptstadt, hatte Bergoglio 1999 Juan Carlos Maccarone zu seinem Weihbischof gemacht. 2005 wurde Maccarone von Papst Benedikt XVI. seines Amtes enthoben, als ein Video auftauchte, das ihn mit einem Stricher zeigte. Bergoglio verteidigte ihn dennoch energisch und sprach von einem „Komplott“ gegen Maccarone, weil dieser „linker Ideen“ habe.
In diese Kategorie fällt in jüngerer Zeit auch der Fall von Gustavo Zanchetta, den Franziskus zum Bischof von Oran gemacht hatte. Im vergangenen Juni erhob die argentinische Staatsanwaltschaft formal Anklage wegen „fortgesetzten sexuellen Mißbrauchs“ zu Lasten von Seminaristen seines eigenen Priesterseminars. Als es für den Bischof in seinem Bistum eng wurde, holte ihn Franziskus in den Vatikan und verschaffte ihm einen ranghohen Posten bei der Apostolischen Güterverwaltung APSA. Im Frühjahr nahm Zanchetta zusammen mit Franziskus an den Fastenexerzitien der Römischen Kurie teil. Franziskus rechtfertigte sich vor wenigen Monaten in einem Interview mit einem mexikanischen Fernsehsender mit Gedächtnislücken. Er habe geglaubt, daß das Handy Zanchettas, auf dem kompromittierende Bilder gefunden wurden, „gehackt“ worden sei. Franziskus gab zu, daß der Bischof „ökonomisch schlampig“ sei, aber seine „Sichtweise ist gut“.
An solchen Fällen von umstrittener Förderung und dem Decken von zweideutigen Personen „gab es mehrere“, so Rico unter Verweis auf den Vatikandiplomaten Battista Ricca und dessen Zeit an der Nuntiatur in Montevideo mit verdächtigem männlichem Anhang, einer Schlägerei in einem Schwulenlokal, einem Zwangsstopp in einem festhängenden Aufzug der Nuntiatur in kompromittierender Pose mit einem Jugendlichen und einem Koffer mit Pistole, Kondomen und Porno-Filmen. Franziskus aber beförderte ihn zu seinem persönlichen Vertreter bei der Vatikanbank IOR. Ricca ist Direktor von Santa Marta.
Koordinator des 2013 von Franziskus geschaffenen Kardinalsrates, der ihn bei der Kurienreform und der Leitung der Weltkirche beraten soll, ist der Honduraner Oscar Kardinal Rodriguez Maradiaga, der sowohl durch finanzielle Unregelmäßigkeiten als auch durch erwiesene „Blindheit“ gegenüber den homosexuellen Aktivitäten seines Weihbischofs auffiel. Die Unregelmäßigkeiten betreffen nicht nur Geld seines Erzbistums und der Katholischen Universität von Honduras, sondern auch das Familienvermögen des ehemaligen honduranischen Botschafters beim Heiligen Stuhl. Dessen Witwe klagt den Kardinal an, ihren inzwischen verstorbenen Mann zu Investitionen gedrängt zu haben, für deren Seriosität der Purpurträger mit seinem Namen gebürgt habe. Der von einem muslimischen Geschäftsmann verwaltete Londoner Investmentfonds löste sich dann aber in Luft auf – und das Geld mit ihm. Die Witwe bat Papst Franziskus um Hilfe, doch aus dem Vatikan kam bisher keine Reaktion. Kardinal Maradiaga ist weiterhin in Amt und Würden, wurde von Franziskus kurz angebunden verteidigt und hat weiterhin direkten Zugang zum Papst.
„Franziskus ist Vertreter einer Minderheit, die die Macht ergriffen hat“
Zu einer Frage, so Panorama, seien sich die Beobachter allerdings uneins:
„Will Franziskus die Kirche jetzt revolutionieren, oder will er die ersten Steine zu einem Gebäude legen, das erst nach ihm vollendet werden soll?“
Jose Antonio Ureta, Autor des 2018 in englischer, spanischer, portugiesischer und italienischer (leider nicht auch in deutscher) Sprache erschienenen Buches „Der ‚Paradigmenwechsel‘ von Papst Franziskus. Kontinuität oder Bruch in der Mission der Kirche? Fünfjahresbilanz seines Pontifikats“, versicherte gegenüber dem Wochenmagazin:
„Bergoglio ist sich bewußt, der Vertreter einer Minderheit zu sein, die mit einem geschickten Manöver die Macht ergriffen hat.“
Tatsache sei, so Ureta, „daß Franziskus die Reformen so schnell als möglich vollenden will auch um den Preis, dafür ein Schisma zu riskieren“.
Obwohl es viel Unbehagen und Unruhe in der Kirche gebe, setzt Franziskus seinen Kurs fort, derzeit mit der Amazonassynode, die zur Zulassung von verheirateten Priestern und einer Anerkennung der Befreiungstheologie in „grüner Sauce“ führen könnte, obwohl das heftige Reaktionen zur Folge haben dürfte.
Der Vatikanist Sandro Magister betont dagegen, daß Franziskus, wie er es in Evangelium gaudium geschrieben hat, auf „lange Sicht“ plane und nicht unbedingt „sofort Ergebnisse“ erwarte. Er wolle „Prozesse anstoßen“, die sich irgendwann in der Zukunft vollenden werden, aber – und das scheint zentral – „irreversibel“ sein sollen. Er versuche die von ihm eingeschlagene Richtung so abzusichern, daß auch nach ihm kein Zurück möglich ist. Dazu gehöre es vor allem, Mehrheiten in einem künftigen Konklave zu schaffen, die einen Nachfolger auf seiner Linie sicherstellen.
Panorama zitiert dazu allerdings auch Don Bux:
„Entweder sagen wir, daß die Kirche eine rein menschliche Realität ist, dann reichen politische Strategien aus, um sie zu formen, oder wir erkennen, daß es auch eine übernatürliche Variable gibt, mit der früher oder später zu rechnen sein wird.“
Als Resümee schreibt Rico:
„Diese ‚Kirche, die hinausgeht‘, ist in Wirklichkeit eingebunkerter denn je. Sie wird belagert von Skandalen und erschüttert von Machtkämpfen. Zum Plan Bergoglios bleibt die berechtigte Frage: Hat sich der Heilige Geist wirklich das Parteibuch der innerkirchlichen Parteiung von Papst Franziskus zugelegt?“
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Panorama (Screenshot)
Zitat: „José Antonio Ureta: … Bergoglio ist sich bewußt, der Vertreter einer Minderheit zu sein, die mit einem geschickten Manöver die Macht ergriffen hat.“
Mit Verlaub: Das dürfte nicht der Richtigkeit entsprechen. Bergoglio mußte es A.D. 2005 zwar noch einmal damit belassen, nur mit den Hufen scharren zu dürfen, aber A.D 2013 war‘s dann so weit: Im Rahmen des Konklaves ist er ja gewählt worden. Auch außerhalb der Sankt-Gallen-Mafia war er beileibe kein Unbekannter, und jetzt haben wir halt zwei Päpste. Kann passieren…
Erneut bitte ich darum, man möge sich bitte einige Tatsachen ins Gedächtnis zu rufen, vor allem deswegen, um nicht per Retrospektive einer absolut ungerechtfertigten „Papst-Benedikt-Nostalgie“ anheimzufallen. Ratzinger hätte dies nicht verdient – weder im Guten, noch im Schlechten.
Beide Päpste sind hartgesottene Konzils-Kleriker, wobei Benedikt XVI., vor allem aber dessen Amtsvorgänger Johannes Paul II., das heutige Kardinals-Personal in toto inkardiniert haben – Ausrede zwecklos. Per Saldo kann man also gerne feststellen, daß kaum ein anderer Papst VK II. derart konsequent, brachial und brutal umsetzt wie aktuell eben Bergoglio. Religionsfreiheit? Aber freilich: Warum sollten denn keine Pachamama-Götzinnen auf den Altären drapiert werden dürfen? Ökumenismus? Aber natürlich: George Orwell läßt grüßen. Schließlich ist alles relativ.
Ich kann mir, so besehen, beim besten Willen nicht vorstellen, Bergoglio sei lediglich Teil eine Minderheit. Im Gegenteil: Kleriker wie Robert Sarah, Raymond Burke oder Carlo Maria Viganò dürften sich in der Minderheit befinden.
Zitat: „Don Bux: Entweder sagen wir, daß die Kirche eine rein menschliche Realität ist, dann reichen politische Strategien aus, um sie zu formen, oder wir erkennen, daß es auch eine übernatürliche Variable gibt, mit der früher oder später zu rechnen sein wird.“
Nochmals mit Verlaub: Allein diese Frage so zu stellen impliziert bereits den Irrtum oder gar die Häresie. Auch Bux ist ja ein Zögling von VK II., weswegen ich mir nicht vorstellen mag, seine Frage sei halt unbedarft-naiv und/oder auch nur rein rhetorisch intendiert.
Zitat: „Panorama, Alessandro Rico: Diese ‚Kirche, die hinausgeht‘, ist in Wirklichkeit eingebunkerter denn je. Sie wird belagert von Skandalen und erschüttert von Machtkämpfen. Zum Plan Bergoglios bleibt die berechtigte Frage: Hat sich der Heilige Geist wirklich das Parteibuch der innerkirchlichen Parteiung von Papst Franziskus zugelegt?“
In der Debatte, der katholischen zumal, gilt ein wichtiger Parameter: Wie debattiere ich? Ad personam oder ad causam – also „zur Person“ oder „zur Sache“ – die „Sache“ im Sinne der Früchte, der guten oder der schlechten, die jemand getragen hat. „Zur Person“ Bergoglios zu debattieren führt im Grunde ins Leere: In ihn hineinzublicken ist mir nicht möglich, über ihn im Kaffeesatz zu lesen zu versuchen ist obsolet, und mich pharisäerhaft über ihn zu überheben fällt mir nicht und steht mir nicht zu. Über die Person Papst Bergoglios irgendwann irgendwo irgendwie einmal zu urteilen überlasse ich dessenthalben getrost und exklusiv Unserem Herrgott. „Zur Sache“, also den Früchten, darf ich mit jedoch schon ein Urteil erlauben: Das Apostolat Bergoglios hat bis dato nur faule Früchte hervorgebracht; in keiner einzigen vermag ich das Wirken des Heiligen Geistes zu erkennen. Bergoglio deswegen ungehorsam zu sein, allein im Bestreben, Unserem Herrgott gehorsam bleiben zu können, sowie der Konzilskirche keinen einzigen Cent mehr zukommen zu lassen, sind somit die Gebote. Für mein Seelenheil und das aller anderer Katholiken, die ihren Glauben noch ernst nehmen, ist dieses Pontifikat deswegen im harmlosesten Falle irrelevant, im schlimmsten gefährlich. Wir wissen indes: In der Apokalypse des Heiligen Johannes ist uns all dies prophezeit worden. Gaudeamus ígitur: Setzen wir also dennoch Glaube, Hoffnung Liebe und all unser Vertrauen auf Unseren Herrgott. Er wird‘s richten – so oder so.
In Cristo per Mariam. +
Carlosmiguel
Bravo lieber carlosmiguel
großartig vielen Dank
Gottes reichen Segen
Deo gratias
An Carlosmiguel, vielen Dank für Ihren interessanten Artikel, auch wenn ich diesem nicht in allen Punkten zustimme. Aber wir wollen die Thematik ja Ergebnis offen diskutieren, also offen für die Argumentation des Anderen. Ich kenne persönlich zwei Menschen, die mit Benedikt befreundet waren. Einer war Konzilsbeobachter und Übersetzer für Latein, der andere war Priester, Hochschullehrer und hat sich zur gleichen Zeit mit Benedikt habilitiert. Beide sind vollkommen unabhängig voneinander nach der Papstwahl 2005 nach Rom gereist und haben ihren alten Freund Josef gebeten, Josef Du musst jetzt endlich mit den Irrtümern und Lügen des Konzils aufräumen. Benedikt antwortete nicht, sondern er ließ den einen wie den anderen stehen. Wie können wir dies interpretieren? Darin liegt vermutlich der Zugang zur Wahrheit. Ich erlaube mir meine Deutung:
1.Die Lügen des Konzils, oder nennen wir es die politisch gewollte Deutung, waren und sind Benedikt bekannt, ja er hat sie in seinem engsten und internsten Freundeskreis vermutlich oft und offen und ehrlich diskutiert.
2. Wie alle, die zum internen Kreis gehörten, wusste auch er, dass maßgebliche Konzilsväter, wie Bacchio, Casaroli, Suenens, Lienhard, König, Bea, Villot und…und… Freimaurer waren und dass massgebliche Texte wie nostra aetate gar nicht aus vatikanischer bzw. katholischer Feder stammten.
3. Er wusste auch, dass Johannes Paul I, der die Verräter aus ihren Ämtern entfernen wollte, dieses Wissen nicht überlebt hat.
4. Er war Zeuge mit welchen politischen Mitteln Abstimmungen beeinflusst wurden. Die Zeit zum Lesen der zur Abstimmung vorgelegten Konzilstexte war viel zu kurz. Im normalen Leben, nennt man ein solches Verhalten Manipulation. Heute erzählen viele, dass es die Grundlage der wahren Kirche sei.
Das heisst Benedikt wusste um vieles, um nicht zu sagen alles. Er wusste aber auch, dass er dieses Wissen, sofern er es offen zeigen sollte – wie Johannes Paul I – nicht überleben würde. Er war von Verrätern umgeben. Das Konzil war politisch so gewollt.Die Fenster wurden für den Geist der Welt geöffnet. Paul VI sollte sagen, dass der Rauch Satans eingedrungen sei. So naiv war ein Vor- Vorgänger von Benedikt. Dass man in solchen Fällen geöffnete Fenster schließen muss, fiel Paul VI nicht ein.
Was will ich mit diesen Aussagen eines Konzilsbeobachters sagen, Benedikt weiß und wusste um alles, aber er konnte in der Situation nicht das tun, was uns – ohne den geschilderten Hintergrund – als richtig erscheinen würde. Hätte er damals das unternommen, was meine höchst intelligenten Gesprächspartner von ihm erwartet hätten, wäre zumindest ein Schisma die Folge gewesen. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass seine kirchenpolitische Aufgabe noch nicht beendet ist, so sehr auch die äußeren Zeichen darauf hinzuweisen scheinen.
Werter Hans 2, menschlich gesehen ehrt es Sie natürlich, daß Sie in gewissem Sinne Partei für Ratzinger ergreifen. Wie gesagt: Menschlich gesehen. Aber auch bezüglich Ratzinger argumentiere ich natürlich nicht „ad personam“, sondern ausschließlich „ad causam“ – eben um die theologischen „Früchte“ zu analysieren, die Ratzinger zeit seines Lebens getragen hat. Und die waren halt reichlich faul.
Über so viele Jahrzehnte hinweg hätte Ratzinger gewiß mehr als nur eine Gelegenheit gehabt, sich für den mutigen Erzbischof, S.E. Marcel Lefebvre in die Bresche zu werfen. Was hätte ihn z.B. daran gehindert, sich mutig und schützend an dessen Seite zu stellen? Der Erzbischof mußte ja, Deo gratias, nicht verhungern, sondern wurde getragen von zahllosen Gläubigen; Ratzinger hingegen bevorzugte es, sich hinter den sicheren Mauern des Vatikan zu verschanzen. Er war es, der über so viele Jahre hinweg die FSSPX und den Erzbischof mit unehrlich gemeinten Versprechungen hingehalten, die Tradition in Gestalt der FSSPX verbissen bekämpft hat, und aus seiner Feder stammten diese ungeheuerlichen „Exkommunikationen“. Wohlgemerkt: Man hatte die FSSPX „exkommuniziert“, ohne sie vor einem kirchlichen Gericht anzuhören – also dort, wo der Ankläger die vorgeworfene Tat vortragen und eindeutig begründen und der „Delinquent“ ausreichend Gelegenheit bekommen müßte, sich auch verteidigen zu können. Selbst jener Eierdieb von „Vati-Leaks“ erhielt solch ein Gerichtsverfahren: Er wurde zwar eingesperrt, aber alsbald begnadigt. Um wieviel schwerer wiegt da die Höchststrafe der Exkommunikation?
Auch als Póntifex entpuppen sich seine Werke bei Lichte betrachtet als faule Früchte, verpackt in wertlose Worthülsen: Am Ende stand immer und grundsätzlich der Imperativ an die FSSPX, jetzt doch bitteschön mal endlich das Konzil zu unterschreiben – sicherlich wohlwissend, daß dies offiziell-offiziös unmöglich bleiben würde. Sein Motu Proprio war an vergifteter, intrinsischer Sibyllinik kaum zu übertreffen. Viele Gläubige waren damals freudig überrascht, freilich, ohne sich klarzumachen, was Benedikts Erklärungen im Kern eigentlich bedeuteten. Warum? Bekanntlich wurden damit jene „Exkommunikationen“ ja „aufgehoben“. Einfach so. Erneut ohne Begründung. Weswegen eigentlich? Und erneut: Warum waren sie eigentlich dereinst verhängt worden?
Nicht eine dieser Fragen hatte Benedikt je beantwortet – ganz im Gegenteil. Hätte er es hingegen tatsächlich schonungslos ehrlich, vor allem hinsichtlich eigener Schuld und Verantwortung, gemeint gehabt, dann hätte er coram público „Mea Culpa“ bekennen, sodann um Vergebung bitten und deklarieren müssen, daß jene Exkommunikationen „von Anfang an Null und nichtig“ und völliges Unrecht gewesen seien – also exakt so, wie es S.E. Erzbischof Lefebvre wahrheitsgemäß formuliert hatte, denn im Umkehrschluß sollte das Motu Proprio nämlich, freilich unausgesprochen, besagen, daß jene „Exkommunikationen“ dereinst – immer noch! – zu Recht verhängt worden waren. Das alles ist nur logisch.
Klartext: Jene „Exkommunikationen“, sowie deren „Aufhebungen“, waren ganz im Gegenteil Akte purer Willkür, für die Ratzinger die Verantwortung trägt. Die FSSPX sollte brav parieren und zum bedingungslosen Kadavergehorsam unter die Knute der Konzilskirche gezwungen werden. Nichts weiter.
Selbstverständlich vermag ich auch in die Person Ratzingers nicht hineinzublicken, und ein Urteil „ad personam“ steht mir auch nicht zu. Anhand der faulen Früchte, die er getragen hat, dürfte er, realistisch betrachtet, bestenfalls als tragische Figur in die Annalen der Heiligen Kirche eingehen – mehr nicht.
In Cristo per Mariam. +
Carlosmiguel
Carlosmiguel, danke !
Ihren Worten kann ich nur zustimmen, Sie sprechen mir damit aus dem Herzen.
Es liegt an der Konzeption der Kirche nach 1870 das niemand rechtlich etwas gegen diese Entwicklung tun kann
und diese wird nach dem nächsten Konklave weitergehn und der dort gewählte könnte im Alter von Johannes Paul II bei seiner Wahl sein
@ Carlosmiguel
Sagt Ihnen das Schlagwort „Geist des Konzils“ etwas? Mit diesem wurden nach dem Konzil die „Neuigkeiten“ unters Volk gebracht. Mir verursachten diese Pein. Da stimmt was nicht. Diesen ominösen Konzilsgeist führe ich auf den Geist Marin Luthers zurück. Mit diesem im Hinterkopf zogen die deutschen Bischöfe, Veni Creator Spiritus singend in die Aula ein. Als GdK bestimmte er als parakonziliare Ideolgie die Entwicklungen danach. Trotz deren katastrophalen Ergebnissen wird auf diesem Holzweg weitergewurstelt.
Das Konzil sollte nichts definieren nichts verurteilen war pastoral, ja was war es eigentlich ?
Eine Räubersynode schlimmsten Ausmaßes, allerdings kann dieser Unsinn mit einem Handstreich weggewischt werden, nur werden dann 95%
des Klerus weg sein, das ist sicher.
Alle Vorkommentatoren regen mich zum Nachdenken über den Aspekt der Religionsfreiheit an. Ich bin dabei, mit Bischof Lefebvre gesprochen, zu dem Schluss gekommen: Ein christlicher Staat, der die Religionsfreiheit über das Toleranzgebot als höchste Tugend hinstellt, wird sich auflösen. Ebenso wird sich der christliche Staat des Gottesvolkes innerhalb der Kirche unter diesem falschen Glaubensbegriff der Religionsfreiheit auflösen. Kirche löst sich also auf. (Georg May: Der Protestantismus ist das Prinzip der Auflösung.“ – Alma von Stockhausen: „Das Hauptziel muss heute sein, den Protestantismus aus der Kirche zu verbannen und ihn mit allen Mitteln zu bekämpfen.“/Letztes Zitat sinngemäß wiedergegeben.)
Kinder, die mit immer mehr Freiheiten aufwachsen, haben kaum mehr die Enztscheidungsfreiheit für den befeienden wahren katholischen Glauben, da sie mit allen Angeboten der Besessenheitsgeister unserer synchretistisch-atheistischen Kultur besessen und verstopft sind. Sie leben unter Handlungszwängen und müssen die Geister aller in sie eingelassenen Dämonen durch Konsumzwang befriedigen, was die Hölle ist.
Diese Geister verwehren das freie Arbeiten der Vernunft und verhindern die Umkehr. Sie fordern den Zusammenbruch und den geistigen Tod. Und sie bekommen ihn, wenn da kein stattlich geschütztes und befördertes Lehramt mehr ist, welches den Weg zur wahren Befreiung des Menschen über den einen Weg – den Christus der Gebotserfüllung weisen könnte.
Die christliche katholische Religion ist die Verwirklichung der wahren Gottes- und Menschenrechte. Die Menschenrechte, wie wir sie heute kennen, lassen den Glaubensabfall zu und befördern ihn sogar, indem sie alle durch das Gesetz Mose verdammten Gebotsübertritte als Wahlfreiheit hinstellt.
Sicher kann ohne die Freiheit der Wahl keine Liebe sein. Und dies mag dem freimaurerischen Geist der Konzilsväter und Theologen des VK II entsprechen. Doch ohne die Erziehung im Rahmen der Gebote ist keine wirkliche Option zur Befreiung durch den Geist des liebenden Gottes möglich.
Der christliche Staat lässt immer noch genügend Wahlfreiheit für die Gewissen: z.B. wen heirate ich, heirate ich überhaupt, welchen Beruf wähle ich, usw. usf.