(Havanna) Der Lebenslauf von Arturo Sosa Abascal, des seit Oktober 2016 amtierenden 31. Generaloberen des Jesuitenordens, liest sich streckenweise wie der eines waschechten Marxisten. In den späten 70er Jahren, in der Hochblüte der Befreiungstheologe, befaßte er sich mit der Frage, wie der christliche Glauben marxistisch vermittelt werden könne. Noch viele Jahre später reihte er sich in den Kreis überzeugter Castro-Anhänger ein. Dies geht aus einer Solidaritätserklärung hervor, die auch der nunmehrige „Schwarze Papst“ unterzeichnete.
„Beispielloser Sieg über Tyrannei, Korruption und Vasallentum“
1989 veröffentlichten 911 venezolanische Intellektuelle und Künstler ein Manifiesto de Bienvenida a Fidel Castro, mit dem sie den Besuch von Fidel Castro, des kommunistischen Diktators von Kuba, in ihrem Land begrüßten und diesen als „Führer der Kubanischen Revolution“ feierten.
„Öffentlich wollen wir Ihnen unseren Respekt zollen für das, was Sie für die Würde Ihres Volkes und für ganz Lateinamerika erreicht haben“,
heißt es in der Erklärung.
„In dieser dramatischen Stunde für den Kontinent, kann nur ideologische Verblendung den Platz leugnen, den Sie in der Geschichte der Befreiung unserer Völker einnehmen. Vor 30 Jahren kamen Sie nach Venezuela unmittelbar nach dem beispielhaften Sieg über Tyrannei, Korruption und Vasallentum. Damals wurden Sie von unserem Volk empfangen, wie es nur einem Helden zukommt, der das kollektive Ideal verkörpert und symbolisiert.“
Die Unterzeichner versicherten Fidel Castro, „aus denselben Gründen auch heute“ ihre Zuneigung zu bekunden, die mit „der Hoffnung“ verbunden sei, ein „gerechtes, unabhängiges und solidarisches Lateinamerika zu bauen“. Die Verfolgung der Kirche durch das kubanische Regime berührte den Jesuiten Sosa offenbar nicht. Mit dieser Haltung stand er damals nicht allein unter progressiven Katholiken. Christen, die nicht links stehen, sind keine wahren Christen, sondern Reaktionäre, die Verfolgung verdienen. So hatte es der Schweizer Kapuziner Walbert Bühlmann 1986 formuliert und damit die Christenverfolgung der von Kuba unterstützten marxistischen Regime von Angola und Mosambik gemeint.
Pater Arturo Sosa scheint als 811. Unterzeichner der Erklärung auf, die er als Direktor des Centro Gumilla (de Investigacion y Accion Social) unterzeichnete. In der Zeitschrift SIC des Centro, das er von 1979–1996 leitete, hatte er 1979 auch seinen Aufsatz „La mediacion marxista de la Fe cristiana“ (Die marxistische Vermittlung des christlichen Glaubens) veröffentlicht. Sieben Jahre nach dem Loblied auf Fidel Castro wurde Sosa 1996 Provinzial der Jesuitenprovinz von Venezuela.
„Die Geschichte ist Geschichte, das kann man nicht leugnen“, schrieb der spanische Kolumnist Francisco Fernandez de la Cigoña. Denn Menschen können sich im Laufe der Jahre ändern. Was zählt, sei, wo sie gerade stehen. Das Bekenntnis zu Fidel Castro könnte aber bestenfalls als sehr verspätete „Jugendsünde“ durchgehen, da Sosa damals bereits 41 Jahre alt war.
Vergangen ist vergangen: Was aber, wenn das Jetzt noch schwerwiegender ist?
Fidel Castro ist tot, sein Bruder Raul regiert Kuba immer noch mit marxistischer Faust, während Sosas Heimat Venezuela sich in einer schweren Krise befindet. Das „bolivarische“ Maduro-Regime, mit dem kommunistischen Kuba befreundet, läßt auf Demonstranten schießen.
Schwerwiegender als die marxistischen und realsozialistischen Verirrungen des Jesuitengenerals in der Vergangenheit sind einige zweifelhaften Aussagen heute. Zumindest mißverständlich ist seine Behauptung, Japan könne nur in Zusammenarbeit mit Buddhismus und Shontoismus evangelisiert werden (siehe dazu auch Unterscheidung der Geister). Eine Aussage in einem Interview mit dem Schweizer Journalisten Giuseppe Rusconi brachte Sosa sogar eine Anzeige wegen Häresieverdachts ein. Der Generalobere der Jesuiten stellte nichts weniger als die Gültigkeit von Jesus-Worten in Frage. Um die Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten und die Aufweichung des Ehesakraments zu rechtfertigen, wie sie Teile der Kirche aus dem nachsynodalen Schreiben Amoris laetitia herauslesen und sich dabei auf Papst Franziskus berufen, zog Sosa das Unauflöslichkeitsgebot Jesu in Zweifel. Es habe damals ja niemand ein Tonbandgerät dabeigehabt, um die Worte aufzuzeichnen.
Der Fall ist bei der Glaubenskongregation anhängig, die nun vor der ungewöhnlichen Aufgabe steht, über einen Generaloberen des Jesuitenordens urteilen zu müssen. Ganz neu ist die Situation in der Kirchen- und Ordensgeschichte allerdings nicht.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Venezuelavetada/MiL/Jesuit.org (Screenshots)
Woher wohl die Affinität vieler leitenden Jesuiten für den Marxismus kommt? Mangelnde Geschichtskenntnisse? Mangelnde Lebenserfahrung?
Oder Bosheit (wenn ich nichts besitze sollen auch andere nichts besitzen)?
Wenn Sie so möchten: am ehesten Letzteres.
Jesuiten hatten und habe immer eine sehr hohe Meinung von sich selbst:
das Elitebewußtsein geht direkt auf den Hl. Ignatius von Loyola zurück.
Kombiniert mit hoher Intelligenz, großem Wissen, mit Selbstdisziplin und konstanter geistlichen Führung hat das zu sehr großen Leistungen für die Kirche geführt.
Wenn die Selbstdisziplin, die Askese und die Unterordnung unter Unseren Herrn Jesus Christus, unter Maria und das Lehramt nicht beachtet werden, entstehen Katastrophen:
die Intelligenten werden überheblich, die Dummen sowieso, man will die Normalsterblichen zu der jesuitisch-eigenen Wahrheit verhelfen, und – am Wichtigsten – in jedem Fall ist der seriöse Glauben von traditionsverbundenen Menschen kaputt zu machen.
Glauben können ist eine Gabe, von Gott an uns geschenkt; wie groß der Frust sein muß, von jemand der nicht „glauben kann“ bzw. Schwierigkeiten mit dem Glaubensakt hat, läßt sich kaum ahnen.
So intelligent, so elitär, so „top“ – und verglichen mit der einfachsten Bäuerin oder mit einem indischen Schulmädchen eine Null.
Das ist sehr bitter und weckt natürlich Frust und Wut und Haß; und dann geht man mit allen möglichen Mitteln auf den rechten Glauben und die treue Gläubigen los.