(Rom) Nicht nur der Fall von Ex-Kardinal McCarrick bringt Papst Franziskus seit Monaten in Bedrängnis. Das gilt auch für den Fall des argentinischen Bischofs Gustavo Oscar Zanchetta. Franziskus schweigt und scheint zu hoffen, daß sich der Sturm bald legen könnte. Ein gutes Beispiel gibt er damit nicht.
Die Rechnung ging bisher auf, weil die tonangebenden Massenmedien Franziskus nach wie vor schonen. Seit Ende Januar 2018 der Fall des chilenischen Bischofs Juan Barros Madrid explodierte, nahm das Image von Franziskus dennoch einigen Schaden. Seither kam das amtierende Kirchenoberhaupt aus dem Skandalwirbel um sexuellen Mißbrauch von ihm nahestehenden Bischöfen nicht mehr heraus. Auf den Fall Barros folgten weitere Fälle in Chile, in Honduras, dann der Fall McCarrick und der Pennsylvania Report in den Vereinigten Staaten von Amerika.
Durch das Dossier des ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA, Carlo Maria Viganò, geriet Franziskus direkt in die Schußlinie. Der Erzbischof warf ihm Ende August 2018 öffentlich vor, seit Juni 2013 über McCarricks sexuelle Verfehlungen informiert gewesen zu sein, McCarrick aber dennoch rehabilitiert und ihm Einfluß auf Bischofsernennungen in den USA und die vatikanische China-Politik eingeräumt zu haben.
Im vergangenen Dezember kam ein weiterer Fall dazu, der des argentinischen Bischofs Gustavo Oscar Zanchetta. Die argentinische Tageszeitung El Tribuno und die internationale Presseagentur AP veröffentlichen eine gemeinsame Reportage, daß der Vatikan bereits 2015 und 2017 über die sexuellen Verfehlungen des Bischofs unterrichtet war, aber dennoch nichts unternahm. Im Gegenteil: Zanchetta, der im Sommer 2017 über Nacht aus seinem Bistum verschwand, tauchte ein halbes Jahr später plötzlich im Vatikan wieder auf. Papst Franziskus nahm zwei Tage nach Zanchettas Abtauchen seinen Rücktritt an, ohne den irritierten Gläubigen im Bistum Oran eine Erklärung zu liefern. Mehr noch: Nachdem Zanchetta im Vatikan wieder aufgetaucht war, beförderte ihn Franziskus auf einen hohen Posten in der Apostolischen Güterverwaltung (APSA). Dort sitzt er heute noch.
Die Hintergründe seiner Flucht aus Argentinien waren unklar. Als Grund wurden die zerrütteten Finanzen angenommen, die er in seinem Bistum hinterließ. Mit dieser Begründung setzte Franziskus bereits bei weit weniger traditionsverbundene Bischöfe ab. Der „Franziskus-Freund“ Zanchetta (El Tribuno) hingegen wurde befördert und das ausgerechnet in ein Amt, das sich mit Güterverwaltung befaßt.
Durch die El Tribuno- und AP-Reportage wurde bekannt, daß der wirkliche Grund von Zanchettas Abtauchen ein homosexuelles Doppelleben war, und der Bischof Seminaristen seines eigenen Priesterseminars sexuell korrumpierte.
Seit den Fällen Barros, Pineda (ehem. Weihbischof von Tegucigalpa), McCarrick und Zanchetta steht die Frage im Raum, wie Papst Franziskus es selbst mit der Vertuschung von sexuellem Fehlverhalten hält. Er beklagt das Vertuschen zwar öffentlich als inakzeptables Übel, bleibt aber Antworten auf mehr Fragen schuldig als jeder andere hohe Würdenträger der Kirche.
Die Tageszeitung El Tribuno legt anläßlich des vatikanischen Mißbrauchsgipfels noch nach und veröffentlichte am Donnerstag ein Dokument vom 26. April 2016, mit dem fünf hochrangige Prälaten des Bistums Oran, darunter die beiden Generalvikare, der Kanzler und der Regens des Priesterseminars sowie weitere Monsignori, Papst Franziskus über das untragbare Fehlverhalten ihres Bischofs informierten. Das fünf Seiten umfassende Dokument gibt detaillierte Auskunft und trägt die Unterschriften.
Nur soviel sei daraus wiedergegeben: Bischof Zanchetta erteilte dem Kanzler am 21. Juni 2015 den Auftrag, von seinem Mobiltelefon Fotos von einigen Ereignissen auf der Facebook-Seite des Bistums zu veröffentlichen. Auf dem Mobiltelefon des Bischofs fand der schockierte Kanzler aber auch pornographische Aufnahmen homosexueller Handlungen von Jugendlichen sowie Nackt-Selfies von Bischof Zanchetta, die er über WhatsApp mit Dritten geteilt hatte.
Die Bilder wurden gesichert und der Generalvikar informiert. Schließlich setzten sich die fünf Prälaten und der Kanzler im April des folgenden Jahres zusammen und setzten das Dokument auf, das sie dem Apostolischen Nuntius in Argentinien, Msgr. Emil Paul Tscherrig übermittelten.
Gegenstand des Schreibens waren zudem der herrische Umgang des Bischofs mit seinen Priestern und die finanzielle Mißwirtschaft, die er verursachte.
Bischof Gustavo Oscar Zanchetta war 2013 von Papst Franziskus zum Bischof von Oran ernannt worden, obwohl er zuvor als Generalvikar im Bistum Quilmes ein Chaos in Verwaltung und Finanzen hinterlassen hatte.
Welche Glaubwürdigkeit kann Papst Franziskus bezüglich des Mißbrauchsskandals für sich beanspruchen, solange er auf die Fragen zu seiner Rolle in den genannten Fällen nicht antwortet?
Seine Weigerung, die Homosexualität anzusprechen, den Hauptgrund des Mißbrauchs von Minderjährigen, wirft weitere Fragen auf. Will Franziskus nur das verurteilen, was von den weltlichen Staaten strafrechtlich verfolgt wird, nicht aber das, was das Kirchenrecht unter Strafe stellt? Will er weiterhin die Homosexualität in der Kirche schützen?
Text: Giuseppe Nardi
Bild: El Tribuno (Screenshots)
Es ist völlig irrelevant, ob irgend etwas den Papst belastet. In der „normalen“ Presse wird der Papst immer noch bejubelt. Niemand wirft ihm das Versagen bei dem Fall McCarrick vor.
Und niemand wirft ihm vor, das eigentliche Problem zu ignorieren: Das der homosexuellen Priester, die sich an Jungen vergreifen. Leider.
Wir brauchen einen Papst, der die Probleme wirklich angeht und nicht einen Papst, der sinnlose Synoden durchführen lässt, die die Probleme nicht lösen. Wann wird z.B. die FSSP wach? Die Auflösung der Eccelesia Dei sorgt bei denen ganz offensichtlich nicht zu einem umdenken.