
(Warschau) Am 13. August ist in Warschau, seiner Heimatstadt, der polnische Erzbischof und Päpstliche Sondervisitator für Medjugorje, Msgr. Henryk Hoser SAC, verstorben. Der Erzbischof war 1942 als Sohn der bekannten Warschauer Familie Hoser geboren worden. Seine Vorfahren stammten aus Augsburg und waren über Deutschböhmen nach Polen gelangt, als der im nordböhmischen Schwoika bei Bürgstein geborene Peter Hoser 1846 Obergärtner des Sächsischen Gartens in Warschau wurde.
Im damals zu Rußland gehörenden „Kongreßpolen“ baute er mit seinen ihm nachfolgenden Brüdern die Mustergärtnerei „Brüder Hoser“ mit Gewächshaus und Pflanzenzucht auf, die weitum bekannt wurde. Ihm und seinem Sohn zu Ehren wurden mehrere Zierpflanzen benannt, darunter die Betula Hoseri. Sein Sohn Peter Ferdinand Hoser (1857–1939) wurde Vorsitzender der Warschauer Gartenbaugesellschaft und Dozent an der Naturwissenschaftlichen Universität Warschau. Msgr. Hosers Großvater Henryk und Vater Janusz, der in der polnischen Heimatarmee, einer militärischen Untergrundorganisation, kämpfte, auf die der Warschauer Aufstand zurückgeht, wurden während des Aufstandes 1944 beim Massaker von Wola von deutschen Einheiten erschossen. Ihre Leichen wurden nie gefunden.
Die Mutter Halina zog die beiden Kinder Julia und Henryk allein auf. Sie war die „Katechetin“ ihres Sohnes, wie dieser später sagen sollte. Die Mutter versuchte nach dem Krieg den Familienbetrieb weiterzuführen, der jedoch vom kommunistischen Regime verstaatlicht wurde.

Henryk Hoser studierte Medizin, praktizierte als Arzt in einem niederschlesischen Krankenhaus und war als Assistent an der Warschauer Medizinischen Universität tätig, bis seine Berufung zum Priestertum immer stärker wurde und er 1969 in den Pallottinerorden eintrat und Philosophie und Theologie studierte. 1974 wurde er vom Warschauer Weihbischof Wladyslaw Miziolek zum Priester geweiht und wirkte von 1975 bis 1995 als Missionar in Ruanda. Er ließ sich dafür in Tropenmedizin ausbilden und war während dieser Zeit zehn Jahre Regionaloberer des Pallottinerordens. Als es 1994 zum grausamen Bürgerkrieg zwischen Tutsi und Hutu kam, wurde Hoser für die Zeit der Abwesenheit des Apostolischen Nuntius zum Apostolischen Visitator für Ruanda ernannt. Lange beschäftigte ihn, wie er sagen sollte, die Verleumdung der Kirche und der Priester, denen vorgeworfen wurde, während des Völkermordes untätig geblieben zu sein. Als das Gemetzel losbrach, hielt sich Hoser gerade in Europa auf. Einen Monat später kehrte er in das blutende Land als päpstlicher Abgesandter zurück und bemühte sich noch über ein Jahr um Frieden und Versöhnung.
„Es war unheimlich. Überall verstreut lagen menschliche Überreste herum. Es ist nicht leicht in Worte zu fassen.“
Der Völkermord, dem eine Million Menschen zum Opfer fielen, vor allem Tutsi, führte nicht zur Abwendung, sondern zur Hinwendung zu Gott.
„Die Sehnsucht war sehr groß. Was folgte, war eine gute Zeit.“
Von 1996–2004 war er Regionaloberer der Vereinigung des Katholischen Apostolates in Frankreich. Er wurde zum Mitglied des Missionsrates der Konferenz der Höheren Ordensoberen in Frankreich gewählt. Damals unternahm er im Auftrag der Kongregation für die Evangelisierung der Völker mehrere apostolische Visitationen von Priesterseminaren in den Missionsgebieten.
Ab 2004 leitete er die Missionsprokur der Pallottiner in Brüssel und wirkte als Seelsorger bei der Europäischen Gemeinschaft (EG). 2005 berief ihn Papst Johannes Paul II. als beigeordneten Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker an die Römische Kurie und ernannte ihn zugleich zum Titularerzbischof und Vorsitzenden der Päpstlichen Missionswerke. Die Bischofsweihe spendete ihm Kardinal Crescenzio Sepe in der Kapelle der Propaganda Fide in Rom.
2008 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Warschau-Praga, wobei Hoser seinen Rang als Erzbischof ad personam beibehalten konnte. Das Bistum war erst 1992 von Johannes Paul II. aus Teilen des Erzbistums Warschau und des Bistums Plock errichtet worden. 2011 wurde Hoser zum Ehrenbürger der polnischen Hauptstadt ernannt.
Die „Normalisierung“ von Medjugorje
Im Februar 2017 wurde Erzbischof Hoser von Papst Franziskus zum Sonderdelegaten für Medjugorje ernannt, um dem Papst pastorale Vorschläge zu unterbreiten, wie die Seelsorge der Pilger im kirchlichen Sinn sichergestellt und verbessert werden könne. Im September 2017 übergab Msgr. Hoser dem Papst seine Vorschläge und gab öffentlich zu verstehen, persönlich von der Echtheit der Marienerscheinungen überzeugt zu sein, wobei er sich im Sinne der Ruini-Kommission auf die ersten sieben Erscheinungen von 1981 bezog. Katholisches.info schrieb dazu am 20. Juni 2018:

„Hoser kündigte im Herbst 2017 eine andere ‚Lösung‘ an: Rom könnte von den rund 47.000 Erscheinungen nur die ersten sieben von 1981 anerkennen. Damit habe er, laut eigener Aussage, an das Ergebnis der Ruini-Kommission angeknüpft, die zwischen 2010 und 2012 im Auftrag von Papst Benedikt XVI. Medjugorje untersuchte. Deren Bericht wurde aber noch nicht veröffentlicht. Mit den Erscheinungen der ersten Tage sind keine Botschaften verbunden, was ein Hauptpunkt für den ’salomonischen‘ Vorschlag einer Zweiteilung des Phänomens in die ersten Tage und den großen Rest zu sein scheint, mit dem manche in Rom liebäugeln.“
Bei den 47.000 Erscheinungen im Jahr 2018 handelte es sich um Schätzungen, da keine exakte Zahl vorliegt und je nach Zählweise die Schätzungen weit auseinanderliegen. Kurz zuvor hatte Kardinal Ernest Simoni beim Jugendfestival in Medjugorje, an dem er als Vertreter des Papstes teilnahm, bekanntgegeben, Franziskus habe zu Medjugorje seine „Meinung geändert“.
Im Dezember desselben Jahres emeritierte Franziskus Msgr. Hoser als Bischof von Warschau-Praga wegen Erreichens der Altersgrenze. Am 31. Mai 2018 berief er Hoser zum Apostolischen Sondervisitator der Pfarrei Medjugorje, ein Amt, das der Erzbischof bis zu seinem Tod innehatte.
Damit unterstellte Franziskus die Pfarrei, konkreter das Phänomen Medjugorje, faktisch dem Heiligen Stuhl, da Msgr. Hoser alle Letztentscheidungen in der Pfarrei zustanden. Seither begann eine „Normalisierung“, nachdem Papst Franziskus dem Phänomen Medjugorje zunächst sehr ablehnend gegenüberstanden war. Priester und Bischöfe dürfen nun offizielle Wallfahrten in den herzegowinischen Ort durchführen. Im Sommer 2019 untersagte Hoser in Medjugorje die Handkommunion. Im vergangenen Mai wurde Medjugorje in einen von Papst Franziskus initiierten Gebetsmarathon unter die weltweit wichtigsten Marienheiligtümer eingereiht.
Mit der Emeritierung von Msgr. Ratko Perić als Bischof von Mostar im Juli 2020 und dem Tod von Erzbischof Henryk Hoser, der die Ernennung eines neuen Sondervisitators notwendig macht, könnte Papst Franziskus einen weiteren Schritt zur „Normalisierung“ von Medjugorje setzen.
„Ich bereite mich ruhig auf den Tod vor“
In einem Interview mit Janusz Schwertner für das polnische Internetportal Onet wurde der Erzbischof im Juni 2017 gefragt, ob er Angst vor dem Tod habe:
„Wovor sollte ich Angst haben? Ich bereite mich ruhig auf den Tod vor. Ich glaube an einen guten, barmherzigen und gerechten Gott. Ich lebe mein ganzes Leben für Ihn.“
Ende Juli wurde vom Bistum Warschau-Praga bekanntgegeben, daß der emeritierte Diözesanbischof ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Sein Nachfolger als Bischof, Msgr. Romuald Kaminski, bat die Gläubigen um ihr Gebet. Zwei Wochen später ist der Erzbischof verstorben. Seine Schwester Julia Hoser-Krauze war ihm bereits 2012 vorausgegangen.
Während die Polnische Bischofskonferenz am 13. August in einer knappen Erklärung den Tod von Erzbischof Henryk Hoser „im 48. Jahr seines Priestertums und im 17. Jahr seines bischöflichen Amtes im Zentralkrankenhaus des Ministeriums für Inneres und Verwaltung nach langer und schwerer Krankheit“ bekanntgab, erwähnte die linksliberale polnischen Tageszeitung Gazeta Wiborcza, daß Msgr. Hoser im vergangenen April wegen Covid-19 hospitalisiert worden war.
Im deutschen Sprachraum machten katholische Medien daraus die Schlagzeile, Erzbischof Hoser sei „an Covid-19 gestorben“ (siehe Kathpress, kath.ch). Ein Zusammenhang ist jedoch ausgeschlossen. Bereits im Mai war Hoser wegen einer anderen Infektion erneut hospitalisiert worden. Jede Gelegenheit scheint „Offiziellen“ geeignet, das regierungsgewünschte Corona-Narrativ zu verbreiten.
Die Gazeta Wiborcza, für ihre kirchenfeindliche Haltung bekannt, unterstützte jahrelang kampagnenhaft die Kritik an Erzbischof Hoser, als dieser Bischof von Warschau-Praga war.
2015 wurde Msgr. Hoser von Staatspräsident Andrzej Duda mit dem Großkreuz des Ordens Polonia Restituta ausgezeichnet.
Am 20. August findet in der Michaelskathedrale von Praga (einem Ortsteil von Warschau) das Requiem für Erzbischof Henryk Hoser statt. Es wird von Kardinal Kazimierz Nycz, dem Erzbischof von Warschau, zelebriert werden. Die Predigt wird Msgr. Tadeusz Wojda, der Erzbischof von Danzig, halten. Anschließend werden die sterblichen Überreste von Erzbischof Hoser in der Krypta seiner ehemaligen Bischofskirche beigesetzt.
In der Verlautbarung des Bistums Warschau-Praga schließt mit dem Gebet für die Toten aus der heiligen Liturgie:
Herr, gib ihm die ewige Ruhe.
Und das ewige Licht leuchte ihm.
Laß ihn ruhen in Frieden.
Amen.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Bistum Warschau-Praga/Archiwum (Screenshots)
De mortuis nisi bene.
Aber die Aussage über die Echtheit der Medjugorje-Erscheinung ist Unsinn.
In den Akten des Vatikans steht alles über diesen Humbug.
Nur 2 Aussagen der angeblichen Gottesmutter: Alle Religionen sind gut und als Gipfel des Blödsinns hat sie mit den Kindern den Rosenkranz gebetet, d. h. die Gottesmutter sagte: ‚Vergib uns unsere Schuld‘.
Kommentar überflüssig.
RIP, lieber Pater.