»Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden« (Mt 5,7). Eine Besonderheit dieser Seligpreisung besteht darin, dass das, was selig macht, und das, was diese Seligkeit bewirkt, hier zusammenfällt.
Denjenigen, die Barmherzigkeit üben, wird selbst Barmherzigkeit zuteil. So beten wir ja auch im Vaterunser: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Die Vergebung, die wir gewähren und die Vergebung, die wir empfangen, gehören untrennbar zusammen. Wir alle stehen Gott wie auch den Brüdern und Schwestern gegenüber in der Schuld. Und selbst wenn wir nichts Böses getan haben, hätten wir doch mehr Gutes tun können und müssen. Wir sollten uns dies also immer wieder in Erinnerung rufen: dass wir ausnahmslos alle auf Vergebung und Geduld angewiesen sind und dass uns in dem Maße vergeben wird, in dem wir anderen vergeben. Dabei kommt uns Jesus mit seinem Erbarmen zuvor. Er hat uns vergeben, damit wir einander vergeben können. Und je mehr wir uns der vergebenden Liebe des Vaters bewusst werden, desto mehr werden wir fähig sein zu lieben. Die Barmherzigkeit ist nicht nur eine Dimension des christlichen Lebens. Sie ist das Entscheidende. Wir kommen nicht umhin, anderen zu vergeben, weil wir selbst der Vergebung bedürfen.
Herzlich grüße ich die Brüder und Schwestern deutscher Sprache. In der Fastenzeit sind wir in besonderer Weise aufgerufen, die Haltung der Barmherzigkeit einzuüben. Dies ist entscheidend für uns als Christen: dass wir die Demut besitzen, um Vergebung zu bitten, und die Großherzigkeit, Vergebung zu gewähren.
Bild: Vatican.va (Screenshot)