Das Ende eines Pontifikats und ihre Unbekannten

Notwendiger Diskurs über das Zweite Vaticanum


„Das historische Bild eines einsamen und besiegten Papstes in der Leere eines gespenstischen Petersplatzes.“
„Das historische Bild eines einsamen und besiegten Papstes in der Leere eines gespenstischen Petersplatzes.“

Von Rober­to de Mattei*

Anzei­ge

Der Amts­ver­zicht von Bene­dikt XVI. wird als eines der kata­stro­phal­sten Ereig­nis­se unse­res Jahr­hun­derts in Erin­ne­rung blei­ben, da er nicht nur die Tür zu einem ver­hee­ren­den Pon­ti­fi­kat, son­dern vor allem zu einer Situa­ti­on wach­sen­den Cha­os in der Kir­che geöff­net hat. Sie­ben­ein­halb Jah­re nach dem unglück­li­chen 11. Febru­ar 2013 nei­gen sich das Leben von Bene­dikt XVI. und das Pon­ti­fi­kat von Papst Fran­zis­kus unauf­halt­sam ihrem Ende zu. Wir wis­sen nicht, wel­ches der bei­den Ereig­nis­se dem ande­ren vor­aus­ge­hen wird, aber in bei­den Fäl­len besteht die Gefahr, daß der „Rauch des Satans“ den mysti­schen Leib Chri­sti umhüllt, wie es in der Geschich­te mög­li­cher­wei­se nie gesche­hen ist.

Das Pon­ti­fi­kat von Berg­o­glio ist an sein Ende gelangt, wenn auch nicht unter chro­no­lo­gi­schen Gesichts­punk­ten, so jedoch unter dem Gesichts­punkt sei­ner revo­lu­tio­nä­ren Wir­kung. Die Ama­zo­nas­syn­ode schlug fehl und das nach­syn­oda­le Schrei­ben Quer­ida Ama­zo­nia vom ver­gan­ge­nen 2. Febru­ar war der Grab­stein zahl­rei­cher Hoff­nun­gen der pro­gres­si­ven Welt, ins­be­son­de­re im deut­schen Sprach­raum. Das Coro­na­vi­rus oder Covid-19 hat den ehr­gei­zi­gen päpst­li­chen Pro­jek­ten für 2020 ein Ende berei­tet und uns das histo­ri­sche Bild eines ein­sa­men und besieg­ten Pap­stes ver­mit­telt, der in die Lee­re eines gespen­sti­schen Peters­plat­zes ein­ge­taucht ist. Ande­rer­seits erlaubt es die gött­li­che Vor­se­hung, die immer alle mensch­li­chen Ange­le­gen­hei­ten regelt, daß Bene­dikt XVI. die Ver­wü­stung mit­er­le­ben muß, die auf sei­ne Abdan­kung folg­te. Aber das Schlimm­ste kommt wahr­schein­lich noch.

Es war logisch vor­her­seh­bar, daß durch die Koexi­stenz von „zwei Päp­sten“ im Vati­kan ein Teil der kon­ser­va­ti­ven Welt, ange­wi­dert von Fran­zis­kus, sei­nen Blick auf Bene­dikt rich­ten und ihn im Gegen­satz zum „fal­schen Pro­phe­ten“ als „wah­ren Papst“ betrach­ten wür­de. Obwohl die­se Kon­ser­va­ti­ven von den Irr­tü­mern von Papst Fran­zis­kus über­zeugt sind, woll­ten sie dem Weg der Cor­rec­tio filia­lis an Papst Fran­zis­kus vom 11. August 2016 nicht fol­gen. Der wah­re Grund für ihre Zurück­hal­tung liegt wahr­schein­lich in der Tat­sa­che, daß die Cor­rec­tio her­aus­streicht, wie die Wur­zeln der berg­o­glia­ni­schen Abwei­chun­gen auf die Pon­ti­fi­ka­te von Bene­dikt XVI. und Johan­nes Paul II. und davor auf das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil zurück­ge­hen. Für vie­le Kon­ser­va­ti­ve läßt die Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät von Johan­nes Paul II. und Bene­dikt XVI. jedoch kei­ne Brü­che zu, und da das Berg­o­glio-Pon­ti­fi­kat die Ableh­nung die­ser Her­me­neu­tik zu reprä­sen­tie­ren scheint, besteht die ein­zi­ge Lösung des Pro­blems dar­in, Fran­zis­kus aus dem Hori­zont zu streichen.

Bene­dikt selbst, der den Titel des eme­ri­tier­ten Pap­stes bean­sprucht, sich wei­ter­hin weiß klei­det und den apo­sto­li­schen Segen erteilt, setz­te Gesten, die die­se müh­se­li­ge Arbeit zu ermu­ti­gen schei­nen, den neu­en Papst durch den alten zu erset­zen. Das Haupt­ar­gu­ment ist jedoch die Unter­schei­dung zwi­schen Munus und Mini­ste­ri­um, mit der Bene­dikt eine Art mysti­sches Pon­ti­fi­kat für sich bewah­ren zu wol­len scheint, aber die Aus­übung der Regie­rung Fran­zis­kus über­läßt. Der Ursprung die­ser The­se geht auf eine Rede von Msgr. Georg Gäns­wein vom 20. Mai 2016 an der Päpst­li­chen Uni­ver­si­tät Gre­go­ria­na zurück, in der er erklär­te, Papst Bene­dikt habe sein Amt nicht auf­ge­ge­ben, son­dern die­sem eine neue kol­le­gia­le Dimen­si­on gege­ben, indem er es zu einem qua­si geteil­ten Dienst mach­te („als einem qua­si gemein­sa­men Dienst“). Es nütz­te nichts, daß Msgr. Georg Gäns­wein in einer Erklä­rung gegen­über Life­Si­teNews am 14. Febru­ar 2019 die Gül­tig­keit des Rück­tritts von Bene­dikt XVI. vom Petrus­amt bekräf­tig­te und erklärte:

„Es gibt nur einen recht­mä­ßig gewähl­ten Papst, und das ist Franziskus.“

Die Idee einer mög­li­chen Neu­de­fi­ni­ti­on des petri­ni­schen Munus war in die Welt gesetzt. Und ange­sichts des Ein­wan­des, das Papst­tum sei eins und unteil­bar und kön­ne kei­ne Auf­spal­tun­gen tole­rie­ren, ant­wor­ten die erwähn­ten Kon­ser­va­ti­ven, daß genau die­se Tat­sa­che die Ungül­tig­keit des Rück­tritts von Bene­dikt XVI. bewei­se. Bene­dikts Absicht war es, so sagen sie, das Pon­ti­fi­kat zu bewah­ren, indem er annimmt, daß das Amt zwei­ge­teilt wer­den kön­ne. Das aber sei ein sub­stan­ti­el­ler Irr­tum, da die mon­ar­chi­sche und ein­heit­li­che Natur des Papst­tums gött­li­chen Rechts ist. Der Ver­zicht von Bene­dikt XVI. wäre daher ungültig.

Wäre bewie­sen, daß Bene­dikt XVI. wirk­lich die Absicht hat­te, das Pon­ti­fi­kat zu tei­len und damit die Ver­fas­sung der Kir­che zu ändern, wäre er der Häre­sie ver­fal­len. Und da die­ses häre­ti­sche Ver­ständ­nis des Papst­tums dann natür­lich sei­ner Wahl vor­aus­ge­gan­gen wäre, müß­te auch die Wahl von Bene­dikt aus dem­sel­ben Grund für ungül­tig gehal­ten wer­den, aus dem sein Rück­tritt für ungül­tig gehal­ten wird. Er wäre dann in kei­nem Fall Papst. Dies sind jedoch abstrak­te Dis­kur­se, weil nur Gott die Absich­ten beur­teilt, wäh­rend sich das kano­ni­sche Recht dar­auf beschränkt, das äuße­re Ver­hal­ten der Getauf­ten zu bewer­ten. In einem berühm­ten Grund­satz des Römi­schen Rechts, an den sowohl Kar­di­nal Wal­ter Brand­mül­ler als auch Kar­di­nal Ray­mond Bur­ke erin­nert haben, heißt es:  De inter­nis non iudi­cat prae­tor, ein Rich­ter beur­teilt kei­ne inne­ren Din­ge. Ande­rer­seits besagt Canon 1526,1 des neu­en Kodex des Kir­chen­rechts: Onus pro­ban­di incum­bit ei qui asse­rit (Die Beweis­last liegt bei dem­je­ni­gen, der etwas behaup­tet). Es gibt einen Unter­schied zwi­schen Indiz und Beweis. Das Indiz deu­tet auf die Mög­lich­keit einer Tat­sa­che hin, der Beweis schafft Gewiß­heit. Aga­tha Chri­sties Regel, daß drei Indi­zi­en ein Beweis sind, gilt für die Lite­ra­tur, nicht aber für die staat­li­chen oder kirch­li­chen Gerichte.

Zudem: Wenn Bene­dikt XVI. der recht­mä­ßi­ge Papst ist, was wür­de dann pas­sie­ren, wenn er eines Tages ster­ben oder Papst Fran­zis­kus vor ihm ster­ben wür­de? Da vie­le der der­zei­ti­gen Kar­di­nä­le von Papst Fran­zis­kus kre­iert wur­den und kei­ner der Papst-Wäh­ler ihn als einen Gegen­papst betrach­tet, wäre die apo­sto­li­sche Suk­zes­si­on unter­bro­chen, was die Sicht­bar­keit der Kir­che beein­träch­ti­gen wür­de. Das Para­dox ist, daß die juri­sti­sche Sophi­stik bemüht wird, um die Ungül­tig­keit von Bene­dikts Rück­tritt zu bewei­sen, dann aber außer­ka­no­ni­sche Lösun­gen zum Ein­satz gelan­gen soll­ten, um das Pro­blem der Nach­fol­ge von Bene­dikt oder Fran­zis­kus zu lösen. Die The­se des fran­zis­ka­ni­schen Visio­närs Jean de Roque­taillade (Johan­nes von Rupe­scis­sa: 1310–1365), wonach am Ende der Zeit ein „Engels­papst“ an der Spit­ze einer unsicht­ba­ren Kir­che erschei­nen wür­de, ist ein Mythos, der von vie­len Pseu­do­pro­phe­ten ver­brei­tet, aber von der Kir­che nie aner­kannt wur­de. Ist das der Weg, den ein Teil der kon­ser­va­ti­ven Welt ein­schla­gen will? Da erscheint es doch logi­scher, anzu­neh­men, daß die Kar­di­nä­le, die sich im Kon­kla­ve ver­sam­meln, um nach dem Tod oder dem Amts­ver­zicht von Papst Fran­zis­kus einen neu­en Papst zu wäh­len, vom Hei­li­gen Geist unter­stützt wer­den. Es stimmt zwar, daß die Kar­di­nä­le den gött­li­chen Ein­fluß ableh­nen könn­ten, indem sie einen schlech­te­ren Papst als Fran­zis­kus wäh­len. Eben­so wahr ist aber, daß die Vor­se­hung uner­war­te­te Über­ra­schun­gen berei­ten könn­te, wie dies bei der Wahl von Pius X. oder ande­ren gro­ßen Päp­sten in der Geschich­te der Fall war.

Was wir brau­chen, ist ein hei­li­ger Papst und vor allem ein näch­ster Papst. Unter dem Titel The Next Pope. The Lea­ding Car­di­nal Can­di­da­tes (Der näch­ste Papst. Die füh­ren­den Kan­di­da­ten unter den Kar­di­nä­len) wur­de soeben von Sophia Insti­tu­te Press ein aus­ge­zeich­ne­tes Buch des eng­li­schen Jour­na­li­sten Edward Pen­tin ver­öf­fent­licht. Das Haupt­ver­dienst die­ser über 700 Sei­ten umfas­sen­den Arbeit besteht dar­in, uns ins Erin­ne­rung zu rufen, daß es einen „näch­sten Papst“ geben wird, und uns durch die Pro­fi­le von 19 „Papa­bi­li“ alle Infor­ma­tio­nen anzu­bie­ten, die für den Ein­tritt in die Nach-Fran­zis­kus-Ära erfor­der­lich sind.

Wir müs­sen uns davon über­zeu­gen, daß die Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät geschei­tert ist, weil wir uns in einer Kri­se befin­den, in der wir uns an den Fak­ten und nicht an ihren Inter­pre­ta­tio­nen mes­sen müs­sen. Peter Kwas­niew­ski merk­te dazu rich­tig an:

„Die Unan­nehm­bar­keit die­ses Ansat­zes zeigt sich unter ande­rem in dem mini­ma­len Erfolg, den Kon­ser­va­ti­ve dabei hat­ten, die ver­hee­ren­den ‚Refor­men‘, Ten­den­zen, Gewohn­hei­ten und die im Gefol­ge und im Namen des letz­ten Kon­zils mit päpst­li­cher Zustim­mung und Dul­dung errich­te­ten Insti­tu­tio­nen rück­gän­gig zu machen.“

Papst Fran­zis­kus hat die Her­me­neu­tik der „Dis­kon­ti­nui­tät“ nie theo­re­ti­siert, son­dern woll­te das Zwei­te Vati­ca­num in der Pra­xis ver­wirk­li­chen, und die ein­zi­ge erfolg­rei­che Ant­wort auf die­se Pra­xis liegt in der kon­kre­ten Rea­li­tät theo­lo­gi­scher, lit­ur­gi­scher, kano­ni­scher und mora­li­scher Tat­sa­chen und nicht in einer ste­ri­len her­me­neu­ti­schen Debat­te. In die­ser Hin­sicht wird das eigent­li­che Pro­blem nicht die Kon­ti­nui­tät oder Dis­kon­ti­nui­tät des näch­sten Pap­stes mit Papst Fran­zis­kus sein, son­dern sei­ne Bezie­hung zum histo­ri­schen Kno­ten, dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil. Eini­ge Kon­ser­va­ti­ve wol­len Papst Fran­zis­kus im Namen der Her­me­neu­tik der Kon­ti­nui­tät durch kano­ni­sche Form­feh­ler zu Fall brin­gen. Aber wenn es mög­lich ist, einen Papst sei­ner Dis­kon­ti­nui­tät mit sei­nem Vor­gän­ger zu beschul­di­gen, war­um nicht auch die Mög­lich­keit der Dis­kon­ti­nui­tät eines Kon­zils mit den vor­he­ri­gen zuge­ben? In die­sem Zusam­men­hang soll­ten die jüng­sten Stel­lung­nah­men von Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò und von Weih­bi­schof Atha­na­si­us Schnei­der zum Zwei­ten Vati­ka­num gewür­digt wer­den, die den Mut hat­ten, sich einer theo­lo­gi­schen und kul­tu­rel­len Debat­te zu stel­len, die nicht ver­mie­den wer­den kann. Die­se Arbeit der histo­ri­schen und theo­lo­gi­schen Revi­si­on des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils ist not­wen­dig, um die Schat­ten zu zer­streu­en, die sich am Ende des Pon­ti­fi­kats ver­dich­ten, aber auch, um eine Spal­tung zu ver­mei­den, die die guten Katho­li­ken vor die Ent­schei­dung stel­len könn­te, zwi­schen einem schlech­ten, aber legi­ti­men Papst und einem guten oder „mysti­schen“, aber ille­gi­ti­men Gegen­papst ent­schei­den zu müssen.

*Rober­to de Mat­tei, Histo­ri­ker, Vater von fünf Kin­dern, Pro­fes­sor für Neue­re Geschich­te und Geschich­te des Chri­sten­tums an der Euro­päi­schen Uni­ver­si­tät Rom, Vor­sit­zen­der der Stif­tung Lepan­to, Autor zahl­rei­cher Bücher, zuletzt in deut­scher Über­set­zung: Ver­tei­di­gung der Tra­di­ti­on: Die unüber­wind­ba­re Wahr­heit Chri­sti, mit einem Vor­wort von Mar­tin Mose­bach, Alt­öt­ting 2017 und Das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil. Eine bis­lang unge­schrie­be­ne Geschich­te, 2. erw. Aus­ga­be, Bobingen2011.

Über­set­zung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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6 Kommentare

  1. Rei­ne Spe­ku­la­tio­nen meinerseits!

    Der Blitz­ein­schlag in St. Peter brach­te in mir den Gedan­ken zum Tra­gen: „Ich, der Herr, habe Euch den Besten gege­ben. Ihr habt ihn fer­tig gemacht!“
    Wäre Bene­dikt XVII. als Regie­ren­der heu­te noch am Leben?
    Der Hl. Geist hat ihn in der Über­zeu­gung bestärkt, daß sein Rück­tritt rich­tig ist.
    Mit sei­nem Rück­tritt oder Tod als Regie­ren­der Papst geht das Amt an den Nach­fol­ger über, [den wir jetzt haben].
    Weil wir den Nicht­re­gie­ren­den noch haben, ist Fran­zis­kus mit sei­nen Vor­ha­ben geschei­tert. Bene­dikt ist bestätigt.
    Wenn Fran­zis­kus stirbt, wird ein neu­er Papst gewählt. Der „Gefan­ge­ne des Vati­kan“ spielt dabei kei­ne Rolle.

  2. Die Bischö­fe Ungarns unter­rich­ten Ihre Schäf­chen bereits dar­in, war­um die Wahl von Fran­zis­kus nicht gül­tig war.
    Sehr geehr­ter Herr de Mat­tei, Sie sehen die mysti­sche Dimen­si­on, ver­mi­schen Sie dann aber mit welt­li­chem Den­ken, ohne es wie­der zusam­men zu führen.
    Damit hel­fen Sie nicht wirklich.

  3. Mit­un­ter mag man ger­ne unter der tie­fen Angst vor der eige­nen Erkennt­nis lei­den. Auch mir ergeht es da nicht anders als Rober­to de Mat­tei – ein herz­li­ches Vergelt‘s Gott für die­se erneut hoch inter­es­san­ten Aus­füh­run­gen! – und man ist geneigt, ange­sichts immer neue Schand­ta­ten kirch­li­cher Wür­den­trä­ger mit einem „Wie kön­nen die das nur tun? Das kann doch nicht deren Ernst sein!“ den Blick abzu­wen­den. Ich wüß­te nicht, wor­an man das bal­di­ge Ende des momen­ta­nen Pon­ti­fi­kats erken­nen könn­te. Mag also sein, daß dem hoch ver­ehr­ten Rober­to de Mat­tei bezüg­lich der Beur­tei­lung Bene­dikt XVI., i.e. des­sen Pon­ti­fi­kats samt des­sen Früch­te, gewis­ser­ma­ßen der Weich­zeich­ner durch­ge­gan­gen ist. Kathar­sis jedoch schenkt sich am Ende immer all jenen, die auch der bit­te­ren Wahr­heit ins Gesicht blicken. 

    Joseph Ratz­in­ger, wie auch des­sen kürz­lich ver­stor­be­ner Bru­der Georg (RIP), waren schon in frü­her Jugend dem Moder­nis­mus ange­han­gen, und zeit deren Leben hat­te sich dar­an nie etwas geän­dert gehabt. Behaup­te­te Georg Ratz­in­ger, die „doch sehr star­re Lit­ur­gie der Mes­se muß­te auf­ge­lockert werden…“, 

    Der Münch­ner Dog­ma­tik-Pro­fes­sor Micha­el Schmaus hat­te Ratz­in­ger durch­fal­len las­sen – völ­lig zurecht! Ein ange­hen­der Kle­ri­ker, der bestrei­tet, die Offen­ba­rung sei „unver­än­der­lich“, son­dern allen Ern­stes behaup­tet, sie sei „geschicht­lich und dyna­misch“, frei­lich, ohne auch nur den gering­sten Beleg für so viel hane­bü­che­nen Unsinn vor­zu­le­gen, der hat am Kathe­ter katho­li­scher Insti­tu­tio­nen ganz ein­fach nichts ver­lo­ren. Wer so abirrt wie Ratz­in­ger, der dürf­te auch ohne viel Feder­le­sens Mar­tin Luthers sinn­ge­mäß iden­ti­scher Ein­las­sung von einer „eccle­sia sem­per refor­man­da“ das Wort reden. Wie­so auch nicht? 

    Die bibli­sche Offen­ba­rung ist unver­än­der­lich, denn Jesus Chri­stus hat Sich seit Sei­ner Him­mel­fahrt nicht ver­än­dert: Er ist – er ist nach wie vor A und Ω, und Er ist es bis zu Sei­ner zwei­ten Paru­sie. Der Mensch hat weder die Macht, an Sei­nen Wor­ten etwas zu ver­än­dern, noch hät­te er das Recht, es auch nur ver­su­chen oder zu behaup­ten. Da könn­te ja am Ende wirk­lich jeder kom­men – auch ein Ratzinger. 

    Ein wah­res Aper­çu aus dem zwei­ten Video erlau­be ich mir hier zu zitie­ren; es ist ein­fach zu gut: 

    > Schmaus erklär­te: „Der Ratz­in­ger ver­steht es, die Din­ge in blu­mi­ge For­mu­lie­run­gen ein­zu­bin­den, aber wo ist der Kern der Sache?“ Für Ratz­in­gers Freund und Men­tor Alfred Läpp­le steht Ratz­in­ger „für eine Theo­lo­gie des Gefühls“. Und: „Er scheut kla­re Defi­ni­tio­nen.“ Am Schluss stel­le sich, so Läpp­le bei Ratz­in­ger, die Fra­ge: „Was hat er eigent­lich gesagt.“ 

    Zeit­ge­nös­sisch mag‘s unge­mein schwer sein, katho­lisch Kurs zu hal­ten. Das wich­tig­ste ist und bleibt jedoch, sich den hei­li­gen Glau­ben zu bewah­ren – unver­än­dert, unver­kürzt, unver­sehrt und rein. Nie­mand, auch kein Papst darf da etwas hin­zu­fü­gen, noch etwas davon weg­neh­men. Tut er dies den­noch, wie sämt­li­che Päp­ste nach dem II. Vati­ka­ni­schen Kon­zils, dann hat er das Recht auf mei­nen Gehor­sam ver­lo­ren: Ich kann ja schließ­lich nicht unse­rem Herr­gott Jesus Chri­stus und Sei­ner unver­än­der­li­chen Froh­bot­schaft anhan­gen, sowie simul­tan und syn­chron dem Zwei­ten Vati­ka­num – Glau­bens­frei­heit und Öku­me­nis­mus – und des­sen irdi­schen Epi­go­nen und Adep­ten. Wer behaup­tet, das sei den­noch mög­lich, postu­liert die Exi­stenz eines ech­ten Para­do­xons. Geor­ge Orwell läßt grüßen. 

    Ratz­in­ger hat zeit sei­nes Lebens die katho­li­sche Tra­di­ti­on ver­bis­sen bekämpft; wäre S.E. Erz­bi­schof Mar­cel Lefeb­v­re noch unter uns, so könn­te er davon gan­ze Opern sin­gen. Jeder, der Bene­dikt seit dem Pon­ti­fi­kat Fran­zis­kus‘ ver­mißt und in die vie­len fau­len Früch­te, die bei­de getra­gen haben und immer noch tra­gen, etwas hin­ein geheim­nist, was dort nicht drin ist, belügt sich am Ende selber. 

    Zum Kreuz­tra­gen gehört offen­bar auch der Schmerz über die inner­kirch­li­chen Ver­wü­stun­gen. Nach allen Regeln der Logik, sowie gemes­sen an der Offen­ba­rung, bestehen zwei Optio­nen: Ent­we­der Unser Herr­gott Jesus Chri­stus schickt doch wie­der Viri Pro­ba­ti, die das Schiff­lein Petri wie­der auf den ein­zig rich­ti­gen Kurs zurück manö­vrie­ren, oder das Ende aller Zeit­lich­keit ist nicht mehr fern. Es ist nicht an uns, die Zukunft zu ken­nen, wohl aber ergeht an uns der Impe­ra­tiv, im täg­li­chen Gebet den rei­nen Glau­ben zu bewah­ren. So sei es, und Gott steh‘ uns bei, und die Hei­li­ge Maria Mut­ter­got­tes bit­te für uns. 

    In Cri­sto per Mariam. + 

    Car­los­mi­guel

    • So weit rich­tig, aber es ist gewiß nicht falsch, wenn man sich an das erin­nert, was S. E. Mar­cel Lefe­brve zu den kon­zi­lia­ren Päp­sten gesagt hat: Sie haben ein Dop­pel­ge­sicht, alle!

      Papst Bene­dikt hat sei­ne Theo­lo­gie immer wei­ter dem Moder­nis­mus geöff­net, die­ser Vor­gang ging bis zum berüch­tig­ten Werk „Ein­füh­rung in das Chri­sten­tum, danach aber – da zeigt sich das ande­re Gesicht, des emp­find­li­chen Prie­sters – 1968 ange­sichts der Umstän­de die Uni­ver­si­tät Tübin­gen ver­las­sen, um 1969 an die Uni­ver­si­tät Regens­burg zu wech­seln. Dort wur­de er in der Abge­schie­den­heit der Stadt mit dem Werk von Jac­ques Monod ver­traut und wan­del­te sich von da ab zum Pro­gres­si­sten, zu jener Art von Theo­lo­gen, die schein­bar kon­ser­va­tiv sind (in die­sem Fal­les wur­de er es tat­säch­lich!), aber das direk­te Ein­grei­fen der Über­na­tur in die Geschich­te zumin­dest für die Zeit­ge­schich­te, nicht aber für die Kir­che selbst, ableh­nen. Die Geschich­te ist kein Got­tes­be­weis, wohl aber der Rich­tig­keit des Katho­li­schen Dog­mas., das Teil der Natur, nicht aber der Über­na­tur ist. Die Leh­re hat sich bedingt durch die histo­ri­schen Ver­läu­fe so logi­scher­wei­se erge­ben. Daher auch die kon­se­quen­te Moder­ni­sie­rung des Logos-Begriffs bis zu sei­nem zwei­ten Haupt­werk „Theo­lo­gi­sche Prin­zi­pi­en­leh­re“, das er schon als Prä­fekt der Glau­bens­kon­gre­ga­ti­on veröffentlichte.

      Man könn­te die­ses noch wei­ter aus­füh­ren, aber wei­te­re Bewei­se der Dop­pel­ge­sich­tig­keit sind die Wider­sprü­che zwi­schen „Domi­nus Jesus“ und dem posi­ti­ven Gut­ach­ten zur Fra­ge der Gül­tig­keit der „Ana­pho­ra von Mari und Addai“ ohne den Ein­set­zungs­be­richt (2001), der Wider­spruch zwi­schen „Eccle­sia Dei“ und der Pre­digt in Sant­ia­go de Chi­le (1988), der Enzy­kli­ka „Fides et Ratio“ und die „Agen­di Ratio“ zur Lehr­über­prü­fung, schließ­lich der Wider­spruch zwi­schen „Sum­morum Pon­ti­fi­cum“ und „Spe Sal­vi“ aus dem Jahr 2007. Die Liste läßt sich noch fort­set­zen, Ratz­in­ger wech­sel­te immer zwi­schen dem schein­bar tra­di­ti­ons­treu­en Prie­ster und dem kühn fort­schrei­ten­den Theo­lo­gen. Das setz­te sich zum Teil bis in sein Pon­ti­fi­kat durch – sie­he Regensburg.

      Irgend­wann bricht jedes dop­pel­ge­sich­ti­ge Kar­ten­haus zusam­men, Johan­nes XXIII. starb sehr schnell, Paul VI. wur­de halb wahn­sin­nig und ver­starb auch recht schnell, zu Johan­nes Paul I. kann man nur wenig sagen, aber bei Johan­nes Paul II. wur­de die­ses so stark, daß er nicht bemerk­te, daß ein schwe­res Lei­den ihm zur Bekeh­rung auf­er­legt wor­den ist, eine Bekeh­rung die nie statt­fand, bei Bene­dikt XVI. fand die­se Dop­pel­ge­sich­tig­keit sei­nen vor­läu­fi­gen Höhen­punkt, indem er von Amt zurück­tritt, wei­ter aber Papst bleibt, wo schon der war­nen­de Schlag von oben kam, und schließ­lich Fran­zis­kus, der kei­ne Dop­pel­ge­sich­tig­keit mehr hat, son­dern eine Viel­zahl von Mas­ken, die er jeweils auf­setzt. Nur haben auch die­ses die Gläu­bi­gen durchschaut!

    • Genau­so ist es, vie­len Dank für Ihre Gedanken.
      Bei aller Sympha­tie für Joseph Ratz­in­ger, muss man lei­der festel­len, das er zeit­le­bens ein bein­har­ter Moder­nist geblie­ben ist.
      Das Motu Pro­prio über die alte Mes­se war schön, aber nicht wirk­lich nötig.
      Kein Papst kann einem Prie­ster befeh­len den NOM zu fei­ern, bzw. die alte Mes­se verbieten.
      Denn der NOM wur­de, dank des hl.Geistes, nie­mals promulgiert.
      Ratz­in­ger hat halt treu in der Dia­lek­tik bei­de „Exre­me“ zugelassen.
      Klas­sisch liberal.

  4. Man darf bei alle­dem nicht ausser Acht las­sen, dass man dach­te und noch immer denkt, dass gera­de das Fest­hal­ten an Leh­re und Tra­di­ti­on die Men­schen der Kir­che ent­frem­den wür­de. Zu sehr schien der Zeit das Geheim­nis Got­tes in kau­sa­le Wor­te abge­fasst wor­den zu sein. Leu­te wie Ratz­in­ger, wel­che die Kir­che zwei­fel­los lieb­ten und lie­ben, ver­such­ten red­lich dem Aus­zug der Men­schen aus der Kir­che eine Spra­che gegen­über­zu­stel­len, die sich mit dem moder­nen Den­ken adap­tie­ren liesse.
    Der Glau­be an Über­na­tür­li­ches und Wun­der schien und scheint erschüt­tert, so dass man eine Spra­che fin­den woll­te, wel­che an die­sem Punkt ansezt, und den Glau­ben daher auch wis­sen­schaft­lich plau­si­bel und halt­bar machen woll­te, ange­sichts einer Wis­sen­schaft die den Wahr­heits­an­spruch nun­mehr mitdefinierte.

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