Der nächste McCarrick-Boy wird Erzbischof von Washington

Santa Marta will Anti-Trump-Position


Papst Franziskus mit Kardinal Robert McElroy
Papst Franziskus mit Kardinal Robert McElroy

Am gest­ri­gen Hoch­fest der Erschei­nung des Herrn ernann­te Papst Fran­zis­kus einen neu­en Erz­bi­schof von Washing­ton und setz­te damit ein poli­ti­sches Zei­chen, sowohl inner­kirch­lich als auch welt­lich – ein berg­o­glia­ni­sches Zeichen.

Der Erz­bi­schofs­stuhl von Washing­ton gilt inner­kirch­lich nicht als der rang­höch­ste in den USA, das ist jener von Chi­ca­go. Und selbst dann gibt es auf­grund der Geschich­te noch ande­re Bis­tü­mer. Das Erz­bis­tum Washing­ton umfaßt jedoch die Bun­des­haupt­stadt Washing­ton D. C. und ist daher von emi­nent poli­ti­scher Bedeu­tung, denn in Washing­ton kon­zen­triert sich die Macht der USA, die von vie­len dort noch als „ein­zi­ge ver­blie­be­ne Welt­macht“ gese­hen wer­den. Dort resi­diert auch der Apo­sto­li­sche Nun­ti­us. Die Bedeu­tung kommt auch dar­in zum Aus­druck, daß alle bis­he­ri­gen Erz­bi­schö­fe von Washing­ton die Kar­di­nals­wür­de inne­hat­ten, um der welt­li­chen Macht gegen­über ihren Rang zu verdeutlichen.

Der Erz­bi­schofs­stuhl ist seit 2000 fest in McCar­ri­ck-Hand. Theo­do­re McCar­ri­ck hat­te das Amt selbst von 2000 bis 2006 inne und sorg­te auf­grund sei­ner geschick­ten Netz­werk­ar­beit dafür, daß die Nach­fol­ge für sei­ne Rich­tung gesi­chert blieb. Sei­ne Rich­tung meint zwei­er­lei: homo­phil und pro­gres­siv. Letz­te­res hängt aller­dings mit den äuße­ren Umstän­den zusam­men. Regier­te in Rom ein kon­ser­va­ti­ver Papst, wuß­te man in Deckung zu gehen und sich zurück­zu­hal­ten. Glei­ches gilt bezüg­lich der poli­ti­schen Mehr­heits­ver­hält­nis­se in den USA. Dort hat sich mit dem Auf­stieg von Donald Trump die­se Zurück­hal­tung aller­dings ver­flüch­tigt. Gegen Trump gibt es stär­ke­ren Widerstand.

Auf McCar­ri­ck folg­te Donald Kar­di­nal Wuerl (Erz­bi­schof 2006–2018), bis schließ­lich auch er über den McCar­ri­ck- und ins­ge­samt den sexu­el­len Miß­brauchs­skan­dal stürz­te und zurück­tre­ten muß­te. Papst Fran­zis­kus sicher­te mit der Ernen­nung von Wil­ton Kar­di­nal Gre­go­ry (Erz­bi­schof 2019–2025) die Nach­fol­ge für die McCarrick-Boys.

Der nächste McCarrick-Boy

Gestern ernann­te er mit Robert Kar­di­nal McEl­roy den näch­sten McCar­ri­ck-Boy zum Erz­bi­schof von Washing­ton. McEl­roy ist inner­kirch­lich wie welt­lich ein­deu­tig posi­tio­niert. Er ver­tei­dig­te in der Ver­gan­gen­heit jede der eben­so umstrit­te­nen wie sym­bol­träch­ti­gen „Öff­nun­gen“ von Papst Fran­zis­kus, beson­ders jene zugun­sten der Migrations‑, Homo‑, Abtrei­bungs- und Kli­ma-Agen­da. Auf Wider­spruch gegen die Zulas­sung von Homo-Seg­nun­gen reagier­te der berg­o­glia­ni­sche Kar­di­nal mit dem Vor­wurf der „Schwu­len­feind­lich­keit“. Ins­ge­samt war McEl­roy in den ver­gan­ge­nen Jah­ren immer dabei, wenn es dar­um ging, die Aner­ken­nung der Homo­se­xua­li­tät zu for­dern und zu för­dern.

Ob aus Pflicht­be­wußt­sein oder aus Über­zeu­gung, wahr­schein­lich bei­dem, sprang McEl­roy mit Nach­druck in die Bre­sche, als es dar­um ging, die Bestre­bun­gen im US-Epi­sko­pat abzu­weh­ren, US-Prä­si­dent Joe Biden wegen sei­ner Abtrei­bungs­po­li­tik für exkom­mu­ni­ziert zu erklä­ren und von der Kom­mu­ni­on aus­zu­schlie­ßen. Auch dar­in tra­fen sich sei­ne Über­zeu­gun­gen mit jenen von Papst Franziskus.

Wor­in McEl­roy und Papst Fran­zis­kus noch über­ein­stim­men ist ihr grund­sätz­li­cher Umgang mit der Abtrei­bungs­fra­ge. Natür­lich leh­nen sie die Tötung unge­bo­re­ner Kin­der ab, doch sobald dar­aus eine poli­ti­sche Fra­ge wird, wo sie sich gegen ihre lebens­feind­li­chen lin­ken Freun­de stel­len müß­ten, ist von einem Wider­spruch nichts mehr zu hören. Man müs­se nicht immer dar­über reden, hat­te Fran­zis­kus bereits im Sep­tem­ber 2013 sei­ne Linie umschrie­ben, die er mit sei­nem Pon­ti­fi­kat der Kir­che auf­er­leg­te. Die Lebens­rechts­grup­pen wer­den, sobald sie poli­ti­sche For­de­run­gen erhe­ben, als stö­rend emp­fun­den. Als bei der Herbst­voll­ver­samm­lung 2019 die US-Bischofs­kon­fe­renz dar­über abstimm­te, ob die For­de­rung nach dem Lebens­recht für die unge­bo­re­nen Kin­der wei­ter­hin eine zen­tra­le Fra­ge blei­ben soll, sprach sich eine Zwei­drit­tel­mehr­heit dafür aus. McEl­roy aber stimm­te dage­gen. Mit jedem Jahr des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats wird die berg­o­glia­ni­sche Frak­ti­on im US-Epi­sko­pat stär­ker. Fran­zis­kus setzt sei­ne Anhän­ger und Unter­stüt­zer rück­sichts­los an die Schalt­he­bel, wo immer er nur kann. Dazu gehört auch der Erz­bi­schofs­stuhl von Washington.

Ein von Franziskus geförderter progressiver Außenseiter

Robert McEl­roy gehör­te 2015, als ihn Fran­zis­kus zum Bischof von San Die­go ernann­te, zu den „lin­ken Außen­sei­tern“, jener Spe­zi­es von pro­gres­siv-homo­phi­len Kir­chen­män­nern, die Fran­zis­kus sucht, um sie zu Diö­ze­san­bi­schö­fen zu beför­dern. McEl­roy, der sei­ne Kar­rie­re als Sekre­tär des frü­he­ren Erz­bi­schofs von San Fran­cis­co, des ultra­pro­gres­siv-homo­phi­len John Rapha­el Kar­di­nal Quinn (1977–1995), begon­nen hat­te, war damals durch Theo­rien zu einer Radi­kal­re­form des Papst­tums auf­ge­fal­len. Mit Hil­fe von McCar­ri­ck, der damals noch das ent­schei­den­de Wort bei Emp­feh­lun­gen für Bischofs­er­nen­nun­gen in den USA hat­te, gelang­te Quinns gei­sti­ger Zieh­sohn McEl­roy auf die berg­o­glia­ni­sche Ernennungsliste.

Brief von Kar­di­nal McEl­roy an die Priester

2016 bewarb sich McEl­roy bei den Wah­len der US-Bischofs­kon­fe­renz um das Amt des ein­fluß­rei­chen Vor­sit­zen­den der Kom­mis­si­on Ius­ti­tia et Pax, unter­lag aber einem kon­ser­va­ti­ven Mit­bru­der. Man woll­te sich zäh­len las­sen, um zu sehen, wie stark die ein­zel­nen Frak­tio­nen sind. Fran­zis­kus ließ sich von sol­chen Rück­schlä­gen nicht beir­ren. Jede Neu­er­nen­nung wür­de ihn dem Ziel näherbringen.

Papst Fran­zis­kus hat gestern eine hoch­po­li­ti­sche Ent­schei­dung getrof­fen: Mit der Ernen­nung des 70jährigen McEl­roy deckt er auf alle Fäl­le die Amts­zeit Trumps ab. Dem neu­en US-Prä­si­den­ten, der am kom­men­den 20. Janu­ar in sein Amt ein­ge­führt wer­den wird, steht damit nicht nur die Bun­des­haupt­stadt selbst feind­lich gegen­über, son­dern auch die dop­pel­te Ver­tre­tung der Kir­che in der Stadt, der Orts­bi­schof und der Nuntius.

Es ist kaum zu glau­ben und in Euro­pa nur weni­gen bekannt, aber Donald Trump erhielt in der Bun­des­haupt­stadt, oder genau­er dem soge­nann­ten District of Colum­bia, nur 6,47 Pro­zent der Wäh­ler­stim­men, die demo­kra­ti­sche Kan­di­da­tin Kama­la Har­ris aber unglaub­li­che 90,28 Pro­zent. Deut­li­cher kann die Feind­se­lig­keit einer Bun­des­haupt­stadt, in der haupt­säch­lich Bun­des­be­am­te und ande­re Dienst­neh­mer von Bun­des­be­hör­den sowie Lob­by­isten und Ange­stell­te von NGOs und pri­va­ter Stif­tun­gen leben, kaum zum Aus­druck gebracht werden.

Franziskus will Anti-Trump-Position

Nun erklärt sich auch, war­um Fran­zis­kus am 10. Okto­ber, im Rah­men der Syn­oda­li­täts­syn­ode in Rom, drei US-Kar­di­nä­le, die er zu Syn­oda­len ernannt hat­te, in Audi­enz emp­fing, den vier­ten auch von ihm ernann­ten aber nicht. Emp­fan­gen wur­den damals von ihm die Kar­di­nä­le Bla­se Cupich, der Erz­bi­schof von Chi­ca­go und mäch­tig­ste Gestalt der Berg­o­glia­ner in den USA, Joseph Wil­liam Tobin, der Erz­bi­schof von Newark, und Robert McEl­roy, damals noch Bischof im eher unbe­deu­ten­den San Die­go in Kali­for­ni­en. Fran­zis­kus hat­te aber vier pur­pur­tra­gen­de McCar­ri­ck-Boys zu Syn­oda­len der Syn­oda­li­täts­syn­ode ernannt, der vier­te war Wil­ton Gre­go­ry. Er sei, obwohl in Rom anwe­send, „ver­hin­dert“ gewe­sen. Bei der Audi­enz war es offen­sicht­lich um die Nach­fol­ge für Kar­di­nal Gre­go­ry als Erz­bi­schof von Washing­ton gegan­gen. Ein­zig McEl­roy, von Fran­zis­kus auf­grund sei­ner „Ver­dien­ste“ im August 2022 zum Kar­di­nal kre­iert, saß von den drei Anwe­sen­den noch auf kei­nem Erzbischofsstuhl.

Apro­pos Abtrei­bungs­po­li­tik und Kom­mu­nion­emp­fang: Als Erz­bi­schof Sal­va­to­re Cor­di­leo­ne als zustän­di­ger Erz­bi­schof von San Fran­cis­co 2022 erklär­te, Nan­cy Pelo­si, eine der ein­fluß­reich­sten Gestal­ten der lin­ken Demo­kra­ti­schen Par­tei, wegen ihrer Abtrei­bungs­po­li­tik für exkom­mu­ni­ziert zu betrach­ten und von der Kom­mu­ni­on aus­zu­schlie­ßen, stell­te sich ihm McEl­roy, Suf­fra­gan des Nach­bar­me­tro­po­li­ten, ent­schie­den ent­ge­gen. McEl­roy ist kein Mann der lei­sen Töne. Er prescht vor. Auf ihn ist Ver­laß. Das weiß man in San­ta Mar­ta zu schätzen.

Papst Fran­zis­kus will, nun, da Donald Trump der Jahr­hun­dert­coup der Rück­kehr ins Wei­ße Haus gelun­gen ist, in den kom­men­den vier Jah­ren genau einen so siche­ren und ent­schlos­se­nen Anti-Trump-Mann in Washing­ton sit­zen haben.

Die Amts­ein­füh­rung von Robert Kar­di­nal McEl­roy als neu­er Erz­bi­schof von Washing­ton wird im März statt­fin­den. Das teil­te der Ernann­te gestern selbst in einem Brief an die Prie­ster der Diö­ze­se San Die­go mit. Sei­nen künf­ti­gen Nach­fol­ger in San Die­go nann­te McEl­roy dar­in in einer für einen Kir­chen­mann sehr unge­wöhn­li­chen Wort­wahl einen „Glücks­pilz“. Wört­lich heißt es in dem Brief:

„Ich blei­be noch Bischof von San Die­go von jetzt an bis zu mei­ner Besitz­ergrei­fung in Washing­ton im März. Zu die­sem Zeit­punkt wird ein Admi­ni­stra­tor ernannt wer­den, der die Diö­ze­se bis zur Ernen­nung eines neu­en Bischofs lei­tet. Die­ser neue Bischof wird ein Glücks­pilz sein.“

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: VaticanMedia/sdcatholic.org (Screen­shots)

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