
Papst Franziskus empfing gestern mehrere US-Kardinäle. Allen gemeinsam sind zwei Merkmale: Sie sind Synodale der Synodalitätssynode und McCarrick-Boys. Ein Signal, das Aufmerksamkeit auf sich zieht.
Bei den Empfangenen handelt es sich um Kardinal Joseph Cupich, Erzbischof von Chicago, Kardinal Joseph William Tobin CSSR, Erzbischof von Newark, und Kardinal Robert McElroy, Bischof von San Diego. Allein McCarrick-Boy Wilton Gregory, Erzbischof von Washington, ebenfalls purpurner Synodale, war aus unbekannten Gründen verhindert.
McCarrick-Boys werden jene US-Prälaten genannt, die aus dem „Stall“ des ehemaligen Kardinals Theodore McCarrick stammen, der Bischof von Metuchan, Erzbischof von Newark und schließlich Erzbischof von Washington war – bis ihn Papst Benedikt XVI. kurz nach seinem Amtsantritt emeritierte und Sanktionen gegen ihn verhängte. Der Grund dafür war damals öffentlich aber nicht bekannt. McCarrick hatte jahrzehntelang ein homosexuelles Doppelleben geführt, ein Homo-Milieu in der Kirche gefördert und sich an Minderjährigen vergangen. Bevorzugt korrumpierte er auch seine eigenen Seminaristen.
Obwohl der Fall McCarrick in Rom seit langem bekannt war, fand der US-Amerikaner dort ausreichend Helfer und Helfershelfer, die seinen Akt unter Verschluß hielten und alles vertuschten. Erst als im Sommer 2018 die New York Times den Fall aufdeckte und ein internationaler Skandal daraus wurde, reagierte der Vatikan. Papst Franziskus behauptete aus allen Wolken zu fallen und entzog McCarrick die Kardinalswürde. Einige Zeit später wurde er laisiert und muß heute, inzwischen 94jährig, zurückgezogen in einem Kapuzinerkloster leben.
Aus dem päpstlichen Vorgehen entstand der Fall Viganò. Dem einstigen Apostolischen Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, platzte im Sommer 2018 der Kragen und er enthüllte, Papst Franziskus bereits im Juni 2013 über das perverse Verhalten McCarricks genau informiert zu haben. Viganò forderte wegen der offenkundigen Unwahrheit, die Franziskus gesagt hatte, dessen Rücktritt. Santa Marta gelang es, die ebenso peinliche wie brenzlige Affäre mit Unterstützung eines wohlwollenden Mainstreams, der keine heiklen Fragen stellte, einfach auszusitzen. In einem bestellten vatikanischen Untersuchungsbericht, in dem Erzbischof Viganò zwar mehr als 300 Mal genannt, aber nie angehört wurde, wurde Franziskus reingewaschen. Über weitere Etappen endete der Fall Viganò im vergangenen Frühjahr mit dessen Exkommunikation.
Die McCarrick-Boys sind jene gleichgesinnten, homophilen Schützlinge, die, auf McCarricks Empfehlungen hin, große Karriere in der Kirche machten. Während Erzbischof Viganò exkommuniziert ist, sitzen die McCarrick-Boys in ihren Ämtern und werden weiterhin von Franziskus gefördert und befördert.
Alle drei gestern in Audienz empfangenen Kardinäle gehören zu den überzeugten Unterstützern des aktuellen Pontifikats. Alle drei wurden von Franziskus auf ihre heutigen Bischofsstühle berufen, und alle drei wurden auch von ihm zu Kardinälen kreiert. Sie bilden im US-Episkopat eine entschiedene bergoglianische Fraktion, auf die sich Franziskus stützen kann, und die sich auf ihn stützt.
Obwohl diese Fraktion im US-Episkopat nur eine Minderheit bildet, ist es ihr mehrfach im Zusammenspiel mit Franziskus gelungen, Entscheidungen zu blockieren und zu verhindern. Gegen den Papst zu handeln wagt die konservative Mehrheit nicht. Ein Machtwort aus Santa Marta bringt sie zum Schweigen, und Franziskus hat keine Probleme, dieses Machtwort zu sprechen.
So war es im Zusammenhang mit dem sexuellen Mißbrauchsskandal, wogegen die Mehrheit schnell und konsequent mit eigenen Regeln vorgehen wollte und dabei auch den Episkopat selbst zur Überprüfung freigab. Dergleichen wollten die McCarrick-Boys nicht riskieren. Mit Hilfe des Papstes gelang es ihnen, die bereits erstellten Richtlinien zu verhindern.
Ein anderes Beispiel ist die versuchte Exkommunikation von US-Präsident Joe Biden. Auch dagegen liefen die McCarrick-Boys Sturm, das sie politisch den Demokraten nahestehen. Wiederum mit Hilfe des Papstes in Rom waren sie erfolgreich. In beiden Fällen reiste Kardinal Cupich davor in den Vatikan, um die Vorgehensweise abzusprechen.
Hochumstrittene römische Dokumente wie Amoris laetitia und Fiducia supplicans, Markenzeichen des bergoglianischen Pontifikats, wurden von den McCarrick-Boys gefeiert und eisern verteidigt. Gleichzeitig sind die McCarrick-Boys, wenig verwunderlich, der Tradition und der überlieferten Messe wenig freundlich gesinnt.
Die Unterstützung der US-amerikanischen Demokraten enthüllt eine Wechselwirkung. Man unterstützt sich gegenseitig. Die McCarrick-Boys retteten Biden und Nancy Pelosi vor der Exkommunikation, der meinungsführende liberale Mainstream der USA rettete Franziskus im McCarrick-Skandal. Diese Verflechtung zeigt auch die politische Schlagseite, der die McCarrick-Boys im US-Episkopat kennzeichnet, was in zentralen Zivilisationsfragen wie der massenhaften Tötung ungeborener Kinder durch Abtreibung sehr deutlich wird.
Da von keiner Seite etwas über den Inhalt des Gesprächs verlautet wurde, kann darüber nur spekuliert werden. Die bevorstehenden US-Wahlen standen wohl mit Sicherheit auf der Tagesordnung. Ebenso kann davon ausgegangen werden, daß generell über die USA und auch die Synodalitätssynode gesprochen wurde.
Wozu dienen solche Treffen? Dem Informationsaustausch und der Versicherung der gegenseitigen Unterstützung.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: VaticanMedia (Screenshot)