McCarrick-Boy wurde 75

Gilt eine peronistische Maxime?


Papst Franziskus mit Kardinal Wilton Gregory, dem Erzbischof von Washington, der am 7. Dezember 75 wurde.
Papst Franziskus mit Kardinal Wilton Gregory, dem Erzbischof von Washington, der am 7. Dezember 75 wurde.

(Rom) Jeder Papst hat sei­ne Beson­der­hei­ten in der Amts­füh­rung. Dar­über hin­aus gibt es jedoch Gepflo­gen­hei­ten, die von den Päp­sten respek­tiert wur­den. Unter Papst Fran­zis­kus änder­te sich man­ches, auch was die Eme­ri­tie­rung von Bischö­fen betrifft. Kri­ti­ker sagen Fran­zis­kus nach, nach der pero­ni­sti­schen Maxi­me zu han­deln: „Für Freun­de alles, für Fein­de nicht ein­mal Gerech­tig­keit“. Der­zeit geht der Blick in die US-Bun­des­haupt­stadt Washing­ton, wo der amtie­ren­de Erz­bi­schof am 7. Dezem­ber die kano­ni­sche Alters­gren­ze von 75 Jah­ren erreicht hat.

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Erz­bi­schof von Washing­ton ist seit 2019 Kar­di­nal Wil­ton Gre­go­ry, der wie sein Vor­gän­ger Kar­di­nal Donald Wuerl zu den soge­nann­ten McCar­ri­ck-Boys gehört. Theo­do­re McCar­ri­ck war als Vor­gän­ger von Kar­di­nal Wuerl auch Erz­bi­schof von Washing­ton und selbst Pur­pur­trä­ger, bis er 2018 nach einem Zuruf der New York Times tief stürz­te. Wegen homo­se­xu­el­lem Miß­brauch ver­lor er die Kar­di­nals­wür­de und wur­de schließ­lich lai­siert. Wer alles McCar­ri­ck gedeckt hat­te, der den größ­ten Ein­fluß unter Papst Fran­zis­kus erlang­te, ist bis heu­te unge­klärt. Das gilt auch für das Ver­hält­nis von Papst Fran­zis­kus zu McCar­ri­ck. Der ehe­ma­li­ge Apo­sto­li­sche Nun­ti­us in den USA Car­lo Maria Viganò ent­hüll­te 2018, Papst Fran­zis­kus bereits im Juni 2013 über McCar­ri­cks Trei­ben infor­miert zu haben. Fran­zis­kus igno­rier­te die Infor­ma­tio­nen sei­nes Bot­schaf­ters und setz­te jene Kan­di­da­ten in den USA als Bischö­fe ein, die ihm McCar­ri­ck nahe­leg­te. Auch McCar­ri­cks Wunsch­nach­fol­ger als Erz­bi­schof von Washing­ton, Kar­di­nal Wuerl, muß­te 2019 das Feld räu­men, nach­dem sein Ver­hal­ten gegen­über Fäl­len von homo­se­xu­el­lem Miß­brauch durch Kle­ri­ker bekannt gewor­den war.

Der Umstand, daß 2019 nach dem Sturz von McCar­ri­ck und Wuerl ein McCar­ri­ck-Boy neu­er Erz­bi­schof von Washing­ton wur­de, zeig­te auf erschüt­tern­de Wei­se, daß alte Homo-Seil­schaf­ten und pro­gres­si­ve Cli­quen intakt sind und in San­ta Mar­ta Ein­fluß haben.

Gregorys schützende Hand über Joe Biden und Nancy Pelosi

Von wel­cher Bedeu­tung die Bischofs­er­nen­nung von Washing­ton ist, zeig­te sich im Streit um die Kom­mu­ni­ons­pen­dung an Abtrei­bungs­po­li­ti­ker wie US-Prä­si­dent Joe Biden und die inzwi­schen abge­wähl­te Vor­sit­zen­de des Reprä­sen­tan­ten­hau­ses Nan­cy Pelo­si. Bemer­kens­wert dabei ist, daß die­se uner­bitt­li­che Ver­fech­te­rin der Abtrei­bung im eng­sten fami­liä­ren Umfeld mit Homo­se­xua­li­tät und Miß­brauch kon­fron­tiert ist, wenn auch nicht Kindesmißbrauch.

Als etli­che US-Bischö­fe Kon­se­quen­zen for­der­ten für Poli­ti­ker, die aktiv den Geno­zid durch Abtrei­bung för­dern, und sie vom Emp­fang der hei­li­gen Kom­mu­ni­on aus­schlie­ßen woll­ten, weil das Kir­chen­recht vor­sieht, daß sie latae sen­ten­tiae exkom­mu­ni­ziert sind, ver­wei­ger­te sich der Erz­bi­schof von Washing­ton, Kar­di­nal Wil­ton Gre­go­ry, die­ser For­de­rung und hielt sei­ne schüt­zen­de Hand über Biden und Pelo­si. Er erfüll­te damit offen­bar ganz die Erwar­tun­gen, die Papst Fran­zis­kus in ihn gesetzt hat­te. Der Streit­punkt wur­de schließ­lich von Fran­zis­kus selbst „berei­nigt“, indem er 2021 Biden im Vati­kan emp­fing und die­ser anschlie­ßend nicht nur erklä­ren konn­te, wie sehr ihn der Papst schät­ze, son­dern auch die hei­li­ge Kom­mu­ni­on emp­fan­gen durf­te. Glei­ches wie­der­hol­te sich 2022 mit Nan­cy Pelo­si, die sogar im Peters­dom in Anwe­sen­heit des Pap­stes die Kom­mu­ni­on erhielt. Roma locu­ta, cau­sa fini­ta. Über­setzt: Wem der Papst die Kom­mu­ni­on zuge­steht, dem kann sie ein Orts­bi­schof doch nicht ver­wei­gern. Theo­re­tisch schon. Der Bischof hät­te sogar das Kir­chen­recht auf sei­ner Sei­te. Er wäre dann aber „päpst­li­cher als der Papst“, ein Nega­tiv­ti­tel, den man zu ver­mei­den sucht.

So gelang es Fran­zis­kus mit Hil­fe der McCar­ri­ck-Boys, die im US-Epi­sko­pat nur eine Min­der­heit sind, mehr­fach der Bischofs­kon­fe­renz der Ver­ei­nig­ten Staa­ten sei­nen Kurs auf­zu­zwin­gen: 2018 bezüg­lich der Bekämp­fung von sexu­el­lem Miß­brauch durch Kle­ri­ker und Bischö­fe, 2021/​2022 bezüg­lich der Abtreibungsfrage.

„Für Freunde alles, für Feinde…“

Wäh­rend­des­sen baut Fran­zis­kus den Epi­sko­pat durch Neu­er­nen­nun­gen um. Gemäß der ein­gangs erwähn­ten Maxi­me ist damit zu rech­nen, daß Kar­di­nal Gre­go­ry, der am 7. Dezem­ber sein 75. Lebens­jahr voll­ende­te, auch wei­ter­hin im Amt blei­ben und den poli­tisch wich­ti­gen Bischofs­stuhl von Washing­ton kon­trol­lie­ren wird.

Es wird in Washing­ton also anders ver­lau­fen als im Erz­bis­tum La Pla­ta, wo Erz­bi­schof Héc­tor Rubén Aguer, der argen­ti­ni­sche Gegen­spie­ler von Jor­ge Mario Berg­o­glio, sofort eme­ri­tiert wur­de, oder im Erz­bis­tum Fer­ra­ra, wo Erz­bi­schof Lui­gi Negri kaum den Dank­got­tes­dienst been­det hat­te und schon sein Amt ver­las­sen muß­te, oder im Erz­bis­tum Mai­land, wo Kar­di­nal Ange­lo Sco­la, Berg­o­gli­os Gegen­kan­di­dat im Kon­kla­ve von 2013, kaum weni­ger schnell aus dem Amt ent­fernt wurde. 

Teil­wei­se geschah dies sogar, obwohl der betrof­fe­ne Bischofs­stuhl dann jah­re­lang unbe­setzt blieb, so gesche­hen im Erz­bis­tum Cara­cas, wo Kar­di­nal Jor­ge Libera­to Uro­sa Savi­no, ein ent­schie­de­ner Kri­ti­ker des sozia­li­sti­schen Regimes von Hugo Chá­vez und Nicolás Madu­ro, 2018 eme­ri­tiert wur­de und der Bischofs­stuhl bis heu­te vakant ist. 

Kar­di­nal Uro­sa war 2015 bei Fran­zis­kus in Ungna­de gefal­len, weil er vor dem Beginn der zwei­ten Fami­li­en­syn­ode zur Ver­tei­di­gung der kirch­li­che Ehe- und Moral­leh­re am Sam­mel­band „In der Wahr­heit Chri­sti blei­ben“ mit­ge­wirkt hat­te. Am ersten Syn­oden­tag war er einer der drei­zehn Kar­di­nä­le, die am 5. Okto­ber 2015 dem Papst einen Beschwer­de­brief über­ga­ben, in dem sie den Vor­wurf einer gelenk­ten Syn­ode mit „zu wich­ti­gen umstrit­te­nen The­men vor­ge­fer­tig­ten Ergeb­nis­sen“ erhoben. 

Kar­di­nal Uro­sa ist im Sep­tem­ber 2021 ver­stor­ben, ohne daß Fran­zis­kus, des­sen freund­schaft­li­ches Ver­hält­nis zum Regime der „Boli­va­ri­schen Revo­lu­ti­on“ bekannt ist, bis­her einen Nach­fol­ger ernannt hätte.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati­can­Me­dia (Screen­shot)

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