„Niemand wird in unserer Pfarrei von der Kommunion ausgeschlossen“ – auch nicht US-Präsident Biden

Das fehlende Unrechtsbewußtsein


Der Pfarrgemeinderat der Pfarrei, die US-Präsident Joe Biden in Washington besucht, gab bekannt, daß er auch weiterhin die heilige Kommunion empfangen darf – Abtreibungspolitik hin oder her.
Der Pfarrgemeinderat der Pfarrei, die US-Präsident Joe Biden in Washington besucht, gab bekannt, daß er auch weiterhin die heilige Kommunion empfangen darf – Abtreibungspolitik hin oder her.

(Washing­ton) Die glo­ba­le För­de­rung der Abtrei­bungs-Agen­da ist kein Grund, jemand vom Kom­mu­nion­emp­fang aus­zu­schlie­ßen, auch nicht (oder gera­de nicht), wenn es sich dabei um den mäch­tig­sten Staats- und Regie­rungs­chef der Welt han­delt, des­sen Ent­schei­dun­gen wirk­li­chen Ein­fluß haben. Dies hat der Pfarr­ge­mein­de­rat der katho­li­schen Pfar­rei zur Hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit in Washing­ton ent­schie­den: US-Prä­si­dent Joe Biden, der in der Bun­des­haupt­stadt der USA die­se Pfar­rei besucht, wird dort auch wei­ter­hin die hei­li­ge Kom­mu­ni­on emp­fan­gen können. 

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Der Kom­mu­nion­emp­fang des amtie­ren­den US-Prä­si­den­ten ist zum wich­tig­sten The­ma der katho­li­schen Kir­che in den USA gewor­den und beherrscht seit Mona­ten die inner­kirch­li­che Dis­kus­si­on. Erst vor zwei Wochen befaß­te sich damit die Bischofs­kon­fe­renz auf ihrer Frühjahrsvollversammlung. 

Kar­di­nal Wil­ton Gre­go­ry, der Erz­bi­schof von Washing­ton, roll­te Biden bereits im ver­gan­ge­nen Novem­ber einen roten Tep­pich aus. Von Kar­di­nal Gre­go­ry und vom Hei­mat­bi­schof Bidens im Staat Dela­ware ist bekannt, daß sie die­sem kei­ne Hin­der­nis­se beim Kom­mu­nion­emp­fang in den Weg legen. Nun ging auch der Pfarr­ge­mein­de­rat der Holy Tri­ni­ty Catho­lic Church in der US-Bun­des­haupt­stadt mit einer Erklä­rung an die Öffentlichkeit. 

Laut dem auf der pfar­r­ei­ge­nen Inter­net­sei­te ver­öf­fent­lich­ten Text kön­nen in die­ser Pfar­rei alle die hei­li­ge Kom­mu­ni­on emp­fan­gen, gleich­gül­tig ob sakri­le­gisch oder nicht. In der Erklä­rung fin­det sich kein Hin­weis auf die von der Kir­che ver­lang­ten Vor­aus­set­zun­gen. Katho­li­sche Stim­men in den USA fra­gen sich, ob es für den Pfarr­ge­mein­de­rat genügt, „ein Foto mit dem Papst im Büro ste­hen zu haben“.

Die Hal­tung der bei­den Bischö­fe und des Pfarr­ge­mein­de­rats bil­det die Gegen­po­si­ti­on zu den Bestre­bun­gen der gro­ßen Mehr­heit der US-Bischö­fe, Abtrei­bungs­po­li­ti­ker vom Kom­mu­nion­emp­fang aus­zu­schlie­ßen, und offen­bart ein man­geln­des Unrechts­be­wußt­sein. Katho​li​sches​.info schrieb bereits am 11. Mai: „War­um Biden (mit Hil­fe Roms) auch wei­ter­hin die Kom­mu­ni­on emp­fan­gen wird“.

Die Errich­tung der Holy Tri­ni­ty Catho­lic Church geht auf das Jahr 1787 zurück und wird seit damals vom Jesui­ten­or­den betreut. Obwohl es sich um die älte­ste noch heu­te bestehen­de Pfar­rei der US-Haupt­stadt han­delt, wird ihre Geschich­te auf der pfar­r­ei­ge­nen Inter­net­sei­te aus­führ­lich, aber aus­schließ­lich unter dem ver­eng­ten Gesichts­punkt von Black Lives Mat­ter dar­ge­stellt. Grund dafür ist, daß 1923 im Zuge der all­ge­mein in den USA sich aus­brei­ten­den Ras­sen­se­gre­ga­ti­on die Schwar­zen der Pfar­rei, etwa ein Drit­tel der Pfarr­an­ge­hö­ri­gen, aus­zo­gen und eine eige­ne Pfar­rei grün­de­ten, die Epi­pha­ny Catho­lic Church. Grund dafür war, weil sie in der Pfarr­kir­che nur auf der Orgel­em­po­re sit­zen durf­ten und auch von eini­gen Tei­len des Pfarr­le­bens aus­ge­schlos­sen waren. In der Pfar­rei war man eben schon damals „fort­schritt­lich“. 1994 ent­schul­dig­ten sich die Ange­hö­ri­gen der Holy Tri­ni­ty Church bei jenen der Epi­pha­ny Catho­lic Church „für das erlit­te­ne Unrecht durch Dis­kri­mi­nie­rung“. Die bei­den Pfar­rei­en exi­stie­ren noch heute.

Der Wort­laut der Erklärung:

Das Inne­re der Holy Tri­ni­ty Catho­lic Church in Washington.

Erklärung des Gemeinderats zur Eucharistie

Als Pfarr­ge­mein­de­rat der Hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit unter­stüt­zen wir unse­ren Erz­bi­schof, Kar­di­nal Wil­ton Gre­go­ry, in Fra­gen des Eucha­ri­stie­emp­fangs für ame­ri­ka­ni­sche Poli­ti­ker. Als Pfar­rei, die seit lan­gem jeden will­kom­men heißt, stim­men wir dem pasto­ra­len Ansatz unse­res Erz­bi­schofs zu und unter­stüt­zen ihn. Die katho­li­sche Kir­che zur Hei­lig­sten Drei­fal­tig­keit wird die Eucha­ri­stie jenen nicht ver­wei­gern, die nach vor­ne kom­men, um sie zu empfangen.

Kar­di­nal Gre­go­ry ist einer der pro­mi­nen­te­sten Kir­chen­füh­rer in der aktu­el­len Kon­tro­ver­se und daher war es schockie­rend und ent­täu­schend, daß sei­ne Bit­te, Tei­le des Ent­wurfs des Doku­ments über die Eucha­ri­stie zu ver­schie­ben, nur die Min­der­heit der Stim­men unter den Bischö­fen erhielt. Wie Kar­di­nal Gre­go­ry in den Dis­kus­sio­nen im Vor­feld der Abstim­mung sag­te, ist ‚die Kraft unse­rer Stim­me, die Mis­si­on Chri­sti zu för­dern, ernst­haft geschwächt‘. Lei­der hat die jüng­ste Abstim­mung bei unse­ren Gemein­de­mit­glie­dern und bei den Katho­li­ken im gan­zen Land zu erheb­li­cher Ver­zweif­lung geführt.

Wie Papst Fran­zis­kus kürz­lich bekräf­tig­te, soll­te die Kom­mu­ni­on ’nicht als Preis für die Voll­kom­me­nen, son­dern als star­ke Medi­zin und Nah­rung für die Schwa­chen‘ betrach­tet wer­den. Kei­ner von uns, ob in den Kir­chen­bän­ken oder hin­ter dem Altar, ist es wert, sie zu emp­fan­gen. Das gro­ße Geschenk der Hei­li­gen Eucha­ri­stie ist zu hei­lig, um es zu einem poli­ti­schen The­ma zu machen.“

Der Altar­raum der 1787 errich­te­ten Pfar­rei, die seit­her von Jesui­ten geführt wird.

Text: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: tri​ni​ty​.org (Screen­shots)

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