(Rom) Papst Franziskus setzte einen weiteren Schritt zum homophilen Umbau der Römischen Kurie. Das Kirchenoberhaupt ernannte neue Mitglieder der Kongregation für die Bischöfe.
Es handelt sich um Kardinal Sergio da Rocha, Erzbischof von Sao Salvador de Bahia in Brasilien, und um Joseph William Tobin CSSR, Erzbischof von Newark im Staat New Jersey (USA). Vor allem letztere Ernennung sticht ins Auge. Kardinal Joseph Tobin ist nicht mit Bischof Thomas J. Tobin von Providence im Staat Rhode Island zu verwechseln.
Als Msgr. Tobin 2017 von Franziskus zum Erzbischof von Newark ernannt wurde, begeisterte sich die führende linke Tageszeitung Spaniens El Pais:
„Der Kardinal, der die neue Zeit von Franziskus repräsentiert.“
Tobins Ernennung, so das kirchenfeindliche Blatt, „ist eine Botschaft an die konservative Hierarchie der Kirche in den USA“.
Als „Botschaft“ ist auch seine gestrige Berufung in die Bischofskongregation zu verstehen. Franziskus will einen neuen Typus von Bischöfen (siehe auch Bischöfe gesucht – mit folgenden Merkmalen). Gayfriendly zu sein gehört offenbar zu den neuen Auswahlkriterien.
Joseph Kardinal Tobin wird vom ehemaligen Apostolischen Nuntius in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, als Teil des homophilen Netzwerkes um den ehemaligen Kardinal Theodor McCarrick genannt. McCarrick selbst war bis 2001 Erzbischof von Newark.
Tobin fiel seit seiner Ernennung vor allem durch homo-freundliche Aussagen und Initiativen auf.
Als Teil des homophilen McCarrick-Netzwerks nennt Erzbischof Viganò auch den emeritierten Erzbischof von Washington, Donald Kardinal Wuerl, und dessen amtierenden Nachfolger, Wilton Kardinal Gregory. McCarrick war bis 2006 Erzbischof von Washington.
Gregorys Aufstieg in den Episkopat erfolgte auf Wunsch von Joseph Kardinal Bernardin, der von 1982–1996 Erzbischof von Chicago war und Gregory 1983 zu seinem Weihbischof ernennen ließ. Bernardin war nicht nur der Anführer der progressiven Fraktion in der Amerikanischen Bischofskonferenz. Unter ihm wurde das Ordinariat des Erzbistums Chicago zu einer „Hochburg homosexueller Seilschaften“, wie Beobachter sagen.
Millionen für den emeritierten Erzbischof von Washington
Am 3. März enthüllte die US-amerikanische Seite The Pillar, daß Kardinal Wuerl, der 2019, wenige Monate nach McCarricks Sturz, wegen Kritik an seinem Umgang mit Mißbrauchsfällen zurücktreten mußte, vom Erzbistum Washington zwei Millionen Dollar für seine „fortlaufenden Dienste“ erhält. Worin diese Dienste bestehen oder ob und welche Aufgaben Wuerl im Erzbistum übertragen wurden, darüber gab das Erzbistum keine Auskunft. Stattdessen wurde an das Büro Wuerls weiterverwiesen, das gleich gar nicht auf die Anfragen reagierte.
Im Finanzbericht des Erzbistums sind für das Geschäftsjahr 2020 2.012.639 US-Dollar an Zuwendungen für Kardinal Wuerl verzeichnet. Das entspricht einer Steigerung um 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2019, in dem Wuerl 1.488.059 Dollar erhalten hatte. Im selben Zeitraum sind die Zuwendungen des Erzbistums „für wohltätige Zwecke“ um 30 Prozent zurückgegangen.
Im November 2020 wurde Kardinal Wuerl 80 und verlor damit das Recht, an einem Konklave teilzunehmen.
Die Amerikanische Bischofskonferenz empfiehlt den Diözesen, emeritierten Bischöfen ein bescheidenes monatliches Stipendium zu gewähren sowie Unterkunft, die Nutzung eines Autos und Sekretariatsunterstützung. Im Erzbistum Washington sieht man das offensichtlich anders. Die Höhe der gezahlten Zuwendungen haben bereits die Frage aufgeworfen, ob es sich dabei um eine „Schweigegeld“ handelt. Soll Kardinal Wuerl etwas „vergessen“?
Nach der Emeritierung McCarricks richtete dieser 2001 ein spezielles Konto, The Archbishop’s Fund, ein, das offiziell ein Konto des Erzbistums ist, über das jedoch McCarrick die Kontrolle behielt. Darauf sammelte er Hunderttausende von Dollar, die er von Organisationen, Einzelpersonen und auch Stiftungen erhielt, in deren Stiftungsrat er saß.
Mit dem Geld von diesem Konto soll McCarrick hochrangigen Beamten des Vatikans, aber auch „Freunden“ in den USA, Geschenke gemacht und sich damit lästige Fragen zu seiner Person, seinen sexuellen Vorlieben und sexuellen Mißbrauchsfällen vom Hals gehalten haben. Diese Praxis der Korruption und Vertuschung hatte bereits 2018 der frühere Apostolische Nuntius Carlo Maria Viganò beklagt.
Erst 2018, als sein homosexuelles Doppelleben enthüllt wurde, was zur Aberkennung der Kardinalswürde führte, war McCarrick gezwungen, die Kontrolle über das Konto an das Erzbistum, das von seinem Protegé und Freund Wuerl geleitet wurde, zurückzugeben.
Wuerls Nachfolger Wilton Gregory, den Franziskus im Oktober 2020 zum Kardinal kreierte, hatte bei seinem Amtsantritt 2019 gegenüber den Medienvertretern Transparenz versprochen:
„Ich werde Ihnen immer die Wahrheit sagen.“
Iin Wirklichkeit gibt es „trotz wiederholter Medienanfragen“ von Gregory genausowenig Informationen zum McCarrick-Konto wie zuvor von Wuerl.
Kardinal Wuerl behauptete 2018, nichts von McCarricks Doppelleben gewußt zu haben. Inzwischen ist bekannt, daß er spätestens 2004 Kenntnis davon hatte und den damaligen Apostolischen Nuntius davon in Kenntnis setzte. 2010 riet er zudem dem Vatikan von offiziellen Glückwünschen zu McCarricks Geburtstag ab, weil „die New York Times möglicherweise einen bereits vorbereiteten, unangenehmen Artikel über das ‚moralische Leben‘ des Kardinals veröffentlicht“.
Die New York Times veröffentlichte den bereits „vorbereiteten“ Artikel allerdings erst im Juli 2018. Die Gründe für diese lange Verzögerung sind nicht bekannt. Ebensowenig Licht in die Sache brachte der Untersuchungsbericht des Vatikans, der im November 2020, 28 Monate nach den Enthüllungen, vorgelegt wurde. Er sollte klären, wie es McCarrick möglich war, eine so blendende Karriere zu machen und sein homosexuelles Doppelleben jahrzehntelang geheimzuhalten. Der Untersuchungsbericht, der wegen der Anschuldigungen von Nuntius Viganò in Auftrag gegeben wurde, umfaßt zwar 450 Seiten, doch diese Fragen beantwortet er nicht. Laut Erzbischof Viganò sei Santa Marta an einer Aufklärung auch gar nie interessiert gewesen, denn Papst Franziskus selbst hatte McCarrick von Sanktionen befreit, die Benedikt XVI. gegen den US-Kardinal verhängt hatte, und ihn zu seinem Berater gemacht, vor allem bei Bischofsernennungen in den USA.
Diesem Kontext fügte Franziskus nun die Berufung von Kardinal Tobin, einem McCarrick-Protegé, in die Bischofskongregation hinzu.
Das Erzbistum Washington, das Anfragen nicht beantwortet hatte, reagierte plötzlich schnell, als The Pillar die Millionenzuwendungen an Kardinal Wuerl öffentlich machte. In einer Presseerklärung teilte das Bistum mit, daß es sich bei dem Geld um „Spenden“ von Personen handle, die die Kosten und Bedürfnisse von Kardinal Wuerls Aktivitäten unterstützen wollen, einschließlich der „Lebenshaltungskosten, der Auslagen für frühere Rom-Reisen und Wohltätigkeitsanfragen“, die den Kardinal erreichen.
Das Geld komme von Personen, „die nicht wollen, daß das Erzbistum diese Kosten zu tragen hat“.
„Alle Ausgaben von Kardinal Gregory und Kardinal Wuerl werden das ganze Jahr hindurch von Mitgliedern der Finanzkommission des Erzbistums überprüft. Alle Ausgaben durchlaufen den normalen Haushalt und die internen Kontrollverfahren der Erzdiözese, die zudem jährlich einer externen Wirtschaftsprüfung unterzogen werden.“
Es erscheint zweifelhaft, daß Zuwendungen von Privaten an den emeritierten Erzbischof dem Haushalt des Erzbistums eingefügt werden und der Finanzkommission unterliegen.
Ebenso zweifelhaft dürfte es sein, daß mit dieser Presseerklärung des Erzbistums die Angelegenheit erledigt ist.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: MiL