(Washington) Msgr. Robert McElroy, der Bischof von San Diego in Kalifornien, ist nicht irgendein Bischof in den USA, sondern steht mit seinen bevorzugten Anliegen und thematischen Schwerpunkten Papst Franziskus sehr nahe. So nahe, daß das Kirchenoberhaupt ihn persönlich zum Synodalen der Amazonassynode ernannte.
Bischof McElroy wurde von Franziskus auch zum Mitglied und Consultor des Dikasteriums für die ganzheitliche Entwicklung des Menschen bestellt. Wann diese Ernennung geschah, ist nicht bekannt. Eine Verlautbarung durch das vatikanische Presseamt fand nicht statt. Im Päpstlichen Jahrbuch 2021 wird der US-Bischof jedoch in diesen Funktionen aufgeführt.
Wenn Bischof McElroy öffentlich zu einem umstrittenen Thema Stellung bezieht, nimmt er jene Position ein, die seiner Meinung nach die von Franziskus ist. Als einer der ersten Bischöfe gewährte er 2016 in seinem Bistum wiederverheirateten Geschiedenen die Zulassung zur Kommunion und Segnungsfeiern für irreguläre Zweitehen und berief sich dabei auf das umstrittene nachsynodale Schreiben Amoris laetitia von Papst Franziskus. Der Vatikanist Sandro Magister nannte den Bischof bereits davor einen „Ultrabergoglianer“. Franziskus hatte McElroy 2015 unter dem Jubel progressiver Kirchenkreise zum Bischof von San Diego ernannt. Dieser begann seinen Aufstieg als Sekretär des früheren Erzbischofs von San Francisco John Raphael Quinn. McElroy war in progressiven Kirchenkreisen durch Theorien zu einer Radikalreform des Papsttums aufgefallen.
Klarstellung könnte „schwerer Schaden“ werden
Am Mittwoch kritisierte McElroy die Bestrebungen, Abtreibungspolitikern die Kommunion zu verweigern. Solche Bestrebungen gibt es durch die Führungsspitze der US-amerikanischen Bischofskonferenz. Sie richten sich in erster Linie gegen US-Präsident Joe Biden und die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, die beiden ranghöchsten Vertreter der Demokratischen Partei im politischen System der USA. Beide sind Katholiken und entschiedene Abtreibungslobbyisten.
In der Öffentlichkeit präsentiert sich Biden jedoch als „gläubiger Katholik“. Wegen dieser Diskrepanz wollen US-Bischöfe aktiv werden und auf ihrer Frühjahrsvollversammlung Mitte Juni eine einheitliche Position formulieren, daß Abtreibungspolitikern die Kommunion zu verweigern ist.
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, daß Biden, gerade eine Woche im Amt, am vergangenen 28. Januar das Außenministerium, das Gesundheitsministerium, das Verteidigungsministerium und die Entwicklungshilfeagentur der USA anwies, die von seinem Vorgänger Donald Trump initiierte und mit zahlreichen anderen Staaten unterzeichnete Genfer Konsenserklärung (Geneva Consensus Declaration) aufzukündigen. Trump hatte eine Allianz aus über 40 Staaten geschmiedet, die mit der Konsenserklärung ein „Recht auf Abtreibung“ ablehnt und sich als Gegengewicht zur Abtreibungslobby in den internationalen Gremien der UNO konstituierte.
Am 12. Februar teilte die Ständige Vertretung der USA bei den Vereinten Nationen den Vertretungen der anderen Signatarstaaten mit, daß sich die USA auf Anweisung ihres neuen Präsidenten aus der Genfer Konsenserklärung zurückziehen. Begründet wurde dieser Schritt damit, daß die Regierung Biden „die globale Gesundheit“ fördern wolle, besonders die der Frauen, was laut dem Schreiben konkret bedeutet: „die sexuelle und reproduktive Gesundheit und die Rechte für Frauen und Mädchen und die Menschenrechte von LGBTQI-Personen zu fördern“.
Im Klartext teilte die neue US-Regierung mit, daß es ihr Ziel ist, weltweit die Legalisierung der Abtreibung, die Geburtenkontrolle und die Homosexualisierung zu fördern. Die US-Botschaft bei der UNO stellte diese Agenda im Auftrag der Regierung als direkte Verwirklichung der „2030 Sustainable Development Goals“ dar.
Nachdem in den vergangenen Tagen mehrere Bischöfe eine Klarstellung gegenüber den Abtreibungspolitikern gefordert hatten, um die „Verwirrung“ zu beenden, darunter Erzbischof Salvatore Cordileone von San Francisco und Erzbischof Joseph Fred Naumann von Kansas-City, wurde bereits mit einiger Anspannung erwartet, wie die Bergoglianer im US-Episkopat und Santa Marta darauf reagieren würden.
Der Ultrabergoglianer McElroy formulierte als erster deren Position, indem er gegen die Bestrebungen opponierte, Biden von der Kommunion auszuschließen, wie es vom Vorsitzenden der US-Bischofskonferenz, Erzbischof José Horacio Gómez von Los Angeles, unterstützt wird.
McElroy ging dabei auf die eigentliche Frage, die seine Mitbrüder im Bischofsamt bewegt, nicht ein, sondern begründete seine Ablehnung damit, daß ein Kommunionverbot der katholischen Kirche „erheblichen Schaden“ zufügen könnte. Insgesamt solle der Leib Christi nicht als „Waffe“ in einem politischen Kampf eingesetzt werden. „Das darf nicht passieren“, schrieb der Bischof von San Diego in einem Kommentar, der am Mittwoch in America, der wichtigsten Jesuitenzeitschrift der USA, abgedruckt wurde. Der Redaktion dieses progressiven Blattes gehört auch der homophile Jesuit James Martin an.
Seit Biden am 20. Januar als US-Präsident vereidigt wurde, tritt die Bergoglio-Fraktion im US-Episkopat als Bidens Verteidiger auf (siehe Dolchstoß gegen die Bischofskonferenz. Progressive Bischöfe unterstützen Bidens Homo-Agenda). Am 1. Februar veröffentlichte McElroy im Online-Forum der vom Jesuitenorden geführten Georgetown University seine erste Stellungnahme, mit der er Biden in der Abtreibungsfrage in Schutz nahm. Dafür zitierte er Papst Franziskus mit dem Verweis auf „Begegnung, Dialog und Zusammenarbeit“. McElroy schrieb damals, daß Papst Franziskus einen Ausschluß Bidens von der Kommunion „wahrscheinlich nicht befürwortet“.
Er herrsche eine „immense Traurigkeit“ unter den Bischöfen und der Kirche insgesamt, daß nicht mehr getan werde, die ungeborenen Kinder zu schützen, „aber das Kommunionverbot ist ein falscher Schritt“.
Vom Fall Kerry zum Fall Biden
Die aktuelle Situation erinnert an jene von 2004, als der Katholik und Senator John Kerry Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei war und sich wie alle demokratischen Kandidaten seit Bill Clinton zur Abtreibungsförderung bekannte. Auch damals betonten Bischöfe, daß sich daraus ein Kommunionverbot ergebe, weil sich Kerry durch seine Haltung aus der Gemeinschaft der Kirche ausgeschlossen habe. Der Bischof von Washington erklärte allerdings, Kerry die Kommunion spenden zu wollen. Erzbischof von Washington war damals Kardinal Theodore McCarrick. Der enge Vertraute von Papst Franziskus stürzte 2018, als sein homosexuell-pädosexuelles Doppelleben enthüllt wurde. Kerry war 2013–2017 Außenminister unter Barack Obama. Am Tag seiner Angelobung wurde Kerry von Biden als „Sondergesandter für das Klima“ in sein Kabinett berufen.
Im Zuge der Debatte um Biden erklärte auch der heutige Erzbischof von Washington, dem US-Präsidenten die Kommunion nicht zu verweigern. Gleiches praktizierte, trotz heftiger Kritik von katholischen Kreisen, auch Msgr. Francis Malooly, der Bischof von Bidens Heimatbistum Wilmington. Dessen Vorgänger Msgr. Michael Saltarelli (1996–2008) hatte sich 2006 hingegen geweigert, ein Schülerzentrum der katholischen Archmere Academy, eines Oberstufengymnasiums, nach dem damaligen Senator Joe Biden zu benennen wegen dessen Unterstützung für die Abtreibung. Vor einer Woche, am 30. April, nahm Papst Franziskus den Rücktritt Maloolys an, der im vergangenen Januar sein 77. Lebensjahr vollendet hatte. Gleichzeitig ernannte er William Edward Koenig, Priester der Diözese Rockville Centre in New York, zum neuen Bischof von Wilmington. Die Bischofsweihe wird am 13. Juli stattfinden. Der neuernannte Bischof erklärte vor einer Woche, er würde gerne mit dem US-Präsidenten über seine Haltung zur Abtreibung sprechen, sagte aber nicht, ob er Biden den Kommunionempfang weiterhin erlauben wird, wie es sein Vorgänger getan hat. Msgr. Koenig sagte auf der Pressekonferenz am 30. April, dass er als Bischof berufen ist, „die Fülle und die Schönheit des katholischen Glaubens“ zu lehren.
Doch zurück zum Aufsatz von Msgr. McElroy in America. Darin betont der Bischof, daß die Eucharistie ein „Sakrament der Liebe, ein Zeichen der Einheit, ein Band der Nächstenliebe“ ist, um dann zu sagen, daß eine „landesweite Politik, die politischen Führer, die für Abtreibung sind, ein Angriff auf diese Einheit und diese Liebe sein werden.“
Die Hälfte der Katholiken der USA werde eine solche Aktion „von Natur aus als parteiisch betrachten“ und diese werde eine „schreckliche parteipolitische Spaltung hervorrufen“ im Zusammenhang mit einer Handlung der Anbetung Gottes, die unsere Einheit bewirken will und bedeutet“.
„Wie viele Gläubige werden mit diesem Kriterium für die Eucharistie in Frage kommen?“, so die Frage von Bischof McElroy. Katholische Anführer würden meinen, daß Abtreibung und Euthanasie „schwerwiegende Übel“ seien, so der Bischof von San Diego. „Warum hat man dann nicht auch den Rassismus als Ausschließungsgrund für politischer Führer miteinbezogen?“
Der ganze Aufsatz ist im selben polemischen Ton gehalten und dient allein dem Zweck, gegen die Absicht anderer Bischöfe Stellung zu nehmen, die es für untragbar halten, daß Biden sich als „frommer Katholik“ gibt, aber in zentralen Fragen der kirchlichen Lehre wie der Heiligkeit des Lebens Unschuldiger eine Position vertritt, die damit unvereinbar ist.
Text: Giuseppe Nardi
Bild: Association of U.S. Catholic Priests (Screenshot)
Soweit ich das verstehe, ist der Gedanke doch, wenn ein Katholik offensichtlich in grosser Sünde lebt, hat es keinen Sinn ihm die Kommunion zu spenden. Bei Exkommunikation wird ein Kirchenbann gesprochen. Damit schützt sich die Kirche selbst vor Schaden, den eine solche Person anrichten könnte. Reue und Einsicht sind immer ein Weg zurück. Alles richtig für das Seelenheil.
Ich bin der Meinung das man 80 % der heutigen Bischöfe der Heiligen Kirche unseres Gottes kein Wort mehr Glauben sollte.
Per Mariam ad Christum,