Der Autokrat – und die Nachfolgefrage

Die Analyse zum Pontifikat von Papst Franziskus und zur Frage, wer ihm nachfolgen könnte


Papst Franziskus, sein Pontifikat und die Frage nach seinem Nachfolger. Dazu veröffentlichte Damian Thompson eine Analyse
Papst Franziskus, sein Pontifikat und die Frage nach seinem Nachfolger. Dazu veröffentlichte Damian Thompson eine Analyse

Es besteht kein Zwei­fel, daß in Rom seit drei Jah­ren, seit der Darm­ope­ra­ti­on 2021, die Gedan­ken inten­siv um das näch­ste Kon­kla­ve krei­sen. Dami­an Thomp­son, bis 2019 Chef­re­dak­teur des kon­ser­va­ti­ven Catho­lic Herald und seit­her Mit­her­aus­ge­ber des kon­ser­va­ti­ven bri­ti­schen Nach­rich­ten­ma­ga­zins The Spec­ta­tor, wid­me­te dem The­ma vor kur­zem ein aus­führ­li­che Ana­ly­se, die auf der bri­ti­schen Online-Nach­rich­ten- und Mei­nungs­platt­form Unherd ver­öf­fent­licht wur­de. Dar­in geht er den Fra­gen nach, wie es nach elf Jah­ren um das Pon­ti­fi­kat des älte­sten amtie­ren­den Pap­stes seit Leo XIII. (1810–1903) bestellt ist, und wer Aus­sicht auf die Nach­fol­ge von Fran­zis­kus haben könnte.

Anzei­ge

An der Römi­schen Kurie hat­ten vie­le in den ver­gan­ge­nen Jah­ren „Angst vor ihrem Chef“, doch das las­se nun nach, je erkenn­ba­rer wird, daß Fran­zis­kus nicht mehr in der Lage ist, sei­ne stren­ge Kon­trol­le und Über­wa­chung auf­recht­zu­er­hal­ten. Zu sehr ist der regie­ren­de Papst gesund­heit­lich ange­schla­gen. Thomp­son ver­weist auf Andrew Napo­li­ta­no, einen ehe­ma­li­gen Rich­ter am Supe­ri­or Court des Staa­tes New Jer­sey, der Anfang März nach sei­nem Auf­ent­halt in San­ta Mar­ta schrieb: „Der Papst ist bei schlech­ter Gesund­heit, kann kaum spre­chen oder gehen und strahlt Trau­rig­keit aus. Ich glau­be nicht, daß er noch lan­ge da sein wird.“ Der Groß­teil der Kom­mu­ni­ka­ti­on der Kuria­len, so Thomp­son, erfolgt den­noch über pri­va­te Kanä­le, denn sie rech­nen damit, daß ihr Tele­fon im Vati­kan abge­hört und die Inter­net-Kor­re­spon­denz mit­ge­le­sen wird.

Beim päpst­li­chen Hof­staat lie­gen die „Ner­ven blank“, denn Fran­zis­kus müs­se sich „mehr Fra­gen zu sei­nem per­sön­li­chen Ver­hal­ten stel­len“ las­sen „als jeder ande­re Papst seit Menschengedenken“.

„Jah­re­lang wur­den Anschul­di­gun­gen, die die Kar­rie­re eines jeden welt­li­chen west­li­chen Füh­rers tor­pe­die­ren wür­den, von einer Prä­to­ria­ner­gar­de pro­gres­si­ver Jour­na­li­sten, die 2013 ihren Ruf für den ‚gro­ßen Refor­mer‘ aufs Spiel setz­ten, ver­schwie­gen oder her­un­ter­ge­spielt. Infol­ge­des­sen wis­sen selbst gläu­bi­ge Katho­li­ken nicht, daß der erste jesui­ti­sche Papst ver­sucht hat, meh­re­re absto­ßen­de Sexu­al­straf­tä­ter vor der Justiz zu schüt­zen, und zwar aus Grün­den, die nie zufrie­den­stel­lend erklärt wurden.“

Das gilt nicht für die Leser von Katho​li​sches​.info, für die All­ge­mein­heit aber sehr wohl. Grund dafür ist aller­dings nicht nur die von Thomp­son erwähn­te „Prä­to­ria­ner­gar­de“ um Fran­zis­kus, son­dern mehr noch die schüt­zen­de Hand des Main­stream, die über dem argen­ti­ni­schen Papst liegt, die ihrer­seits natür­lich nicht in ein­zel­nen Redak­tio­nen beschlos­sen wurde.

„Erst jetzt kommt die Wahr­heit ans Licht“, für die All­ge­mein­heit, „zur Erleich­te­rung der Mit­ar­bei­ter des Vati­kans“, die unter der „auto­kra­ti­schen Herr­schaft“, den „Wut­aus­brü­chen“ und den „schwe­len­den Res­sen­ti­ments“ von Fran­zis­kus lei­den müssen.

Fall Rupnik

Der Wen­de­punkt, so Thomp­son, ist der „beson­ders grau­sa­me Skan­dal“ des Prie­ster­künst­lers Mar­ko Ivan Rup­nik, durch den das päpst­li­che „Spiel“ offen­ge­legt wur­de. „Die Rup­nik-Affä­re ist der abscheu­lich­ste Skan­dal, der mir in den mehr als 30 Jah­ren mei­ner Bericht­erstat­tung über die katho­li­sche Kir­che begeg­net ist.“ Thomp­son nennt eini­ge der grau­sa­men Anschul­di­gun­gen, die gegen den aus Slo­we­ni­en gebür­ti­gen ehe­ma­li­gen Jesui­ten erho­ben wer­den. Katho​li​sches​.info hat die­se bis­her nicht genannt und wird es auch hier nicht tun, da dies kei­nen Infor­ma­ti­ons­wert hät­te und nur kran­ke Gehir­ne befrie­di­gen würde.

Fran­zis­kus erklär­te im Herbst 2023 empört, als habe er das erste Mal von den Vor­wür­fen gegen sei­nen Freund und bis­he­ri­gen Mit­bru­der Rup­nik gehört, daß er gegen die­sen vor­ge­hen wer­de, doch gesche­hen ist auch seit­her nichts, so wie Fran­zis­kus schon die Jah­re davor sei­ne schüt­zen­de Hand über den Mosa­ik­künst­ler gehal­ten und des­sen Exkom­mu­ni­ka­ti­on abge­wen­det hat­te. Die Vogel-Strauß-Hal­tung des Main­stream, die Fran­zis­kus seit elf Jah­ren vor unan­ge­neh­men Fra­gen bewahrt, macht es möglich.

Fall Zanchetta

Rup­nik ist jedoch kein Ein­zel­fall. Glei­ches geschah mit dem argen­ti­ni­schen Bischof Gustavo Oscar Zan­chet­ta, den Fran­zis­kus zum Diö­ze­san­bi­schof von Orán ernannt hat­te, wo Zan­chet­ta inner­halb kür­ze­ster Zeit die Diö­ze­san­finan­zen zer­rüt­te­te und die Semi­na­ri­sten sei­nes eige­nen Prie­ster­se­mi­nars als Stri­cher eines Homo-Bor­dells betrachtete.

Fran­zis­kus sorg­te auch in die­sem „gif­ti­gen Skan­dal“ nicht etwa für Ord­nung, son­dern ver­such­te sei­nen ein­sti­gen Schütz­ling, als Berg­o­glio Erz­bi­schof von Bue­nos Aires war, vor der Straf­ver­fol­gung zu ret­ten, indem er ihn in einer Nacht-und-Nebel-Akti­on aus Argen­ti­ni­en in den Vati­kan hol­te. Dort erfand er für Zan­chet­ta eine eige­ne Stel­le in der Apo­sto­li­schen Güter­ver­wal­tung, aus­ge­rech­net dort für jemand, der die Finan­zen von zwei Bis­tü­mern zer­rüt­tet hat­te. Zan­chet­ta hat­te glei­ches vor Orán als Gene­ral­vi­kar schon in sei­ner Hei­mat­diö­ze­se getan. Die argen­ti­ni­sche Justiz beharr­te jedoch, sodaß der geflüch­te­te Bischof schließ­lich in sei­ne Hei­mat zurück­keh­ren muß­te, vor Gericht gestellt und zu einer mehr­jäh­ri­gen Gefäng­nis­stra­fe ver­ur­teilt wur­de – obwohl der Vati­kan die vom argen­ti­ni­schen Gericht ersuch­ten Unter­la­gen nicht über­mit­tel­te. Zan­chet­ta muß­te den­noch nicht ins Gefäng­nis, son­dern darf sei­ne Stra­fe im Haus­ar­rest in einem kirch­li­chen Exer­zi­ti­en­haus absit­zen. Man­che fal­len immer weich.

Bereits als Erz­bi­schof von Bue­nos Aires hat­te Berg­o­glio ver­sucht, den Prie­ster und Kin­der­schän­der Julio Gras­si vor dem Gefäng­nis zu bewah­ren, und ließ die Gras­si-Opfer als Lüg­ner diskreditieren.

Doch sei­ne Ver­gan­gen­heit holt Fran­zis­kus ein, so Thomp­son, je mehr sei­ne Kon­trol­le nach­läßt. Sei­ne Geg­ner wagen inzwi­schen immer mehr „äußerst schäd­li­che“ Doku­men­te in Umlauf zu bringen.

Die „dunk­len Geheim­nis­se die­ses Pon­ti­fi­kats wer­den die Kar­di­nä­le bei ihren Dis­kus­sio­nen vor dem Kon­kla­ve, bevor sie in der Six­ti­ni­schen Kapel­le ihre Stim­men abge­ben, schwer bela­sten“. Man wer­de um die­se Dis­kus­si­on aber nicht her­um­kom­men, denn „die Spal­tung zwi­schen pro­gres­si­ven und kon­ser­va­ti­ven Katho­li­ken“, die „auf das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil zurück­geht“ und sich „unter die­sem Pon­ti­fi­kat noch viel mehr ver­schärft hat“, ist unter Fran­zis­kus „immer gif­ti­ger“ geworden.

Der Autokrat

Als Fran­zis­kus sein Amt antrat, sei­en vie­le begei­stert gewe­sen, von sei­nem „infor­mel­len Stil“, sei­ner Demut, sich „Bischof von Rom“ zu nen­nen, sei­nem Ver­zicht auf Merk­wür­dig­kei­ten wie die roten Schu­he. Doch dann habe sich intern das Gegen­teil her­aus­ge­stellt: Fran­zis­kus regiert auto­kra­tisch und bevor­zugt mit Exe­ku­tiv­be­feh­len. Sei­ne Vor­lie­be gilt des­halb dem Motu pro­prio, von dem er bereits mehr als 60 erlas­sen hat. Sechs­mal so vie­le wie Johan­nes Paul II. in sei­nem ungleich län­ge­ren Pon­ti­fi­kat von fast 27 Jahren.

Die Motu pro­prien von Fran­zis­kus „haben mas­si­ve Ände­run­gen in der Lit­ur­gie, den Finan­zen, der Regie­rung und dem Kir­chen­recht bewirkt. Sie kom­men oft ohne Vor­war­nung und kön­nen bru­tal sein“. Fran­zis­kus nutz­te sie, um den Sou­ve­rä­nen Mal­te­ser­or­den, ein eigen­stän­di­ges Völ­ker­rechts­sub­jekt, unter sei­ne Kon­trol­le zu brin­gen, und auf die­sel­be Wei­se ent­mach­te­te er das Opus Dei. Thomp­son erwähnt es nicht, doch bei­de Ver­ei­ni­gun­gen sind ein­fluß­reich, finanz­stark und kon­ser­va­tiv und gerie­ten des­halb ins Visier des Papstes.

Thomp­son ver­gißt aber nicht, auf die „patho­lo­gi­sche Abnei­gung“ von Fran­zis­kus gegen die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­nen Katho­li­ken zu ver­wei­sen, die er durch das Motu pro­prio Tra­di­tio­nis cus­to­des fron­tal attackier­te. Des­sen Umset­zung erfolgt mit „Crom­well­scher Gründ­lich­keit“ durch den von Fran­zis­kus ein­ge­setz­ten und zum Kar­di­nal kre­ierten Prä­fek­ten des Got­tes­dienst­dik­aste­ri­ums Arthur Roche, den „mäch­tig­sten eng­li­schen Geist­li­chen in Rom“.

Der „selbst­ge­fäl­li­ge“ Roche habe sich, so Thomp­son, „zu einer bekann­ten römi­schen Bestie ent­wickelt: ein auto­ri­tä­rer Libe­ra­ler mit einer Nase für den saf­tig­sten Sal­tim­boc­ca alla roma­na und das fluf­fig­ste Tira­mi­sù. Die­ses Jahr zwang er sei­nen alten Riva­len, Kar­di­nal Vin­cent Nichols von West­min­ster, in des­sen Diö­ze­se die Zere­mo­nien der Kar­wo­che im über­lie­fer­ten Ritus zu ver­bie­ten.“

Thomp­son zitiert den kon­ser­va­ti­ven Lord Moy­lan, einen tra­di­tio­na­li­sti­schen Katho­li­ken, der auf X sei­ner Wut Luft mach­te und schrieb:

„Ich habe heu­te abend einer wun­der­ba­ren triden­ti­ni­schen Grün­don­ners­tags­lit­ur­gie bei­gewohnt. Ich wer­de nicht sagen, wo sie statt­fand, falls Arthur [Roche] sei­ne Scher­gen vor­bei­schickt. Ich will nur sagen, daß der eng­li­sche Katho­li­zis­mus eine jahr­hun­der­te­al­te Tra­di­ti­on von Unter­grund­mes­sen hat. Das ein­zi­ge, was sich geän­dert hat, ist, wer uns verfolgt.“

Vie­le Bischö­fe zei­gen kein son­der­li­ches Inter­es­se am über­lie­fer­ten Ritus, doch stört es sie, von Fran­zis­kus in die Zan­ge genom­men zu wer­den, der „Syn­oda­li­tät“ ver­kün­det, aber auto­ri­tär immer mehr Zustän­dig­kei­ten an sich zieht und par­al­lel unan­ge­neh­me Ent­schei­dun­gen, vor denen er selbst sich drückt, auf die Bischö­fe abwälzt.

Höhe­punkt der anti-berg­o­glia­ni­schen Empö­rung ist die Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans, die kurz vor Weih­nach­ten 2023 vom Glau­bens­dik­aste­ri­um „ohne Vor­war­nung“ erlas­sen wur­de. Sie erlaubt Prie­stern Homo-Paa­re „außer-lit­ur­gisch“ zu seg­nen. „Das war erstaun­lich, denn noch 2021 hat­te das­sel­be Amt die Seg­nung von gleich­ge­schlecht­li­chen Paa­ren ver­ur­teilt. Außer­dem hat­te noch nie jemand von einer nicht-lit­ur­gi­schen Seg­nung gehört. Im Kir­chen­recht gibt es so etwas nicht. Wer ist auf die­se Idee gekommen?“

Die Suche füh­re schnell ans Ziel: Die Idee stammt vom neu­en Glau­bens­prä­fek­ten Kar­di­nal Manu­el Vic­tor „Tucho“ Fernán­dez, dem „exzen­trisch­sten der argen­ti­ni­schen Schütz­lin­ge des Pap­stes“. Die Ernen­nung von Fernán­dez zum Lei­ter des Glau­bens­dik­aste­ri­ums „ist an Merk­wür­dig­keit kaum zu über­bie­ten“. Er ist ein „pein­li­ches Leicht­ge­wicht“ in einem Amt, das zuvor „ein gro­ßer Theo­lo­ge wie Joseph Ratz­in­ger“ inne­hat­te. „Tucho“ wur­de durch Bücher über die „Theo­lo­gie des Küs­sens“ und die „Theo­lo­gie des Orgas­mus“ bekannt.

Die erste Wahl von Fran­zis­kus für das Amt sei, so Thomp­son, eigent­lich der pro­gres­si­ve Deut­sche Hei­ner Wil­mer, der ehe­ma­li­ge Gene­ral­obe­re der Herz-Jesu-Prie­ster und seit 2018 Bischof von Hil­des­heim, gewe­sen. Das sei ein­mal dahin­ge­stellt. Tat­sa­che ist, daß Fernán­dez, kaum ernannt, sofort Fidu­cia sup­pli­cans auf den Schreib­tisch des Pap­stes leg­te, der es geneh­mig­te und durch die­se „Ver­höh­nung der Leh­ren Chri­sti“ eine mög­li­cher­wei­se „irrepa­ra­ble“ Kluft zwi­schen pro­gres­si­ven und kon­ser­va­ti­ven Bischö­fen in der Kir­che auftat.

Meh­re­re Bischö­fe und gan­ze Bischofs­kon­fe­ren­zen lehn­ten sich gegen Fidu­cia sup­pli­cans auf – und ganz Schwarz­afri­ka. San­ta Mar­ta ruder­te zurück und begann den eige­nen Vor­stoß zu zer­le­gen und sich zwi­schen die Stüh­le zu set­zen. Fran­zis­kus ging einer­seits in der Ver­tei­di­gung von Tucho Fernán­dez soweit, sich einen Ras­sis­mus­vor­wurf zuzu­zie­hen, ande­rer­seits ver­graul­te er die kirch­li­che Homo-Lob­by, weil er schon am 4. Janu­ar in einer „Klar­stel­lung“ zu Fidu­cia sup­pli­cans den Homo-Segen auf „15 Sekun­den“ beschränk­te und beton­te, daß damit „kei­ne Bil­li­gung“ des homo­se­xu­el­len Lebens­wan­dels ver­bun­den ist.

Die pol­ni­sche und die unga­ri­sche Bischofs­kon­fe­renz haben die Erklä­rung Fidu­cia sup­pli­cans abge­lehnt, die kop­tisch-ortho­do­xe Kir­che been­de­te wegen der Erklä­rung den Dia­log mit Rom und die ukrai­ni­sche grie­chisch-katho­li­sche Kir­che empör­te sich, da sie ohne­hin auf „Kriegs­fuß“ mit Fran­zis­kus steht, wegen sei­ner Frie­dens­be­mü­hun­gen im rus­sisch-ukrai­ni­schen Krieg. Die Anti­pa­thie zwi­schen der rus­sisch-ortho­do­xen und der ukrai­ni­schen grie­chisch-katho­li­schen Kir­che reicht bis ins 16. Jahr­hun­dert zurück.

Thomp­son bringt die­ses heil­lo­se Durch­ein­an­der mit der Auf­for­de­rung von Fran­zis­kus in Zusam­men­hang, als die­ser im Juli 2013 den Jugend­li­chen beim Welt­ju­gend­tag in Rio de Janei­ro zuge­ru­fen hat­te: „Ich hof­fe, daß es Cha­os geben wird!“ Das sei ihm, Fran­zis­kus, jeden­falls gelun­gen und löse ein immer grö­ße­res Unbe­ha­gen in der Kir­che aus.

„Er ist einer der kompliziertesten Männer, die ich je getroffen habe“

Daher wirft Thomp­son einen Blick auf die Per­sön­lich­keits­struk­tur des regie­ren­den Pap­stes. „Er ist einer der kom­pli­zier­te­sten Män­ner, die ich je getrof­fen habe“, zitiert der Spec­ta­tor-Her­aus­ge­ber eine vati­ka­ni­sche Quelle.

„Er kann sehr lustig und auch unglaub­lich rach­süch­tig sein. Wenn du ihm in die Que­re kommst, tritt er dich noch, wenn du schon am Boden liegst.“

Fran­zis­kus sei aber „kein Mei­ster­stra­te­ge“, viel­mehr ein „unge­schick­ter Tak­ti­ker, der sei­ne Zeit damit ver­bringt, Brän­de zu legen und zu löschen“.

„Sei­ne ober­ste Prio­ri­tät ist es, undurch­schau­bar zu sein. Er will nicht, daß jemand erfährt, was er vor­hat – und falls man es her­aus­fin­det, wird er das Gegen­teil tun, auch wenn es sei­ne Plä­ne durchkreuzt.“

Thomp­sons römi­sche Quel­le, so der Autor, gehört einer klei­nen Kle­ri­ker­grup­pe an, die in der Ein­schät­zung der Men­schen „auf­fal­lend sanft“ sei. Um so inter­es­san­ter war es für ihn, zu beob­ach­ten, wie sich die Quel­le in den „letz­ten fünf Jah­ren so ver­här­tet hat, daß sie Fran­zis­kus, ohne zu zögern, als einen bösen Mann bezeichnet“.

Fran­zis­kus ist es, der Fernán­dez zum Prä­fek­ten ernann­te. Er geneh­mig­te des­sen „Krit­ze­lei­en“ namens Fidu­cia sup­pli­cans. Der­sel­be Fran­zis­kus ist es, der dann, als Kri­tik auf­kam, „schnell den Rück­wärts­gang ein­ge­legt hat“. Was sagt das über sei­ne Per­sön­lich­keit aus? Thomp­son wider­spricht dem kon­ser­va­ti­ven fran­zö­si­schen Katho­li­ken Jean-Pierre Moreau, der Fran­zis­kus in sei­nem soeben erschie­ne­nen Buch als „pro­gres­si­ven Bil­der­stür­mer“ dar­stellt, der von einer „qua­si mar­xi­sti­schen Befrei­ungs­theo­lo­gie inspi­riert ist“. Der Bri­te hält Fran­zis­kus viel­mehr für “das, was er schon immer war: einen Pero­ni­sten“. Perón war ein „voll­ende­ter Oppor­tu­nist“, der sich auf dem Höhe­punkt sei­ner Macht von Natio­nal­so­zia­li­sten und Mar­xi­sten unter­stüt­zen ließ, „aber auch Freu­de dar­an hat­te, Ver­bün­de­te und Geg­ner glei­cher­ma­ßen uner­war­tet zu prügeln“.

Berg­o­glio zeig­te in sei­ner Jugend gro­ßes Inter­es­se am Pero­nis­mus: Die Gemein­sam­kei­ten sind der Ein­satz für die sozia­le Wohl­fahrt und ein lei­den­schaft­li­cher Anti­ame­ri­ka­nis­mus. Fle­xi­bi­li­tät und Täu­schung gehö­ren offen­bar auch dazu, denn unter Johan­nes Paul II., der Berg­o­gli­os Auf­stieg ent­schied, indem er ihn zuerst zum Weih­bi­schof, dann zum Erz­bi­schof von Bue­nos Aires ernann­te und zum Kar­di­nal kre­ierte, gab sich die­ser in theo­lo­gi­schen Fra­gen betont ortho­dox. Das brach­te ihm die Ver­ach­tung durch eini­ge sei­ner Jesui­ten­mit­brü­der ein.

„Aber er hat­te schon immer eine Abnei­gung gegen peni­ble Zere­mo­nien – es gibt Auf­nah­men, in denen er das Aller­hei­lig­ste in Bue­nos Aires prak­tisch in eine Men­schen­men­ge wirft – und wenn man ihn dabei beob­ach­tet, wie er sich gäh­nend durch die Zere­mo­nien im Peters­dom schleppt, kann man sich nur fra­gen, ob er die Mes­se so lang­wei­lig findet.“

Inzwi­schen zele­briert er sie ohne­hin fak­tisch nicht mehr in der Öffent­lich­keit. Als Vor­wand wer­den sei­ne gesund­heit­li­chen Beschwer­den genannt. Thomp­son erin­nert als Kon­trast an Johan­nes Paul II., der durch die Krank­heit gezeich­net, fast gelähmt und des Spre­chens unfä­hig, mit letz­ter Kraft die Mes­se zelebrierte.

Eini­ge weni­ge sahen früh­zei­tig klar. Noch am Abend, als Fran­zis­kus gewählt wur­de, ver­öf­fent­lich­te die tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne US-ame­ri­ka­ni­sche Sei­te Rora­te cae­li den Auf­schrei des argen­ti­ni­schen Jour­na­li­sten Mar­ce­lo Gon­za­lez aus Bue­nos Aires. Die­ser äußer­te, daß ihn „das Grau­en“ erfaßt habe, als er Jor­ge Mario Berg­o­glio auf die Mit­tel­log­gia des Peters­doms tre­ten sah, denn das sei „der schlimm­ste aller unvor­stell­ba­ren Kan­di­da­ten“, „ein ein­ge­schwo­re­ner Feind der über­lie­fer­ten Mes­se, der „jeden ein­zel­nen Prie­ster ver­folgt hat, der sich bemüh­te, eine Sou­ta­ne zu tragen“.

Thomp­son gesteht, die Dar­stel­lung, wie die mei­sten, für über­trie­ben gehal­ten zu haben. Doch er sei mit den ande­ren „falsch“ gele­gen: „Gon­za­lez hat­te recht mit der latei­ni­schen Mes­se und mit den Sou­ta­nen“. Heut­zu­ta­ge wis­sen „ehr­gei­zi­ge Prie­ster“, so der Autor, sich in Rom ja nicht in Sou­ta­ne blicken zu lassen.

Thomp­son stellt jedoch die Fra­ge in den Raum, ob Fran­zis­kus „wirk­lich ein Pro­gres­si­ver“ ist. Die Tat­sa­che, „daß er Kon­ser­va­ti­ve ver­ab­scheut“, muß das noch nicht bedeu­ten. Auch die Tat­sa­che, daß er sich offen für die Frau­en­or­di­na­ti­on zeigt, die er in Wirk­lich­keit ablehnt, und bereit­wil­lig Foto­ter­mi­ne mit Homo­se­xu­el­len aller Art gewährt, soll­te nicht Anlaß sein, „zuviel hineinzuinterpretieren“. 

Daß Fran­zis­kus auch ganz anders kann, zeig­te sich, als er kürz­lich Homo­se­xu­el­le gegen­über den ita­lie­ni­schen Bischö­fen als „Schwuch­teln“ bezeich­ne­te. Ist das der wirk­li­che Berg­o­glio, der hier durch­blitz­te? Vie­les spricht dafür, wie Thomp­son andeutet:

„Es ist schwer zu erklä­ren, war­um in sei­nem Umfeld, sowohl in Argen­ti­ni­en als auch in Rom, so vie­le schwu­le Geist­li­che zu fin­den sind, denn nie­mand hat je behaup­tet, dass Jor­ge Berg­o­glio, der ehe­ma­li­ge Tür­ste­her eines Nacht­clubs, der vor sei­nem Ein­tritt ins Prie­ster­se­mi­nar eine Freun­din hat­te, homo­se­xu­ell ist. Aber er weiß, in wes­sen Klei­der­schrank Lei­chen liegen.“

Die Samm­lung von Klatsch und Tratsch und ihr Ein­satz als Macht­in­stru­ment gehö­ren zum poli­ti­schen Ein­mal­eins in Latein­ame­ri­ka. „Ein Prie­ster in Rom erzähl­te mir“, so Thomp­son: „Wenn Berg­o­glio frü­her Rom besuch­te, stell­te er sich zwi­schen die ande­ren Besu­cher in der Casa del Cle­ro und saug­te den Klatsch und Tratsch auf, der sich oft um schwu­le Geist­li­che drehte.“

Thomp­sons Dar­stel­lung, die Kar­di­nä­le hät­ten 2013 Berg­o­glio gewählt, weil er „Schäd­lings­be­kämp­fung“ ver­sprach, um die Kor­rup­ti­on aus­zu­mer­zen, darf ange­zwei­felt wer­den. Tat­sa­che ist jedoch, daß er „die­ses Ver­spre­chen nicht gehal­ten hat“.

Der Blick auf zwei Kar­di­nä­le, die aus Alter­grün­den nicht mehr am Kon­kla­ve teil­neh­men durf­ten, sich jedoch für Berg­o­glio fest ins Zeug gelegt hat­ten und in Rom anwe­send waren, wäre für die Papst­wäh­ler hilf­reich gewe­sen: auf den US-Ame­ri­ka­ner Theo­do­re McCar­ri­ck und auf den Bel­gi­er God­fried Dan­neels. Bei­de waren unter Bene­dikt XVI. in Ungna­de gefal­len. Der deut­sche Papst hat­te dies­be­züg­lich das rich­ti­ge Gespür. Bei­de stan­den im Ruf, „Schwuch­teln“ zu sein, um Fran­zis­kus zu zitie­ren. McCar­ri­cks Päd­era­sten­tum war „in der ame­ri­ka­ni­schen Kir­che seit Jahr­zehn­ten ein offe­nes Geheim­nis“. Dan­neels war beim Ver­such ertappt wor­den, den „inze­stuö­sen Kin­des­miß­brauch durch einen sei­ner Bischö­fe zu vertuschen“.

„Fran­zis­kus hat bei­de rehabilitiert.“

Die schüt­zen­de Hand über homo­se­xu­el­le Miß­brauchs­tä­ter ist bei Fran­zis­kus weder ein Ein­zel­fall noch ein unab­sicht­li­cher Aus­rut­scher. Das, Thomp­son läßt es durch­blicken, hat System. Dazu gehört offen­bar auch die dop­pel­te Per­ver­tie­rung. Wäh­rend Fran­zis­kus Homo-Miß­brauchs­tä­ter schütz­te und ver­tusch­te, ließ er es zu, daß der von ihm ernann­te Prä­fekt des vati­ka­ni­schen Wirt­schafts­se­kre­ta­ri­ats, der kon­ser­va­ti­ve Austra­li­er Geor­ge Pell, eine eben­so nüch­ter­ne wie inte­gre Per­sön­lich­keit, in sei­nem Kampf gegen die römi­sche Kor­rup­ti­on zu Fall gebracht wur­de, indem gegen ihn eine „erfun­de­ne Ankla­ge wegen Kin­des­miß­brauchs“ insze­niert wur­de. Wenn der Fall Rup­nik, laut Thomp­son, der „grau­sam­ste Skan­dal“ die­ses Pon­ti­fi­kats ist, dann muß ihm der Fall Pell zur Sei­te gestellt wer­den. Nur im Dop­pel­pack wird die dunk­le Sei­te des aktu­el­len Pon­ti­fi­kats wirk­lich erkenn­bar. Der unschul­di­ge Kar­di­nal Pell wur­de von Fran­zis­kus fal­len­ge­las­sen. Ganz anders als der von Fran­zis­kus geschütz­te, aber schul­di­ge Zan­chet­ta ging Pell frei­wil­lig nach Austra­li­en und stell­te sich der Gerichts­bar­keit. Mehr als ein Jahr muß­te der Kar­di­nal im Gefäng­nis ver­brin­gen, bis der Ober­ste Gerichts­hof sei­ne Unschuld fest­stell­te. Die Spur der Intri­ge, die in den Vati­kan führt, wur­de natür­lich nicht unter­sucht. Fran­zis­kus ver­wei­ger­te Pell sogar noch nach des­sen Frei­spruch noch län­ge­re Zeit selbst ein Mini­mum an Reha­bi­li­tie­rung. Ein Amt erhielt der Austra­li­er auch nicht mehr. Grau­sam­keit bis ins letz­te Glied. Pell, auf den vie­le Katho­li­ken ihre Hoff­nun­gen gesetzt hat­ten, starb über­ra­schend weni­ge Tage nach Bene­dikt XVI.

Anders ver­lief der Fall Becciu, der sei­ne Hän­de in zu vie­le Töp­fe gesteckt hat­te. Fran­zis­kus ließ ihn nicht fal­len, son­dern nahm ihn aus der Schuß­li­nie, indem er ihn zum Dik­aste­ri­en­lei­ter und Kar­di­nal beför­der­te. Als Fehl­in­ve­sti­tio­nen in der Höhe von Hun­der­ten von Mil­lio­nen Pfund bekannt wur­den, konn­te ein Ein­schrei­ten der vati­ka­ni­schen Straf­ver­fol­gungs­be­hör­den nicht mehr ver­hin­dert wer­den. Becciu wur­de schließ­lich zu fünf­ein­halb Jah­ren Gefäng­nis ver­ur­teilt, wird aber kei­nen ein­zi­gen Tag davon in einer Gefäng­nis­zel­le ver­brin­gen müs­sen und auch sei­ne Kar­di­nals­wür­de hat er immer noch. Alle kos­me­ti­schen Erklä­run­gen, daß er den Pur­pur zwar habe, aber in Wirk­lich­keit nicht habe, sind nur Nebel­ker­zen. War­um? Thomp­son bringt es knapp auf den Punkt: „Er weiß zuviel.“

Mit Fiducia supplicans hat sich Franziskus einen Strich durch die Rechnung gemacht

Alle die­se Skan­da­le sind „grau­sam“, so der Spec­ta­tor-Her­aus­ge­ber, doch nichts wird das kom­men­de Kon­kla­ve mehr bedin­gen als Fidu­cia sup­pli­cans. Die­se römi­sche Homo-Erklä­rung hat „die Dyna­mik des Wahl­kol­le­gi­ums ver­än­dert“. Das liegt nicht nur am „radio­ak­ti­ven The­ma der Homo­se­xua­li­tät“, das schon die pro­te­stan­ti­schen Kir­chen „zer­ris­sen hat“, son­dern dar­an, daß die Erklä­rung die „kata­stro­pha­le Inkom­pe­tenz die­ses Pon­ti­fi­kats auf den Punkt bringt“.

Gut drei Vier­tel aller Papst­wäh­ler im kom­men­den Kon­kla­ve wur­den von Fran­zis­kus ernannt. Die Mehr­heits­ver­hält­nis­se schei­nen erdrückend, doch seit Fidu­cia sup­pli­cans hat sich alles verschoben.

Kar­di­nals­er­nen­nun­gen wur­den von Fran­zis­kus wie ein „pero­ni­sti­sches Brett­spiel“ gehand­habt. In den USA, bes­ser gesagt ins­ge­samt im Westen, ach­te­te Fran­zis­kus dar­auf, „berg­o­glia­ni­sche Loya­li­sten“ in Amt und Wür­den zu brin­gen. Dafür ste­hen die Bischofs­stüh­le von Newark, New Jer­sey, Chi­ca­go, Washing­ton. Newark erhielt mit Joseph Tobin, einem McCar­ri­ck-Boy, sei­nen ersten Kar­di­nal, wäh­rend Los Ange­les, wo unter Bene­dikt XVI. berech­tig­ter­wei­se mit José Hora­cio Gómez auf den ersten his­pa­ni­schen US-Kar­di­nal gehofft wer­den konn­te, bis heu­te leer aus­ging. Mehr noch. Fran­zis­kus begnügt sich sel­ten mit dem blo­ßen Sieg. Er muß auf sei­nen besieg­ten Geg­ner noch ein­tre­ten. So ent­hält er Gómez nicht nur die Kar­di­nals­wür­de vor, son­dern ver­lieh die­se dem ultra­pro­gres­si­ven Robert McEl­roy, einem Suf­fra­gan von Gómez. So begnüg­te sich Fran­zis­kus nicht, sei­nen alten argen­ti­ni­schen Gegen­spie­ler Héc­tor Rubén Aguer sofort mit Voll­endung des 75. Lebens­jah­res zu eme­ri­tie­ren, son­dern ernann­te aus­ge­rech­net das Leicht­ge­wicht Vic­tor Manu­el „Tucho“ Fernán­dez zu sei­nem Nach­fol­ger. Thomp­son schreibt es nicht, doch das hat etwas Boshaftes.

Dem Homo-Päd­era­sten McCar­ri­ck wur­de von Fran­zis­kus 2018 die Kar­di­nals­wür­de ent­zo­gen, weil er nicht mehr anders konn­te. Dafür ernann­te Fran­zis­kus glei­che meh­re­re McCar­ri­ck-Boys zu Bischö­fen und Kar­di­nä­len. Wie nennt man das?

In den rie­si­gen Wei­ten der nicht-west­li­chen Welt hin­ge­gen wand­te Fran­zis­kus auf sei­nem Brett­spiel ande­re Tak­ti­ken an. So schenk­te er der Mon­go­lei, wo es nur 1450 Katho­li­ken gibt, einen Kar­di­nal, wäh­rend Län­der mit Mil­lio­nen von Katho­li­ken unbe­rück­sich­tigt blie­ben. Ton­ga hat einen Kar­di­nal, Austra­li­en und Irland haben kei­nen. Fran­zis­kus gefal­len sol­che exo­ti­schen Spiel­chen, doch ach­te­te er dabei weni­ger auf Inhal­te. In den Län­dern der ein­sti­gen Drit­ten Welt haben die west­li­chen Frak­ti­ons­bil­dun­gen in der Kir­che wenig bis kei­ne Rele­vanz. In man­chen Orten sind sie ein Import­pro­dukt der west­li­chen kirch­li­chen Geld­ge­ber, aber nicht mehr. In sei­nen bei­den letz­ten Kon­si­sto­ri­en ernann­te Fran­zis­kus gan­ze 33 Kar­di­nä­le, „von denen nur eine Hand­voll radi­ka­le Ansich­ten über Sexua­li­tät im west­li­chen Stil vertreten“.

Fran­zis­kus habe die Chan­ce ver­tan, den Sack für das näch­ste Kon­kla­ve zuzu­zie­hen, zitiert Thomp­son eine vati­ka­ni­sche Quel­le. Die neu­en Kar­di­nä­le wür­den zwar eini­ge berg­o­glia­ni­sche Kri­te­ri­en erfül­len, indem sie der Kapi­ta­lis­mus-Kri­tik von Fran­zis­kus applau­die­ren, man­che auch sei­nen „melo­dra­ma­ti­schen War­nun­gen vor einem Kli­ma­wan­del“, doch für die Sodo­mie haben sie kaum Ver­ständ­nis. Thomp­son zitiert dazu sei­ne vati­ka­ni­sche Quelle:

„Als Fidu­cia sup­pli­cans ver­öf­fent­licht wur­de, haben die afri­ka­ni­schen Kar­di­nä­le ihre Ver­eh­rung für Fran­zis­kus über Nacht auf­ge­ge­ben. Die gro­ße Mehr­heit wird nie­mand wäh­len, der Fidu­cia unter­stützt hat.“

Die Rede ist immer­hin von 17 afri­ka­ni­schen Wahl­män­nern. Dazu kom­men min­de­stens zehn Kar­di­nä­le aus Asi­en, Latein­ame­ri­ka und dem Westen, die ihre Ableh­nung von Fidu­cia sup­pli­cans offen kund­ge­tan haben. Laut Thomp­son dürf­te es nicht all­zu schwie­rig sein, eine Sperr­mi­no­ri­tät von Fidu­cia-sup­pli­cans-Geg­nern im Kon­kla­ve zu bil­den. Da laut gel­ten­dem Wahl­recht ein Papst die Zustim­mung von min­de­stens zwei Drit­teln der Wäh­ler braucht, kann die­se Sperr­mi­no­ri­tät zwar kei­nen Kan­di­da­ten durch­set­zen, aber jeden Kan­di­da­ten verhindern.

„Das ist eine schlech­te Nach­richt für Kar­di­nal Luis Tag­le, den ehr­gei­zi­gen ehe­ma­li­gen Erz­bi­schof von Mani­la. Er wur­de wegen sei­nes Auf­tre­tens und sei­ner sozi­al­li­be­ra­len Ansich­ten einst alsasia­ti­scher Fran­zis­kus‘ bezeichnet.“

Nach­dem meh­re­re Skan­da­le, dar­un­ter auch sexu­el­ler Miß­brauch, in den Rei­hen der Cari­tas Inter­na­tio­na­lis bekannt wur­den, ent­zog Fran­zis­kus Tag­le die Lei­tung des Cari­tas-Dach­ver­ban­des. Der Sino­phil­ip­pi­ner wur­de vom Papst aber nicht fal­len­ge­las­sen, das tut Fran­zis­kus bei sei­ner Freun­den kate­go­risch nicht, son­dern auf den weni­ger ein­fluß­rei­chen, aber pre­sti­ge­träch­ti­gen Posten eines Prä­fek­ten des Dik­aste­ri­ums für die Eve­na­ge­li­sie­rung der Völ­ker ver­setzt.

Auch die Chan­cen von Kar­di­nal Matteo Zup­pi, dem Erz­bi­schof von Bolo­gna, Vor­sit­zen­den der Ita­lie­ni­schen Bischofs­kon­fe­renz und Son­der­be­auf­trag­ten des Pap­stes für den Frie­den in der Ukrai­ne, schwin­den damit. Des­sen Gesin­nung „ist sozia­li­stisch“, auch wenn er unter Bene­dikt XVI., als Weih­bi­schof von Rom, eigens die Zele­bra­ti­on des über­lie­fer­ten Ritus erlern­te. Sei­ne Hal­tung zur Homo­se­xua­li­tät nennt Thomp­son „zurück­hal­tend“. In Wirk­lich­keit ist sie homo­phil, wie Thomp­son dann auch selbst bestä­tigt, indem er das Bei­spiel einer Homo-Seg­nung in Bolo­gna anführt, mit der sich Zup­pi gleich dop­pelt dis­kre­di­tier­te, indem er im nach­hin­ein die Seg­nung bestrei­ten ließ.

Kon­ser­va­ti­ve oder tra­di­ti­ons­ver­bun­de­ne Kan­di­da­ten wer­den von Thomp­son erst gar nicht behan­delt, weil sie kei­ne Aus­sicht auf Erfolg haben, so der Brite.

Hard­li­ner-Pro­gres­si­ve wie die McCar­ri­ck-Boys Gre­go­ry, Cupich, Far­rell und McEl­roy in den USA, hät­ten aller­dings auch kei­ne Chan­cen und auch „die alt­ge­dien­ten euro­päi­schen Lin­ken Hol­le­rich, Marx und Czer­ny“ nicht. Der Mal­te­ser Mario Grech, den Fran­zis­kus zum Kar­di­nal kre­ierte und zum Gene­ral­se­kre­tär der Bischofs­syn­ode ernann­te, „hat sei­nen Ruf zusam­men mit der Syn­oda­li­täts­syn­ode in den Sand gesetzt“. Sei­ne Geg­ner, so Thomp­son, bezeich­nen ihn als den „größ­ten Spei­chel­lecker“ an der Römi­schen Kurie, eine Posi­ti­on, um die aller­dings Arthur Roche mit ihm kon­kur­riert, so der Autor.

Als gemä­ßig­te Alter­na­ti­ven nennt Thomp­son den Ungarn Peter Erdö, Erz­bi­schof von Esz­t­er­gom-Buda­pest und Pri­mas von Ungarn. Er gilt als sehr zurück­hal­ten­der Gelehr­ter, was der Autor mit einer Anek­do­te belegt: Als er Kar­di­nal Erdö vor meh­re­ren Jah­ren in Lon­don zum Kaf­fee traf, sei wegen des müh­sa­men Ein­sat­zes eines Über­set­zers schon eine hal­be Stun­den ver­gan­gen gewe­sen, als Erdö „plötz­lich in flie­ßen­des Eng­lisch wech­sel­te“. Der unga­ri­sche Pur­pur­trä­ger scheue das Ram­pen­licht und soll etwas dünn­häu­tig sein, „aber bei der Fami­li­en­syn­ode 2015 nutz­te er trotz des Drän­gens päpst­li­cher Appa­rat­schiks sei­ne Posi­ti­on als Gene­ral­re­la­tor, um eine mei­ster­haf­te Ver­tei­di­gung der tra­di­tio­nel­len Leh­re zu lie­fern“. Ein römi­scher Gesprächs­part­ner nann­te Erdö gegen­über Thomp­son „lang­wei­lig kon­ser­va­tiv, was viel­leicht genau das ist, was wir jetzt brauchen“.

Da soll­ten einem schon wesent­lich gewich­ti­ge­re Kri­te­ri­en für den näch­sten Papst ein­fal­len als ein sol­cher kir­chen­po­li­ti­scher Minimalismus.

Als wei­te­ren gemä­ßig­ten Kan­di­da­ten der „sich nur schwer in eine Schub­la­de stecken“ las­se, nennt der Bri­te den ita­lie­ni­schen Kar­di­nal Pier­bat­ti­sta Piz­za­bal­la, Latei­ni­scher Patri­arch von Jeru­sa­lem und damit in den ver­gan­ge­nen Mona­ten viel im Ram­pen­licht. Dabei offen­bar­te sich Piz­za­bal­la als „ein Diplo­mat von sel­te­nem Geschick“. Sei­ne Ver­ur­tei­lung der israe­li­schen Angrif­fe auf Zivi­li­sten im Gaza­strei­fen brach­te ihm eine Rüge des israe­li­schen Außen­mi­ni­sters ein – aller­dings hat­te er zuvor bereits die Hamas für ihre „Bar­ba­rei“ ver­ur­teilt und sich selbst als Gei­sel anstel­le von ent­führ­ten Israe­lis angeboten.

Fakt sei aber bezüg­lich Kon­kla­ve, wie Thomp­son bestä­tigt: Nichts Genau­es weiß man nicht. „Es wird all­ge­mein ange­nom­men, daß wir nach Fran­zis­kus für ein paar Jahr­hun­der­te“ auf dem Stuhl Petri „kei­nen wei­te­ren Latein­ame­ri­ka­ner oder Jesui­ten mehr sehen wer­den“. Es sei wohl eher ange­sagt, sich schon ein­mal mit eini­gen asia­ti­schen Namen ver­traut zu machen: Kar­di­nal Wil­liam Goh aus Sin­ga­pur, ortho­dox in bezug auf die Moral­leh­re, ver­hal­ten kri­tisch gegen­über der Kapi­tu­la­ti­on vor Peking; Kar­di­nal Charles Maung Bo aus Myan­mar, ein deut­li­cher Kri­ti­ker des Chi­na-Deals, der mit dem Geheim­ab­kom­men von 2018 zustan­de­kam; und Kar­di­nal Laza­rus You Heung-sik aus Süd­ko­rea, seit 2021 Prä­fekt des Kle­rus­dik­aste­ri­ums. Thomp­son nennt Kar­di­nal Kar­di­nal You Heung-sik „eine fas­zi­nie­ren­de Figur“:

„Er kon­ver­tier­te im Teen­ager­al­ter zum Katho­li­zis­mus, nach­dem sein Vater ent­we­der getö­tet wor­den oder in den Nor­den über­ge­lau­fen war – nie­mand weiß es. Dann bekehr­te er den Rest sei­ner eige­nen Fami­lie. Sein Glau­be ist fröh­lich und sei­ne Visi­on der Prie­ster­aus­bil­dung weit­aus attrak­ti­ver als Fran­zis­kus‘ bit­te­re Tira­den gegen den ‚Kle­ri­ka­lis­mus‘.“

Und schließ­lich nennt der Bri­te noch Kar­di­nal­staats­se­kre­tär Pie­tro Paro­lin, der sich unüber­seh­bar in Stel­lung zu brin­gen ver­sucht. Der 69jährige wer­de als Kan­di­dat ernst genom­men, was „an sich schon merk­wür­dig ist“. Paro­lin hat alle wesent­li­chen Hand­lun­gen des der­zei­ti­gen Pon­ti­fi­kats mehr oder weni­ger direkt mit­zu­ver­ant­wor­ten. Becciu war zur Zeit des Immo­bi­li­en­skan­dals sein Stell­ver­tre­ter im Staats­se­kre­ta­ri­at. Paro­lin war es auch, der das Geheim­ab­kom­men mit der Volks­re­pu­blik Chi­na aus­han­del­te, von dem Kar­di­nal Joseph Zen sag­te, daß dadurch auch die stand­haf­te rom­treue Unter­grund­kir­che dem Regime aus­ge­lie­fert und von die­sem in eine hun­dert­pro­zen­ti­ge Toch­ter­ge­sell­schaft der Kom­mu­ni­sti­schen Par­tei umge­wan­delt wer­den wird. „Genau das ist geschehen.“

Die Kar­di­nä­le Wil­liam Goh (Sin­ga­pur), Charles Maung Bo (Myan­mar) und Laza­rus You Heung-sik (Süd­ko­rea)

Kar­di­nal Zen, den vie­le Katho­li­ken als einen leben­den Hei­li­gen betrach­ten, darf selbst, da schon 92 Jah­re alt, am Kon­kla­ve nicht mit­wäh­len. Er sag­te über Kar­di­nal Parolin:

„Er ist so opti­mi­stisch. Das ist gefähr­lich. Ich habe dem Papst gesagt, daß Paro­lin einen ver­gif­te­ten Ver­stand hat. Er ist sehr nett, aber ich habe kein Ver­trau­en in die­se Per­son. Er glaubt an die Diplo­ma­tie, nicht an unse­ren Glauben.“

Eine vati­ka­ni­sche Quel­le bestä­tig­te die­se Ein­schät­zung gegen­über Thompson:

„Er ist zu jedem nett, aber innen hohl.“

Thomp­son sekundiert: 

„Nie­mand bestrei­tet, daß Paro­lin ein klu­ger Kopf ist, der sich dar­auf spe­zia­li­siert hat, kei­ne Fin­ger­ab­drücke in der Nähe der Tat­or­te ver­schie­de­ner Ver­bre­chen zu hin­ter­las­sen. Er nuan­ciert sei­ne Aus­sa­gen zur Ukrai­ne und zu Isra­el, wäh­rend der Papst mit sei­nen impro­vi­sier­ten Kom­men­ta­ren ins Fett­näpf­chen tritt. Er bom­bar­diert poten­ti­el­le Fein­de mit Lie­be. Er wit­tert eine Gegen­re­ak­ti­on gegen Fran­zis­kus und schwenkt nach rechts, indem er zugibt, daß Tuchos Homo-Segen Unsinn ist.“

Der Spec­ta­tor-Her­aus­ge­ber geht in sei­ner Ana­ly­se noch weiter:

„Für sei­ne Kri­ti­ker ist Paro­lin der ita­lie­ni­sche Fran­zis­kus: inhalts­leer, hin­ter­häl­tig und die latei­ni­sche Mes­se höh­nisch ver­ach­tend – eine idio­ti­sche Hal­tung, wenn man bedenkt, wie erstaun­lich schnell die über­lie­fer­te Lit­ur­gie unter jun­gen Katho­li­ken Kult­sta­tus erlangt. Aber über­se­hen sie dabei einen gro­ßen Unter­schied? Von dem Moment an, als er Kar­di­nal wur­de, hat­te Berg­o­glio das Papst­amt fest im Blick, und sein Blick hat nie nach­ge­las­sen. Paro­lin hin­ge­gen könn­te erken­nen, daß er zu kom­pro­mit­tiert ist, um meh­re­re Wahl­gän­ge zu über­ste­hen. Viel­leicht ist es sein eigent­li­ches Ziel, unter dem näch­sten Mann ein wirk­lich mäch­ti­ger Staats­se­kre­tär zu werden.“

Im Klar­text, Paro­lin könn­te sich zurück­neh­men, um mit sei­nem Gewicht die Wahl eines ihm geneh­men Kan­di­da­ten zu fördern.

Wer die­ser Kan­di­dat aber sein könn­te, der Aus­sicht auf die Wahl zum näch­sten Papst hat, dazu „haben wir wirk­lich kei­ne Ahnung“, so Thomp­son. Es fal­le jeden­falls auf, daß Kar­di­nal Vin­cent Nichols, Erz­bi­schof von West­min­ster und Pri­mas von Eng­land und Wales, „ein Wech­sel­wäh­ler“, den Namen von Fran­zis­kus „mit einer Häu­fig­keit nann­te, die erschau­dern ließ“, dies jetzt aber „nicht mehr so oft“ tut:

„Er hat wohl die Nase voll von der bedeu­tungs­lo­sen Rhe­to­rik der Syn­oda­li­tät und davon, von Arthur Roche her­um­ge­schubst zu wer­den. Von Fidu­cia war er ein­deu­tig nicht beeindruckt.“

Aus dem Gesamt­kon­text sei es „leicht“ vor­stell­bar, daß „eher pro­gres­si­ve Kar­di­nä­le für einen eher kon­ser­va­ti­ven Kan­di­da­ten stim­men, der die struk­tu­rel­len Schä­den der letz­ten elf Jah­re“ besei­tigt. Fran­zis­kus hin­ter­las­se ein Kir­chen­recht „mit so vie­len Löchern, daß es wie die Mars­ober­flä­che aus­sieht“, so ein Prie­ster, der an der Römi­schen Kurie arbei­tet. Die Bischö­fe sei­en nicht begei­stert über die Ent­schei­dun­gen, die ihnen auf­ge­la­stet, wäh­rend ihnen bis­he­ri­ge Rech­te genom­men wur­den. Die Diö­ze­san­bi­schö­fe müs­sen wegen Fran­zis­kus ent­schei­den, ob geschie­de­ne Wie­der­ver­hei­ra­te­te zur Kom­mu­ni­on zuge­las­sen sind, und müs­sen schau­en, daß die Fidu­cia-sup­pli­cans-Seg­nun­gen „spon­tan“ und „außer­lit­ur­gisch“ sind. Dabei ist völ­lig unklar, was das über­haupt hei­ßen soll.

„Es ist anzu­neh­men“, so Thomp­son, „daß die mei­sten Kar­di­nä­le in ihren Gesprä­chen vor dem Kon­kla­ve dar­in über­ein­stim­men, daß der näch­ste Papst jemand sein muß, der in der Lage ist, eine Not­re­pa­ra­tur zu beauf­sich­ti­gen, die die Leh­re und den Umfang der kirch­li­chen Auto­ri­tät klärt und dem Dschi­had gegen tra­di­tio­na­li­sti­sche Katho­li­ken ein Ende setzt, von denen vie­le eine oder zwei Gene­ra­tio­nen jün­ger sind als die sie belä­sti­gen­den Boomer.“

Fest steht, so der Autor, daß die Papst­wäh­ler wis­sen, daß sie „tief in die Ver­gan­gen­heit der füh­ren­den Kan­di­da­ten ein­drin­gen müs­sen“, um böse Über­ra­schun­gen zu ver­mei­den. Bereits 2021 hat­te der Kir­chen­hi­sto­ri­ker Alber­to Mel­lo­ni, Lei­ter der pro­gres­si­ven Schu­le von Bolo­gna, in der pro­gres­si­ven bri­ti­schen katho­li­schen Zeit­schrift The Tablet davor gewarnt, daß andern­falls der Super­gau ein­tre­ten könn­te, daß im Kon­kla­ve ein Papst gewählt wird, der dann, kaum daß er die Mit­tel­log­gia des Peters­doms betritt, schon über sei­ne eige­ne Ver­gan­gen­heit stürzt und der Stuhl Petri wie­der vakant ist.

Die not­wen­di­ge Über­prü­fung wer­de eine „unan­ge­neh­me Ange­le­gen­heit“ sein. Schon 2013 wäre sie aber dien­lich gewe­sen, um nicht über eine Fehl­ein­schät­zung eines Kan­di­da­ten zu stol­pern. Vie­le argen­ti­ni­sche Katho­li­ken „aus dem gesam­ten ideo­lo­gi­schen Spek­trum“ wuß­ten näm­lich „über die cha­rak­ter­li­chen Schwä­chen von Fran­zis­kus Bescheid: sei­ne zwang­haf­te Geheim­nis­krä­me­rei, sei­ne Rache gegen ande­re, sei­ne stö­ren­den Alli­an­zen und sei­ne Herr­schaft durch Angst. Aber nie­mand hat sie gefragt.“

Es sei, so Thomp­son, zwar davon aus­zu­ge­hen, daß unter den aktu­ell 127 Papst­wäh­lern kei­ner „so gemein“ ist wie Fran­zis­kus. Den­noch soll­te im näch­sten Kon­kla­ve aus­ge­schlos­sen wer­den, jeman­den zu wäh­len, der „dem Modus ope­ran­di“ von Fran­zis­kus folgt:

„Mit ande­ren Wor­ten: kein Cha­mä­le­on. Kei­ner, der unter Bene­dikt ortho­dox, aber unter Fran­zis­kus pro­gres­siv war und jetzt in die Mit­te zurück­kehrt.
Der neue Papst muß ein hei­li­ger Mann sein, der sich auf Mit­ar­bei­ter ver­läßt, die kei­nen Dreck am Stecken haben und gegen die er kei­nen Dreck am Stecken hat. Der Papst muß über jeden Vor­wurf erha­ben sein.“

Thomp­son meint, das sei auch wich­ti­ger als die Fra­ge, ob der näch­ste Papst „pro­gres­siv“ oder „kon­ser­va­tiv“ sei. Dem ist so nicht bei­zu­pflich­ten, wie er selbst schon in klu­ger Vor­aus­sicht erahnt. Thomp­son schließt sei­ne Ana­ly­se jedoch mit einer rich­ti­gen Aus­sicht für die Kirche:

„Aber wenn die Kar­di­nä­le ihre Arbeit rich­tig gemacht haben, wird der Applaus schnell wie­der ein­set­zen. Und wenn Sie genau hin­hö­ren, wer­den Sie ein ande­res Geräusch aus allen Büros des Vati­kans hören: einen Seuf­zer der Erleich­te­rung, daß das berg­o­glia­ni­che Spiel end­lich vor­bei ist.“

Text/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Vati​can​.va/​W​i​k​i​c​o​m​m​ons (Screen­shots)

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